Zumindest standen ihre Clansbrüder füreinander ein. Zufrieden beobachtete sie, wie Finnlay Moishe zur Seite sprang. In diesem Falle war es unnötig, aber ihr Blut hatte in dieser Stadt bedauerlich lange immer nur die zweite Geige gespielt. Natürlich musste die Domäne stabilisiert werden, selbstredend musste die Camarilla in Finstertal gestärkt werden und sie würde alles tun, dass sich als nötig erweisen sollte um diese Ziele zu erreichen, aber sollte verdammt und nicht mehr länger des Clans der Könige würdig sein, wenn sie nicht für ihr Blut einstehen würde, solange sie die Position des Erstgeborenen inne hatte. Zusammenhalt und Wettbewerb musste sich die Waage halten, damit alles funktionierte. Nun, da alle Clansfremden sich entfern hatten, erlaubte sie sich, ihre Zufriedenheit auch in die Kommunikation mit einfließen zu lassen. Ihre Gesicht verlor ein wenig an Härte und sie erlaubte sich einen deutlich wohlgesonneren Zug um die Lippen. Sie wiegelte sachte mit einer Hand ab.
„Wegen mir brauchen wir nicht lange. Sie können sich gleich dem Mentesse Haus widmen. Was den Brujah angeht, werde ich nicht so dumm sein, ihn unserem Clan aufzubürden und dann seine Verfehlungen übermäßig zu verfolgen und anzuprangern, keine Sorge.“
Sie sprach davon, dass die Last also den Clan betraf, auch wenn Moishe der Vormund sein würde. Entweder war er also ausgesucht worden, damit die Auvergne einen Sündenbock hatte, falls es schief ging, oder sie sah es wirklich so, dass man im Team arbeiten würde, aber eben einer der Hauptverantwortliche sein musste, weil aus 'alle sind verantwortlich' sonst stets schnell ein 'alle sind gleich verantwortlich' und dann ein 'alle sind gleich wenig verantwortlich' wurde.
„Unternehmen sie was immer sie für richtig halten, aber in der Tat hatte sie eigentlich ernannt, weil ich gehofft hatte, dass sie in ihren Mitteln breiter aufgestellt sein würden. Ich habe sie vorgestern beobachtet Moishe, auf dem Prinzenball, wie sie gearbeitet haben nach dem Zwischenfall mit dem Mondkind. Diese Art von Vorgehen ist in der Regel deutlich effektiver. Vor allem langfristig. Aber sie haben freie Hand und das meine ich so. Wenn sie den Mann in kleine Stückchen brechen müssen um ihm zu helfen ein wertvolles Mitglied unserer Gesellschaft zu werden, dann soll es so sein und dann versichere ich ihnen, dass die Stärke seines Blutes oder seines Geistes keine Rollen spielen werden.“
Auch wenn das Lächeln von einer wärmeren Qualität war, wäre dem Duke vermutlich wieder schlagartig ein wenig kälter geworden, wenn die Bedeutung der Worte in seinen Verstand eingesickert werden. Wenn Moishe nicht klar kam, würde man eben Clans Ressourcen kombinieren.
„Davon ab, muss ich aber auch eine kleine Entschuldigung loswerden an sie, Moishe, dass ich ihnen dies aufbürde, aber ich hielt sie für geeignet, darum habe ich sie in die Pflicht genommen. Als kleines Zeichen der Wiedergutmachung wollte ich mit ihnen, eigentlich mit ihnen beiden, absprechen ob sie mir zustimmen und es mitragen würden, wenn wir Moishe ben Levy zum Sheriff der Domäne benennen?“
Es war beiläufig gesprochen, aber die Ahnung eines spitzbübischen Lächelns tanzte um Sybilles Augen. Für einen kurzen Moment war es nicht einmal abwegig, das sie ihnen zu zwinkerte.
„Verstehen sie, wenn meine Arbeit hier erledigt ist, werde ich und Monsignore Galante wieder aufbrechen und den Thron, sowie den Stab dieses Amtes hier an jemand anderen übergeben haben und im Zweifel wissen wir noch nicht, ob unser Clan hierbei ausreichend vertreten sein wird. Eine Stadt wie diese sollte auf keinen Fall ohne einen Sheriff sein. Was läger näher als eine Ernennung aus unseren Reihen? Sie sind noch nicht lange in Finstertal, aber das trifft wohl auf die meisten in dieser Stadt zu und die wenigsten machen mit den Eindruck als wenn sie Stabilität interessiert wären, wie wir sie verstehen. Also, was meinen sie?“
Wenn die Erklärung eben die Luft aus dem Raum gesogen hatte, dann würde sie nun wieder ihren Raum einnehmen und gleichzeitig den beiden Ventrue Brüdern, die so einträchtig und beinahe metaphorisch Hand in Hand dort saßen, Gelegenheit geben sich zu äußern. Jetzt wäre es nicht mal schlimm, wenn einer stotterte, oder ein Taschentusch herausholte. Sie waren ja unter sich.