"Ich hoffe doch nicht, dass auch in den nächsten Nächten soviele Gäste bei mir hereinschneien werden, wie in der heutigen Nacht? Besonders, da ich noch niemanden habe, der sich um die Nichtigkeiten kümmert.."
Auch Lena nahm hinter dem Schreibtisch im Vorzimmer Platz. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich mit Helena im Büro des Prinzen zu besprechen, aber irgendwie hatte die Toreador diese Hürde noch nicht genommen. Außerdem musste jemand die Tür im Auge behalten, falls weitere Gäste erschienen.
Helena ging gleich in die Vollen, daher also wehte der Wind.
"Zu aller erst einmal, Helena schätze ich ein offenes Wort! Das weißt du... aber ich bin seit heute dein Prinz, also solltest du deine Worte sorgfältiger wählen. Mich aufgrund von persönlichen Auslegungen und wagen Indizien der Lüge zu bezichtigen grenzt an Hochverrat."
Sie zwinkerte der Hüterin zu, blieb aber ernst.
"Trotzdem hast du natürlich eine Antwort verdient. Ich bin mitnichten von irgendjemandem abhängig. Natürlich habe ich mich mit einigen Primogenen besprochen und ihnen mein Vorhaben nähergebracht. Bei einem dieser Gespräche warst du sogar anwesend. Meine Zugeständnisse bezogen sich ausschließlich darin, dass ich vorgeschlagen habe meinen Mann zu verraten und ihm die beiden wichtigsten Dinge zu nehmen, die er in seinem Leben besessen hat. Dieses dreimal verfluchte Gemälde und seine Macht. Die Grundidee dazu kam von ihm selbst. In der Annahme, dass ich noch an sein Blut gebunden bin, befahl er mir auf seinen Vorschlag hin diesen Posten zu übernehmen. Die Archonten sollen, und werden noch immer, eine Fälschung mit nach Paris nehmen. Sobald sich die Wogen etwas geglättet hätten, würde Oliver aus seiner Starre erwachen, das wirkliche Bild nehmen und damit nach Warschau zu Johardo reisen. Dort würde er dem endgültigen Rätsel auf die Spur kommen. Ich sollte in dieser Zeit die Macht in Finstertal bewahren und ihm sozusagen den Stuhl warm halten."
Sie fügte eine kurze Pause ein, so wie sie es immer tat, wenn es wichtig wurde.
"Diese Idee habe ich abgewandelt! Wir werden das richtige Gemälde noch heute Nacht bergen und anschließend ein für alle Mal vernichten. Was letztlich wohl auch Herrn Zieglowskis Ende zur Folge hätte. Oliver Buchet, mein Mann, muss indess gepfählt werden damit er sich nicht mehr erheben und Rache üben kann. Was er wird, darauf kannst du dich verlassen. Bezüglich des Gemäldes wird er keinerlei Spaß verstehen, seine Wut wird grenzenlos sein und vor nichts und niemandem Halt machen. Und damit sind wir bei dem Punkt, an dem ich dich brauche. Du MUSST gehen und Oliver einen Pfahl ins Herz rammen. Niemand anderem kann ich in dieser Beziehung vertrauen. Nur du liebst Oliver so sehr wie ich und könntest der verlockenden Diablerie wiederstehen. Ich hoffe, dir ist bewusst wie wichtig das alles ist? Wird Oliver nicht aus dem Spiel genommen, wird er entweder das Bild bekommen und weiteres Leid verursachen oder uns alle töten..."
Der Satz brach ab, Lena hatte gesagt was nötig war. Nun war es an Helena, das richtige zu tun.
Um die Fassung nicht zu verlieren, wechselte die Prinz das Thema.
"Zu deiner anderen Frage! Ich sollte es dir eigentlich nicht sagen, denn es wird deine Entscheidung zu meiner Frage in einer Weise beeinflussen, die alles andere als wünschenswert sein dürfte. Trotzdem hoffe ich, dass du es als Geste des Vertrauens verstehst. Laut den Angaben meines Mannes bist du die Tochter seines verstorbenen Sohnes Greg Dumont! Du wärst somit seine Enkelin, eine große Ehre, wie ich finde..."