[14.05.2008] Die Steinigung kann weitergehen

Die Geißel schwieg zu der ganzen Sache und hörte nur zu. Warum sollte er auch etwas sagen? Es ist wie es ist und es ist nun einmal nicht an ihm zu entscheiden, was nun kommen würde. Bis jetzt lief aber alles so, wie er es sich vorstellte.
 
Mit Zufriedenheit nahm Kai den Rückhalt zur Kenntniss den er hier hatte, allerdings nicht ohne weitere innere Anspannung. Die Beweislage sprach zwar für ihn, im Moment, aber es konnte noch einiges schiefgehen. In der Mappe hatte er einigen Unterlagen aus München, Unterlagen die ihn für die Vernichtung lobten und ihn als produktives Mitglied der Camarilla zeigten, er konnte sich aber nicht zu 100 Prozent sicher sein. Alles war versiegelt, hier konnten noch einige böse Stolpersteine auf ihn warten.

Auf das beste hoffen, aber mit dem schlimmsten rechnen

Niemand wollte Details zur Vernichtung wissen, ebenso hatte Kai nie danach gefragt, es könnte also durchaus noch sein das im Schreiben dazu auch der genaue Wortlaut des Befehls für die Jagd vorhanden war, mit etwas Pech konnte hier ein Hinweis auf ein Verbot für Diablerie enthalten sein. Im Grunde zu viele unbekannte Faktoren um es klar abschätzen zu können, aber da er fast schon verjagt wurde war alles denkbar. Ohne Kommentar hörte er sich noch an was die anderen zu sagen hatte, er selbst blieb bei seiner Ansicht erst dann die Stimme zu erheben wenn das Wort direkt an ihn gerichtet wurde. Nach aussen hin versuchte er ernsthaft zu wirken, der Anklage bewusst aber noch ohne zu bitten und Hilfe zu suchen.
 
Die Ventrue hatte sich sich in Ruhe alles angehört und dabei jeden auf die gleich, durchdringende Weise angeschaut, mit einem Blick, bei dem man denken mochte, dass man das Blut in den Ohren rauschen hören konnte, wenn man ihm lange genug stand hielt. Es gefiel ihr nicht übermäßig wie sich die beiden anderen für das Kuckuckskind vor den Wagen warfen. Möglich dass er vor Aufopferungswille und Pflichtbewusstsein überlief und der glühendste Anhänger der Camarilla überhaupt war, aber genauso gut konnte er ein besonders guter Betrüger sein und dann wären diese Beidem hier ihm nicht nur auf den Leim gegangen, sondern hätten auch noch ihre Karrieren für einen Bastard über Bord geworfen. Alleine bei dem Gedanken daran, sollten bei einem Mitglied ihres Clans alle Sirenen los gehen. War dieser hier es Wert? War er die eine, große Ausnahme in diesem sonst so großem, weitem Meer aus rebellischen, nichtsnutzigen, undankbaren Bälgern?

Sybille machte eine knappe Geste mit der Hand und deutete dabei auf die Unterlagen in Kais Hand, auf dass er sie ihr übergeben würde. Immerhin schaffte er es wirklich kein Wort zu sagen und sich an die bewährten Regeln ihrer Etikette zu halten. So wie sie dieses Höllenloch von einer Stadt erlebt hatte, war ein Vampir der sich einigermaßen standesgemäß verhielt hier schon ein kleines Wunder. Aber sie wollte nicht zu streng sein. Finstertal war so etwas wie Kriegsgebiet und im Krieg galten nun mal andere Spielregeln. Sie nahm die Mappe entgegen und legte sie in ihren Schoss, um sie später gründlich durchzusehen.

Der Amaranth ist eine abscheuliche Handlung mit unberechenbaren Folgen. Zurecht ist er geächtet und auf das strengste Verboten.

Die Seneschall schürzte abschätzend die Lippen, während sie sich Kai von oben bis unten ansah.

Dennoch gab und gibt es Fälle, in denen er nicht mit der Vernichtung geahndet wurde. Ob bei Kai Braun so ein Fall vorliegt, werden wir recherchieren müssen. Ich werde mich bezüglich dieser Blutjagd informieren. Aber ich sage ihnen gleich...

Nun sah sie von dem Caitiff weg und bedachte wiederum Moishe und Ian mit einem nachdenklichem Blick.

Jemand der zu so etwas fähig ist, hat keinen leichten Stand in unserer Gesellschaft. Mit einer solchen Tat, stigmatisiert man sich selber als Ausgestoßener. Für manche ist es ein Schicksal das sie zum Wohle der Gesellschaft auf sich nehmen. Einer Gesellschaft die einen ihrer Wächter ächtet, für eine Tat die er begangen haben mag zu ihrem Schutz. Ein nobles Opfer.

Wie zufällig wanderte ihr Blick zu Malik Trapper hinüber. Es mochte so sein, dass sie einfach ihre Aufmerksamkeit gleichmäßig verteilen wollte, oder sie waren gerade einfach Zeuge der Tatsache, dass man nun mal irgendwo hin schauen musste, wenn man die Augen geöffnet hatte. Genauso gut mochte es aber auch sein, dass sie die Position der Geißel als ein solches Opfer wie sie es gerade beschrieben hatte verstand. Oder meinte sie mehr?

Aber niemals ist das Verschlingen eines der Unseren eine Leichtfertige Tat. Ich kann ihnen nur versprechen Herr Braun, dass wir klären ob ihre Tat im Rahmen unserer Gesetze zu ahnden sein wird oder nicht. Wenn ihre Handlung zumindest als Ausnahme akzeptiert werden kann, werden wir kein urteil vollstrecken, aber vor den Konsequenzen kann und will ich sie nicht freisprechen. Wir werden sehen. Ich will es mit den Menschen halten und solange ihre Schuld nicht bewiesen ist, gelten sie nicht als schuldig. Ihre Primogena ist im besonderen Maße für sie verantwortlich, bis der Fall eindeutig geklärt ist, aber wir werden ihnen keine Rechte oder Pflichten versagen.

Darauf folgte ein 'wäre das dann alles?' Blick, mit dem sie offensichtlich gewillt war die Angelegenheit für heute als beendet zu erklären.
 
Die Worte trafen wie Hammerschläge, jeder einzelne Satz wie ein Schwert das über Kai und seine Befürworter hing. Er war sich des Risikos bewusst gewesen das für Moishe und Helena bestand, nun wurde es noch einmal offen zur Sprache gebracht. Als er die Mappe überreichte sah er sie nicht direkt an, ebenso ging er rückwärts zurück zu seinem Stuhl um ihr nicht den Rücken zuzuwenden, eine lange eingeübte Handlung die er schon oft ähnlich ausgeführt hatte. Sie hatte nun seine gesamte Existenz in den Händen mit der Entscheidung was damit geschehen sollte. Und wieder gingen ihm die gleichen Gedanken durch den Kopf.

Wurde in einem Schreiben aus München die Wahrscheinlichkeit meines Erzeugers bestätigt? Sind die Auflistungen meiner Erfolge vollständig? Meiner Verdienste?

Die wahrscheinliche Ahnenreihe war vorhanden, aber ohne Bestätigung über die Wahrscheinlichkeit nutzlos, eher schädlich. Weiter stumm hörte er Sybille zu, wahre Worte wie er zugeben musste mit enormer Tragweite. Auch so wäre sein Stand nicht für alle gut, er handelte mit Gedankenmanipulation, falls er eine Erwerbsgenehmigung erhalten würde, ein Gedankenhändler sozusagen und konnte für einen großen Teil der Kainskinder ungesehen erscheinen. Er nickte leicht zum Zeichen des Verständnisses der vorläufigen Richterspruches, eine Anerkennung war insofern nicht nötig da es keinen Widerspruch geben konnte. Kai kam nicht zu Worte, es wurde keine Stellungnahme eingeholt, aber das war im Grunde unnötig. In seiner Ergänzung in der Mappe hatte er die Tat gestanden, mit voller Absicht und ohne weitere Kenntnisse des Sachverhalts, der legalität der Tat. Er hatte nicht vor sich als erster zu erheben, so wartete er noch ab.
 
Malik erwiderte den Blick der Archontin und könnte er noch Gänsehaut bekommen, so hätte er sie jetzt sicher bekommen. Die Überlegung einen Amaranth durchführen zu müssen, schreckte ihn auf eine eigentümliche Weise. Doch im selben Augenblick jubilierte sein Tier bei dieser Aussicht. Der Malkavianer war sich nicht sicher, was er tun würde, doch wenn es seine Pflicht war, würde er nur kurz zögern.

Die Verlockung stärker zu werden, war ungemein reizend, doch Malik war so lange ein festes Mitglied der Camarilla, dass er der Diablerie nicht wohlwollend gegenüber stand. Im Krieg musste man seine Hände in Blut waschen, doch sollte man auch seine Seele beflecken? Wie immer, schüttelte der Schwarze seine Gedanken ab, wenn sie zu sehr ins philosophische wandten und k0nzentrierte sich wieder auf das hier und jetzt. Auf Sybilles Blick, hatte er mit einem kaum merklichen Nicken geantwortet. Er würde bereit sein...
 
Helena nickte ebenfalls, sie selbst hatte schon mehr als einmal die Chance gehabt, eine Seele zu vernichten, aber sie hatte es nie getan, sie hatte es nicht tun können, sie konnte nicht einmal wirklich töten, wenn es nicht in Notwehr war und ohne selbst ein Stück weit zu sterben.

"Ja, wir werden abwarten", sagte sie dann, was hätte sie auch sonst sagen sollen.
 
Iain hielt seine Antwort wortlos und verbeugte sich statt dessen elegant vor seiner Primogena. Ihren Richtspruch hatte er damit zur Kenntnis genommen...
 
Auch Moishe sinnierte still über Sybilles Antwort, er fand sie weltfremd und abgehoben. Aber er war nicht in der Position in dieser Angelegeneit mehr als einen demütigen Rat zu erteilen, das hatte er getan, also ging es jetzt ans Schweigen und Gehorchen, wie er es ja so oft gegenüber den Anarchen und Jungen selbst von diesen forderte.
 
Es machte den Anschein, als wenn dieses Treffen der Grundstein für ein effizienteres Vorgehen in vielen Belangen sein konnte. Im Grunde war es aber auch nicht anders zu erwarten gewesen. Finstertal war mittlerweile als Untote verschlingendes Höllenloch verschrien, immer mühsam auf der Kippe zur Katastrophe. Selbst ein Mann wie Galante hatte nicht hoffen können in einer Nacht das Ruder herum zu reißen. Oliver Buchett hatte Jahrzehnte damit zugebracht die Dinge ins Lot zu bringen und selbst er, der doch so lange hier regiert hatte und als einer der wenigen Alten nicht vernichtet worden war, oder das Weite gesucht hatte, war am Ende mindestens gestrauchelt. Man würde abwarten müssen wie schlimm sein Fall an Ende sein würde. Aber allmählich schienen ihre Bemühungen Früchte zu tragen.

Wenn also niemand mehr Anmerkungen hat, bedanke ich mich für ihr Kommen und bitte die Angehörigen des Clans Ventrue noch zu bleiben für einige Clansinterna

Sprachs und begab sich auf den Weg zurück hinter ihren Schreibtisch. Sie wollte allen Anwesenden genug Zeit geben den Ort zu verlassen und sich neu zu ordnen.
 
Moishe blieb sitzen und wandte sich dann kurz an Kai, bevor dieser ging. "Wir telefonieren später noch miteinander." Dann verabschiedete er sich von den anderen Anwesenden und blieb mit gemeinsam mit Sybille und Iain zurück.

Was ist denn nun noch? Immerhin wollten wir noch in Mentesse´ Anwesen einsteigen, aber die Zeit läuft davon.
 
Nun Helena erhob sich, nickte Sybille zu und ging dann nach draußen, war schon alles ausgesprochen seltsam, sehr seltsam, aber was erwartete man sonst noch.
 
Malik verabschiedete sich ebenfalls respektvoll und verließ dann den Raum, wobei er sogleich schaute, ob der Duke noch zu sehen war.
 
Malik konnte sehen, daß das Motorrad weg war, jedenfalls vom Duke war weit und breit nichts mehr zu sehen und eine Nachricht hinterlassen hatte er auch nicht.
 
Manchmal war es einsam an der Spitze. Eine Binsenweisheit, aber in den Momenten, in denen sie sich als nur all zu wahr herausstellte, nutze es einem auch nicht viel, wenn man sie als Plattitüde entlarvte. Natürlich hatte niemand etwas gesagt und kaum jemand hatte eine Miene verzogen, aber dass nicht alles was sie gesagt hatte auf Gegenliebe gestoßen war ahnte Sybille durchaus. Ausgerechnet der Caitiff Braun schien am ehesten verstanden zu haben um was es ihr ging und was sie hatte sagen wollen. Auch die Geißel schien einigermaßen mit allem konform zu sein, aber Trapper war ein Kind des Mondes. Wer wusste schon, welchen Schatten die gerade wieder hinterherjagten?
Aber darum ging es beim Führen nun mal im Kern. Aushalten und sich nicht von Ahnungen und 'vielleicht' und 'Möglicherweise' aufhalten zu lassen. Mit der Überzeugung zu leben, dass eine falsche Entscheidung immer noch besser war, als gar keine. Als der Raum sich also bis auf die Ventues geleert hatte, ergriff die Archontin erneut das Wort. Diesmal von hinter ihrem Schreibtisch aus sitzend.

„Ich wollte uns noch die Gelegenheit geben Kommentare und Anmerkungen zu geben, ohne das Andere dies mithören. Eines noch vorweg, Alexander Stahl ist wohl wieder auf den Beinen. Wir werden sehen wie weit er wiederhergestellt und einsatzbereit ist, aber grundsätzlich ist er wieder bei uns. Was alles andere angeht...ich höre.“

Anscheinend sah die Auvergne ihren Clan als so etwas wie die Offiziere dieser Stadt und nachdem man nun die Unteroffiziere los geschickt hatte, sollte nun noch jeder die Gelegenheit bekommen frei zu sprechen.
 
Moishe war überrascht, hatte eigentlich mit Anweisungen gerechnet, aber nicht damit in eine Diskussion einzusteigen.

"Nun, Madamme, es steht für Iain, mich und Braun eigentlich noch Arbeit an heute Nacht, das Anwesen Mentesse, Sie erinnern sich gewiss. In wie weit es sinnvoll ist diese Angelegenheit durch die Verzögerungen noch in Angriff zu nehmen weiss ich allerdings nicht, es könnte durchaus sein das es sich bei diesem Einstieg um eine Aktion handelt die mehrere Nächte benötigt, ich schlage deshalb vor das wir uns möglichst zeitnah vor Ort begeben um mit dem Einstieg zu beginnen.
Bezüglich der Angelegenheit mit Hr. Buchtweg möchte ich darauf hinweisen das ich mich gezwungen sehe ihn unter ein Blutband zu stellen, da ich nicht in eine Situation kommen will in der er seine enormen Kräfte im Zorn gegen mich wendet. Außerdem würde ich gerne wissen was in seiner Akte über seine Herkunft und das Alter seines Blutes bekannt ist, allein um zu wissen ob meine Beherrschungskräfte gegen ihn wirksam sind."
 
Kai erhob sich, ging einige Schritte rückwärts bevor er auf alle viere sank und ging, auch hier sehr darauf achtend der Archontin in dieser Situation nicht den Rücken zuzukehren. Moishe bekam ein Abschiedsnicken, Kai würde auf den Anruf warten, er war durchaus gespannt auf das Angebot das dieser zu machen hatte. Vor der Akademie ging er nur langsam zu seinem Wagen, wollte Malik und Helena die Möglichkeit geben falls diese ihn noch ansprechen wollten.
 
Iain nickte, als er Moishes Ausführungen hörte.

"Verzeihen Sie meine Anmaßung, ehrenwerte Primogena, aber bezüglich des werten 'Herrn' Buchtweg wäre die Absicherung Moishes Person durch ein Blutsband auch mein erster Vorschlag gewesen. Wie Sie alle wissen hat sich der junge Brujah in der Vergangenheit mehr als nur unberechenbar und potentiell naturgewaltig katastrophal gezeigt. Üblicherweise widerstrebt es mir, andere Kainiten durch die Macht des Blutes gebunden zu sehen - aber bei einem derartigen Mangel an Beherrschung und einem solcherart massivst zur Schau getragenen Katastrophenpotential würde ich zur Sicherheit unseres werten Bruders im Blute ebenfalls darum bitten, dass er Ihre Erlaubnis zu diesen Schritt erhält, Madame."
 
Zumindest standen ihre Clansbrüder füreinander ein. Zufrieden beobachtete sie, wie Finnlay Moishe zur Seite sprang. In diesem Falle war es unnötig, aber ihr Blut hatte in dieser Stadt bedauerlich lange immer nur die zweite Geige gespielt. Natürlich musste die Domäne stabilisiert werden, selbstredend musste die Camarilla in Finstertal gestärkt werden und sie würde alles tun, dass sich als nötig erweisen sollte um diese Ziele zu erreichen, aber sollte verdammt und nicht mehr länger des Clans der Könige würdig sein, wenn sie nicht für ihr Blut einstehen würde, solange sie die Position des Erstgeborenen inne hatte. Zusammenhalt und Wettbewerb musste sich die Waage halten, damit alles funktionierte. Nun, da alle Clansfremden sich entfern hatten, erlaubte sie sich, ihre Zufriedenheit auch in die Kommunikation mit einfließen zu lassen. Ihre Gesicht verlor ein wenig an Härte und sie erlaubte sich einen deutlich wohlgesonneren Zug um die Lippen. Sie wiegelte sachte mit einer Hand ab.

„Wegen mir brauchen wir nicht lange. Sie können sich gleich dem Mentesse Haus widmen. Was den Brujah angeht, werde ich nicht so dumm sein, ihn unserem Clan aufzubürden und dann seine Verfehlungen übermäßig zu verfolgen und anzuprangern, keine Sorge.“

Sie sprach davon, dass die Last also den Clan betraf, auch wenn Moishe der Vormund sein würde. Entweder war er also ausgesucht worden, damit die Auvergne einen Sündenbock hatte, falls es schief ging, oder sie sah es wirklich so, dass man im Team arbeiten würde, aber eben einer der Hauptverantwortliche sein musste, weil aus 'alle sind verantwortlich' sonst stets schnell ein 'alle sind gleich verantwortlich' und dann ein 'alle sind gleich wenig verantwortlich' wurde.

„Unternehmen sie was immer sie für richtig halten, aber in der Tat hatte sie eigentlich ernannt, weil ich gehofft hatte, dass sie in ihren Mitteln breiter aufgestellt sein würden. Ich habe sie vorgestern beobachtet Moishe, auf dem Prinzenball, wie sie gearbeitet haben nach dem Zwischenfall mit dem Mondkind. Diese Art von Vorgehen ist in der Regel deutlich effektiver. Vor allem langfristig. Aber sie haben freie Hand und das meine ich so. Wenn sie den Mann in kleine Stückchen brechen müssen um ihm zu helfen ein wertvolles Mitglied unserer Gesellschaft zu werden, dann soll es so sein und dann versichere ich ihnen, dass die Stärke seines Blutes oder seines Geistes keine Rollen spielen werden.“

Auch wenn das Lächeln von einer wärmeren Qualität war, wäre dem Duke vermutlich wieder schlagartig ein wenig kälter geworden, wenn die Bedeutung der Worte in seinen Verstand eingesickert werden. Wenn Moishe nicht klar kam, würde man eben Clans Ressourcen kombinieren.

„Davon ab, muss ich aber auch eine kleine Entschuldigung loswerden an sie, Moishe, dass ich ihnen dies aufbürde, aber ich hielt sie für geeignet, darum habe ich sie in die Pflicht genommen. Als kleines Zeichen der Wiedergutmachung wollte ich mit ihnen, eigentlich mit ihnen beiden, absprechen ob sie mir zustimmen und es mitragen würden, wenn wir Moishe ben Levy zum Sheriff der Domäne benennen?“

Es war beiläufig gesprochen, aber die Ahnung eines spitzbübischen Lächelns tanzte um Sybilles Augen. Für einen kurzen Moment war es nicht einmal abwegig, das sie ihnen zu zwinkerte.

„Verstehen sie, wenn meine Arbeit hier erledigt ist, werde ich und Monsignore Galante wieder aufbrechen und den Thron, sowie den Stab dieses Amtes hier an jemand anderen übergeben haben und im Zweifel wissen wir noch nicht, ob unser Clan hierbei ausreichend vertreten sein wird. Eine Stadt wie diese sollte auf keinen Fall ohne einen Sheriff sein. Was läger näher als eine Ernennung aus unseren Reihen? Sie sind noch nicht lange in Finstertal, aber das trifft wohl auf die meisten in dieser Stadt zu und die wenigsten machen mit den Eindruck als wenn sie Stabilität interessiert wären, wie wir sie verstehen. Also, was meinen sie?“

Wenn die Erklärung eben die Luft aus dem Raum gesogen hatte, dann würde sie nun wieder ihren Raum einnehmen und gleichzeitig den beiden Ventrue Brüdern, die so einträchtig und beinahe metaphorisch Hand in Hand dort saßen, Gelegenheit geben sich zu äußern. Jetzt wäre es nicht mal schlimm, wenn einer stotterte, oder ein Taschentusch herausholte. Sie waren ja unter sich.
 
Moishe atmete im Geist durch und sammelte seine gedanken. Das erste was empfand war Stolz, dann aber auch Demut und ein wenig Zweifel.

"Madamme, das ist eine große Ehre und auch ein immenser Vertrauensbeweis. Ich habe den Schutz der Maskerade immer als wichtigste Aufgabe aller Kainskinder verstanden und bin daher gerne bereit meinem Clan und der Camarilla in diesem wichtigen Amt zu dienen. Aber meine Pflicht zwingt mich auf den Aspekt hinzuweisen das ich ganz im Gegensatz zu meinem Vorgänger Herrn Pareto kein sehr kampfstarkes Kainskind. Ich wäre rein physisch kaum in der Lage Widersachern von der Stärke einer Frau Färber Herr zu werden, ich kann daher das Amt nicht in der Art ausüben wie es ein Herr Pareto getan hat. Ich wäre gezwungen mir Unterstützung zu suchen, zu überwachen um Lücken in der Maskerade und ihre Verursacher frühzeitig zu entdecken und diese nach Möglichkeit zu vertuschen. Wenn ich es richtig anstelle kann Hr. Buchtweg nachdem seine Loyalität zu mir sichergestellt ist und sich ein Mindestmaß an Verstand und Etikette angeeignet hat die Aufgabe der Muskeln übernehmen. Aber wenn sie einen sehr kampfstarken Sheriff möchten bin ich nicht der richtige Mann."

Moishe war sich bewusst das er eigentlich sofort ja und danke hätte sagen müssen, aber es war wichtig das Sybille und der Prinz sich im Klaren waren was sie mit ihm als Sheriff bekamen.

Mein Gott, was wird Friedrich dazu sagen?
 
Das bisschen Pathos wollte sie ihm gerne verzeihen, auch wenn es bei einer hübschen, offiziellen Amtsantrittsrede besser aufgehoben war. Anscheinend war die Ernennung eine ausreichende Entschädigung für den Anderen. Es war geradezu perfekt. Die Stadt bekam einen Sheriff, Ben Levy bekam ein Amt für seine Mühen mit dem Brujah, die Ventrue bekamen ein wenig mehr Bedeutung und Macht und Galante und sie bekamen ein Maß an Stabilität. Für jeden einfach wundervoll, nicht wahr. Sybille sah zu Ian hinüber und beobachtete seine Reaktion. Möglich das einige der Anwesenden andere Pläne und Ideen in dieser Sache gehabt hätten. Möglich, dass es sogar gut wäre, wenn sich das so träfe. Zusammenarbeit und Konkurrenz, immer in der Balance.

Der Sheriff einer Stadt sorgt dafür das Recht und Ordnung herrschen. Die Mittel des unmittelbaren Zwanges und der Gewalt sind dabei nur Werkzeuge. Wenn sie notwendig werden, wird es an ihnen sein wie sie diese einsetzen. Man muss keinen Satz Schraubenschlüssel sein Eigentum nennen um eine kleine Schraube anzuziehen. Es genügt, wenn man den richtigen besorgen kann, wenn es darauf ankommt. Ich denke im Grunde wissen sie aber ja schon, dass ihr Einwand nur pro Forma war, nicht wahr? Immerhin haben sie mit Herrn Buchtweg ja schon eine probate Lösung. Wenn sie mir die Eingabe erlauben, ich glaube sogar, dass das in Aussicht stellen einer solchen Möglichkeit wie 'legalisieren von Gewalt als rechte Hand des Sheriff' ein gutes Mittel ist um sich der Kooperation des Herrn Buchtweg zu versichern. Ich gehe dann davon aus, dass sie einverstanden sind und ich ihren Amtsantritt offiziell machen kann?

Mittlerweile hatte Sybille sich ein schmales Lächeln gestattet. Gerade weil es noch ein wenig verhalten war, mochte es aber auch ehrlich sein.

Damit wäre ich dann wirklich fertig, wenn von ihrer Seite alles besprochen wurde?

Immerhin sollte Raum und Möglichkeit geschaffen werden, damit noch der eine oder andere Kommentar angebracht werden konnte, sei es zum Bruch des Elysiumsfriedens, zu Ämtern oder zu durchgedrehten Caitiff, bevor alle mit einem huldvollem Lächeln verabschiedet werden würden.
 
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