[17.05.2008] Gerechtigkeit...

Monsignore Galante:

"Wenn Sie mir dann bitte folgen würden, Herr Buchet? Ich nehme Sie in gewahrsam, bis Sie meiner Kollegin und mir das Gemälde ausgehändigt haben. Anschließend dürfen Sie sich entfernen. Frau deAuvergne und ich werden das Gemälde anschließend nach Paris überstellen."

Seinem Namen entsprechend führte der Archont den gestürzten Prinzen zur Tür.

"Sybille, bitte kümmere dich um die letzten Angelegenheiten hier vor Ort. Wir treffen uns dann, wie besprochen!"

Natürlich sollte die Ventrue in der Akademie verbleiben, um dafür zu sorgen dass niemand den beiden Herren zum Versteck des Gemäldes folgte. Den Rückzug decken sozusagen...
 
Die Sache war beschlossen. Enio horchte kurz in sich und versuchte zu ergründen wie genau er sich jetzt eigentlich fühlen sollte und ob es eine Soll-Ist-Abweichung gab. Ja… die gab es! Eigentlich sollte er doch zufrieden sein. Er war hierher gekommen um Buchet abzusägen. Ihn bis zu einem gewissen Maße für schuldig sprechen zu lassen und ihn abzusetzen. Das war doch gelungen und zwar auserordentlich gut und zu Enios Überraschung härter als er zu hoffen gewagt hatte. Also war es doch Zeit sich jetzt auf Canapées und eine Pulle Sekt zu treffen und den verdammten Abend zu begiesen. Oder?

Aber es fühlte sich nunmal nicht wie ein triumpfreiche Nacht an in der man das erreicht hatte was man wollte und seinen Zielen näher gekommen war. Obwohl die Stimmung vor kurzem in der Stadt wirklich wesentlich beschissener war, hatte Enio sogar bei der Vernichtung der Portugisischen Witwe eine Art siegreiches Gefühl gehabt. Etwas wurde erledigt und war beseitigt. Man hatte eine der vielen Hürden genommen, die einem das Unleben auferlegt hatte. Das war doch was und deswegen konnte man sich freuen. Gut… bei Enio war Feude immer etwas spärlich verbreitet und manchmal mußte sie sich begnügen mit einem Zucken des Mundwinkels abgespeist zu werden, aber sie durfte doch manchmal kurz aufkeimen und hatte durchaus ihre paar Sekunden Daseinsberechtigung. Bei der Beseitigung der Lasombra hatte sich der Brujah durchaus einen kurzen Moment der emotionalen Bergfahrt gegönnt, die durchaus eine volle Nacht – beziehungsweise den Rest davon, da sie ja schon fast zu ende gewesen war – angedauert hatte und fast für ein Eigenlob gereicht hatte. Aber heute? Enio beschlich ein Gefühl das sie das richtige getan hatten aber eigentlich viel zu viel Unbekannte in der Gleichung gehabt hatten um überhaupt beurteilen zu können was genau das richtige eigentlich war Das Buchet weg war, stand zweifelsfrei auf der Liste der positiven Dinge Da machte sich Enio keine weiteren Gedanken mehr Aber war die Entscheidung mit Noir eine kluge gewesen?

Enio war aber niemand, der sich zu sehr in Frage stellte und wenn er sich nunmal für etwas entschieden hatte, dann stand er dazu und zog einen Schlusstrich Da durfte es durchaus auch Zweifel geben aber deshalb lag man nicht mit sich selbst im Disput und fing an alles mögliche in Frage zu stellen Enio hatte sich vorgenommen Noir im Auge zu behalten und das würde er auch machen. Bei Gelegenheit durfte sie das auch gerne aus seinem Mund selbst erfahren. Sie konnte ruhig wissen das sie nicht über jeden Zweifel erhaben war… jedenfalls was ihn betraf. Aber alles zu seiner Zeit. Vorerst würde sich der Italiener bedeckt halten und sich mit Floskeln über Wasser halten. Falls die nächsten Nächte eine Gelegenheit für ein Gespräch mit Lena Buchet ermöglichen würde, dann mußten ein paar Dinge gesagt werden. Für heute war genug gesprochen worden. Es sollte eine Verordnung geben, die nach einer Primogensitzung immer einen Schweigemonat jedem Vampir in Finstertal auferlegte. Das wäre doch einmal eine nützliche Regelung. Enio könnte sich gut damit arrangieren und würde kaum etwas vermissen.

Der Brujah-Ahn trat an Lady Noir heran um sich einigermaßen vernünftig zu verabschieden. Sie war der neue Prinz und was wäre das für ein Anfang, wenn er ihr schon heute nicht den nötigen Respekt zollen wollte. Für den Turiner bedeutete das aber lediglich ein Gegenübertreten und ein Händereichen. Etwas das für Enio schon relativ selten war, da er es vermied andere Kainskinder zu berühren. „Prinz Noir.“ Es folgte ein leichtes Nicken was durchaus als dezente Verbeugung gewertet werden konnte. Und das wars auch schon. Insofern sie ihm nichts zu sagen hatte würde sich Enio recht schnell aus dem Staub machen und den Raum verlassen.

Zum Schluß aber traf sein Blick noch den ehemaligen Prinzen Finstertals. Oliver Buchet wurde abgeführt! Was für ein Ding. Enio sah ihm unverholen in die Augen. Keine Regung war an ihm zu erkennen und sein Augenkontakt wirte neurtraler als je zuvor. Dem Brujah war klar, daß Buchet nur eine Teilniederlage erlitten hatte und ganz sicher nicht aufgeben würde. Enio war einer der Kainksinder die sich offen gegen ihn ausgesprochen hatten und der Toreador würde das sicher nicht vergessen. Wann auch immer sich unsere Wege wieder kreuzen – und das werden sie alter Knabe… ich werde da sein und bereit dir auch dann wieder in die Augen zu schauen. Bis dahin bleib in deinem Loch und schmiede deine Pläne!
 
"Richten Sie ihr bitte aus, dass ich sie zu sprechen wünsche. Ich denke, dass es besser ist, wenn ich ihr selbst erkläre was ich von ihr erwarte. Vielen Dank, Mister BenLevi."

Lena schenkte dem Sheriff ein strahlendes Lächeln, schenkte Helena ein freundliches Nicken und wandte sich dann Enio Pareto zu.

"Herr Pareto, einen Augenblick bitte. Nennen Sie mich bitte nicht Noir. Diesen Teil würde ich gerne hinter mir lassen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich meinen richtigen Namen bevorzugen, Magdalena Cruiz. Auch dies ist ein wichtiger Teil, wie ich finde. Es wird Zeit, dass wir einiges Ungeliebte aus der Vergangenheit hinter uns lassen und uns frohgemut der Zukunft stellen. Man soll mich als das sehen, was ich bin und nicht als die Hinterlassenschaft einer verstorbenen Lasmobra oder eines gestürzten Prinzen..."

Sanft berührte sie den Arm des Brujah.

"Ich würde Sie gerne als Geißel vorschlagen und diesbezüglich einige dringliche zu bearbeitende Fakten mit Ihnen besprechen... Haben Sie demnächst etwas Zeit für mich?", sprach sie deutlich vernehmlich. Worauf es jedoch ankam, waren die Gedanken, die die Toreador ihm in den Kopf pflanzte.

*Verzeih mein gewaltsames Eindringen in deinen Geist und den faden Grund dich anzusprechen, aber es geht um das Gemälde. Die restliche Nacht werden die Archonten damit verbringen, meinen Mann zu verhören. Nun, da er kein Prinz mehr ist, haben sie alle Möglichkeiten dazu. Morgen aber, werden sie aufbrechen und das Kunstwerk an sich bringen. Eine Fälschung natürlich! Oliver würde niemals auf seine Forschungen verzichten! Niemals! Das Original muss also zur gleichen Zeit durch jemanden geborgen werden, der unzweifelhaft an der Zerstörung des Bildes interessiert ist. Ich besitze alles, was dazu nötig ist! Und ich weiß, wo sich das Gemälde befindet. Sprich mit mir, sobald du kannst. Unter vier Augen, Enio!*

Sie wandte sich, noch immer hinreißend lächelnd, den anderen Primogenen zu, die sie beglückwünschen wollten.
 
Oliver Buchet

Vollkommen emotionslos ließ der Monarch die folgenden Minuten über sich ergehen. Sollten sie alle denken, dass sie gewonnen hatten. Sollten sie sich alle im Glanze ihres Sieges aalen und freudestrahlend die Beute verteilen. Letztlich würde nur eine einzige Person siegen und das war Oliver Buchet. Schon vor Jahrzehnten hatte sich der alte Toreador auf einen Tage wie diesen vorbereitet, hatte eine kunstvolle Fälschung des Gemäldes angefertigt, die sogar eine spürbar magische Aura besaß. Es war ihm ein leichtes gewesen, diese billige und schwache Emotion ans Bild zu binden, was das anging, waren ihm schon ganz andere Werke gelungen. Hierfür aber genügte eine leichte Ahnung, ein unbestimmtes Gefühl der Macht.
Kinderkram, aber genau deswegen umso glaubhafter.

Sollten die Archonten siegesgewiss in die Heimat zurückkehren.
Sollten sie alle denken, dass sie gewonnen hatten. Sobald ein wenig Gras über die Sache gewachsen war, würde er zurückkehren, die Verräter bestrafen und dann zu Johardo nach Warschau reisen. Magdalena würde er zwingen sich selbst zu entleiben. Langsam und qualvoll. Diesen widerwärtigen Pareto würde er zermalmen wie eine feiste Schabe. Zusammen mit Lurker, der Tunnelratte, die ihren gesamten Ruhm alleine seiner Gnade zu verdanken hatte.

Verräter allesamt!

ICH gewinne! Ich gewinne IMMER!
 
Enio hatte sich fast keine Gedanken gemacht wie genau er jetzt die Toreador angesprochen hatte und es wurde ihm erst so richtig klar als sie ihn korrigierte und darum bat mit ihrem richtigen Namen angesprochen zu werden. Das war leicht. Dem Brujah würde es nicht schwer fallen sie Magdalena Cruiz zu nennen. Der Name der Spanierin war schön und wurde einer Frau wie ihr gerecht. Lady Noir hingegen hatte Enio schon immer mit dem Küsntlernamen einer bizarren Pornodarstellerin assoziiert. Das hinter sich zu lassen wäre als wenn man beim Bäcker eine neue Verkäuferin antreffen würde. Ein kurzes und leises „Selbstverständlich“ besiegelte das Ganze und der Brujah bildete sich kurz ein, das er damit entlassen war.

Dann kam die Idee mit ihm als Geissel. Enios Gedanken dazu waren kurz und schnell zu ende gedacht. Aber auch das war offenbar nur ein Vorwand. Geplapper um das eigentliche zu vertuschen. Enio verzog kurz etwas den Mundwinkel als seine persönliche Barriere in seinem Kopf durchbrochen wurde. Es hatte Ähnlickeit mit der typischen Bewegung des Zigarillo im Mund von Clint Eastwood in seinen berühmten Italo-Westernfilmen und sah irgendwie auch typisch für Enio aus. Man wußte dabei auch nie ob er gerade schief lächelte oder angewiedert die Mundwinkel nach oben zog. Im Moment hatte der Turiner jedenfalls eher das Gefühl als hätte ihm jemand eine Kammera im Schlafzimmer installiert. Das war nicht lustig und Enio mußte an sich halten um die Situation durchzustehen ohne sich etwas anmerken zu lassen. Enio überspielte das Ganze mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. Dabei hatte er auch eine Chance das alles aufzunehmen was ihm sein Prinz zuflüsterte ohne den Anschein zu erwecken, daß er wie ein Malkavianer zunächst auf irgendwelche inneren Stimmen lauschen mußte um Erlaubnis zum Antworten zu bekommen. Es wikte als wenn Enio ernsthaft überlegen mußte ob und wann er morgen Zeit hatte. Heute wollte Cruiz ihn sicherlich nicht mehr sprechen.

„Sicher Signora Cruiz. Ich werde morgen Abend so bald es geht an der Akademie erscheinen… dann können wir über alles weitere sprechen. Sie können aber auch gerne bei mir im Black Hammer vorbei kommen. Wie sie wollen.“ Das mußte reichen. Wenn ihr ein anderer Ort als die Akademie lieber wäre, würde sie das sicher sagen und Enio lieber im Hammer treffen wollen. Enio wäre es am liebsten, wenn sie sich irgendwo auf der Straße treffen würden und eine Runde spazieren gehen würden. Im Prinzip war egal aber die Akademie kam ihm irgendwie falsch vor.

Jedenfalls würde sich offenbar in den nächsten Nächten zeigen ob Magdalena ernsthaftes Interresse hatte das verdammte Bild und damit auch Ziege zu vernichten. Was das über sie aussagen würde, mußte man danach bewerten. Eines nach dem anderen.
 
"Lassen Sie mich bitte nicht zu lange warten! Je schneller wir diesen Punkt geklärt haben, desto besser. Die Stadt sollte nicht zu lange ohne... Schutz sein! Bis später dann Enio!"

Die neue Prinz entließ den Brujah mit einem Lächeln.

Viele der Anwesenden waren bereits gegangen. Die Archonten hatten Oliver nach draußen geführt und würden ihn als nächstes in einen Teil der Akademie führen, an dem sie ihn in Ruhe verhören konnten. Lena wusste nicht, wo das sein würde und es war ihr auch egal. Eine neue Zeit hatte begonnen und diese würde auf jeden Fall ohne den alten Prinzen verlaufen.

Sie wandte sich jenen zu, die ebenfalls noch ein Wort an sie richten wollten.
 
Es waren noch zwei Anwesende im Raum. Dass sich die Kanalratte aber auch einfach nicht nach vorne bewegte. Caitlin wartete einige Sekunden, gab dann auf. Grimm weilte vor der Akademie und die Pause wurde schnell… unangenehm. Ob Lurker das als Sieg sehen würde, war einmal dahin gestellt. Denn Caitlin warf ihm ein herzliches … vielleicht ganz bisschen falsches Lächeln zu und meinte: „ Sie scheinen ebenfalls private Dinge bereden zu wünschen, Luker. Dann tue ich Ihnen mal den Gefallen.“ Sie ging im Anschluss an Enio also zu Lena und senkte elegant den Kopf ein wenig um deren Stellung als Prinz offen anzuerkennen. Da Caitlin wusste wie schwer es Lena gefallen war – ob das nun stimmte oder nicht – verzichtete sie auf Glückwünsche und überflüssige Unterstützungszusicherungen und sagte stattdessen schlicht: „ Ich danke Ihnen, dass Sie dieses Amt in dieser schwierigen Situation angenommen haben, Lena.“ Dann senkte sie etwas die Stimme, um Lurker zu demonstrieren, warum sie lieber gewartet hätte. „Benötigen Sie meinen Assistenten Gabriel noch in der Akademie? Ich würde mich sehr freuen, wenn er mir zumindest zeitweise wieder zur Verfügung steht. Nicht nur, dass wir im Gildehaus personalmäßig unterbesetzt sind, es ist einiges liegengeblieben, dass seiner Fähigkeiten bedarf.“

Und ich vermisse ihn. Wäre Lurker nicht im Raum, hätte ich es auch ausgesprochen…. Die Strafe war… deutlich zu hart für den Vorfall. Zumal ich ihn immer noch nicht verstehe, gelernt habe ich trotzdem draus….
 
Die größte Anspannung herrschte stets, kurz bevor sich alles zusammenfügte. Dem Errichten eines komplexen Systems, dem Verweben neuer Fasern zu einem kompliziertem Geflecht, ging meistens ein metaphorisches Prickeln voraus, so als wäre jede Installation und jedes Konstrukt im Vorfeld, so wichtig es sich beim Erstellen auch anfühlte, nur ein Vorgeplänkel für diesen köstlichen Moment des Atem Anhaltens. Ganz so als entscheide sich in diesem kurzen Moment tatsächlich alles von Bedeutung und als hinge es von diesem Moment ab, was weiterhin geschehen würde. Alles vorher war Kontrolle und Planung, aber der Quantum breite Augenblick vor der Entscheidung war reines Chaos. Der letzte Augenblick in dem theoretisch noch Milliarden von Möglichkeiten vorhanden waren.

Dann rückte der Zeiger auf die Zwölf und es schlug zur vollen Stunde. Buchet war gefallen und Magdalena Buchet war Prinz. Die wichtigen Steine waren so gefallen wie er es gewünscht hatte. Wie es nötig war, für das was unweigerlich kommen musste.

Schon nahmen die Dinge ihren Lauf und alles schien weiter zu gehen als wäre gar nichts geschehen. Die Leute erhoben sich und es folgte das Beglückwünschen und Beteuern. Lurker hatte nichts zu beteuern, er hatte der Lady Noir schon im Vorfeld gesagt, was zu sagen war und er hatte getan, was besprochen wurde. Daher war es nicht nötig hier und jetzt zu Knicksen und zu buckeln. Das würde sowieso schief gehen, so prächtig wie er sich auf diesem Parkett bewegte. Die Bühne sollte gerne den Toreador überlassen bleiben. Ohnehin interessierte ihn in diesem Moment Lena viel weniger, als es der alte Buchet tat. Daher beobachtete der Nosferatu aus dem Schatten seiner Kapuze heraus ganz genau was mit dem ehemaligen Prinzen seiner Stadt geschah, wie er sich erhob und wie er hinausgeführt wurde. Vielleicht würde es noch ein Zeichen geben das er irgendwem gab? Eine letzte Geste? Wenn der Belgier noch eine Trumpfkarte hier im Raum hatte und diese aktiveren wollte, würde er sich entweder in diesen wenigen, letzen Sekunden verraten, oder niemals. Während also alle anderen nur Augen für die neue Prinz hatten, hatte der Verborgene nur Augen für Olvier Buchet. Ein letztes Mal. Erst als die Türe sich geschlossen hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem hier und jetzt nach.

Als er sich schließlich erhob, passierte ihn die Regentin und begab sich ihrerseits zum neuem Küken-Rosen Prinz. Er zog eine Augenbraue im Schatten seiner Kapuze hoch, als diese ihm mit einem charmanten Lächeln verbal touchierte. Nichts weiter als ein freundlicher Knuff von jemandem, der auf dem gesellschaftlichem Parkett deutlich sicherer war, als Lurker.
Der Lurker der noch vor vor wenigen Wochen in dieser Runde gesessen hatte, hätte vermutlich geschwiegen, oder schlimmstenfalls sogar eine Antwort gestammelt und sich vor Oliver Buchet lächerlich gemacht.

Aber Oliver Buchet war nicht mehr und dieser alte Lurker, der von Politik nichts verstand und hilflos den Winkelzügen der Alten hinterher hechtete, war auch nicht mehr. Kurz sah er zu Roxana Dragomir hinüber. Eigentlich hätte er der Ravnos sogar auch noch den Vortritt gelassen, obwohl sie nach dem Etikette Handbuch der Camarilla vermutlich als Letzte gratulieren sollte, jetzt wo kein Caitiff mehr im Raum war. Jetzt galt es aber der Tremere entsprechend einen mit zu geben.

Wieso denn 'ebenfalls'?

krächzte es nur zuvorkommend lauernd aus der Kapuze, um der Regentin zu bedeuten das sie, dadurch das sie sich die Spitze nicht verkniffen hatte, etwas preisgegeben hatte und das der Nosferatu gerne bereit war hiervon jedes Wort zu bemerken. Dann deutete er eine kleine Verneigung in Richtung der Ravnos an, um anzudeuten das er nun vor hatte sich in Position für die Gratulation zu bringen und der Anderen eine Möglichkeit zu bieten zu Intervenieren, so sie den Vortritt wünschte.
 
Gut Helena würde nun nicht wirklich gratulieren und wenn nur halbherzig, allerdings würde sie Lena noch um eine Besprechung am Morgen bitten, es gab einfach einige Dinge zu klären, es war soviel nicht geklärt worden und ob sie die ganzen Sachen wirklich als sinnvoll ansah, war die Frage.

Es war kurzsichtig und alle schienen zufrieden, der Meinung, daß nun alles vorbei war, war sie die Einzige, die das Ganze nicht so sah, die sich nicht vorstellen konnte, daß morgen alle aufwachen und zur Langweiligkeit des Vampirlebens übergehen konnte?

Davon abgesehen, daß das so ziemlich das Schlimmste wäre, was Helena passieren konnte, konnte sie es sich einfach nicht vorstellen.
 
Moishe verabschiedete sich knapp von den verbliebenen Anwesenden und steuerte mit einem Höflichen Lächeln auf seine Clandschwester die Archontin zu. "Madamme d´Auvergne, hätten sie wohl noch etwas Zeit für mich für eine Unterhaltung unter vier Augen? Ich würde mich gerne Ihres Rates bezüglich der Zukunft von Finstertal und ihre Beurteilung der Situation der Domäne vergewissern und auch in angemessener Weise von Ihnen verabschieden bevor Sie uns verlassen."

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"Ich danke Ihnen, Caitlin! Für Ihr Vertrauen und das Sie dafür gesorgt haben, dass ich an mich selbst glaube!", Lena schenkte der Tremere ein umwerfendes Lächeln. "Ich hoffe, Sie tragen es mir nicht nach, dass ich Ihnen die zweite Stimme entzogen habe, aber im Sinne des Friedens und eines Neubeginns, war es leider unumgänglich. Hoffentlich wissen Sie, dass ich Ihre Meinungen und ganz besonders Ihren Rat noch immer sehr schätze? Gabriel kann Sie begleiten, selbtverständlich! Sprechen Sie ihm bitte meine ganz persönliche Dankbarkeit aus!"

Ein weiteres Lächeln entließ die Tremere. Sicherlich gab es noch einiges zu besprechen, aber es warteten noch andere um ihre Aufwartung zu machen. Nichts war schlimmer, als einem Moment wie diesem abweisend, arrogant oder desinteressiert zu wirken. Oder gar das Gefühl zu erwecken, jemand anderes zu bevorzugen. Das gesellschaftliche Parkett war stets voller Fußangeln...

Roxanna und Lurker verhielten sich noch unentschlossen.
Zeit, sich an Helena zu wenden, die rehabilitierte Toreador schien mit der Entwicklung noch immer nicht einverstanden.

"Helena, es freut mich dass du in den Clan zurückgekehrt bist. Es war Oliver ein persönliches Anliegen, die alten, die richtigen, Verhältnisse wieder herzustellen. Ich hoffe, es war dir recht, dass ich dich zur Primogena des Clans ernannt habe? Mir ist klar, dass du Zweifel hast. An mir, meiner Person und meinen Ambitionen. Die Ernennung zur Ältesten soll ein Zeichen der Wertschätzung sein und dir gleichsam die Möglichkeit geben, dir aus nächster Nähe einen Blick auf meine Handlungsweisen zu ermöglichen!"
 
"Ja, ich muss dich aber trotzdem sprechen, möglichst nachher noch und ohne Zuhörer", erwiderte Helena. "Wir kennen uns so lange und du hättest mich vielleicht ins Vertrauen ziehen sollen. Aber nicht hier, wann hast du Zeit?"

Das mit dem zum Primogen machen, war Augenwischerei und sich Cruiz nennen zu wollen, einfach eine bodenlose Frechheit. Aus dem Augenwinkel sah sie wie sich Moishe schon wieder zur Archontin schlich, naja, was erwartete sie von einem Juden, der sich von den Ventrue kaufen ließ.

"Und ich weiß, daß es Oliver wichtig war, daß ich zu den Toreador gehöre, das war ihm immer wichtig ..."

Den Rest ließ sie offen.
 
"Heute werden wir uns nicht mehr sprechen können, Helena! Gib mir ein wenig Zeit mich mit der neuen Situation zurecht zu finden. Morgen Nacht werde ich direkt nach Sonnenuntergang in der Akademie sein und auf deinen Besuch warten."

Niemand wollte bestreiten, dass Helena sicherlich sehr dringende Dinge zu besprechen hatte. Gut möglich, dass sie auch unangenehme Themen auf den Punkt brachte. Heute Nacht aber, war Lena nicht mehr dazu in der Lage. Man mochte es ihr nicht ansehen, vielleicht sogar befremdlich finden nach allem was geschehen war, aber die neue Prinz brauchte etwas Zeit um den Verlust ihres Mannes zu betrauern. Beinahe ein ganzes Jahrhundert hatte sie in tiefer Liebe an seiner Seite verbracht. Liebe, die niemals allein nur durch die Macht des Blutes entstanden war, sondern die Magdalenas Herz in der Sekunde durchflutet hatte, als sie ihm das erste Mal begegnet war.
Nun hatte sie ihn verraten und nicht unerheblich zu seinem Sturz beigetragen. Sie würde mit ihrem Verrat sogar noch weiter gehen, denn die Vernichtung des Gemäldes war der nächste Schritt der gegangen werden musste. Und das würde Oliver ihr niemals verzeihen!

Lena hatte Angst, sie hatte ein schlechtes Gewissen und sie schämte sich sogar.
Trotzdem wusste sie, dass es nur diesen einen Weg geben konnte und das sie es war, der ihn gehen musste.

"Ich hoffe, du hast Verständnis für meine Lage?"
 
"Gut, ich werde frühzeitig da sein", erwiderte Helena.

Mehr würde es nicht brauchen, Lena würde wissen, was frühzeitig bei ihr hiess.

Ja, vermutlich würde es unangenehm, aber es musste sein, da würde kein Weg dran vorbei führen. Sie sah einige Dinge anders und sie sah wesentlich schlimmeren Ärger als ein Oliver Buchet, der sauer war, weil man ihm sein Spielzeug zerstörte. Gerade über diese Dinge würde sie alles nochmal nachdenken müssen.
 
Caitlin hatte sich bedankt und hatte die neue Prinz dann ihren anderen Gratulanten überlassen. Sie ging gradewegs auf die Achonton zu, die draußen stand. Allerdings war Moishe grade bei ihr und hatte soeben das Gespräch eröffnet. Was also tun?!? Sie hasste es, unschlüssig in der Gegend herum zu stehen und Grimm würde nicht allzu lange warten. Also ging sie um die Akademie herum auf die Büroräume zu. Einen Ort den sie sehr gut kannte, schließlich war es für einige Wochen ihr Arbeitsplatz gewesen und sie hatte viel Zeit hier verbracht. Doch es hatte ihr Freude gemacht und so ging sie diesen Weg mit einem nachdenklichen, in sich versunken Blick. Ob Gabriel hier sein würde? Ging es ihm gut? Wie er wohl reagieren wird? Sie hing zwischen Hoffen und Bangen. Ihre letzte Arbeit an seinem Verstand war ihr noch allzusehr im Gedächtniss. Doch es diente ihrem Schutz. Nun galt es Gabriel zu schützen und dazu musste sie dringend ihn sprechen.
 
Sie sah keine Menschenseele, eigentlich überhaupt keine Seele. Es war bereits von weitem dunkel und die Tür zu. Das mit der Tür war nicht ungewöhnlich, dass mit dem fehlenden Licht schon. Dahinter befand sich kein Gabriel, da war Caitlin ziemlich sicher. Also hielten Sie ihn woanders fest. Das durchkreutzte auch ihren Plan, sich das Bild, welches die Akademie vor Zach geschützt hatte nocheinmal anzusehen. Irgendwas wurmte sie damit, irgendwie konnte sie es sich nicht erklären und wollte das Rätsel ergründen. Caitlin konnte Rätsel nicht ausstehen. Zumindest keine ungelösten...

Aber Pläne waren nuneinmal da, um der Realität angepasst zu werden. Sie drehte auf dem Absatz um. Entweder es war das gesuchte Bild, dann würde es entweder zu Guil kommen und alles andere war nicht ihre Sorge oder es würde auch morgen da noch hängen... Oder aber es war es nicht und dann war es auch egal. Wichtiger war jetzt der Junge.

Caitlin kehrte sehr zügig zum Auto zurück und beendete damit Aktion Verhandlung. An Buchet verschwendete sie nur noch einen einzigen Gedanken: Was hatte er während seiner Astralreise im Gildehaus gesucht udn welches war gemeint?!? Auch das galt es später zu klären.
 
Nachdem er sich vergewissert hatte das die Ravnos nicht wünschte vorgelassen zu werden, denn 'Ladies first' stach nach seiner Meinung immer noch das gelobte System der Camarilla in dieser Hinsicht, reihte er sich also hinter der neuen, alten Rose Helena und der Oberhexe ein um als unterstes Glied der Kette zu gratulieren und dann artig hinaus zu huschen. So war es gewährleistet, dass die Archonten, vor allem die Ventrue mit dem Eis im Blick und der Männerfresser Aura, nicht auf die Idee kommen konnten das der Nosferatu etwas anderes sein konnte als ein braver, kleiner Wurm, der fein das tat was man von ihm erwartete. Das er in diesem Augenblick ein wenig fahrig und nervös war, würden alle hoffentlich damit abtun das Lurker sowieso nur die Notlösung für seinen Posten darstellte, weswegen er das Parkett einfach nicht gewohnt war und es auch selbstverständlich war das er zappelig und ängstlich sein sollte, wenn ein Prinz anwesend war. Also trat er vor seine ehemalige Seneschall und verneigte sich.

Mein Prinz, ich gratuliere.

Damit hatte er jedes Fettnäpfchen was den Namen, die Anrede oder die richtigen Worte anging gut umschifft. Sicher nicht der Gipfel der Eloquenz, aber vermutlich das was Andere von ihm erwarten würden. Niemand würde so auf die Idee kommen, das diese beiden etwas miteinander zu tun haben könnten. Er war einfach nur eine Kanalratte die ihren Text aufsagte, darauf wartete zur Kenntnis genommen, schnell wieder entlassen zu werden und es dann auch schon kaum wieder erwarten konnte vom Prinzen weg zu kommen und wieder in seinem sicherem Gulli zu verschwinden.
 
"Vielen dank, Freund!"

Sie schenkte dem Schatten um Lurkers Gesicht ein fröhliches Lächeln.

"Also ist es tatsächlich passiert. Ich habe den Platz meines Mannes eingenommen. Es fühlt sich.... unwirklich an!?"

Die Freundlichkeit wich einer plötzlichen Erkenntnis.

"Ich habe vorhin mit Enio gesprochen. Du warst sein Deputy, dass könnte sich als nützlich erweisen. Sprich doch bitte mit ihm, nachdem er bei mir gewesen ist. Da ihr schon früher so gut zusammengearbeitet habt, werdet ihr dies sicher wieder tun."

Für alle Umstehenden klang es, als spielte Lena auf ihren Vorschlag an, Enio zur nächsten Geißel zu erklären. Lurker würde damit wieder so etwas wie dessen Handlanger werden. Eine harmlose Taktik und der typische leichte Tiefschlag, den ein Toreador einem Nosferatu eben angedeihen lässt.

Ich Wirklichkeit aber, knüpfte die Prinz weitere Bande. Wenn Enio sich aufmachte, dass Bild zu finden, würde er dazu einige fähige und vertrauensvolle Helfer brauchen. Lurker war der fähigste und vertrauensvollste, den Lena kannte.

"Vielleicht sprechen wir morgen?"

Sie schielte zu Roxanna.
Zeit den Abend endlich zu beenden...
 
Roxana wartete bis dann auch Lurker fertig war und sich zum Gehen bereit machte, bevor sie sich erhob und zu Noir ging.

Sie wollte sie los werden verständlich und sie überlegte sich, was sie machen würde, käme Virgil auf eine solche Idee käme. Es würde ihm nichts nutzen, dass er schon ein ganzes Jahrhundert bei ihr war.

Alles in allem würde sie aber warten, bis Lurker weg war, dann ging sie zu Noir und verbeugte sich leicht

"Ich gratuliere", sagte sie. "Ich wünsche ihnen für die Zukunft viel Glück."

Das meinte sie sogar ernst, Roxana sah da einiges anders, aber gut, wenn die Toreador dachte, es wäre in Ordnung so sollte das sein, sie war sich jedenfalls sicher, dass Lurker schlimmer und intreganter war, als es Buchet jemals war und dann vermutlich noch alles in ein kleines nettes Freundschaftspäckchen verpacken. Er war nicht der erste Nosferatu, der mit allen Seiten kungelte und dann alle verkaufte und am Ende den Reibach einheimste.
 
"Vielen Dank! Da wir bis eben so etwas wir Konkurrentinnen waren, freut mich Ihre Gratulation um so mehr. Ich werde mich nach Kräften bemühen, Ihnen zu beweisen, dass meine Wahl der richtige Schritt für Finstertal war. Sollten Sie jedoch irgendwann Zweifel an mir und meinem Vorgehen haben, scheuen Sie sich nicht jederzeit bei mir vorzusprechen. Da Sie nun allen anderen Primogenen gegenüber gleichberechtigt sind, hoffe ich Sie demnächst öfter in der Stadt zu sehen!?"

Sie hielt der Ravnos die Hand hin.

"Ich wünsche Ihnen eine angenehme Restnacht, Frau Dragmoir! Auf Wiedersehen!"
 
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