[14.05.2008] Die Steinigung kann weitergehen

Manchmal hatte man einfach Glück. Immerhin war mit der Zigarre 'sofort' gemeint gewesen und selbst der geduldigste Vampir, hatte er auch noch so viele Nächte kommen und gehen sehen und noch mal so schier endlos viele vor sich, wäre vermutlich nun der Geduldsfaden gerissen. Glücklicherweise aber war eine Zigarre weiterhin nur eine Zigarre und so kam der Duke um den Genuss herum, dass man ihn auf Knien seinen verdammten Stinkestummel fressen ließ, weil in diesem Augenblick wieder jemand um Einlass bat. Somit bekam der Duke einige weitere, kostbare Sekunden um in einen Modus zu wechseln, der ihn diesen Abend nicht in einem Ascheeimer enden lassen würde. Er war nützlich, aber auch lästig. Im Augenblick aber drohte die feine Balance dieser beiden Eigenschaften, die ihn am Unleben hielt, zu kippen. Zu schade, aber wenn der Riese wirklich zu tumb war um zu bemerken dass hier irgendetwas gewaltig schief lief, wenn er auch nicht ganz in der Lage war zu erfassen was sein kleines Nümmerchen auf dem Elysiums Klo nun so gefährlich für ihn machte, dann wäre er wahrscheinlich langfristig sowieso in der Gesellschaft nicht tragbar.

Sybille ging anmutig die wenigen Schritte wieder hinter ihren Schreibtisch zurück und beugte sich über die Überwachungssysteme. Einen Wimpernschlag später hatte sie erkannt wer dort vor ihrer Türe stand und hatte den Öffnungsmechanismus freigegeben. Sie wartete ab, bis die bunte Truppe hereingetreten war. Sollten die Neuankömmlinge vor dem Eintreten zögern, wurden sie kurzerhand von der Seneschall hereingewunken, die bereits wieder auf dem Weg um ihren Tisch herum war und sich nun auf der Tischkante niederließ, indem sie sich leicht dagegen lehnte.

„Guten Abend meine Herren. Bitte helfen sie sich selbst mit Sitzgelegenheiten und nehmen sie Platz.“

Verbeugungen und andere Ehrbekundungen nahm die Ventrue mit einem wohlwollendem Nicken zur Kenntnis, aber einen Handschlag gab es für diese drei nicht. Es wäre unangemessen gewesen den Caitiff derartig privilegiert zu begrüßen, aber auch irgendwie schwach ihn als einzigen auszulassen. Indem sie also alle zwanglos hereinwinkte und direkt hinsetzte, umschiffte sie auch hier die Klippen der Etikette. Jetzt war nicht die Zeit um diese sozialen Stolperdrähte zu zelebrieren.

„Damit sind wir vollzählig und sobald Mr. Finnlay so weit ist, können wir beginnen.“

Zwei Dinge waren Bemerkenswert. Wenn die Seneschall sagte sie seien vollzählig, bedeutete dies, dass Amanda Peel nicht kommen würde. Spätestens dabei sollte es dem Duke ein wenig mulmig werden. Eben jenen Duke sah die Venture in diesem Augenblick auch quer durch ihr Büro an, denn auch wenn sie von Ian gesprochen hatte, war damit ganz klar der Brujah gemeint. Das Gesicht der Archontin war nun jenseits von Kälte und leicht gewölbten Augenbrauen. Sie hatte einige Entscheidungen getroffen und es war nun am den Duke welche Karte er aus dem Stapel ziehen wollte. Ihre Züge waren mitleidloser Marmor. Wenn der Riese sich weiterhin daneben benehmen und gegen diese Festung von einer Frau anrennen wollte, sollte er nur kommen. Sie hatte stärkere zerschmettert.
 
Moishe verbeugte sich tatsächlich sofort als er Sybilles ansichtig wurde. Das war inzwischen quasi ein Automatismus für den Ventrue gegenüber höhergestellten Personen geworden, ob man als Grund Erziehung oder Konditionierung hernehmen wollte überlies Moishe dem Betrachter, war es für ihn doch irrelevant, nur der angemessene Respekt zählte.
Was heisst sie haben auf uns gewartet? Das ist doch ein gänzlich anderer Sachverhalt. Ich bin als Zeuge doch auch eigentlich unerheblich für den Vorfall, habe nur das Ergebnis der Tat dieser beiden Chaoten gesehen. Was soll das Ganze?
Moishe begrüsste die anderen Anwesenden in der Reihenfolge ihrer gesellschaftlichen Stellung, nahm auf einem freien Stuhl Platz und harrte der Dinge die da kommen würden.
 
Auch Helena grüßte die Neuankömmlinge und wartete dann erst mal ab. Die Archontin hatte am Abend zuvor auch noch kurz mit Maya und Sophia gesprochen und sich die Sache aus deren Sicht erzählen lassen, so daß sie bestens Bescheid wußte, was da vorgefallen war.

Daß die beiden Mädels auch von Jack berichtet hatten, wußte Helena noch garnicht, aber sie dachte einfach, sie könnte sich auf die Beiden verlassen.
 
Etwas unangenehm wurde der Duke wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt. Ob er spontan die Eingebung hatte, dass es noch unangenehmer werden würde. Bestimmt! Verdammt viel unangenehmer. Trotzdem blieb das Zigarrenproblem.

Ein Duke wäre aber kein Duke, könnte er so was nicht auf seine Art lösen. Er stopfte sich den Stengel in die dicke Bikerlederkluft. … Und musste grinsen, so hatte er die Möglichkeit den Stummel fertig zu rauchen. Obwohl, so sicher war er sich nicht, als er die Stimme der Eiskönigin vernahm. Brrrrr, …

Jetzt ging es also los. Und wo war Amy? Dat war nich´ jut, janich´ jut. Aber da musste er jetzt durch.

Hatte er was verpasst? War er was gefragt worden? Hm, lächeln und still sitzen kam ihn als beste Möglichkeit vor, die Situation nochn paar Minuten zu überstehen.
 
Auch Malik begrüßte die Anwesenden, doch zog er es vor zu stehen und würde sich erst einmal nicht hinsetzen.
 
Dem gegenseitigen Annicken ausserhalb schloss Kai sich an, auch wenn er nicht damit rechnete das Malik hier zufällig bei den beiden vor der Tür stand, was dieser wahrscheinlich aus dem Blick von Kai und dem leicht abgehackten Gruß lesen konnte. In der Akademie grüßte auch Kai wieder im Rahmen der Etikette, sank für einen Moment erst auf die Knie um darauf auch die Hände zu Boden gehen zu lassen. Seinen Dank dafür dass sie seine Existenz duldete brachte er allerdings nicht, es hatte aber auch bisher fast noch niemand eingefordert der das Recht dazu gehabt hätte.

Dann kann es jetzt richtig ernst werden.

Für einen Moment wurde er wieder von dieser Person im Blickfeld gefangen bis er sich geistig ordnen konnte, allein der Anblick von Sybille war für den Caitiff schon ein Zeichen ihrer Überlegenheit. Als er wieder klarer denken konnte setzte er sich auf einen freien Stuhl neben Moishe, seine Mappe noch immerin der Hand und versuchte sich im Hinsetzen einen Überblick zu machen, er wollte nicht noch weiter zu sehr durch den Raum blicken und stattdessen ruhig wie auf der Anklagebank warten. Da waren Helena,Iain und...wie warnochmal der Name? Kai hatte ihn für den Moment vergessen, gesehen hatte er den Koloss aber schon.
 
Iain schritt zurück zu seinem Platz, blickte kritisch zum Duke, als er dann das Zischen der verlöschenden Zigarre in dessen Lederkluft vernahm, nickte er zufrieden, verbeugte sich noch einmal vor seiner Seneschall und nahm dann der Etikette entsprechend Platz. Was wohl kommen würde?
 
Anscheinend hatte sich das Riesenbaby entschlossen seinen Leichnam noch eine weitere Nacht durch das Unleben schleppen zu wollen. Zumindest reagierte er jetzt einigermaßen brauchbar. Das war in vielerlei Hinsicht gut. Es schien, als hätte sich doch alles richtig eingeschätzt. Für gewöhnlich brauchte sie derartige Bestättigungen nicht, aber in dieser Stadt tickten die Uhren dramatisch anders und bis nicht alles korrigiert war, war es gut wenn man ab uns an verifizieren konnte, dass alles noch nach Plan verlief. Der Brujah würde kurzfristig noch nützlich sein und mit ein wenig Glück auch langfristig. Der durch ihn ausgelöste Wirbel würde nach dem heutigem Abend den nötigen Dämpfer bekommen und schlimmstenfalls, zumindest für ihn, würde sich alles in wenigen Tagen sowieso erledigt haben. Die Ventrue ließ noch einige Augenblicke vergehen, bevor sie sich mit einem Nicken dann endgültig an alle Anwesenden wandte.

„Vielen Dank Mr. Finnlay. Kommen wir direkt zur Sache, damit wir dieses Thema nur mit der nötigsten Aufmerksamkeit abhandeln können. Es geht um die Störung des Friedens im Hauptelysiums vorgestern. Für Amanda Peel wurden die entsprechenden Konsequenzen bereits gezogen. Ihr wurde das Gastrecht für unsere Domäne entzogen und sie wurde zurück geschickt wo sie herkam. Einzig und allein die Tatsache, dass wir an diesem Tag einen Zwischenfall durch den Kontakt mit einem mächtigem Wesen hatten, bei dem wir davon ausgehen können, dass hierdurch emotionales Verhalten stark beeinflusst wurde hat dafür gesorgt, dass wir von härteren Maßnahmen abgesehen haben. Gerade an uns selbst...“

Ihr Blick fand nun den von Ian Finnlay und blieb auch bei diesem hängen.

„stellen wir natürlich die höchsten Ansprüche. Darum ist ein derartiges Verhalten für uns anders zu gewichten, als für andere Mitglieder unserer Gesellschaft. Genau das, soll durch diese Verbannung zum Ausdruck gebracht werden. Ich verlange, dass alle Angehörige unseres Blutes sich entsprechend des Credos unseres Clans verhalten und sich daran messen lassen.“

Die Stimme der Seneschall war ohne eine besondere Anklage. Es gefiel ihr nicht, dass sie derartige Selbstverständlichkeiten wie die Ansprüche ihres eigenen Clans hier zur Sprache bringen musste, aber nicht darüber zu sprechen hätte bedeutet, sich aus der Verantwortung zu schleichen und das käme noch weniger in Frage.
Nun sandte sie den Fokus ihres Blickes erneut quer durch den Raum und heftete ihn an den Brujah, um ihn dann hart wie Diamant werden zu lassen.
Einen Moment schien es, als wollte sie sich mit ihrer Aufmerksamkeit durch den Brujah hindurch brennen und man mochte den Eindruck bekommen, dass Fleisch und Knochen wirklich versucht waren diesem Blick auszuweichen, indem sie sich spontan zersetzten und die Sicht auf die Wand hinter dem Duke frei zu machen.

„Was den anderen Beteiligten an diesem Zwischenfall angeht, schlägt das Pendel sehr unbeständig hin und her. Große Verdienste um diese Stadt wechseln sich mit großem Schaden ab. ABER....unsere Existenz ist kein Nullsummenspiel, bei dem es am Ende auf irgendeinen Punktestand ankommt. Die Vorkommnisse der beiden letzten Tage zeigen leider deutlich, dass Herr Buchtweg Lücken bei elementaren Fragen unserer Existenz aufweist. Würde diese Stadt ihm nicht ihre Rettung mitverdanken, hätte ich längst entsprechende Konsequenzen angeordnet.“

Kurz sah sie hinüber zu Malik, um unmissverständlich klar zu machen, wie diese Konsequenzen aussehen würden.

„Aber es wäre ungerecht nicht alle Parameter und das ganze Potential unseres Mitkainiten hier zu bewerten. Daher habe ich folgendes Vorgehen in dieser Sache beschlossen. Der Brujah Mark Wilhelm Buchtweg, wird bis nach dem geplantem Angriff direkt der Geißel der Stadt unterstellt. Herr Trapper wird bitte dafür sorgen, dass dieser an einer seinen Fähigkeiten entsprechenden Stelle eingesetzt wird. Sollte ihn dies das Unleben kosten, werden wir seine Schuld als beglichen ansehen. Wenn NICHT... dann ist er im Anschluss unserem Bruder Moishe Ben Levy unterstellt, der angehalten ist die groben Versäumnisse in Sachen gesellschaftlichem Verhalten nachzuholen. Dies betrifft seine Person und natürlich sein Eigentum, dass gleichzeitig an den jeweiligen Vormund übergeht.“

Das waren die Fakten. Es gab keinen Diskussionsbedarf und keinen Raum für Anmerkungen oder 'ja aber'. Es war beschlossen und praktisch schon passiert.

„Abschließend sei gesagt, dass der Frieden des Elysiums einer unserer höchsten Traditionen ist, der nur noch größeren Respekt von uns verdient, wenn seine Exzellenz persönlich eine Einladung ausspricht. Der Elysiumsfrieden ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft, der es uns ermöglicht zu existieren, denn er soll uns garantieren, dass es einen Ort gibt, an dem wir uns versammeln können und auf den unbedingter Verlass ist. Es ist also jedem Anwesendem ausdrücklich erlaubt das hier eben beschlossene zu kommunizieren, damit alle Mitglieder unserer Gemeinschaft sehen können, wie ernst wir unsere Traditionen nehmen und dass wir willens sind alles zu tun um ihre Durchsetzung zu gewährleisten. ALLES. Alle Anwesenden die heute nur wegen dieser Angelegenheit hier her gekommen sind, sind damit entlassen und angehalten sich unverzüglich an die Umsetzung des hier beschlossenen zu machen. Vielen Dank.“

Nun war es an der Zeit für alle zu verschwinden, die sich angesprochen fühlen mochten. Nicht auszudenken was geschehen mochte, wenn diese Frau einmal wütend wurde.
 
Den Duke erziehen? Wie habe ich mich derart gegen Jehova versündigt das mir diese Strafe auferlegt wird? Das ist eher eine Züchtigung für mich als für das Brujah - Riesenbaby...ich bin verdammt und verflucht!

Nach aussen hin versuchte Moishe mühsam die Haltung zu wahren, aber der Schock sass tief. Zumindest blieb ihm noch die Galgenfrist bis nach dem Kampf gegen die Werwölfe um zu überlegen was er mit dem Kerl anfangen sollte.
 
Die Anspannung wuchs in Kai, als Sybille zu sprechen begann. Die ertsen Informatinsfetzen nahm er gierig auf. Für den Moment war er froh daß es nicht als erstes ihn traf sondern den Brujah. Amanda kannte er noch nicht, den Worten zufolge konnte er aber daraus schliessen dass sie zu den Ventrue gehört. Eine Ventrue die mit einem Brujah zusammen für Ärger in einem Elysium sorgte, das konnte nur böse enden. Die Urteile waren in seinen Augen erstmal gerecht, er empfand aber so etwas wie Mitleid für Moishe, dieser hatte jetzt einen Hausbrujah der stubenrein werden musste. Falls er den Angriff überleben würde. Der Strafweg in die Freiheit als Kanonenfutter, die Chancen für Kai einen ähnlichen Weg zu gehen waren, je nach Urteil, nicht gering.

Das kann nicht gut enden.

Die Archontin war vielleicht noch nicht wütend, aber weit von dem Wesen entfernt das er hier vor ein paar Tagen vor sich gesehen hatte, konnte jemand sie ernsthaft zum Feind haben wollen? Vielleicht wäre es doch besser gewesen als erster in der Reihe der Anklagebank zu stehen, Kai hatte wenig interesse nach diesem Anfang als nächster in ihrem Blick zu stehen, alles in ihm verlangte danach aufzustehen und nach der letzten Aufforderung zu gehen.

Rücken gerade halten, weiter nach vorne blicken.

Aber das konnte er nicht zulassen, als nächste konnte schon er auf dem Programm stehen. Und zumindest er hatte vor ein würdevoller Angeklagter zu werden.
 
Helena sah ein wenig zwischen den Ventrue und der Archontin hin und her.
Immerhin gehörte Kai zu ihrem Clan.

"Was wird den meinem Clansmitglied vorgeworfen?" fragte sie dann.
 
Moishe warf Sybille einen fragenden Blick vor. Wenn die Seneschall ihm das Zeichen gab würde er antworten und seine und Kais Anwesenheit erklären.
 
Malik hielt sich erst einmal zurück und sagte nur kurz etwas zu dem Duke, wenn er den Raum verließ. "Ich melde mich." Mehr nicht und dann wurde er wieder zu einer schwarzen Statue, in der nur in den Augen noch Leben herrschte.
 
Puh, .. war die erste und die spontan ehrlichste Reaktion, die dem Duke durch den Kopf schoss.

Es waren nicht die Worte Vernichtung, Sonne, Glieder abhaken, Holzplock oder so gefallen. Dass Amy verbannt wurde, schmerzte ihn sehr, aber der Fund in ihrer Tasche schmälerte den Schmerz doch erheblich und im Verdrängen bzw. Vergessen war er Meister.

Aha, ich soll also dem Rambo helfen und dann Moishele, … ok. Dann mal los, … kein Ding. Bekomm ich hin, … und warum ist es so ruhig? Hab ich schon wieder was verpasst?

Die Worte über die Unversehrtheit des Elysiums hatte er in seiner grenzenlosen Weisheit mitnichten in voller Gänze kapiert. Ebenso wie die Auswirkungen, WAS genau das Urteil bedeutete.

Malik raunte ihm dann was zu und das war sein Stichwort. Er stand auf und ging, …



Haha, wenn die Anwesenden dachten, dass ein Duke blöde sei und der Eiskönigin nicht Tschüss sagte, waren sie falsch gewickelt. Er vergaß sogar nicht mal das Verbeugen, wie es die anderen getan hatten. Ob es nun elegant aussah, die Tiefe stimmte, die Lage der Arme, die richtige Fussstellung, mochten Dinge sein, die ihm dann irgendwann mal Moishe beibringen musste. Aber immerhin hatte er es nicht vergessen.

„Frau Seneschall …“ Verbeugung,

„Hüterin …“ Verbeugung,

„Geissel, …“ Verbeugung,

„meine Herren. Ich verabschiede mich und wünsche noch einen interessanten Abend, …“ sprachs, drehte sich um und ging.


Ja, auch an der Wortwahl war zu arbeiten, zu feilen und zu schleifen, aber er hatte sich bemüht, … wirklich. Aber er war sich sicher, dass wenn er darüber nachdenken würde, ob es richtig gewesen sein könnte, dass es ihm scheißegal wäre.

Draußen streckte er sich, und reckte sich, holte sich den Stummel aus der Jackentasche, paffte ihn genüsslich an und schwang sich auf Mopet, bereit endlich so richtig Spass zu haben. Dann bretterte er los. Einer Party entgegen.
 
Wie ein Suchscheinwerfer schwenkte der Blick der Archontin zu Helena hinüber und nun hieß es für die Caitiff ihrem Blick stand zu halten. Die Züge der Frau waren nach wie vor unbewegt und so bar jeder Emotion, dass sie im Moment wahrscheinlich niemand 'hübsch' nennen wollen würde. Sybille neigte minimal den Kopf, zu wenig als das man die Geste ein Nicken nennen mochte, aber dennoch gab sie zu verstehen, dass sie die Hüterin gehört hatte. Schwer abzuschätzen, ob die Auvergne es ihr positiv anrechnete, dass sie sich um die Mitglieder ihres Clans kümmerte, oder ob sie eher ungehalten war, weil sie keinen Bedarf an Zwischenfragen hatte. Dann sah sie auch schon wieder zu dem Brujah hinüber, der ausnahmsweise einmal alles richtig machte und ohne jede weitere Provokation das Feld verließ. Wenn der riesen Tölpel die bevorstehende Schlacht überstand, würde hoffentlich sein Nutzen wieder überwiegen. Dazu reichte es, sein Verhalten minimal anzupassen. Es galt nicht, dem Tiger die Krallen zu ziehen, sondern vielmehr dafür zu sorgen, dass er sie an den richtigen Bäumen wetzte. Aber so war es immer mit dem Clan der Rebellen.

Als der Duke die Versammlung dann also verlassen hatte, machte sie eine einladende Geste in Richtung Moishe, diesen in ihre Mitte bat, wo er gerne vortragen sollte, was ihm auf dem nicht mehr schlagendem Herzen lag.
 
Helena hatte jede Menge Übung darin dem Blick anderer und vorallem mächtigerer Kainskinder standzuhalten. Es war in etwa so der Effekt, als ihr Vater ihr vor unendlich langer Zeit gesagt hatte, wenn ihr jemand Angst macht, sollte sie sich den in langen Unterhosen vorstellen.

So interpretierte sie das Nicken auch als Zustimmung, auch wenn es den Ventrue und deren Lakaien Malik nicht gefallen würde. Also wartete auch sie, bis die Anderen gegangen waren. Noch hatte sie keine Ahnung, was hier gelaufen war, aber das würde sie schon erfahren.
 
Nach dem etwas aprubten Abgang des Brujahs erhob sich Moishe auf Sybilles Geste hin und ergriff das Wort.

"Meine Damen und Herren, wie einige von Ihnen bereits wissen sind sowohl Mr. Finnlay als auch ich heute Nacht in den Besitz der Information gelangt, dass der hier anwesende Herr Kai Braun", Moishe machte eine Geste in dessen Richtung für den Fall das jemand diesen nicht kennen sollte, "einen Münchener Ventrue diableriert hat. Diese Information erhielten wir von Hr. Braun selbst, den nach meinem ersten Eindruck die Reue zu diesem Geständnis trieb. Daher habe ich ihn getroffen um näheres zu erfahren und ihn in Ihrem Auftag, Mme d´Auvergne, hierher zu bringen. In meiner Unterredung mit Hr. Braun ergab sich nun das er diese Tat im Rahmen einer offiziellen Blutjagd gegen besagten Ventrue von ihm verübt wurde und die Tat somit eigentlich im Rahmen der Gesetze der Camarilla nicht illegal war. Hr. Braun ist nun hier, damit diese Angelegenheit geklärt werden kann. Er hat mir gegenüber auch deutlich gemacht, dass er sich der Problematik dieser Diablerie vollkommen bewusst ist und die Handlung bedauert. Weiterhin hat er mich hierher ohne Widerstand begleitet, um sich ihrer Beurteilung zu stellen. Ich habe Hr. Braun in den vergangenen Nächten als ruhigen, verlässlichen und wertvollen Mann kennengelernt, der, trotz dessen das er außerhalb eines Clans aufgewachsen ist, eine Bereicherung unserer Gesellschaft darstellt. Ich bitte daher darum in München sicherzustellen das es sich bei besagter Tat um eine offizielle Blutjagd gehandelt hat und bei der Bestätigung von Hr. Brauns Aussage in dieser Angelegenheit zu seinen Gunsten zu entscheiden."

Moishe hatte clanintern noch einiges zu sagen, aber das musste warten bis er mit Sybille, Alexander und Iain allein sprechen konnte und auch noch einmal mit Kai gesprochen hatte.
 
Auch Iain erhob sich und begann nun Moishes Aussagen zu ergänzen.

"Ehrenwerte Primogene, ehrenwerte Geissel, ich kann soweit die Aussagen meines verehrten Bruders im Blute Moishe bestätigen. Sein Geständnis legte er auf eigenen Antrieb ohne Veranlassung unserer Seite ab. Herr Braun hat sich die letzten Nächte als sehr verlässlicher Kainit gezeigt, der Wert auf die Maskerade und die Regeln unserer Gemeinschaft legte."
 
"Ja, ich könnte auch nichts negatives über ihn sagen und wenn es eine Blutjagd war, dann ist was traditionen angeht doch kein Schaden entstanden, was die persönlichen Konflikte angeht, sollte er halt öfters darüber sprechen, bei den Leuten, die es wissen und nicht bei jedem Fremden", sagte Helena. Sie könnte sich gut vorstellen auch jede Menge moralisch geistige Probleme zu bekommen, wenn sie so etwas tun würde.
 
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