19.04.06 - Die verlorene Tochter

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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Lurker war nervös wie ein Schulmädchen das auf den ersten Kuß durch den Motorrad Rebell wartete.
Er kratze mit einem Fingernagel auf seinen Zähnen herum, biss ab und an in seine Knöchel und hatte seinen Leib mit der anderen Hand einmal komplett umschlossen. Ab und an preßte er seinen Bauch mit den überlangen Fingern zusammen.
Er hockte auf dem schmalem Fensterbrett und starrte in ein Zimmer aus das ihm sanftes Zwielicht entgegen glühte. Die Decke war übersäht mit Punkten, die an Sterne erinnerten. Alles war in warmen Erdtönen gehalten, was durch das Licht noch beruhigender wirkte. Er war nicht zum ersten mal hier, aber er war das erstemal so nahe dran.
Beinahe wäre er, direkt in der ersten Nacht seiner Rückkehr in die Stadt, sofort hierher gelaufen und hätte an der Türe geklopft. Aber das geziemte sich natürlich nicht. Er würde ganz sicher nicht einfach wie ein odrinärer Besucher klingeln und mit ein paar Blumen und einer Flasche Wein in der Türe stehen. Er war Nosferatu, er kam nicht auf solchen Wegen als Besucher.
Außerdem war es so sicherer, immerhin wußte er selber nicht ob die Wohnung unter Beobachtung stand, oder ob er nicht Unglück über May brachte, wenn er sich unvorsichtig verhielt. Also hatte er aus der Distanz beobachtet und war heimlich immer näher gekommen.
Heute war er direkt am Fenster und heute würde er sich überwinden und endlich seine Kleine wiedersehen. Wann immer er sie gesehen hatte, von weitem, hatte er einen kleinen Freudenhüpfer in sich gespürt. Dann hatte er sich getadelt für den Gedanken das dieser Freudenhüpfer ihm seltsam blass und angefühlt hatte. Er war nur nervös, das war alles. Deswegen rumorte es so seltsam in ihm und deshalb fühlte es sich alles so anders an als vorher.
Er war überrascht gewesen zu sehen, das außer May und ihrem Kind noch ein Mädchen dort unten wohnte. Ein lebendiges Mädchen, das aber in keinsterweise wie eine Dinerin wirkte. Ob sie zur Sicherheit dort war ? Um am Tage auf die beiden Vampire aufzupassen ? Als Nahrung diente sie zumindest nicht. Aber es war nicht wichtig, nur ein Menschlein, er war hier um seinesgleichen zu treffen.
Als May dann endlich in ihr Zimmer kam und das Licht verspielt auf ihrer Haut funkelte, wischte Lurker alle Bedenken beiseite. Er benahm sich beinahe so wie vor zwei Jahren, flatterhaft, nervös, beinahe neurotisch. So wollte er ihr wiedersehen nicht haben. Er riss sich innerlich zusammen und klopfte an die Scheibe. Damit brach er den Bann, seinen Inneren, der ihn bisher hatte verharren lassen, und den der seine Umwelt bisher davon abgehalten hatte ihn wahrzunehmen.
 
Wer weiß, wieviele Nächte er ausharren mußte, in denen Meyye schon am frühen Abend aus der Wohnung verschwand um erst kurz vor Sonnenaufgang, wenn überhaupt, zurückzukehren. Wohl nur Lurker selbst. Das Zeitfenster, sie in ihrer Wohnung anzutreffen ist für die meisten Kainiten außer solchen mit hohen Werten in der Geschwindigkeitsdisziplin wohl einfach zu schmal, um sie zuhause anzutreffen, weshalb auch der einfachere Weg ist, sie anzurufen. Aber hin und wieder, selten genug eigentlich, gibt es auch Nächte, in denen sie mehr Zeit als gewöhnlich zuhause verbringt. Manchmal ist sie in solchen Nächten nicht allein, aber Lurker hat Glück. Diesmal ist sie es, noch.

Als sie ins Zimmer geht, kommt sie offensichtlich aus der Dusche. Sie hat ein Handtuch um ihren Körper geschlungen und das Funkeln kommt bestimmt von kleinen Wassertröpfchen, die ihren Versuchen, sie auszumerzen bisher erfolgreich entgangen sind. Ein kurzlebiger Erfolg, denn wenn sie nochmal über ihre Schulter wischt und kurz durch die Haare fährt dürfte es um sie geschehen sein.

Sie greift gerade zur Bürste, als sie verharrt weil es am Fenster klopft. Ihr Blick ruckt herum, und übergangslos wirkt sie aufmerksam, alarmiert, nur allzu bereit, jederzeit und auch sofort zu einem beißenden und kämpfenden, deutlich nicht wehrlosen Gegner zu werden, wie es ständig unter der Oberfläche jeder ihrer Bewegungen angedeutet wird, so entspannt sie auch wirken mag. So verharrt sie zwei Sekunden, als kein Angriff erfolgt und sie die Silhouette zu erkennen glaubt, die sich am Fenster nun zeigt. Fast zwei Jahre lang, seit dem Ende des Fluchs, hat sie ihn nun nicht mehr gesehen und sie ist sich eigentlich sicher, dass ihr überhaupt nicht gefällt, was er seither alles getrieben hat. Sie ist auch nicht sicher, wie lange ein Blutsband eigentlich hält ohne persönlichen Kontakt. Nun, es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.

Genauso schnell wie im Kampfmodus ist sie wieder entspannt und schlendert zum Fenster hinüber, um es zu öffnen. "Hallo Lurker... lange nicht gesehn." sagt sie fast so lässig wie zuvor auch immer, ihre Unsicherheit (vermutlich wegen der langen Zeit) nur durch ihre etwas unsteten Augen sichtbar, und vielleicht sogar mit einem Hauch Wärme in der Stimme. "Komm ruhig rein... aber bring vielleicht nicht zuviel Dreck mit, den ich dann verschwinden lassen muß. Sonst flippen meine Mitbewohnerinnen aus." Jaja, als würde ihr nicht auch selbst etwas daran liegen, die von Julian gestaltete Wandbemalung sauberzuhalten.
 
Ein Teil von Lurker ließ ihn sich kurzzeitig in das Fensterbrett verkrallen und seine Füße verkeilten sich seitlich im Rahmen, so das er sofort losspringen konnte, als seine Kleine für einen kurzen Moment plötzlich ein möglicher Gegner wird. Dieser Teil schätzte kurz ab wie schnell und wendig siebis zu ihm herüber kommen könnte, welchen Weg sie wohl nähme und wie er sie am besten fixieren konnte.
Doch der kurze Augenblick verstrich und außer angespannten, untoten Muskeln und einem feinen vibrieren der Nerven ließ er nichts zurück.
Es war nur May, die kleine May, die er besuchte. Gefaßt und das Kinn eine Idee trotzig nach vorne geschoben näherte sie sich dem Fenster und begrüßte ihn betont lässig.
Will sie ihre Freude damit überspielen ? Oder ist sie eingeschnappt, weil Lurker verschwinden mußte ? Ihre Stimme verriet nichts darüber das sie ihm böse wäre. Er ist ein wenig erstaunt das sie ihn so direkt auf Anhieb wieder erkannt hat, obwohl sein Outfit dem ihren viel ähnlicher geworden ist als das was sie von ihm kannte. Aber eigentlich war es ja auch logisch, wieviele vom Clan der Verborgenen mochte sie wohl kennen ?

Guten Abend May... ich kann ja einfach hier hocken bleiben... Tut mir leid das ich so abprubt weg mußte, ich bin froh dich zu sehen. Ist es dir gut ergangen ?.. Ich...bin wieder da..

Solange er noch auf der Fensterbank hockte, konnte er nichts schmutzig machen. Aber er wunderte sich schon ein wenig das sie sich darum sorgte. Ihre Mitbewohnerinen ? Ihr Kind und der Mensch. Nun, wenn sie es sauber haben wollte...
Wenn sie nahe genug zu ihm herankam, würde er wieder zu einer dieser kurzen, vorsichtigen Berührungen ausholen und ihre Hand streicheln, schnell und sachte wie ein Fliegenbeinchen.
 
Eigentlich kann sie ihn sowieso erst richtig anschauen, als sie nahe genug ist um auch das Fenster zu öffnen. Und tatsächlich ist es wenig verwunderlich dass sie auf ihn kommt... wer sonst würde schon hier anklopfen anstatt durch die Tür zu kommen. Dazu hat der Umriß Lurkers einfach etwas, das es äußerst schwer macht, ihn mit anderen Menschen... oder Humanoiden zu verwechseln.

"Wenn du willst." sagt sie einfach zu seiner Platzwahl, während er ihre Hand berührt. Aber das kennt sie ja schon. "Mach dir keinen Streß, ich versteh schon dass du wegmußtest... haben sie dich gejagt? Wo bist du hin?" Schon interessante Fragen, aber nur die Einleitung für die eine, die sie interessiert: Bist du immer noch mit dem Sabbat zusammen? Und kann ich es dir noch verbieten, wenn ich will? Soll ich das überhaupt? Oder könntest du mir auch Dinge sagen, die sich gegen deine neuen 'Freunde' verwenden lassen und mir das Wohlwollen der Camarilla zurückbringen? Will ich dich überhaupt so benutzen? Verdammt, der Druck von oben macht mir echt zu schaffen, wenn ich schon an sowas denke...

Ja, und wie ist es ihr ergangen? Es ist soviel passiert in diesen zwei Jahren, Gutes und Schlechtes, Dinge die sie nicht preisgeben will und solche, die sie nicht verraten kann. Also beläßt sie es am besten bei einer Zustandsbeschreibung. "Mir gehts gut. Naja, der neue Seneschall und Sheriff Kätzchen ziehen ein bißchen die Daumenschrauben an, aber damit komm ich schon klar. Der Käfig der mich halten könnte ist noch nicht erfunden." Ja, richtig gehört, Vereinigte Bonzenschaft Finstertals! Meyye nagt bereits an den Gitterstäben!

"Hm... und du bist jetzt wieder hier?" fragt sie ihn nach einer kleinen Pause und sieht ihn an, fragend: Warum eigentlich? Hier ist nicht gerade das beste Pflaster für Sabbat-Überläufer. Genausowenig wie für rebellische Gangrel, aber die haben ihre Gründe, Dinge die sie woanders nicht finden und die ihnen unendlich wertvoll sind. Bist du etwa wegen mir hier?
 
Nach der kurzen berührung lächelt Lurker und sein Blick geht für eine Handvoll Herzschläge ins Leere. Fremde Herzschläge allerdings. Dann setzt er sich tatsächlich bequemer hin, lehnt sich mit dem rücken gegen die Wand und damit quer zu Mays Fenster. Er winkelt die Beine an und umschlingt sie mit seinen Armen.

Nein, sie haben mich nicht wirklich gejagt... Aber ich hatte das Vergnügen mit so einem verdammten Inquisitor. Ein sehr unangenehmes Verhör. Aber das ist lange her.

Einen Augenblick sieht er schreckliche grüne Augen vor sich.

Wir wollen sie nicht verlieren Lurker

Geschwalle, hirnloses Gelaber. Ahnungslose uralte, vertrocknete, belebte Leichen, allesamt.
Seine Gedanken beruhigten sich aber sofort wieder.

Ich war im Osten, da ist mir... das hier passiert, weißt du ? Ich war sozusagen Zuhause...

Sein Tonfall verrät das er sich ein `Zuhause´anders vorzustellen schien als das was er dort hatte. Als sie von ihrem Ärger sprach, runzelte er die Stirn.

Undankbares Pack...

Das flüsterte er leise, aber dennoch hörbar. Zu May gewandt sprach er mit einem besorgtem Timbre in der Stimme.

Ich verstehe was du meinst... es ist alles ziemlich ungerecht, oder ? Aber ich kenne den Sheriff, wenn du es willst rede ich mal mit ihr. Vielleicht kann ich etwas für dich tun dort.

Ein schaurig schartiges Lächeln lugte aus dem Schatten der Kapuze hervor als Lurker zufrieden nickte auf ihre letzte Frage.
In der Tat, er war zurück und es mochte überraschend sein, an seinem ursprünglichem Auftrag hatte sich weniger geändert als man vermuten würde. Wenn man überhaupt vermutete das Lurker ein besonderes Motiv hatte in dieser Stadt zu sein.
 
Überrascht sieht sie ihn an, als er einen Inquisitor erwähnt. Ob er wohl einen Archonten meint? Wie zum Teufel hat er es gemacht, dass sie ihn da jemals wieder rausgelassen haben? Nach dem Staunen verdüstert sich ihr Gesicht etwas, als sie an ihr eigenes Erlebnis mit Archonten, Justikar und Seneschall denkt. Besonders der Archont. "Ja, so ein Erlebnis hatte ich auch..." sagt sie nur und es ist hörbar was sie davon hält.

Seine Entscheidung wie und wo er verbleibt, kommentiert sie nicht. Sie hat es ihm nicht wirklich verboten, hereinzukommen, aber er war schon immer so zurückhaltend. Vielleicht hätten sie auch ohne Blutsband Freunde werden können. Plötzlich muß sie an Schleicher denken, mit dem sie auf dem besten Wege dazu war. Bis ihn der Fluch dahingerafft hat. Naja, das gehört jetzt wirklich nicht hierher.

Sie dreht sich um, geht zum Kleiderschrank hinüber. Obwohl ihr auch bei offenem Fenster nicht mehr zu kalt werden kann, will sie nicht die ganze Nacht im Handtuch rumrennen, noch dazu wo sie sicher irgendwann noch das Haus verlassen wird. Die Nächte, in denen sie einfach in ihrer Zuflucht bleibt, können auch nach zehn Jahren an einer Hand abgezählt werden. "Zuhause... mhm..." macht sie nur, denn sie könnte sich nicht vorstellen, je wieder dahin zurückzukehren wo sie vorher lebte. Weder Kenia noch München. Aber das ist wohl für jeden anders.

Dann zuckt sie die Schultern, während sie noch nach ihrer Garderobe für die Nacht sucht (ein Blick in den Schrank zeigt viel Jeans, Leder, Shirts, Jacken... wenige Pullover oder dickere Sachen. Turnschuhe und Sandalen, fast nur völlig flache Absätze). "Was ist schon gerecht." zeigt sie sich geradezu philosophisch. Dann wendet sie sich wieder ihm zu und sieht ihn stirnrunzelnd an. "Wenn du sie kennst, müßtest du es auch besser wissen als mit ihr reden zu wollen." meint sie. "Ist ja nicht jeder so ein subversives Element wie ich, und Cat schon gar nicht."
 
Lurker sieht sie lange und besorgt an, als er bestättigt bekommt das auch sie sich mit einem dieser widerlichen Archonten auseinander setzen mußte. Eigentlich hatte er sich schon gedacht das einige andere der `besonderen´Einwohner der Stadt vor diese Vampir KGB Imitation geschleift worden waren.

Tut mir leid... es ist widerwärtig wie die in einem herumpuhlen. Ich hoffe sein Gehirn verottet ihm im Schädel...

Es gab für ein Mitglied seines Blutes wohl nicht schlimmeres als wenn jemand ihm die Geheimnisse stahl.
Vor allem nicht wenn das die Reaktion auf ihre Bemühungen war hier das sinkende Schiff zu retten.

Diese komischen Brüder haben sich doch die große Gerechtigkeit auf die Fahne geschrieben. Reisen durch die Lande und spielen sich als Richter auf, bei Dingen von denen sie überhaupt keine Ahnung haben. Deren einziges Problem ist doch wohl das sie sich ihre Hexenprozesse zurück wünschen. Ich bin sicher die haben damals schon in der ersten Reihe gestanden, alt und verknöchert genug sind die ja.

Sein Tonfall war gallig und ätzend. Die Sache war einfach ungerecht. Immerhin hätten sie ja auch den Kopf in den Sand stecken können, wie die älteren Vampire in der Stadt. So wie auch sein Erstgeborener, der seine Quittung dafür bekommen hatte.
Meyyes Reaktion auf den Sheriff nahm Lurker ein wenig schmunzelnd entgegen. Wahrscheinlich war es mehr ihre Abneigung gegen das Amt des Sheriffs und die Tatsache das ein Mitglied des eigenen Blutes, das May lieber wild und frei sehen wollte, sich in dieser Funktion übte, die er hier zu hören bekam. Er lachte leise, es klang als kratzte man mit einer Blechdose über den Bürgersteig.

Meine kleine Dame... du hast ein Problem mit Authorität. Nicht mit CAT an sich... kann das sein ?

Auch wenn sein Ton ein wenig spöttich war, so war es gut gemeinter Spott, ein freundliches Aufziehen, keine Provokation, zumindest keine bösartige.

Ich habe den Sheriff vor allem als eines kennengelernt. Als sehr proffesionell und weniger konservativ denkend als viele andere der sauberen Bande die sich hier Vampir schimpft. Die Lady hat Schneid und es war ein Vergnügen mit ihr zu arbeiten. Vielleicht grüßt du sie mal von mir.

Er fand es seltsam, das May innerhalb ihres eigenen Clans zu kämpfen schien. Aber er wußte wie es war in dieser Gruppierung. Täglich mußte man nach oben kriechen und unterwürfig sein und nach unten treten. Vielleicht konnte sie keine wirklichen Freunde haben ? Vielleicht war er alles was sie hatte ? Der Gedanke machte ihn traurig, aber damit wurde es um so wichtiger das er ihr half.
 
"Kannste laut sagen." stimmt sie seinem frommen Wunsch zur Gesundheit des Archonten zu, der eigentlich in diesem Moment Kopfschmerzen bekommen müßte, würde sowas wirken. Naja, vielleicht wenn es ein Tremere wäre, der es ausspricht... wer weiß. Sie winkt ab, obwohl oder vielleicht weil sie einen bitteren Zug um die Mundwinkel hat. "Was soll's... wann war es je anders als dass die das Sagen haben, die den meisten Staub auf dem Kopf gesammelt haben, ob sie wissen was sie tun oder nicht."

Wobei ihr das eigentlich egal ist wer wo den Chefsessel besetzt... nur sollten die Bonzen sich halt mal ein bißchen Gehirn zulegen, nicht auf ihre bescheuerten Regeln pochen egal was war und vor allem sie in Ruhe lassen. Dann könnten eigentlich alle in Frieden mit- oder ohne einander vor sich hin unleben. Was nun Cat angeht und Authorität, hebt sie die Brauen und sagt erst: "Und du bist sicher, dass das nicht dasselbe ist?"

Ist er offenbar. "Wir reden aber gerade von der selben Cat, oder?" fragt sie halb spöttisch und halb wirklich etwas stutzig zurück, während sie noch überlegt, ob sie sie tatsächlich von Lurker grüßen soll... im schlimmsten Fall wird sie dann als Sabbat-Spionin abgemurkst. Andererseits gäbe das dann vielleicht Krieg mit den Garou. Sie könnte es wohl riskieren. "So wie ich das sehe paßt sie verdammt gut in Chefetage der Stadt... ich hätt viel weniger Probleme mit ihr, wenn sie keine mit mir hätte. Ich hab nicht damit angefangen." Das glaubt sie jedenfalls.

Damit dreht sie sich mal wieder um und greift entweder wahllos in den Schrank oder hat sich schon vorher ausgesucht, was sie anziehen will. Kurz zögert sie bei dem Gedanken, dass sie ja einen Beobachter hat.. dem ihr Körper vermutlich noch weniger bedeutet als ihr die Frage, ob er etwas sieht oder nicht. Trotzdem... "Kannste mal kurz wegschaun?" fragt sie nach hinten, ohne hinzusehen und löst die Verknotung, die das Handtuch bisher gehalten hat. Während sie sich anzieht, fragt sie: "Was hast du jetzt eigentlich vor hier in Finstertal? Du bist jetzt der einzige Nosferatu hier, richtig?"
 
Mehr als ein Nicken und ein übermütiges Grinsen aus dem Schatten der Kapuze hatte Lurker zu dem Thema Ahnen nicht beizusteuern. Sie sah das ganze wohl im grunde wie er, wenn man sich einem Anderen unterordnete, dann aus besseren Gründen als nur dem, das er schon mit König Arthus zusammmen Golf gespielt hatte.
Sie hatten ja gesehen wie tapfer die `Chefetage´war, als in der Stadt richtig der Haufen dampfte. Da hatte man die `dummen Kleinen´alles regeln lassen.

Mays Ablehnung gegen CAT schien allerdings mehr zu sein als eine einfache asympahtie. Lurker lüpfte erstaunt eine Braue. Dieser Clan war berüchtigt dafür das seine Ahänger eher Einzelgänger waren, aber deswegen konnte man sich zumindest höflich ignorieren.

Sie gehört nicht zu DENEN dazu May... sie empfängt nur Befehle. Genau wie mein Erstgeborener in dieser Stadt auch nur ein Kettenhund war... Ich schätze mal sie ist aufgrund ihres Amtes weniger frei als die anderen Vampire in ihrer Knechtschaft... ein Tier im Käfig... aber du mußt sie ja nicht mögen, ich respektiere sie dafür wie sie Arbeit erledigt. Mehr nicht.

Er würde sich davor hüten ihr irgendwelche Ratschläge zu geben. Denn dann würden sicher sofort alle Jalousien runter gehen. Wenn er aber einfach nur seine Meinung sagte, dann würde sie vielleicht darüber nachdenken was er sagte. Wenn ihr das dann noch half zurecht zu kommen, dann war es ihm nur recht.

Auf ihre Bitte hin schwang er seine Beine aus dem Fenster und ließ sie herausbaumeln. Er stützte sich auf die Handballen und blinzelte in die Nacht hinaus. Es kam ihm gar nicht in den Sinn das es Unsinn war sich umzudrehen, Meyye wirkte so sehr wie ein wirkliches Mädchen, das er sich automatisch wie ein wirklicher Mann benahm und nicht daran dachte wie absurd das war.
Auf ihre Frage hin seufzte er leise. Nein, er war nicht mehr alleine.

Nein... ich habe noch einen Clans Bruder aus Prag mit hierher gebracht. Ein junger Nosferatu... Vielleicht lernt ihr euch mal kennen bei Gelegenheit.
 
Mehr oder weniger höflich zu ignorieren ist eigentlich Meyyes Stärke... nur hat halt die Umwelt manchmal andere Pläne, und die gefallen ihr nicht unbedingt immer. Dass Lurker nun die hiesige Erstgeborene ihres Clans verteidigt, ist ihr ziemlich suspekt. Ob er sie auch von den Seiten kennt, die sie zu sehen bekommt? Vielleicht sollte sie ihm mal erzählen von dem erzwungenen Blutsband und solchen Sachen... wobei ihr aber gerade einfällt, dass genaugenommen das gar nicht Cats Idee war. Befehlsempfängerin... Tier im Käfig... hm. Aber irgendwie kann Meyye nicht glauben, dass frau Sheriff wird ohne sich um den Job zu reißen.

Sie sagt nichts zu diesen Ausführungen Lurkers, und das kann er schonmal als Fortschritt verbuchen. "Alles klar." signalisiert sie das Ende der Tabuzeit, als sie fertig ist und die für sie so typische 'Ausgehuniform' in verwegen/abgerissen anhat. Damit schlendert sie wieder zum Fenster und nickt, als er von dem neuen Clansbruder erzählt. Aber seine Worte bedeuten auch, dass es Schleicher ganz bestimmt nicht mehr gibt. Das bedauert sie. "Ja, bei Gelegenheit." Aber vielleicht will ich das gar nicht, wenn der auch beim Sabbat ist.

"Okay... und jetzt Klartext. Was soll der Scheiß mit dem Sabbat und diesem Tzimmie? Du hast ja grad so getan als wär er dein großer Bruder, oder noch mehr. Weißt du eigentlich was die getan haben? Hat nicht dein Dimitri auch die Glocke geläutet? Und komm mir nicht damit, dass die Camarilla auch nicht besser ist... die sind vielleicht Arschlöcher und haben auch kein Herz, aber ihr blöder kleiner Selbstschutz hat auch für die Menschen was gutes. Dein Kumpel scheißt drauf und darum kann er auch was erleben, wenn ich ihn das nächstemal seh. Kein kleiner Waffenstillstand mehr."
 
Out of Character
Aber immer doch Kittie CAT ;)


Als sie ihm bescheid gibt, hebt er die Beine wieder an und rutscht einmal komplett herum. Beinahe hätte er seine Beine nun zur anderen Seite in das Zimmer gehangen. Ein kurzer Blick auf die vor Kanaldreck starrenden Sohlen ließ ihn das aber überdenken. So winkelte er sie an und hockte nun im Schneidersitz vor Meyye, den Kopf in seine Handflächengestützt.

Als sie ihn wegen Dimitri anfährt und ihm eine Standpauke hält mußte Lurker beinahe auflachen. Das war eine offene und ehrliche Reaktion, ein wenig weltfremd, aber es kam vom Herzen. Sie meinte es aber sehr ernst damit und wäre sicherlich verletzt wenn er sie deswegen auslachte.
Sie hatte ein Recht darauf ernstgenommen zu werden.

Klartext... ? Gut... Klartext...

Er hielt das Schmunzeln das sie nicht sehen konnte aus seiner Stimme herraus.
Als er dann fortfuhr fiel ihm das nicht mal sonderlich schwer, immerhin war es durchaus ein ernstes Thema.

Oh May... ersteinmal denke bitte nicht so in festgelenkten Bahnen. Du willst mit der Gesellschaft der Camarilla nichts zu tun haben... und bist dennoch ohne es zu merken in manchen Dingen so stark geprägt.

Nur eine kurze Pause um die Gedanken zu ordnen. Er veränderte seine Position noch ein wenig auf der Fensterbank

Es ist zum einen richtig das es mehrere Seiten gibt, nicht nur die Camarilla, ja. Und ich habe Kontakte zu anderen Parteien. Sowohl zum Sabbat, als auch zu ganz Unabhängigen Vampiren und ich verrate dir etwas, die meisten sind nicht besser oder schlechter als jeder andere Untote den ich kenne. Und ja, es geschehen grausame Dinge im Sabbat. Aber so ungerne du das hören willst, in der Camarilla geschehen diese Dinge auch. Nur das die einen so ehrlich sind das ganze zuzugeben und die anderen nicht.

Das war keine Anklage, so wie er es sagte, es war einfach so. Die feinen Herrschaften der Camarilla brachen jeden Tag den Geist und den Willen der Menschen, zwangen sie in die Sklaverei, behandelten sie würdelos, schickten sie in den Tot für ihre Ziele, manchmal auch aus langeweile.
Aus Lurkers Kapuze funkelten seine schmutzig grauen Augen hervor. Sie hatte damit angefangen und sie wußte um die Wahrheit, jetzt mußte sie sie auch ertragen.

Die Maskerade schützt die Menschen nicht. Sie lullt sie nur ein. Der größte Trick des Teufels war es.. die Menschen glauben zu machen es gäbe ihn gar nicht. Schon mal gehört ? Solange sie nichts von uns wissen, solange werden sie nicht gegen uns kämpfen, werden uns nicht vom Angesicht der Erde fegen, dazu dient die Maskerade. Die Menschen sind nur Futter, egal auf welcher Seite du stehst. Keiner in der Camarilla schert sich um sie, aber es klingt viel besser wenn sie vom wohle der Menschen sprechen.

Was er verabscheute war die große Lüge, nicht die einfache Tatsache das die Menschen getötet wurden.

Weißt du was das wirklich Schlimme ist May ? Wir sind alle nicht besser...
 
Meyye verschränkt die Arme vor der Brust, nachdem sie ihren Text losgeworden ist und sieht Lurker an als hätte sie ihn mit der Hand in der Keksdose erwischt. Sie kann sich schon denken was jetzt kommt. Dieses amüsierte Glitzern, das sie kurz in seinen Augen erhascht, kommt für sie nicht unerwartet. Du hältst mich für naiv, aber du bist derjenige der sich mit Massenmördern in einen Sack schmeißt. Wie naiv ist das denn?

Was festgelenkte Bahnen angeht, hat er unrecht, jedenfalls denkt sie das, aber sie unterbricht ihn nicht. Immerhin überrascht er sie damit, als er angibt zu vielerlei Seiten seine Kontakte zu haben. Ja, aber auch so... sie hat ja gesehen, dass der Sabbat nicht nur einer von vielen sind, sondern die Seite auf die er sich gestellt hat, ob er das jetzt genauso sieht oder nicht. Ohne mit der Wimper zu zucken nimmt sie hingegen hin, dass er nicht wirklich einen Unterschied zwischen den Sekten und ihrer Art, mit Menschen umzugehen, macht. Soweit nichts Neues. Immerhin versteht sie, was er mit der Lüge meint, dem Betrug. Aber was wäre die Alternative?

"Doch. Manche sind besser." sagt sie am Ende und schaut ihm direkt in die Augen, mit einer Entschlossenheit die sich seit Dezember gefestigt und verstärkt hat, dem starken Wunsch dass sie selbst es ist, von der sie gerade spricht. "Manche bemühen sich wenigstens, mehr Mensch zu bleiben als Monster. Und eins ist sicher, im Sabbat wirst du die nicht finden." Was bedeutet das für dich, Lurker?

Ist das der wahre Grund, warum sie so feindselig ist gegenüber Dimitri? Warum sie den Verstand ausgeschaltet und die Krallen ausgefahren hat als sie sich zum erstenmal sahen, obwohl es wichtigere Dinge gab, um die sie sich hätten kümmern müssen? Vielleicht hat sie in ihm, in dem was sie von ihm wußte, einfach all das gesehen was sie gehaßt hat... instinktiv erkannt wes' Geistes Kind er ist und dahingehend reagiert. Vielleicht ist das auch immer noch ihr Motiv.

"Ich bin ganz bestimmt nicht in der Camarilla, weil ich sie für tolle Menschenfreunde halte. Ich hab dir mal geschrieben, die Camarilla ist das kleinere von zwei Übeln, und so isses auch.. nicht mehr und nicht weniger. Die Menschen interessieren unsere Bonzen da oben einen Dreck. Aber trotzdem haben sie es unter denen immer noch besser als in dem, was der Sabbat haben will. Oder nicht? Meinst du vielleicht, Dimitri interessiert sich für sie? Menschen sind mehr als Futter. Verdammt, wir haben es sogar noch in der Hand ob wir sie wirklich verletzen oder nur ein wenig anzapfen! Es muß keinen Krieg geben an dessen Ende dann für eine von beiden Seiten jede Hoffnung vorbei ist..."
 
Lurker sah sie an und seine Körperhaltung verlor jeden Spot, jede Schärfe. Sie glaubte ja auch nur an das was sie sagte und hatte wahrscheinlich eine Heidenangst vor der Wahrheit. In diesem Augenblick haßte er plötzlich wieder alles was man aus ihnen gemacht hatte.
Sie beide waren einmal Menschen gewesen, bevor die Monster sie einfach aus der Schafsherde gerissen und in ihre eigenen Reihen gesteckt hatten, wo sie nun jede Nacht ihre makaberen Tänze aufführen mußten.
Ganz kurz flackerte in ihm die Sehnsucht auf, er möge eines Nachts nicht aus der friedlichen Schwärze gerissen und in diese verfluchte Existenz geschleudert werden, sondern einfach ruhig weiter liegen bleiben, tot bleiben. Aber in ihm wallte bei dieser Idee plötzlich wieder die Schwärze auf, als schüttete man Tinte in Wasser. Er wollte nicht aufhören zu existieren, er wollte nicht der Vergessenheit anheim fallen.
Sie mußte nun einmal damit zurecht kommen was sie waren.

Ja.. manche spielen sich sogar erfolgreich vor sie wären Menschen... du hast recht. Aber irgendwann kommen sie alle zu dem Punkt an dem sie sich nicht mehr verleugnen können May. Irgendwann trinken sie Blut. Aber Menschen trinken kein Blut May... Menschen fürchten das Sonnenlicht nicht.

Er wollte ihr keine Predigt halten, am liebsten wäre es ihm wenn sie den Rest ihrer Existenz genauso verbringen konnte wie sie es sich wünschte. Aber er hatte die Menschen und das Leben auch einmal verehrt und als höherwertig eingestuft als sich selber und es hatte ihn Jahrelang, Jahrzentelang gequält, ausgehöhlt und beine zerbrochen. Wenn er ihr das ersparen konnte durch seine Erfahrung, dann war er zumindest verpflichtet ihr zu erzählen wie die Sache wirklich aussah. Er klang müde und freundlichlich als er sprach.

Die Wahrheit ist aber May... wir sind keine Menschen. Wir sind es nicht. Wir empfinden nicht wie sie, alles was ihnen etwas bedeutet ist für uns nur hohle, dumpfe Erinnerung. Das einzige das uns befriedigt ist Blut. Das Trinken ist es das uns völlig ausfüllt. Du kannst tausenden Freuden und Ablenkungen folgen und dich dabei sogar daran erinnern das dir das einmal gefallen hatte. Aber wenn du dann wieder zu dem Punkt kommst wo du trinken mußt, dann kannst du nicht verleugnen das dies das einzige ist das sich wirklich und wahrhaftig gut und richtig anfühlt. Das du nur davon immer mehr willst, das du an dich halten mußt um aufzuhören. Und diese Erkenntnis meine Kleine, hat nichts damit zu tun zu welcher Gesellschaft man sich aufhält.

Sie wollte die betäubende Decke die von der Camarilla über alles gelegt worden war nicht abwerfen. Er konnte merken wie sie sich sperrte. Wie sich sich abwenden und alles leugnen wollte. Einfach wegsehen.

Aber May... glaubst du denn wirklich die Menschen würden mit uns koexistieren wollen ? Sie fürchten sich vor uns. Wir ernähren uns von ihnen. Wenn sie von uns wüßten, wenn sie es könnten, dann würden sie uns vom Angesicht der Erde fegen. Mit Flamme und Schwert, das würden sie tun, das haben sie schon einmal getan. Wenn die Antwort darauf sein soll das man alles in eine große Lüge taucht, dann kann ich mich dem nicht anschließen. Die Camarilla ist kein `kleineres Übel´, sie ist das Joch aller Menschen und gleichzeit auch das aller Vampire die in ihr leben. Wenige Uralte haben die Macht über alle anderen.

Dann kehrte plötzlich ein kleiner Teil der guten Laune zurück und sein Augen funkelten wieder auf. Ein Lächeln tauchte aus dem Schatten auf.

Aber glücklicherweise tanzt mein Clan ohnehin auf allen Hochzeiten gleichzeitig, das verschafft uns einzigartige Einblicke...
 
Er hört ihr nicht zu. Er hat sich seine Meinung gefaßt und die hat ihn zum Sabbat geführt... das wundert sie jetzt nicht mehr. Sicher hat er mit so einigem recht was er sagt, aber das sind Dinge, die jeder Vampir eher früher als später realisiert... dann kommt es nur noch darauf an, wie sie damit umgehen. Was fangen sie an mit ihrer neuen Existenz? Halten sie an ihrer Menschlichkeit fest oder fallen sie dem Tier in die Arme? Nehmen sie all die schlechten Seiten oder behalten sie auch ein paar gute? Sind sie verflucht oder werden sie zum Fluch?

"Die Wahrheit." Ihre Stimme und ihr Gesichtsausdruck sind verbittert, viel mehr als es in einem so jungen Gesicht sein sollte, voller Schmerz den sie sonst immer so gut mit ihrer Wut und ihrem Trotz maskiert, ungenügend zwar, aber immerhin. Ihre Stimme ist nur noch halblaut. "Die Wahrheit ist gar nicht so wichtig wie das, was du daraus machst. Ist das etwa deine Schlußfolgerung? Wir sind keine Menschen, also können wir die Zügel schleifen lassen, und können das Monster werden von dem uns jeder sagt dass wir es sind? Ahnen, hemmungslose Sabbat-Vampire, das Tier, die haben recht? Einfach aufgeben, nicht mehr kämpfen? Der Fluch als Ausrede dafür, dass wir andre leiden lassen obwohl wir anders könnten?" Sie verengt die Augen und ballt die Fäuste. "Und der Fluch ist immer noch eine verdammt billige Ausrede! Ist natürlich verdammt bequem, sich zurückzulehnen weil wir ja angeblich sowieso keine Chance haben, gegen das Tier. Aber wir können immer noch anders, wenn wir wollen!"

Mit einer Handbewegung wischt sie einen anderen Teil seiner Argumente weg und geht ein paar Schritte in den Raum hinein. "Die Menschen sind keine Engel, trotzdem sind die meisten nicht so schlecht wie du sie machen willst. Ich kann dir schon sagen warum es nicht klappen würde, mit ihnen offen zusammenzuleben... weil die meisten Kainiten eben meinen, was Besseres zu sein und sich nie auf die Stufe herablassen würden... wieder mit denen auf gleicher Augenhöhe sein zu müssen, die sie selber mal waren." Sie schaut Lurker in die Augen. "Und wenn du sagst, du bist was Anderes, dann meinst du damit: was Besseres. Spitze der Nahrungskette, wozu Rücksicht auf das Futter und den ganzen Quatsch, so ist es doch, oder?"

Während sie geredet hat war das Ansteigen ihrer Wut gegen all die Dinge, von denen sie sich unterdrückt sieht, wieder angestiegen und sichtbar geworden. Das Tier, die Bonzen der Camarilla, der Sabbat... alles ein und derselbe Gegner, der sie hinunterziehen will in eine Welt, zu der sie nicht gehören will. Jetzt wird sie wieder ruhig und senkt den Blick. "Es tut mir leid, Lurker. Ich wollt dich nicht so anfahren. Aber ich hoffe, ich hab noch genug Schneid mir den verdammten Sonnenaufgang anzusehen wenn ich je so werde wie..." Sie beendet den Satz nicht.

Da stehen sie, Närrin mit Scheuklappen und Narr der zuviel gesehen hat, in der Wüste unter einem falschen Sternenhimmel.
 
Mit schräg geneigtem kopf hörte er ihr zu und erkannte wie jung und führungslos sie war. Er wußte nicht wie lange May schon verflucht war, aber es konnte nicht lange sein, denn er spürte das sie sich tief in ihrem Inneren immer noch für einen Menschen hielt.
Sie dachte das sie immer noch einer sein könnte. Vielleicht dachte sie sogar das sie wieder einer werden würde, wenn sie sich als Vampir nur menschlich genug benahm ?
Aber sie waren nicht Pinocchio. Es gab kein Happy End, keine gute Fee würde kommen und sie zu Menschen machen wenn sie nur artig genug waren. Tiefe traurigkeit lag in seinen Augen. Vielleicht brach May deswegen ihre Verwünschugen ab und entschuldigte sich.

schon in Ordnung... ich verstehe dich...

Er lächelte und lies die Schultern hängen.

Aber ich vermute das die Gefühlslosigkeit der Ahnen ein Resultat davon ist, das ihre Gefühle ständig unterdrückt haben. Verstehst du was ich meine ? Aber ich bin nicht hier um dir irgendwelche Ratschläge zu geben. Du wirst nur sehen das die Zeit dir einen anderen Blick auf einige Dinge erlauben wird. Es ist nur so das immer andere leiden durch uns May, egal wie sehr wir uns anstrengen. Und das ist nicht nur bei uns so. Die Menschen machen es mit ihrerm Futter nicht anders.

Er fragte sich ob er den Mut hätte sich dem Sonnenaufgang zu stellen. Könnte er es ? Wenn er genug hatte ? Wenn die Last tausender Leben und etlicher Jahrhunderte ihn erdrückte, wenn er irgendwann nichts weiter wünschte als das alles aufhörte, würde er es dann tun können ? May war nun sehr erschüttert. Vielleicht tat ihr ein Themenwechsel gut ?

Ich bin vor einiger Zeit noch unterwegs gewesen als die Morgendämerung begonnen hatte. Wir sind am Rande des Sonnenaufganges entlang geflüchtet.

Seine Stimme klang so als wäre das ein Abenteuer gewesen. Obwohl er sich deutlich an das Entsetzen erinnerte das ihn ergriffen hatte, als das erste dämmrige Licht den Nachthimmel zerriß, war es doch irgendwie ein besonderer Kick gewesen.
 
Und er glaubt wirklich, er tut ihr einen Gefallen mit dieser Belehrung. Dabei ist doch genau das der Hauptgrund dafür, dass sie mit anderen Kainiten eigentlich sowenig wie möglich zu tun haben will... wandelnde Beispiele für seine Einstellung hat sie schon genug gesehen, sie braucht sie nicht mehr in Worten zu hören. Mag sein, dass es nicht so einfach ist, Ahnen und Tier in einen Topf zu werfen, aber es sind nur Motive anders und Methoden ähnlich. Das Tier kann sich auch hinterrücks anschleichen und dann im Nacken sitzen. "Wir sind keine.. Monster die nur Leid verursachen." sagt sie leise, im Tonfall der ihr eigenen Sturheit. "Wir können mehr sein."

Allmählich hat sie ebenfalls genug von diesem Thema. Es weckt nur neue Zweifel, wenn sie einen Kainiten sieht der ihren Weg, den sie einschlagen will, aus vollem Glauben als nicht gangbar ansieht. Sein Satz über den Sonnenaufgang läßt sie eine Braue heben. Wechsel, gut... aber irgendwie scheint ihr, so zwanglos wie früher werden sie sich nicht mehr unterhalten können ab heute nacht. "Nettes Gefühl, hm?" sagt sie trotzdem und gibt sich Mühe, kurz zu schmunzeln. "Seit ich in der Erde versinken kann hab ich das ein paarmal getan bisher... einfach draussen stehenbleiben bis die Helligkeit im Osten zunimmt, das Gesicht prickelt und du unruhig auf jede Sekunde lauschst. Naja, ohne dass man sofort entkommen kann ist das vielleicht noch ne Ecke härter."

Ihr kommt plötzlich der Gedanke, dass sie wahrscheinlich gelogen hat.. dass sie gar nicht mehr auf diese Weise ihrem Unleben ein Ende setzen könnte, selbst wenn sie wollte. Irgendwann würde das Tier sie in die Erde zwingen. Außer natürlich, sie ist irgendwo mitten im Beton, dann könnts knapp werden. Morbide eigentlich, dass sie sich überlegt wie sie das Tier überlistet wenn sie mal sterben wollen würde...
 
Natürlich ist sie trotzig, auch wenn sie leiser wird. Sie wäre sonst nicht sie selber. Sie will nichts von dem akzeptieren das er ihr erzählt, sie will lieber glauben was sie sich zurecht gelegt hatte.
Lurker hoffte das es ihm möglich sein würde ihr zu helfen wenn es begann sie innerlich zu zerütten. Es waren schon schreckliche Dinge um sie geschehen und es würde immer Leid geben in ihrer Existenz, denn sie kämpfte einen verzweifelten Kampf gegen den Fluch der auf ihr lag. Aber war das nicht verständlich ? Es war erschreckend was aus ihnen wurde, sie alle waren einmal Menschen und dann wurde das aus ihnen gemacht was sie heute waren. Warum ? Woher kam dieser Fluch ? Wie lange war die Welt schon so ? Alles Fragen auf die man keine wirklichen Antworten fand. Also klammerte man sich voller Furcht an irgendetwas, damit man nicht unterging. Meistens versuchte man einfach weiter zu machen wie bisher. Zumindest so ähnlich.
Er war selber froh das sie auf den Themenwechsel einging.

In der Erde versinken ? Ich habe ja schon gehört das einige von uns, speziell die deines Clans, manchmal gerne vergraben in der Erde den Tag verbringen, aber wie passiert das ? Ich meine, öffnet sich der Boden ? Einfach so von selber ? Oder wird er weniger fest, so wie Schlamm ?

Er klang regelrecht begeistert, er war immer wieder fasziniert davon zu welchen Dingen sie fähig waren. Dimitri beherschte das Fleisch, er beherschte die Wahrnehmung anderer und May schien einen besonderen Kontakt zu ihrer Umwelt zu haben. Seltsam, wo sie doch eigentlich ein `unnatürliches´Wesen war.
 
Und obwohl sie sich teilweise so nahe waren und sind, bleiben sie sich fremd und werden immer fremder. Sie zumindest empfindet es so, aber sie hätte es auch von vornherein wissen können. Trotz Blutsband bleibt Lurker wer er war und ist, wahrscheinlich denkt er sogar, ihr einen Gefallen zu tun wenn er sie von ihren 'Illusionen' heilen kann. Soll er. Sie weiß es besser. Für sie ist greifbar, was er für einen selbstgeschaffenen Mythos hält der nach und nach zerbröckelt. Sie wünschte sich nur, es gäbe einen Weg, ihm zu zeigen wie unrecht er hat. Ihr fällt nur nicht ein wie, ohne ihm mehr Vorschußvertrauen zu geben als er nach seinem Anschluß an den Sabbat verdient hat. Sie würde Tatjana und Julian in Gefahr bringen.

Also läßt sie es. Ein nettes kleines Gespräch über dies und jenes ist genau das Richtige, um solche Gedanken zu zerstreuen. Netter Versuch. Sie antwortet trotzdem: "Naja, es ist bestimmt kein Vergraben, könnte zwar funktionieren, hab ich aber nie ausprobiert... die Erde öffnet sich nicht und wird auch nicht weich. Es ist mehr... ein Verschmelzen. Ich werde Teil von ihr. Nicht zu fassen, was? Die Verkörperung des Lebens... nimmt mich auf und läßt mich Eins werden mit ihr..." Ohja, ein gutes Thema. Jetzt lächelt sie sogar. Möglicherweise verbindet sie damit sogar eine Art religiöse Erfahrung. Einen Beweis, dass eben noch nicht alles verloren ist mit ihrem untoten Dasein. "Es muß auch Erde sein, Fels oder Beton kannste vergessen. Wenn ich drin bin, bleibt draussen kein Hinweis darauf, dass ich da bin."
 
Er hockte im Zwielicht, die Beine überkreuzt, die Ellen auf seine Knie gestützt und den Kopf in die Hände gelegt. Er konnte ihr die ganze Nacht zuhören. Irgendetwas war zwar seltsam, irgendwie anders als früher, aber er mochte die Kleine. gleichzeitig versuchte er zu ergründen was ihn so irritierte. Dabei spielte er mit seiner Zunge an seinen schartigen Zähnen herum.
Dann fiel es ihm auf, bisher hatte er sich noch im geiste anderweitig beschäftigt wenn er sich mit May getroffen hatte. Seine Gedanken arbeiteten stets wie ein Lagerverwalter, oft nahm er sogar unbewußt irgendeine Kleinigkeit wahr und bewahrte sie in einer speziellen Schublade, bis sie in einem anderem Bild plötzlich Sinn ergab. Wenn er sich mit May traf, dann war es normalerweise seltsam still in ihm gewesen. Seine Gedanken hatten sich dann nur um sie gedreht, jetzt aber machte er sich gleichzeitig Gedanken um andere Dinge.
Wahrscheinlich war das normal, immerhin hatten sie sich zwei Jahre nicht gesehen und nur Brief Kontakt gehabt. Was hatte er denn gedacht ? Das er einfach so daher spaziert kommen würde und alles wäre wie früher ?
Er würde einfach Geduld haben müssen und ihr zuhören.

Verschmelzen ?

Sein Tonfall war ungläubig, so als würde es in seinen Kopf nicht ganz hineingehen das jemand ein Teil des Erdbodens werden konnte.

Das würde ja bedeuten du wirst selber zu Erde... Also würde man dich oder deinen Körper nicht finden wenn man danach graben würde ? Das klingt unglaublich für mich.

Er hatte viel gesehen, bei Dimitri zum Beispiel, aber eine Transformation in Erde ? Das überstieg sein Vorstellungs Vermögen. Sofort meldete sich sein Alter bekantner, lieber Freund und ältester Feind. Seine Neugierde.

Würdest du.. mir das zeigen ?... ich würde das gerne sehen..

Er klang beinahe schüchtern, so als wäre er nicht sicher ob er damit nicht etwas verlangte das eigentlich zu intim war.
 
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