Hätte man ihm vor einigen Wochen erzählt, dass er nicht nur in einer Primogenssitzung der Stadt landen würde, sondern sich sogar irgendwann daran gewöhnen würde, hätte er demjenigen sicherlich einen Vogel gezeigt. Für gewöhnlich stellte sich bei Lurker bereits ein Fluchtreflex ein, wenn er auch nur das Elysium Finsterals besuchen musste. Nun sah es so aus, als wenn sich auch diese Runde der großköpfigen mit der Zeit abnutzte. Beinahe gelangweilt verfolgte der Nosferatu wie eifrig die Schützengräben tiefer und immer tiefer gebuddelt wurden. Er erlaubte sich allerdings keine Unaufmerksamkeit, denn dass war in dieser Stadt ein sicheres Ticket in die Vernichtung. Immerhin machte er sich eifrige Gedankennotizen darüber, dass einige immer noch erstaunlich prinzentreu zu sein schienen.
Nach allem was sich der alte Mistbock Buchet hier geleistet hatte, gab es immer noch Anhänger, die für ihn die Fähnchen schwenken wollten, wenn man ihn tatsächlich einigermaßen unversehrt aus dem Werwolf verseuchtem Loch zerren würde. In Lurker meldete sich eine kalte, sehr nüchterne Stimme, die vermerkte, dass es wohlmöglich die beste Option war, wenn der Prinz es dort einfach nicht mehr heraus schaffen würde. Wenn er erst Mal wieder bis hier her kommen mochte, dann konnte es anscheinend tatsächlich passieren, dass man ihn wieder auf den Thron zu hieven versuchte.
Bei der Beschreibung der Werbestien, die sich anscheinend irgendwie einer Art Totem des Verfalls angeschlossen zu haben schienen, musste er an jenes Ding denken, vor dem er seinerzeit geflohen war, als sie ausgezogen waren um die Monster und ihre Lage auszuspähen. Kurz sah er zu Roxana hinüber, die seinerzeit mit ihn in diesem verdammten Wald begleitet hatte.
Der Nosferatu erinnerte sich an dieses Wesen, das Verkommenheit und Korruption aus zu dünsten schien. Wahrscheinlich musste man einen gewissen Standpunkt haben, etwa wie eine Kanalratte, um die Ästhetik eines solchen Wesens schätzen zu können. Die meisten sahen in solchen Dingen nur verseuchtes Wasser, aber Lurker hatte das wunderbare, bunte Schimmern von Öl wahrgenommen, das träge auf der Oberfläche hin und her schwappte. Eine faulige Schwärze, die eine seltsame Art von Kraft und ein Versprechen von Geborgenheit und Wärme in sich trug. Der Verfall war eine unglaubliche Macht. Er konnte Mauern einstürzen, die auch die stärkste Armee nicht nehmen konnte. Jede noch so noble, aufrechte und wahrhaftige Idee konnte er korrumpieren, jeden Helden irgendwann einholen. Nur der Verfall war wirklich und wahrhaftig das Ende aller Dinge.
Es hatte, außer dem momentanen Oberirren und ihm, noch jemand lange geschwiegen und einfach zugehört. Der Übergangs Zampano Galante. Als er dann schließlich sprach, gab es kurz einen verbalen Tritt ins Gemächt des neuesten Tremere Geiers und dann anschließend eine Interessante Möglichkeit bezüglich der Zukunft in Finstertal. Als der Toreador dann also fragte, ob jemand sich um Zieglowski Nachkommenschaften kümmern konnte, hob Lurker einfach nur seine Hand, um damit stumm die Frage des Prinzen zu beantworten. Ja, tatsächlich, der Nosferatu kannte Melody und es würde ihm sogar willkommen sein mit ihr Verhandlungen zu führen. Auch wenn sie sich vor einigen Jahren nicht an seine Seite begeben hatte, sondern geglaubt hatte sich von allen Vampiren der Stadt distanzieren zu können und einfach in Ruhe gelassen zu werden, ein Irrtum der sie als Mündel des Ventrue Ashton Price hatte Enden lassen und aus dem sie nur mit Zieglowskis Hilfe wieder herausgekommen war, war der Nosferatu doch einer der wenigen mit denen Sarah noch Kontakt gehabt hatte.
Für seinen Schutz vor der Obrigkeit, zu der Zeit als alle den Zuhälter Zieglowski gesucht hatten, hatte sie bereits genug getan, das Thema war abgegolten. Bei neuen Verhandlungen, würde er also keine alten Restschulden hervorkramen. Glücklicherweise wusste der Verborgene aber recht genau, was sich Sarah wünschen würde.
Daher machte er es Galante gerne ganz einfach. Monsignore Rose musste einfach nur auf Lurkers erhobene Hand hin Nicken, oder ein anderes Zeichen seines Einverständnisses geben.