Zuerst schlägt sie ihre Krallen in das Holz der Tür nahe des Schlosses, reißt sie heraus und damit auch einen Teil des Holzes... Preßspanplatte, so ein Pech. Nur noch ein Tritt und sie splittert, das Schloß vom Rest der Tür gerissen, welche aufdonnert als kündige sie den Weltuntergang an, oder zumindest etwas ähnliches, wenn auch in kleinerem Maßstab. Kaum ist offen, stürzt die Gangrel auch schon hindurch und orientiert sich kurz. Sie sieht ihn, er sieht sie, und er droht ihr. Sie fletscht nur die Zähne und stürmt los. Als erstes haut sie auf den Lichtschalter, es wird dunkel im Zimmer.
Es knallt und sie spürt eine Kugel über ihre Schulter pfeifen, dann einen Schlag in den Bauch... aber der Kugeltreffer, der einen Menschen in vollem Lauf stoppt und sogar zurückschleudert, ist eine Hollywood-Erfindung. Noch viel weniger läßt sich ein Vampir beeindrucken. Zum dritten Schuß kommt er nicht mehr, denn jetzt hat vier tiefe und lange Kratzer im Arm, schreit und kann die Waffe nicht mehr halten. Noch eine schnelle Bewegung der dunklen, knurrenden Gestalt wie aus einem Alptraum, und vier weitere Rillen in seiner Brust, schmerzhaft, aber nicht tödlich. Er sackt zusammen.
Die Krallenhände packen ihn am Kragen. "Warum?" stößt eine raue Stimme hervor, von der er nicht erkennen kann, ob sie männlich oder weiblich klingt. Er weiß nicht was sie will, er starrt nur auf mit vor Panik geweiteten Augen. "Die Frau aus dem Fenster! Warum?" präzisiert sie und er fängt an zu stottern: "Ich... wir... sie wollte... voraus, ich... es hat keinen Sinn mehr... sie zuerst, ich mit der Pistole... wir.. waren immer zusammen..." Die Stimme versagt ihm, neue Tränen mischen sich in jene wegen der Schmerzen.
Die Gestalt starrt ihn eine Weile nur an. Dann zieht sie ihn grob an sich und spitze Zähne bohren sich in seinen Hals. Plötzlich ist alles Licht, dann schwinden ihm die Sinne. Eine Schußwunde schließt sich, während eine nutzlose Kugel zu Boden fällt, dann läßt sie ihn los, wischt mit der Bettdecke das Blut vom Bauch und geht.
Kurz darauf kommt Meyye wieder aus der zerstörten Tür, schlendert als wäre nichts gewesen zu Viktor und setzt sich wieder auf den Beifahrersitz. "Fahren wir." sagt sie nur und schaut weder ihn noch Tati an. Viktor weiß dass sie warm ist wie fast eine Lebende, aber im Moment wirkt sie kalt wie Stein.