Eigentlich war es bei einer Versammlung von Raubtieren sogar zu erwarten, dass man sich nicht gegenseitig den Hals präsentieren wollte und schon gar keinen daran herumfingern lassen würde. Dazu kam dann noch, dass die meisten Nosferatu wenig Wert darauf legten anderen ihre Gestalt zu offenbaren. Das war etwas, dass den Familienmitgliedern vorbehalten war. Zählte man dann noch hinzu, dass Lurker einen ansehnlichen Haufen Ticks sein eigen nannte, den man sogar für einen Verborgenen groß nennen durfte, und die Tatsache, dass der Asiate es gestern Abend in einem rasantem Ritt geschafft hatte sich an das Ende von Lurkers Beliebtheitsranking zu setzen, durfte es einen wohl nicht wundern, dass dieser einfach nur die Hand ausstreckte, und das Gerät von dem Anderem einfach nur so entgegen nahm.
Danke.
Ganz sicher würde er hier nicht seine Kapuze abnehmen. Dafür vollbrachte er das Kunststück einen leicht pikierten Eindruck zu vermitteln, obwohl sein Gesicht eine dunkle Ahnung im ewigem Schatten seiner Verhüllung blieb.
Dann hatte er aber plötzlich ganz andere Probleme, als irgendetwas in seine Gedärme griff und anfing damit ein wenig herum zu kneten. Sein Rückgrat verwandelte sich in Eis und er glaubte zu fühlen, wie sich dessen kleine Kristalle in seine Nervenende bohrten und eine betäubende Kälte auf den Weg durch seinen Körper sandten. Beinahe hätte der Nosferatu sich geschüttelt. Etwas stimmte damit nicht. Kälte interessierte den untoten Körper für gewöhnlich nicht. Er konnte sie zwar wahrnehmen, aber unterlag durch sie keinen Beschränkungen. Also musste das hier eine andere Art von Kälte sein. Eine die nicht so viel mit Temperatur gemeinsam hatte.
Dann wusste Lurker plötzlich was es war. Die Kälte der Furcht, die wie ein Parasit in einen eindrang und sich dann durch die Adern überall hin schlängelte. Das einzig positive war, dass der Verborgene in all den Jahren zu einem wirklich professionellem Feigling geworden war. Er hatte wahrscheinlich schon so ziemlich alle Arten von Angst gehabt. Immer war sie ekelhaft und wrang jede Hoffnung aus einem heraus. Auch diese hier, war von dieser besonderen Qualität.
Er presste die Kiefer fest aufeinander, damit seine Zähne nicht anfangen konnten aufeinander zu schlagen. Dann wandte er den Kopf in Richtung der Höhle. Der Verborgene glaubte, dass die Furcht aus dieser Richtung kam. Es fehlte nicht viel und man hätte sie sicher sehen können, so wie man einen Luftzug mit Nebel sichtbar machen konnte.
So stand er also, der Erstgeborene des Clans der Monster, und ließ seine Innereien von der Angst verdrehen, während er gleichzeitig versuchte einfach nur nicht weg zu laufen. Bestimmt hätte er versucht sich in ein Inneres selbst zu verkriechen, wenn er gewusst hätte, dass ihm das helfen hätte können mit der Furcht besser umzugehen, aber sein paranoider Teil suchte lieber das passende Feuer zu dem Rauch den er hier roch, denn irgendwo dort drüben, so glaubte er, saß die Quelle der Angst und er würde sie nur entdecken können, wenn er wachsam blieb, anstatt sich in sich selbst zurück zu ziehen. Er würde sie ertragen. Wie immer. Wie schon so oft.
Der Verborgene stellte sich vor dass seine Tochter hier wäre. Sie hätte vermutlich scharf die Luft eingesogen, dann an der Hand gepackt und wäre mit wütenden Schritten hinüber zu der Höhle marschiert um dem Ding darin, dass diese Angst zu ihnen hinaus sandte, so lange in den Hintern zu treten, bis man Traktorreifen darin stapeln konnte.
Das machte es erträglicher. Lurker lächelte ein wenig versonnen, weil er eine kleine Hand in seiner gespürt zu haben glaubte. Gut dass niemand es sehen konnte, wie der Nosferatu mit einem leicht irrem Lächeln hier der Auffahrt zur Werwolfshöhle stand. Seine Mitstreiter hatten sicher schon genug Freude an dem Gedanken, dass ein Malkavianer hier das Kommando hatte. Noch einen Wahnsinnigen mehr, wollte sicher niemand haben.