[18.05.2008] Prinzessin und Bauernmädchen

Drakun

Pflanze
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Es war bereits einige Zeit nach Mitternacht als der Wagen vor der Akademie vorfuhr. Die mächtigen Gebäude reckten sich trotzig gegen den Regen, der sich wohl darauf verlegt hatte sie sanft zu überstreichen. So floss das Wasser nun, anhaltend verstärkt durch die Verstärkung von oben, von den Gebäuden, sammelte sich in Pfützen und rann über die Straße. Und da musst du jetzt durch... Glücklichherweise hielt der Taxifahrer ein einer weniger nassen Stelle, so dass sie weder ein Schlammbad noch ein kleiner See erwartete. Brav bezahlte die junge Frau den Mann, bevor die Tür aufschwang und ein eleganter Absatzschuh den Boden berührte. Ein aufmerksamer Beobachter, der am Abend das Black Hammer besuchte und dann warum auch immer die Schnapsidee hatte sich an der Akademie einregnen zu lassen, würde ihn wohl wiedererkennen. Und - abgesehen von der Trägerin - kaum etwas anderes. Nach der Aktion im Tunnel hatte sich Marta komplett umgezogen. Die Haare waren gewaschen und hochgesteckt, nicht ganz trocken, was jedoch für Außenstehende nicht sichtbar war. Lediglich sie spürte die Feuchtigkeit und auch wenn sie als Vampirin - eigentlich - nicht krank werden konnte so sorgte die fehlende Körperwärme dafür, dass es sich noch weit weniger angenehm anfühlte. Zum wiederholten Male in dieser Nacht spannte sich der schwarze Schirm über ihr und sorgte dafür, dass das Makeup ebenso perfekt blieb wie zu ihrem Aufbruch. Der dunkle Mantel war weniger praktisch als die Jacke vom Abend doch schützte besser vor den Elementen. Jeglichen Geruch aus dem Tunnel hatte sie sich vom Körper gewaschen und roch nun wieder angenehm nach Parfüm, dezent nicht aufdringlich.

Dann wollen wir mal... Sie hatte das Taxi natürlich nicht direkt vor die Tür geleitet sondern an eine Stelle, von der weder ganz ersichtlich war, wohin sie eigentlich wollte noch dass sie tatsächlich die Akademie betrat. Unabhängig ob der Fahrer stehen blieb oder einfach davon fuhr konnte er sie nur noch die Straße hinab laufen sehen. Ging sie nach Hause? Oder in die Innenstadt? Für den müden Fahrer war die Akademie bloß eine Wegmarke, nichts weiter. Außer sich begab sich die Vampirin nun in die gewünschte Richtung - mehr oder weniger direkt. Neuer Prinz - neuer Sekretär?Bisher hatte sie ja schon zwei - vermutlich Ghule - kennengelernt. Tatsächlich bestand auch die Chance, dass einer von beiden auch heute anzutreffen war. Gabriel wohl eher nicht. Hier war Marta hin und hergerissen. Einerseits war ihr der junge mann äußerst sympathisch erschienen doch andererseits war er ein Diener der Hexer. Und vor allem nach der Sache im Tunnel wollte sie zunächst nichts mit den Hexern zu tun haben. Und dann waren die Ereignisse der letzten Wochen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass seine Herrin da unbeteiligt war. Sie umschiffte einige Pfützen, die zum Glück nicht übermäßig groß waren und brachte es sogar fertig über ein - zugegeben recht feines - Rinnsal zu steigen, bevor sie letztendlich an der Treppe zur Akademie stand - dem zentralen Büro ihrer Art um genau zu sein. Heute war sie nicht durchnässt und wurde auch nicht von eingebildeten Schatten verfolgt.
Wetter 1 - Vampir 1
 
Entgegen aller Erwartungen stand der Zugang zur Akademie weit offen. Der Nieselregen hatte sich bis in den Vorraum erstreckt und neben Garderobe und Beistelltisch eine recht beachtliche Wasserpfütze hinterlassen. Offensichtlich stand die Tür schon geraume Zeit offen. Nicht so jedoch die Zweite, von der man durch den Vorraum hindurch ins eigentliche Büro gelangen konnte.

Solange Martha nun schon in den Gemächern eines Prinzen vorstellig geworden war, eine einladend offen stehende Tür dürfte ihr bisher noch nicht untergekommen sein...
 
Was soll das denn? Dass die Tür zum Herzstück der Stadt - zumindest nach dem Weltbild eines deutschen Camarilla-Vampirs - einfach offen stand, war schon mehr als ungewöhnlich. Ist hier etwas passiert? Warum war die innere Tür dann friedlich verschlossen? Ein Versehen? Unwahrscheinlich - der Eingang stand offensichtlich eine längere Zeit offen. Ob überhaupt noch jemand da ist? Die junge Frau trat ins Innere. Solltest du die Tür schließen? Vielleicht gab es einen guten Grund warum sie offen stand. Und im Zweifelsfall kannst du so schneller verschwinden. Marta betrachtete die Wasserlache. Der Schaden ist ja schon angerichtet. Die Tür blieb offen.

Also einfach weiter nach Protokoll. Marta umschiffte die Pfütze und entledigte sich des Schirmes und ihres Mantels. Das Kleid darunter war blutrot und eher konservativ geschnitten, betonte jedoch gleichzeitig ihre Figur. Auf den ersten Blick wirkte es elegant, aber keinesfalls übermäßig prunkvoll. Erst auf dem zweiten Blick konnte ein Kenner den hohen Wert erkennen: Seide, zwar nicht maßgeschneidert, doch qualitativ nicht all zu weit davon entfernt. Silberne Ohranhänger waren der einzige weitere Schmuck, den die Vampirin trug, als sie zunächst zögerlich doch bestimmt an die innere Tür zum Büro klopfte.
 
"Herein!"

Erklang eine freundlich weibliche Stimme aus dem Inneren des Büros. Eigentlich hatte sich Lena vorgenommen, nicht auf Klopfen oder schüchterne Rufe zu reagieren, aber es war spät und die Prinz müde. Sie hatte gewusst, dass die erste Nacht in diesem Amt turbulent sein würde und eigentlich hatte sie alles bisherige gut gehändelt bekommen, trotzdem war sie froh wenn endlich die Sonne aufging und sie die erste von vielen, vielen Hürden in diesem Amt als gemeistert betrachten konnte.

Das Innere des Büros lag in einem fast schon als gemütlich zu bezeichnendem Zwielicht. Nur eine einzige Lampe war eingeschaltet, von der ein schwaches, gelbliches Licht ausging. Hinter dem Schreibtisch des Sekretärs saß die Prinz und lächelte ihren Gast einladend an. Sie trug einen schwarzen, enganliegenden Pullover aus Kaschmirwolle und keinerlei Schmuck. Ihr rotblondes Haar umspielte das Gesicht der Monarchin und verlieh ihr ein würdevolles, ja atemberaubendes Aussehen.

Der Blick Lenas forderte ihren Gast zum Sprechen auf...
 
Eine ansehnliche Frau saß hinter dem Schreibtisch als die junge Vampirin eintrat. Mit einem Lächeln begrüßt erwiderte sie dieses, tat einen Schritt in den Raum. Moment... Ist das... Es war weniger die Ausstrahlung - Vampire, vor allem vom Clan der Rose, hatten durchaus ein Händchen für herausragende Diener, wie Helena mit Maya bewies. Verdammt nochmal, das ist sie... Es war ihre Haltung - und der Blick. Eine stille Aufforderung gepaart mit einer Selbstsicherheit wie sie nur wenige Leute besaßen. Leute mit Macht. Du kannst doch nicht einfach... Sie konnte; und sie würde. Denn das war es, was von ihr gefordert war. Die Clanlose versank in einem eleganten Knicks, formvollendet und äußerst tief. Die schlanken Beine hatten dabei kein Problem die Position zu halten, als sie ansetzte zu sprechen.

"Guten Morgen! Mein Name ist Marta Hagen, Neugeborene ohne Clan."

Jetzt kam entweder der Teil bei dem sie ungläubig angestarrt wurde wie... eben wie eine erwachsene Frau, die sich selbst als "Neugeborene" bezeichnete. Oder der Teil bei dem sie hochkant für ihre Unverfrorenheit herausgeschmissen wurde. Oder aber der Teil bei dem sie Bestätigung erhielt, dass es sich bei der Dame tatsächlich um den Prinzen der Domäne handelte. Das läuft ganz und gar nicht nach Plan. Sie hatte einen Sekretär erwartet... das hier war ihr eine Nummer zu groß. Trotzdem schaffte sie es ihre Nervosität hinter der Formalie zu verstecken.
 
"Guten Abend, Frau Hagen! Erheben Sie sich und nehmen Sie bitte Platz."

Die Hand der Prinz wies auf einen der freien Polsterstühle vor ihrem Schreibtisch.
Ihr Blick drückte Wohlwollen und eine nur leicht verborgene Heiterkeit aus.

"Sie sind mir bereits bekannt, zwar nicht persönlich -wenn ich mich recht erinnere- aber doch aus dem Studium Ihrer Akten. Denen zur Folge muss ich Sie gleich zu beginn unserers Gespräches der Lüge bezichtigen. Sicherlich erwachsen aus mangelhafter Kommunikation und schlecht gestaltetem Informationsfluss. Meinen Unterlagen nach, Frau Hagen, sind Sie seit kurzem in den Stand einer Ancilla erhoben. Ich kann aus dem Gedächtnis nicht mehr sagen, wer genau Sie zu diesem Status verholfen hat, aber es scheint als wären Seneshall oder Harpyie durchaus von ihnen eingenommen. Ich muss wohl Kritik an Ihrer Primogena üben, wenn Sie über einen so bedeutenden Statuswechsel nicht informiert wurden."

Ein fröhliches Lächeln sprang ins Gesicht der Toreador und machte es sich dort gemütlich.

"Wenigstens gibt mir dieser kleine Schnitzer die Gelegenheit, Ihnen als erste zu gratulieren! Herzlichen Glückwunsch also!"
 
Die junge Frau erhob sich und ließ ebenso anmutig auf dem Sitz nieder. Auch wenn sich die andere nicht explizit vorgestellt hatte - und sie sich in der Tat noch nie begegnet waren - war Marta bewusst, wer hier vor ihr saß. Entsprechend war ihr Lächeln ansprechend und feundlich, aber auch höflich und respektvoll. Trotz der darin gut verborgenen Nervosität sah sie die Spanierin direkt an. Sie hat die Akten studiert - die Frau nimmt ihre Aufgabe ernst. Sollte sie sich auch bei ihrem Leumund informiert haben, wusste Cruiz nun sicherlich einiges über sie - bis auf eine kleine Sache. Solange das nicht wichtig ist... Und dann trat doch eine leichte Mischung aus Verwirrung und Unglauben auf ihre Züge. Ancilla? Wie bitte? Soll das ein Witz sein? Nach eigenen Ausführungen war ihrem Gegenüber ihr Alter bekannt. Und damit auch der Zeitraum in dem sie den Status einer Neugeborenen inne hatte. Was hast du denn gemacht? So recht wollte ihr nichts einfallen, doch sicherlich wollte sie das jetzt nicht in der Art ansprechen. Wenn der Prinz wollte, dass sie Ancilla war - dann war sie eben Ancilla.

"Danke schön! Bitte verzeihen sie, das war mir nicht bekannt. Allerdings hatte ich diese Nacht auch noch keinen Kontakt zu Frau Färber, die ja auch erst seit der gestrigen Nacht im Amt ist."

Damit konnte man Jenny höchstens vorwerfen nicht schnell genug gehandelt zu haben, wenn sie denn selbst rechtzeitig darüber informiert worden war. Außerdem wird sie so etwas auch nicht als 'so bedeutend' ansehen. Aber es war bedeutend! Marta war jung, clanlos und neu in der Stadt. Normalerweise konnte ein Vampir in ihrer Position nicht einmal auf einen derartigen Status hoffen. Wer entscheidet so etwas? Die Harpyie schloss sie erst einmal aus. De Groote hatte sie erst vor wenigen Tagen im Status einer Neugeborenen bestätigt. Und die wird dich wohl kaum zur Ancilla gemacht haben. Außerdem passte es nicht ins Bild, dass die Frau, hatte sie doch durch die Blume Zweifel an Martas Fähigkeiten geäußert, sie plötzlich im Status nach oben zu beförderte. Wer ist eigentlich Seneschall? Diese Archontin war es sicherlich auch nicht...
 
Irgendwer hatte sie auf diese Position erhoben. Da Lena nicht lang genug im Amt war, eine solche Entscheidung zu treffen, muss es jemand anders gewesen sein und wenn es nicht aus Verdiensten oder Sympathie heraus geschehen war, dann aufgrund politischer Taktierungen. So wie meistens bei den Untoten. Vielleicht wäre es noch spaßig zu erwähnen, dass Neugeborenen nicht das recht zustand sich direkt an einen Prinzen zu wenden. Aber da Martha diesbezüglich keine Wahl und deshalb eigentlich auch gar nichts falsch gemacht hatte, verkniff sich Lena eine entsprechende Bemerkung.

"Ich wollte Ihnen keinen Vorwurf machen! Frau Färber hat mir der Übernahme ihrer Position sicherlich einiges zu tun. Ich hatte nicht den Eindruck, als hätte sie sonderlich viel Erfahrung..."

Die Prinz brach den Satz ab und lächelte stattdessen vielsagend.

"Aber das ist nicht der Grund Ihres Besuches. Was kann ich für Sie tun, Frau Hagen?"
 
"In Anbetracht der kürzlichen Entwicklungen hielt ich es für angebracht mich im Rahmen der Tradition der Domäne noch einmal hier zu melden. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht nicht ihnen persönlich gerechnet, sondern eher mit einer Art Sekretär."

Nun galt Marta bereits als vollwertige Bürgerin der Stadt, daher konnte sie wohl kaum hier sein, um das Gastrecht zu erbitten. Es ging also um etwas anderes - auch nicht Jagdgebiete, denn das war zu einer Clansangelegenheit geworden. Eigentlich war es der Vampirin fast peinlich den Prinzen mit solchen Dingen zu belästigen doch hatte sich Cruiz ja selbst dafür entschieden hier zu sitzen und sich nicht wie viele andere von jemand anderem abschirmen zu lassen. Da müssen wir beide jetzt wohl durch. Doch bevor sie mit der Sache heraus rückte, galt es den zweiten - mehr kurzfristigen - Grund für ihre Anwesenheit zumindest einmal zu umreißen.

"Weiterhin gibt es da noch etwas, dass die Maskerade betrifft... Kann sein, dass sie bereits unterrichtet sind, doch ich halte es für meine Pflicht sie davon in Kenntnis zu setzen."

Damit stand Magdalena Cruiz, Prinz der Stadt Finstertal, vor der Wahl, ob sie sich zuerst mit trockener Organisation oder aber der nächsten Hiobsbotschaft beschäftigen wollte. Die Clanlose hatte sich zumindest bewusst entschieden, der Wahl des Themas nicht vorauszugreifen. Sollte die Herrscherin hier einen Redeschwall erwartet haben, wurde sie zunächst enttäuscht.
 
"Die Sache mit dem Sekretär ist schnell erklärt, Frau Hagen. Mir fehlt geeignetes Personal. Aber ich gedenke einen Ball zu veranstalten, spätestens dann werde ich meinen neuen Mitarbeiter vorstellen."

Natürlich hatte die Prinz absichtlich kein Datum für den Ball genannt. So etwas besprach man nicht in einem Büro.
Zu so einem Ereignis wurde man geladen.

"Aber wenden wir uns Ihrem Hinweis zu. Wenn Sie Erkenntnisse haben, die sie mit mir besprechen oder denken an mich weitergeben zu müssen, dann teilen Sie mir diese bitte mit. Es ist durchaus möglich, dass ich bereits Kenntnis besitze aber das soll Ihrer Aussage keinen Abbruch tun. Sprechen Sie frei, Frau Hagen. Sie sind nun Ancilla, damit hat auch Ihre Stimme gewicht."

Auffordernd nickte Lena ihrem Gast zu.
 
"Sie erinnern sich bestimmt an den großen Unfall im Tunnel nach Burgh vor einigen Tagen. Früher diese Nacht hatten wir - also zwei 'Clansbrüder' und ich - die idee uns das ganze etwas aus der Nähe anzusehen. Wir trafen uns also am Tunnel, nur um diesen weiträumig abgesperrt vorzufinden und beschlossen unser Glück am Bahntunnel zu versuchen, wo es nur ein paar Arbeiter gab. Es gelang uns ungesehen nach innen zu gelangen, wo die Probleme anfingen. Zum einen waren wir von einer unnatürlichen Schwärze umgeben. Dann gab es eine Art unheimliche Aura - etwas ähnliches hatte ich in der Nacht meiner Ankunft beim Dom gefühlt. Dort war es aber eher furchteinflößend, im Tunnel eher... aufwühlend."

Die braunen Augen waren weiterhin auf die Spanierin gerichtet. Was am Dom passiert war, bedurfte keiner näheren Erklärung. Zum einen war Trapper ebenfalls dort gewesen und zum anderen stand das verdammte Ding nun einmal mitten in der Stadt. Das sollte für Cruiz eigentlich keine Neuigkeit mehr sein. Trotzdem hielt die Clanlose eventuelle Reaktionen der Toreador für wichtig, wenn auch nur um ihr eigenes Bild zu vervollständigen.

"Jedenfalls trafen wir dort auf ein Mitglied der Verborgenen, der wohl die gleiche Idee hatte. Ich weiß nicht, ob diese Begegnung das Ganze ausgelöst hatte, jedenfalls begannen sich die Schatten zu bewegen, spuckten Geistgestalten aus. Verletzte, Sterbende, sogar ein Zug war dabei. Schließlich tauchte ein Gespenst mit dem Namen Mina auf, das wohl der Urheber zu sein schien. Sie beschimpfte uns und forderte einen gewissen 'Romero' um den sie sich wohl betrogen fühlte. Ihre Worte waren 'Ich werde weiter morden, bis ich habe, was mir zusteht.' "

Marta ließ eine kurze Pause, bevor sie ihre Ausführungen fortsetzte. War die Kleine über die Worte hinweg ernster geworden? Grund dazu hatte sie zumindest. Auch wenn sie bisher keine weiteren Namen genannt hatte, würde sie diese natürlich nennen, wenn die Prinz sie für wichtig befand.

"Der Geist ließ von uns ab, als wir den Tunnel verließen, doch die Arbeiter waren verschwunden - geflohen vermutlich, denn die Werkzeuge lagen noch da. Wenn ich mir die Vermutung erlauben darf, ich halte dieses Gespenst für einen möglichen Verursacher des Unglücks."

Und ihre weitere Existenz bedroht die Maskerade. Das bedurfte keiner Erwähnung. Anstatt einer Gruppe Vampire hätten sich ebenso gut einige kuriose Sterbliche in ihr Reich wagen können. Man konnte wohl kaum hoffen, dass dieser irre Geist im Bezug auf Vampire dicht hielt. Im besten Falle würde das Wesen derartige Besucher einfach töten - was auf Dauer keinerlei Unterschied machte. Das Gespenst muss weg!
 
Dieses Miststück!

Der gedankliche Fluch galt natürlich Mina und ihrem unverschämten Treiben. Lena hielt es für durchaus möglich, ja wahrscheinlich dass ihr eigener Mann etwas mit dem Wirken dieses Geistes zu tun hatte. Mina war offensichtlich ziemlich mächtig, trotzdem entschied sie sich erst jetzt dazu, ihre Kräfte zu demonstrieren. Vielleicht hatte es tatsächlich nur etwas mit dem Verlust Toni Romeros zu tun, aber das glaubte die Prinz nicht. Der Angriff auf den Tunnel war zu allgemein, zu inhaltslos. Natürlich war er ein deutlicher Beweis für die Macht des Geistes, aber es fehlte die klare Aussage dahinter. Etwas das klar unterstrich, dass es allein um Romero ging. Nein, die Sperrung des Tunnels spielte nur einem einzigen in die Hände. Oliver Buchet! Er hatte das Gemälde in Burgh versteckt und wollte nun nicht, dass man problemlos dorthingelangte. Höchstwahrscheinlich wollte der alte Fuchs einfach etwas Zeit gewinnen um seine eigenen Schachfiguren rechtzeitig ans Ziel zu bringen....

Was hast du vor?

Eine Emotion oder Reaktion im Gesicht der Toreador zu lesen, war vollkommen unmöglich.
Dieser Frau entgleisten die Gesichtszüge nicht. Niemals!

"Ich stimmt mit Ihnen überein, dass dieser Geist eine Problem für uns und die Maskerade darstellt. Die Archonten haben bereits einen berufenen Geisterjäger einbestellt, der sich um Mina und all die anderen hier herumgeisternden Gespenster kümmern soll. Man kommt sich vor wie in einer schlechten Geisterbahn..."

Ein Schmunzeln schlich über die Lippen der Monarchin.

"Mir scheint dieser Schritt jedoch nicht ausreichend. Ich habe bereits um eine weitere Unterstützung gebeten und bin guter Dinge, dass sie bald hier eintreffen wird."
 
Die Spanierin zeigte keine Reaktion auf die Neuigkeiten. Schade eigentlich... Aber in diesem Fall konnte man ihr auch zu Gute halten, dass sie eben nicht auf die eine oder andere Weise reagierte. Die Herrscherin hatte sich gut im Griff und ließ sich nicht in die Karten schauen. Die 'Geisterbahn' schummelte die Andeutung eines Lachens in ihr Gesicht. Geisterjäger also? Scheinbar hatten sich die Archonten also doch nicht einfach aus dem Staub gemacht. Doch am Ende war das ganz und gar nicht Martas Spezialgebiet und sie hatte vermutlich Glück, zu dem Zeitpunkt in Begleitung von drei Herren mit zumindest einigen Erfahrungen zu sein. Die Stadt scheint solche 'Experten' wohl anzuziehen, wie Licht die Motten.

"Es freut mich zu hören, dass man sich darum kümmern wird. Entschuldigen sie bitte - sie erwähnten weitere Geister?"

Im Gegensatz zu Cruiz zeigte die Clanlose durchaus Regung und es war zu erkennen, dass sie derartige Begegnungen in Zukunft besser meiden wollte. Sie wollte den Prinzen hier und jetzt auch nicht als Stadtführer missbrauchen. Ihr Gegenüber konnte auf die Frage eingehen, die abgleiten lassen oder auch einfach übergehen, ganz wie sie wollte. Die junge Frau hatte den Bericht abgeliefert und kein Problem zum nächsten Punkt überzugehen.
 
"Diverse, ja! Zu meinem Leidwesen scheint Finstertal eine Vielzahl der seltsamsten Wesen anzuziehen. Meiner Meinung nach ist das die Folge von Zachariis Wirken. Als er über die Stadt herfiel hat er eine Art Leuchtfeuer entzündet und damit jeden Schrecken und jede Plage aus ich weiß nicht wievielen Kilometern angezogen. Die meisten verschwanden, nachdem Zacharii vernichtet war. Jedoch nicht alle. Einige Heimatlose oder besonders mächtige... Dinger hatten die glorreiche Idee sich bei uns häuslich niederzulassen. Meine Vorgänger von der Justikation haben an vielen Stellen um Hilfe gebeten, aber eine Problematik wie die unserige ist beim besten Willen nicht als Normal zu bezeichnen. Außerdem genießt unsere Stadt den Ruf, dass man hier so schnell wie tragisch ums Unleben kommt. Was wiederum dazu führt, dass die Bitte der Archonten eine Menge Leute aber keine rechten Fachmänner angezogen hat."

Ein Seufzen folgte. Zielgerichtet und perfekt getimt rundete es die gesprochenen Worte ab.

"Nach meiner Einsetzung ins Amt habe ich mich selbst um Hilfe gekümmert. Vor Jahren habe ich von einem Spezialisten für diesbezüglich geartete Probleme gehört und ihm vor einigen Stunden eine Nachricht zukommenlassen, die unsere derzeitige Lage umschreibt. Noch habe ich keine Antwort, doch ich bin guter Dinge dass er sich in Bälde melden wird."

Irgendwer musste die Scherben ja auffegen.
Warum also nicht einen Spezialisten hinzuziehen, der sich aufs Fegen verstand?

"Aber was rede ich! Sicherlich interessiert Sie das alles überhaupt nicht. Sie sind hergekommen um Ihre Anliegen mit mir zu besprechen und nicht um sich meine Geschichten anzuhören."

Wie konnte sie nur so zertsreut sein?

Lena lächelte.
Nach außen und versonnen still in sich hinein....
 
"Nein, überhaupt kein Problem! Schließlich leben wir ja in derselben Stadt - es ist vermutlich schon besser zu wissen, mit wem man sich das Heim teilt."

Die Informationen waren durchaus interessant, vor allem nach den bisherigen Ereignissen. Vielleicht solltest du dich mal über dieses Leuchtfeuer informieren. Durchaus möglich, dass es auch in Verbindung mit der 'Krankheit' stand - unmittelbar oder auch mittelbar. Das ist jetzt aber nichts hier verloren.

"Was mich zum zweiten Punkt führt. Wie schon gesagt nicht, mit dem ich sie unter normalen Bedingungen belästigen würde. Ich plane mir eine bleibende Unterkunft zuzulegen und einige Kontakte zu aktivieren."

Der Kleinen schien es schon etwas peinlich zu sein, sich damit an die höchste Stelle der Stand zu wenden - aber was sollte sie tun? Das Thema bedurfte ihrer Meinung nach Klärung und einen Sekretär gab es eben nicht. Und die Oberhoheit in der Domäne hatte nun einmal der Prinz. Braune Augen lagen auf der Spanierin, die sich nun hoffentlich nicht gekränkt fühlte.

"In diesem Sinne wäre es hilfreich, die geltenden Bedingungen und Einschränkungen zu wissen."
 
"Es steht Ihnen frei alles zu tun, solange die Traditionen gewahrt bleiben und niemand unserer Art gefährdet wird. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass Ihr Vorgehen, die Pläne benachbarter Kainiten beeinflusst dies aber gilt es in ihrer eigener Zuständigkeit zu regeln. Bezüglich Ihres Wohnsitzes und ihres Freundes- und Bekanntenkreises stellt die Akademie keinerlei Anforderungen. Sofern hierdurch natürlich ebenfalls keine Gefährdungen ausgehen..."

Lena beabsichtigte den hiesigen Kainiten ein Maximum an Freiheit zu gewähren. Zuviele Regeln sorgten für Widerstand und ein Gefühl der Unmündigkeit. Außerdem taten sich Untäter schneller hervor, wenn sie das Gefühl hatten unbeobachtet zu sein.

"Eine genaue Übersicht zu Änderungen im geltenden Recht, werde ich auf dem kommenden Ball bekanntgeben."
 
"Ich danke ihnen! Es liegt mir fern, den Traditionen zuwider zu handeln. Schließlich garantieren sie das Überleben unserer Gesellschaft."

Dieser Satz sowie auch der Dank waren eindeutig ehrlich gemeint, wie man unschwer an Martas Augen ablesen konnte. Die Jüngere wusste es durchaus zu schätzen, dass man ihr freie Hand ließ und würde sich bemühen, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen. Schon weil ich kein Interesse auf ein Sonnenbad habe. Das bezog sich nicht einmal auf eine offizielle Bestrafung - die Maskerade war im Moment eben wacklig. Hoffentlich hält dieser Experte was er verspricht. Den Wink mit dem Ball verstand die Clanlose.

"Dann werde ich bis dahin wohl davon absehen, sie mit weiteren Fragen zu bombardieren."

Vermutlich bist du nicht die einzige.
 
"Vielen Dank für die angenehme Unterhaltung, Frau Hagen. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht!"

Martha war entlassen und bekam noch ein aufmunterndes Lächeln mit auf den Weg.
 
"Ich bedanke mich für die Ehre mich empfangen zu haben! Ihnen ebenfalls eine angenehme Nacht, Exzellenz!"

Die Clanlose erhob sich nicht weniger grazös und verabschiedete sich entsprechend der Etikette. Der Knicks fiel nicht ganz so tief aus wie zu Beginn doch ging immer noch weit, tatsächlich eine Winzigkeit weiter als von einer Ancilla zu erwarzten. Mangelnde Erfahrung oder Absicht - beides schien möglich. Elegant schritt die Vampirin zur Tür, wie auch ihre Vorgänger weiterhin mit Blick in Richtung der Herrscherin. Ein umwerfendes Lächeln auf den Zügen, das mit einer gehörigen Portion Respekt versetzt war.

Draußen. Marta hatte das Gefühl, ihre Beine könnten jeden Moment zusammenknicken. Verdammt nochmal du warst gerade beim Prinzen! Persönlich! Und ohne... Jetzt wurde ihr die eigene Anspannung erst richtig bewusst - und was gerade passiert war. Kein Clan, keine Leistung und trotzdem Ancilla! Die junge Frau fand Zuflucht darin, sich mit Schirm und Mantel vor dem Regen abzuschotten. Es verhinderte weiterhin, dass irgendwelche Beobachter ihre Stimmung erkennen konnten. Auch wenn sie sich fühlte, als würde sie am ganzen Leib zittern - nach außen war so gut wie gar nichts davon zu sehen.
 
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