Gildenhaus (12.05.2008) Die Nachricht der Sieben

J.H.Grimm

Ahn der Pyramide
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Nachdem Grimm schließlich keinen Sinn mehr darin gesehen hatte noch auf die Regentin zu warten hatte er Maria gebeten Caitlin nach Ihrer Heimkehr eine Röhre aus Elfenbein mit einem Schriftstück darin zu übergeben. Wenn dies nicht geschah, so wusste der Ahn, würde es für die Italienerin auch ohne sein Zutun nicht gut ausgehen.
Da aber Maria eine treue Seele war übergab sie die Nachricht der Regentin als sie kurz vor Sonnenaufgang heimkehrte mit der Notiz das Hr. Grimm sie so früh als möglich am nächsten Abend zu sprechen wünsche und sich zu beginn der Nacht für Miss McKinney zu Verfügung halten werde.

Caitlin spürte sofort das Schutzrolle und Schriftstück mit mächtigen Zaubern geschützt waren als sie die Röhre öffnete und das Schreiben entrollte. Die Buchstaben schienen geradezu vor ihrem geistigen Auge Gestalt anzunehmen und hätte sie einen Nicht - Tremere einen Blick darauf werfen lassen so hätte dieser nur ein leeres Blatt gesehen und auch sofort das Interesse an dem weissen Stück Papier verloren.

An die Regentin des Gildehauses zu Finstertal,

Grüße!

Wisset Caitlin McKinney, dass Du aufs schmählichste gegen die Interessen von Clan und Haus Tremere gefehlt hast! Du hast in geradezu fahrlässiger Weise den Feinden unseres Clans ermöglicht mit einem der größten Schätze der Tremere, dem Mann Zieglowsky, aus unserem Gildehaus zu entkommen. Wie Du wohl weisst hatte dieser Mann ein Anrecht auf Asyl in unseren Mauern und umfassenden Schutz durch unser Haus.
Zieglowskys Vitae birgt eines der größten Geheimnisse die unser Clan je erforscht hat, sein Verlust stellt einen der größten Rückschläge für die Studien unseres gesamten Clans seit der Gründung unseres Hauses im 8. Jahrhundert dar.
Es bleibt nur zu klären ob Du Deinen Clan aus Inkompetenz gefehlt oder aus Illoyalität verraten hast. Da Du aber Fürsprecher von unzweifelhaftem Charakter in unserem Clan hast geben wir Dir die Gelegenheit den Fehler wettzumachen.
Deshalb senden wir Dir unseren geliebten, vertrauenswürdigen und zuverlässigen Diener, den Regenten Johannes Honorius Grimm um Dich zu beraten und die Interessen des Clans in Finstertal bis auf weiteres zu vertreten. Auf welche Weise Regent Grimm dies tut liegt gänzlich in seinem Ermessensspielraum. Jede seiner Entscheidungen geschieht mit der einstimmigen und ausdrücklichen Billigung des Inneren Rates von Clan und Haus Tremere.

Geschrieben und gesiegelt im Gildehaus zu Wien durch Nathan Mendelssohn im Auftrag des Ratsherren Etrius nach dem Willen des Inneren Rats von Clan und Haus Tremere.

Am 10. Tag des Monats Mai im Jahre des Herren 2008

E.
 
am frühen Morgen des 12. Mai 2008

Caitlin lieb eine Weile starr in ihrem Büro stehen. Ihr erster Gedanke war mehr eine Emotion: WUT auf die Verdammte Geheiniskrämerei der Pyramidenspitzen. Eine unglaubliche, ja gradezu unbändige Wut und das Gefühl absolut ungerecht behandelt und gradezu verarscht zu werden stieg in ihr hoch und machte sich Luft, in dem Sie .... gar nichts tat. Sie fegte nicht diese wunderschöne, zierliche weiße Vase von ihrem Schreibtisch, in welcher den Strauß weißer Lilien steckte, die Maria ihr regelmäßig hinstellte. Sie warf weder die kostbaren Bücher auf den Boden, noch ihren alten, wertvollen Briefbeschwerer aus Schottland, ein Stück, dass sie aus den Trümmern ihrer elterlichen Burg hatte retten können, aus dem Fenster. All das wäre naheliegend und nachvollziehbar, doch Caitlin tat nichts dergleichen. Sie war auch nicht geschockt oder starr vor Panik, vielmehr hatten ihre Reflexe gegriffen und ihre Thaumaturgie sie in den konzentrierten Zustand gebracht, den sie in letzter Zeit viel zu häufig hatte anwenden müssen. Es sollte für Notfälle da sein. Nun, wenn man es genau betrachtete war es jetzt der richtige Zeitpunkt dafür und sie konnte von Glück reden, dass sie noch genau 25 Minuten bis Tagesanbruch hatte. Und sie war willensstark genug länger durchzuhalten.

Absolut gefasst rief sie als erstes Maria zu sich und erteilte ihr den Auftrag, Kiera zu informieren, dass Caitlin heute im Gildehaus übertagen würde. Würde sie es selbst tun, wüsste Kiera sofort, dass etwas nicht stimmt. Und diese Ablenkung konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Außerdem wurde das Büro von Maria bereits vorsorglich komplett abgedunkelt. Währenddessen nahm sich Caitlin die Briefe von Johardo, ihr selbst und Guill zur Hand und verglich sie mit den Daten ihrer Protokolle. Wann war sie worüber informiert worden und konnte sie es belegen? Sie arbeitete daran bis ihre Augen zufielen und auch ihr starker Wille ihren Schlaf nicht mehr bekämpfen konnte.
.........

am Abend des 12 Mai 2008

Am frühen Abend, eigentlich noch viel zu früh für die Regentin, öffnete sich die Tür zum Büro und ein junger Mann kam herein. In der Hand trug er einen Kleiderbügel mit einem frisch gebügelten Anzug, denn er vorerst an die Tür zu einem der hinteren Bereiche hängte. Hier wäre ein behagliches Bett gewesen, in das Caitlin hätte schlüpfen können, wären ihr die Augen nicht am Schreibtisch zugefallen und sie danach wie ein Stein auf den Boden gerutscht. Gabriel hob zunächst die Schreiben auf und legte sie sorgfältig auf den Tisch. Das Tintefläschchen war zum Glück nicht ausgelaufen, denn es war fast leer. Nun nahm er Caitlin behutsam auf den Arm und trug seine Herrin zum Sofa, welches in der bequemen Sitzecke stand. Leise sprach er sie an, bereit zurückzuspringen, sollte sie ihn ihm ersten Moment nicht erkennen. Erwachende Vampire waren gefährlich. "Caitlin, du musst aufwachen, es wird Zeit. Ich habe mit Maria gesprochen, er wird bald hier sein. Wach auf, bitte!"

Der drängenden Stimme folgend öffnete eine ziemlich übermüdete Caitlin die Augen. Ihrem Zustand als Vampir zum Dank sah man ihrem Äußeren nichts davon an. Die Wangen waren bleich wie immer, die Augen nicht gerötet oder gar blinzelnd, sondern von einem tiefen, sanften Braun, das zwar an ein scheues Reh erinnerte, wenngleich die Entschlossenheit darin nicht auf Sanftheit, vielmehr auf Härte und Willensstärke schließen lies. "Wie spät haben wir?" war ihr erster satz und schon war sie auf den Beinen. Während Gabriel noch antwortete und Maria in der zweischenzeit einen Kaffee mit Blutzusatz brachte, sprang sie ins Bad und war binnen von ein paar Minuten angezogen und frisch. Bei der Tasse Kaffee las sie sich noch einmal die Eckpunkte ihrer Lage durch und lies sich von Maria die Haare machen. Gabriel dagegen berichtete über den aktuellen Stand des Gildehauses, die aktuellen Bewohner, die eingetroffene Bestellung aus der Blutbank von Finstertal und das Tagesgeschehen. Wieder waren 10 minuten vergangen und Caitlin stand schließlich auf. "So denn; Maria, bitte richte dem Gesandten meine höfliche Einladung aus, mich in meinem Büro zu sprechen, so er denn bereits unter den Lebenden weilt."

Die Guhlin nickte und eilte von dannen. Gabriel schloss die Tür hinter ihr und sah Caitlin fragend an. Diese grinste ein wenig schief und meinte hilflos: "Was soll ich tun, Gabriel. Ich kann nichts machen, außer die Wahrheit sagen. ich habe meinem Gewissen nach gehandelt. Punkt. Wenn das nicht reicht, sollte ich nicht hier sein. Es muss aber, es muss...." Irgendwie hatte es was beschwörendes, ja fast flehendes. Jetzt war Hoffen und Beten angesagt und natürlich das wichtigste: Stark bleiben.

"So lasst die Spiele denn beginnen...." murmelte die Regentin.

Maria sah zunächst im Kaminzimmer nach, ob der alte Kautz dort zu finden war. Sie sorgte sich um das Kind ihres jahrzehntelangen Herren, die auch für sie, wie eine Tochter war. Ob sie mit diesem Gesandten klar kam? Seinen Charakter hatte er bereits am Vorabend durchscheinen lassen. Das wiederum machte ihr fast Hoffnung, Dow und Johardo waren doch eigentlich genau so.
 
Grimm saß pünktlich 10 Minuten nach Sonenuntergang im Kaminzimmer. Er war bereits für den Festakt gekleidet was bedeutete das sein Talar frisch gebügelt war und der Umhang des Ahnen an diesem Abend mit nachtblauer Seide gefüttert war. Auf Marias Erscheinen hin nickte er ihr zu und folgte Ihr nachdenklich zu Caitlins Büro.
Auch für Grimm war die Anspannung spürbar. Er hatte sich noch nicht für eine Taktik entschieden, aber er hatte einige Szenarien im Geiste durchgespielt, dennoch war er auf einiges vorbereitet. Ob die Regentin ihn überraschen würde? Wahrscheinlich!
Gesammelt betrat Johannes das Büro und sah die Regentin hinter ihrem Schreibtisch sitzen.

"Guten Abend Miss McKinney. Mein Name ist Johannes Honorius Grimm, Regent des 5. Zirkels und Sonderemissär aus Wien."

Ein erfreut Sie kennen zu lernen schenke ich mir lieber zumal sie dies nicht ehrlich erwidern kann.

Statt einer Floskel bot Johannes Caitlin eine angedeutete Verbeugung die eine Regentin in ihrem Gildehaus auch erwarten konnte. Seine Stimme klang wie immer nasal und schnarrend aber er war offensichtlich um ein Mindestmass an Höflichkeit bemüht, sogar ein dünnes Lächeln spielte um seine Züge bei der Begrüssung.
 
Caitlin erhob sich von ihrem Stuhl, ein höfliches Lächeln lag auf ihren Lippen und ihre Augen blitzen vor Energie. Sie erwiderte die Verbeugung und ließ dem Gesandten die gleiche Menge Höflichkeit und Freundlichkeit zu teil. Nicht ein bisschen mehr, aber auch definitiv nicht weniger. „Guten Abend Herr Grimm, ich heiße Sie in meinem Gildehaus willkommen. Setzen wir uns doch dort hin, wir haben einiges miteinander zu klären.“ Sie streckte die Handfläche nach oben aus und deutete so in Richtung der hellen Ledersitzecke. Dann ließ sie ihren Gast voran gehen, sich ein gemütliches Plätzchen aussuchen und setzte sich dann selbst. Nicht neben ihn, aber auch nicht in die offensive, also gegenüber. Leicht versetzt und damit allem kommenden offen. Allem Anschein nach, hatte diese Frau in der Akademie einiges gelernt, denn ihre Akte sprach nicht von starken diplomatischen Fähigkeiten.

Caitlins Lächeln hatte mittlerweile etwas Lockereres und fast Entspanntes, als sie sprach: „Bevor wir direkt zum Geschäftlichen übergehen, Herr Grimm, erlauben Sie mir doch bitte, meine guten Manieren unter Beweis zu stellen. Darf ich Ihnen einen Morgentrunk anbieten?“ Auf dem Tischchen stand eine silberne Karaffe auf einem Stößel, die mit einem leicht dampfenden Trunk gefüllt waren. „Ich hoffe doch, Sie mögen AB positiv mit einem wunderbaren Aroma von Rosenblüten, Kardamon und Eisenkraut? Ein Rezept von Lord Johardo.“ Daneben standen zwei Trinkkelche. Sie würde ihn doch nicht vergiften wollen? Dennoch hatte sie ihm einen Ausweg angeboten, einfach zu sagen, er mochte kein AB positiv.

Sie schenkte Grimm ein, wenn er denn mochte und hängte daran, ob sie sich selbst auch nahm. Dann redete sie weiter. „Ich habe die Nachricht aus Wien erhalten und mir eine tolle Strategie überlegt. Wie ein Anwalt habe ich versucht mich zu verteidigen und mir den Kopf zerbrochen, wie ich Sie von meiner Unschuld überzeugen kann, denn ein nachweisbarer Fakt ist: das Wissen um die Bedeutung von Ziegelowski wurde Lord Johardo anvertraut, nicht aber seiner Regentin.“

Jetzt pausierte sie kurz und sah Grimm ernst und offen an. Bevor er aber widersprechen oder sie verbal angreifen konnte fuhr sie fort: „Aber eine Verteidigung wird gar nicht von mir gewünscht. Nicht wahr? Es interessiert keinen in Wien ob eine Regentin in Finstertal aus besten Wissen und Gewissen gehandelt hat oder ob es nicht vielleicht doch einer Sache mangelnder Informationsverbreitung war. Was den Haus und Clan Tremere wichtig ist, ist dass Martin Ziegelowski unverzüglich sichergestellt wird und in die Hand der Tremere zurückfällt. Und hierbei, verehrter Herr Grimm, ist mir Ihre Unterstützung hochwillkommen.“
 
Johardo, Du überheblicher Holzkopf! Das darf doch wohl nicht wahr sein.

Grimm hatte sich einen der angebotenenKelche genommen und sich auch freundlich für das Angebot bedankt. Mit halb geschlossenen Augen genoss er das Aroma und lächelte im Geiste, wurde inden Legenden der Menschen über seine Art doch oft Eisenkraut als ein Mittel gegen seine Art genannt.

"Danke für Ihre Gastfreundschaft Miss McKinney und ihre Einsichtigkeit. Es steht uns einfach nicht zu das Urteil des Inneren Zirkels in Frage zu stellen. Ein in soweit sinnloser Streit um das was war würde uns beide nur Zet und Energie kosten. Sehen wir nach vorn und tun wir was getan werden muss."

Grimm nahm wieder einen Schluck während er Caitlin im Blick behielt.

"Sicherlich hat zu diesem Verlust auch der Krieg gegen diesen Zacharii beigetragen. Frau Reeben berichtete vor ihrer Vivisekt .... äh ... biothaumaturgischen Untersuchung im Gildehaus das sie sich alleine mit dem Kriegsherren und dem Primogen der Nosferatu im Gildehaus befand. Mein erster Rat an Sie ist eine Änderung der Sicherheitsvorkehrungen. Wenn Sie oder ich nicht im Hause sind ist es von nun an untersagt das Gäste, gleich wer die auch sein mögen, in unsere Räumlichkeiten eingelassen werden. Sollen sie im Kaminzimmer warten, aber auf diese Art und Weise ist die Unversehrtheit unseres Refugiums und Besitzes sichergestellt.
Weiterhin bin ich dafür alle Diener unserer neuenLehrlinge sowie meinen Diener Herrn Eichendorff als auch Maria so zu organisieren das immer jemand hier ist um Gäste und Besucher empfangen zu können, eine dauerhafte Präsenz am Empfang. Als ich gestern Nacht, wenn auch ohne Vorwarnung, hier eintraf war niemand da mich und die neuen Lehrlinge zu begrüssen. Dieser Nichtsnutz Calvin hatte sich im Gildehaus verlaufen und kam erst etwa 20 Minuten nachdem ich eingetreten war. Wenn einer der Lehrlinge knapp vor Sonnenaufgang eingetroffen wäre hätte das mit dem endgültigen Tod enden können. Das ist ein unhaltbarer Zustand. Außerdem rate ich auch alle noralgischen Räumlichkeiten mit neuen Schutzmaßnahmen zu versehen, auch wenn das Gildehaus bald umzieht - wir werden uns wahrscheinlich bald im Krieg befinden. Ich hoffe ich bin Ihnen nicht zu direkt, aber wir haben keine Zeit zu verlieren und haben wenig Zeit für taktieren und intrigieren untereinander."

Wieder hingen die schwarzen Augen an Caitlins Lippen. Grimm wirkte konzentriert, aber nicht wie eine Schlage die bereit ist zuzustossen, eher wie das selbe Tier das seine Beute quasi mit hypnothischem Blick ruhigzustellen versucht bevor es verspeist wird.
 
Caitlin nickte, auf seine Einführung, das jetzt nach vorne gesehen werden muss. Er hatte völlig Recht. JETZT musste nach vorne gesehen werden, ABER, das schwor sie sich, sobald Ziege wieder in ihren Händen war, würde sie sich ihren guten Ruf zurückerkämpfen. Es war halt das Übliche im HuC -> nach oben buckeln, nach unten treten, nichts Neues also und in diesem Fall war sie tatsächlich mal unten gewesen und hatte einstecken müssen. Eine seltene Erfahrung, aber ihr Lord würde noch einsehen, dass es manchmal besser war, die Konsequenzen seines Versäumnisses selbst zu tragen. Sie jedenfalls hatte beschlossen Grimm langsam für sich zu gewinnen und ihn umzukrempeln. Mach aus deinem Feind einen Verbündeten und hetz ihn dann auf deine anderen Feinde…

Sie trank ebenfalls und lauschte dann weiter seinen Ausführungen ohne den Anschein zu machen, angegriffen zu werden oder gar kritisiert zu werden. Wenn, dann schien es sie nicht zu stören. Als Grimm geendet hatte stellte Caitlin ihren Kelch auf den Tisch. Sie erwiderte kurz nachdenklich seinen Blick, dann trat Verstehen in ihre Züge und sie lächelte. Vielleicht zum ersten Mal sehr natürlich und charmant.
„Ja, Frau Reben hat in der Tat richtig berichtet. Ich habe sie angewiesen die beiden Primogene alleine zurück zu lassen und Ihnen mit Ziegelowski Privatsphäre zu gewähren, damit das Verhör angeblich war. Sie hören schon, dass ich angeblich sagte. Allerdings ist unser Labor nicht verwanzt und unsere Kerker auch nicht. Das hat bisher niemand für nötig erachtet und ich vermute, das wird auch nie wieder der Fall sein. Aber natürlich kann man mit wenig Aufwand das im neuen Gildehaus nachholen, das eh zurzeit umgebaut und mit der neusten Technik ausgestattet wird.

Um meine Methode zu erklären, sollten ich Ihnen berichten, dass ich vor einigen Wochen für einen kurzen Zeitraum für Schulungszwecke ins Gildehaus nach Dortmund gerufen wurde. Ich war – wohl aufgrund der Notlage von Finstertal und der Disziplin meines Geistes – dazu auserwählt worden, an einem neuartigem Schulungsprogramm teilzunehmen. Hierbei wurde uns ein Pfad – in meinem Falle die Geisterthaumaturgie – innerhalb von wenigen Tagen beigebracht, ja schon fast eingehämmert. Keine nette Erfahrung, aber von unglaublicher Effektivität. Ich war sogar schon zwei Tage nach meiner Rückkehr in Finstertal in der Lage, den Pfad bis auf den dritten Grad zu bringen, allein mit Hilfe eines Buches. Das ermöglicht mir von nun an, Geister zu sehen, mit ihnen zu sprechen und sie um Dinge zu bitten. Ja sie sogar zu Dienstleistungen zu zwingen. eine wirklich nützliche Sache, denn sie eigen sich hervorragend als Spione.

Das führt mich zurück zu unseren Primogenen, die sich allein und unbeobachtet im Gildehaus dachten. Durch diesen Geist-Spion wurde ich nicht nur das Ergebnis der Lurker-eigenen Verhörmethode in Kenntnis gesetzt, was fiel entscheidener war, die beiden einigten sich zu diesem Zeitpunkt darüber, was mit dem Gefangen zu geschehen war.
Herr Grimm, Sie werden Enio Pareto als einen wahnsinnig sturen Italiener kennen lernen, der lieber mit dem Kopf durch die Wand geht, als von einem gefassten Plan abzuweichen. In diesem Fall hegte er ein ganz besonderes persönliches Interesse daran, dass Ziegelowski in die Katakomben der Stadt geschleppt wird, wo er für den Rest seiner unendlichen Tage immer wieder den gleichen, grausamen Tod sterben sollte, nachdem ihm wenige Sekunden des Lebens vergönnt waren. Qualvolles Ersticken.“

Die Regentin warf Grimm einen abschätzenden Blick zu. Nicht nur, dass damit der Vertrag mit Ziege mehr als gebrochen war, es war auch in höchsten Maße grausam und Würde einen guten Überblick über den Charakter von Grimm freilegen.

Sie unterbrach ihre Ausführung über die wahre Situation im Kerker des Gildehauses und kam zum eigentlichen Thema zurück: „Ich erzähle ihnen gern gleich mehr dazu und über den aktuellen Stand in Sachen Ziegelowski. Um vorab die Beobachtung der Adeptin Anna Reeben zu bewerten, möchte ich nur sagen, dass sie in diesem Fall nicht qualifiziert genug war, meine Kontrolle über die Situation zu beurteilen. Im Klartext, Miss Reeben hat den Geist einfach nicht wahrnehmen können.“

Da war es wieder: Nach unten treten und nach oben buckeln. Caitlin beherrschte auch dieses Spiel , sonst wäre sie nicht dort, wo sie jetzt war und ihre Ziele im Haus und Clan Tremere waren noch höher gesteckt.

„Generell gebe ich Ihnen Recht, Fremde haben in einem Gildehaus nichts zu suchen und einen Eingangsbereich, wie das Kaminzimmer dagegen als Warteraum für Außenstehenden zu öffnen halte ich für durchaus sinnvoll und werde dies entsprechend umsetzen.
Die Verwaltung der hauslichen Pflichten oblag bis gestern allein Maria, was allerdings daher vereinfacht wurde, dass kaum jemand hier fest lebte. Das hat sich nach dem gestrigen Abend geändert, wie ich überraschender und doch sehr erfreulicherweise durch den Bericht meiner Bediensteten erfahren durfte.
Ich habe eine entsprechende Bitte an meinen Lord gerichtet, dass er dem so schnell nach kommt, hätte ich zugegebener Maßen nicht gedacht. Ich bin entzückt und freue mich darauf, die Adepten persönlich kennen zu lernen.

Das niemand hier war, um sie zu empfangen, ist mehr als bedauerlich. Es ist Tradition, dass wir Neuzugänge entweder am Bahnhof abholen – Frau Dr. Zimmermann kann Ihnen das mit Sicherheit bestätigen – oder sie hier in Empfang nehmen und sie in ihre vorbereiteten Räume bringen. Dies schließt allerdings eine Ankündigung ein, die in diesem Falle – ich unterstelle einfach mal aufgrund des Zeitmangels und nicht der Höflichkeit – nicht erfolgt ist.
Die niedrige Personalquote der letzten Wochen konnte das Gildehaus nicht Dauer besetzt halten, aber und auch da gebe ich Ihnen Recht, sollte sich dies nach dem jetzigen Stand der Bewohnen ändern. Ich erachte Ihren Ratschlag für sehr sinnvoll und werde Maria entsprechend instruieren.

Die Schutzmaßnahmen, welche dieses Gildehaus umgeben, wurden seinerzeit in Kombination von einem Adepten mit Namen Ernest und Lord Johardo selbst getroffen. Ich spüre ebenfalls, dass diese Zauber auslaufen und erneuert werden sollten, ja sogar vermehrt werden sollten, Vor allem gegen den unbefugten Eintritt Clanexterner. Jetzt komme ich zu einem mir persönlich unangenehmen Punkt. Dies ist meine erste Regentschaft und meine Ausbildung umfasste eher die offensiven Seiten der Thaumaturgie und weniger die defensiven. Ihre Unterstützung in diesem Fall wäre mir auch hier sehr sehr recht. Parallel habe ich in demselben Schreiben wie grade angeführt, Lord Johardo um Hilfe gebeten. Ich gebe allerdings zu, eher das neue Gildehaus betreffend.“

Caitlin wartete gespannt auf seine Reaktion. Sie hatte auch lange genug geredet. Doch sie war auf alle Punkte des Gesandten eingegangen und hatte seine Meinung übder die Gildehausführung hoffentlich ein wenig verbessern können. Und jetzt bat sie ihn tatsächlich um Hilfe. Ob er damit gerechnet hatte?
 
Ausgezeichnet, sie versteht das Mauern ihr nichts bringen wird...jetzt werde ich einmal weiter vorfühlen was Sie sonst noch so weiss.

Bei der Beschreibung von Zieges Zustand blieb Grimms Gesicht unbewegt. Seine einzige Besorgnis musste der Geisteszustand Zieges sein soweit dieser für die Forschung der Tremere denn von Bedeutung war. Das seine Vorschläge für die Sicherheit des Gildehauses positiv aufgenommen worden waren schien der Ahn als selbstverständlich angenommen zu haben.

"Verstehen Sie mich richtig, mir persönlich ist vollkommen egal welche Vorkehrungen Sie getroffen haben oder nicht. Zieglowski ist weg, wahrscheinlich in den Händen der Nosferatu und er muss wieder her, auch wenn wir dafür diese Stadt bis auf die Grundmauern der Kanäle niederbrennen müssen. Ich bin selbst in der Lage bis zu einem gewissen Grad mit den Geistern Kontakt aufzunehmen und ihnen zu befehlen, deshalb bin ich sicher das ihr Geist uns nicht genug verraten wird um Zieglowsaki zu finden, dazu sind wie wir beide wissen diese Geister zu primitiv und weltfremd. Aber wenn wir wissen wo Ziege ist weiss ich einen Weg um direkt zu ihm zu gelangen - auf geradem Weg durch feste Wände! Allerdings müssen wir zunächst versuchen diplomatische Wege zu gehen."

Grimm wartete einen Augenblick ab bevor er fortfuhr. Sein Mienenspiel veränderte sich weiter nicht. Es schien egal ob er über das Wetter oder den Weltuntergang sprach, es machte keinen Unterschied für Grimm. Kalt, sachlich, humorlos waren die Begriffe die den Ahnen am Besten skizzierten.

"Was die diplomatische Ebene angeht muss ich Ihnen sagen das man in Wien Zweifel hat ob Sie die nötige Härte haben unsere Ziele durchzusetzen. Das liegt nicht nur am Verlust Zieglowskis sondern auch an zwei weiteren Punkten. Das Sie überhaupt dem Kriegsherrn und dieser Nosferatu - Abnormität Zutritt ins Gildehaus gewährt haben wird als ein Fehler angesehen, die häufige Schwäche mit den anderen Clans fraternisieren zu wollen, weil wir als Tremere häufig mit Ablehnung wegen unserer Abstammung konfrontiert sind. Man glaubt das Sie zu dieser Schwäche tendieren und deshalb nicht bereit sein könnten verbrannte Erde in der Stadt zu hinterlassen um unser Ziel umzusetzen - deshalb sage ich es nur einmal: Es wird keinen Kompromiss in dieser Sache geben, es sei denn er sorgt dafür das wir Ziege unversehrt in den Händen haben."

Wieder lies Grimm seine Worte wirken und setzte nach einem kurzen Moment an dem letzten Punkt an.

"Ein weiterer Aspekt der gegen Ihre Fähigkeit spricht ist ihre sentimentale Verbindung zu Ihrer Zwillingsschwester. Diese Verbindung wird als eine Weichheit angesehen die sie verwundbar und beeinflussbar macht. Eigentlich sollte ich Ihnen auf Wunsch des Rates als Teil Ihrer Sühne und Beweis Ihrer Loyalität befehlen ihre Schwester zu vernichten, aber ich konnte dies dem Ratsherren ausreden."

Ich denke was passiert wenn wir keine Erfolg haben muss ich ihr wohl nicht erklären.

"Was die Lehrlinge angeht hab ich diese mitgebracht, bzw. hierher entsenden lassen. Wir brauchen Unterstützung und ich habe den Dreien schon gestern Abend ihre Instruktionen gegeben. Sie werden sich in die vampirische Gesellschaft integrieren, Verbündete suchen, Leute in unsere Schuld bringen und Informationen sammeln. Um die Ausbildung der drei werden wir uns kümmern wenn diese Krise zu Ende ist. Sie werden danach auf Dauer ans Gildehaus Finstertal überstellt werden.
Um Informationen muss ich auch Sie bitten. Sie kennen die Ahnen und Primogene von Finstertal. Sie müssen sich überlegen wo Ihnen ein Ansatzpunkt für uns einfällt. Wir sind bereit großzügig zu jedem zu sein der uns wieder zur Kontrolle über Zieglowski verhilft, außerdem werden wir rücksichtslos jedes Druckmittel gegen jeden einsetzen der uns bei der Rückgewinnung Zieges helfen könnte.
Weiterhin brauche ich alles was sie über den Fall Zieglowski wissen, zu wem hatte er neben Johardo Verbindungen, mit wem hat er welche Pakte geschlossen? Auch die Forschungen zu diesem Thema benötigen wir. Gibt es Hinweise auf die Gründe für seine Unsterblichkeit? Oft wird bei solchen Dingen die Lebenskraft durch irgendetwas gespeichert und geschützt - wissen wir ob es hier ein vergleichbares Objekt gibt und wer hat dieses Objekt nun?"

So, jetzt ein klein wenig Zucker für die Regentin.

"Bezüglich der Erschaffung von thaumaturgischem Schutz für das Gildehaus werde ich Ihnen ein Ritual beibringen das es uns möglich macht unsere Fähigkeiten zu bündeln und dadurch unsere thaumaturgischen Fähigkeiten zu verbinden und zu verstärken. Es wurde vom Inneren Zirkel verwendet als sie den Blutfluch über die Assamiten verhängten. Auch beim Verrätermal der Tremere antitribu wurde dieses Ritual verwendet. Sobald wir Zeit finden werde ich sie in dieses Geheimnnis einweihen. Leider sind die Lehrlinge noch zu schwach im Pfad des Blutes um diese Kunst zu erlernen so dass wir beide bei den Schutzzaubern alleine werden wirken müssen. Aber stellen Sie Sich vor wie mächtig ein Elementargeist sein kann den zwei Regenten beschwören und dabei ihre Macht gegenseitig potentieren."
 
Primitiv und weltfremd? Klar, wenn man sich einen Elementargeist schnappt. Die zurückgebliebenen Seelen von Verstorbenen hatten zwar in der Regel nur ihre Rache oder Ähnliches im Kopf, aber mit mit dem passenden Lockmittel waren sie ziemlich nützlich. Caitlin biss sich auf die Lippen, um Grimm nicht vehement zu widersprechen. War doch kurz vor knapp gestern noch der kleine Spion zurück gegekehrt. Und was er zu berichten gehabt hatte, war gelinde gesagt: Lebenswichtig.

Die Kritik an ihrem Charakter steckte sie mit einem bloßen Nicken weg. Sie war eine Frau, da war dieses Vorurteil in HuC Tagesgeschäft. Nichts, was sie zum ersten Mal hörte und nichts, was sie zum letzten Mal aus dem Weg räumen würde. Auch wenn ihre weichere Hälfte Kirea immer wieder versuchte, sie auf menschlichere Pfade zu bringen, niemand wird Regentin ohne über Leichen gehen zu können.
Das Kiera jetzt allerdings schon in Wien als Waffe gegen sie diskutiert wurde, war ihr neu und schockte Caitlin ins tiefste Mark. Zu fassungslos um reagieren zu können empfand sie zu ihrem eigenen Widerwillen sogar noch Dankbarkeit gegenüber Grimm, weil er sie davor bewahrt hatte. Oder hatte er sie davor bewahrt, dem Clan den Rücken zuzukehren? Darüber wollte die Tremere noch nicht einmal nachdenken, das allein wäre Hochverrat und ihr Ende. Diszipliniert verschob sie derartige Gedanken in die tiefsten Winkel ihres Geistes.

Mühselig kämpfte sich ihre Aufmerksamkeit zurück zu Grimms Redeschwall. Irgendwas mit Lehrlingen mitgebracht... Sie hatte es nicht ganz verstanden. Caitlin harkte erst wieder bei dem Punkt ein, wo es um die anderen untoten Bewohner Finstertals ging. "Aber sicher, ich werde Sie im Detail informieren. Einen ersten Eindruck werden Sie sich selbst heute Abend auf der Feierlichkeit machen können. Ich werde Ihnen jeweils ein paar Informationen zu den einzelnen Leuten geben, welche auf uns zu kommen.

Meinen Kenntnisstand über Ziegelowskie sollten wir im Anschluss besprechen. Ebendso das weitere Vorgehen in dieser Sache.
Allerdings wäre dieses Fest eine gute Gelenheit damit zu beginnen, den Clan der Nosferatu zu infiltrieren. Es wird mit einer sehr großen Sicherheit darauf hinaus laufen, dass wir Tremere die Kanalratten zwingen müssen, den Gefangenen heraus zu geben. Auch wenn ich in aktuellem Wissen über die Exakte Position des Widergängers bin, so hat sich die Clanführung der Nosferatu bereits eingeschaltet und einen mächtigen Ahnen nach Finstertal gesandt. Sagt Ihnen der Name Evangelistos etwas? Er hat sich mit Ziegeloskie einschließen lassen und bewacht ihn persönlich. Anscheinend ein grauenhafter Zeitgenosse, der noch dazu ohne Gastrecht in der Stadt weilt, da es ihm von der Akkademie verweigert wurde."

So friss!!! Na? Bin ich eine so miese Regentin? Ich habe meine Hausaufgaben gemacht!!!!!!

Bei der Erwähnung des neuen Rituals bekam Caitlin - oh Wunder - glänzende Augen. Das würde ihren Wert für den Clan vervielfachen und ihr die Möglichkeit geben, mit den hochbegabtesten und mächstigsten der Tremere zusammen zu arbeiten und vielleicht von Ihnen zu lernen. DIE Aufstiegschance schlecht hin. Ganz genau sagte ihr das Ritual seltsamerweise nichts. Ihr war ein Ähnliches bekannt, aber dieses hörte sich ja noch um einiges besser an. "Ich danke Ihnen Herr Grimm, ein solches Ritual zu lernen wäre von unschätzbarem Wert für mich. Handelt es sich um eine Abwandlung des Vires Acquirit Eundo? Das Ritual, mit dem man die Kraft anderer Rituale potenzieren kann?" fragte sie hochinteressiert und hätte zu gern darüber gefachsimpelt, die verstreichende zeit ließ ihr nicht die Möglichkeit dazu.

"Aber wir sollten langsam los, finden Sie nicht? Ich möchte vorab noch mit den Lehrlingen sprechen und sie im Gildehaus begrüßen. Im Anschluss sollten wir geschlossen als Clan Tremere dort auflaufen und Einheit demonstrieren."
 
"Der Name dieses Ahnen sagt mir eigentlich nichts, wobei es für mich wie ein Pseudonywm wie Lurker klingt" schnarrte Grimm in seinem emotionslosem Tonfall.
"Möchten Sie uns wirklich zur Vorstellung begleiten, Regentin? Das ist doch auch bei anderen Neuankömmlingen nicht üblich und wäre somit ein Signal das diesem Antrittsbesuch etwas ungewöhnliches anhaftet. "

Grimm schieg wieder einen Augenblick, offensichtlich um Caitlin Zeit für eine Entscheidung zu geben.

"Hat unser Clan denn hier in der Stadt jemanden auf dessen Unterstützng wir us verlassen können, jemanden der für ein Geschäft empfänglich wäre, jemand der uns unterstützen würde?"

Grimm hatte sich schon erhoben und öffnete die Tür von Caitlins Büro. Es war absolut angemessen die Lehrlinge zu begrüssen und die Zeit drängte in dieser Nacht.
 
Caitlin schaute Johannes Grimm etwas verwundert an. "Vorstellung? Nein, das war nicht das, was ich eigentlich meinte. Ich sprach von der Feierlichkeit. Die Vorstellung vorher abzuwickeln halte ich dagegen für sinnvoll, zumal Gabriel derweil in der Akkademie gefahren ist, und Ihre Akten reinreicht. Sodass die Stadtführung über Ihre Anwesenheit informiert ist, und die Vorstellung erwartet. Es ist eine Gratwanderung, wie mit der neuen Situation in der Akademie umzugehen ist. Auf der einen Seite ist es immer sinnvoll als Verfechter der Camarilla zu gelten und die neue Führung offiziell nach Möglichkeiten zu unterstützen. Auf der anderen Seite, habe ich festgestellt, dass es in der untoten Finstertaler Bevölkerung einen Widerstand gegen die ungewollte Einmischung von außen gibt. Man bezeichnet Galante und die Ventrue abfällig als Ursopatoren und wird denjenigen, der zu sehr mit ihnen anbandelt, kritisch im Auge behalten, vielleicht sogar ausgrenzen.

Warten Sie bitte. Bevor Sie die Tür öffnen, sollten wir unsere Strategie in dieser Richtung festlegen, Herr Grimm." unterbrach sie seinen Griff zur Klinke mit einem verschwörerischen Lächeln und trat näher zu ihm. Mit gedämpfterer Stimmte sagte sie: "Es gibt eine taktik, die in der Vergangenheit ausgezeichnet Früchte getragen hat. Lord Johardo hat sich über die Jahre seines Aufenthalts hier bei den Finstertaler Kainiten äußerst unbeliebt gemacht. Das Vorurteil gegen die Tremere im allgemeinen ist deswegen in Finstertal sehr tief verankert. Ich dagegen bin neu in die Stadt gekommen und habe offensichtlich die Entscheidungen von Lord Johardo nicht mitgetragen, sodass ich als anscheinend "vom Kopf her freie Tremere mit eigenem Willen" leichtes Spiel hatte. Dazu kam, dass ich mir den Ruf zuverlässig, Finstertal gegenüber loyal und soweit es geht ehrlich zu sein erarbeitet habe. Und wie sie wissen, kann man schnell annehmen: Der Feind meines Feindes (in diesem Fall Lord Johardo) ist mein Freund.

Dies hat mich schnell in den sonst so geschlossenen Kreis der langjährig anwesenden Kainiten gebracht, zu welchen ich bereits sehr positive Kontakte schließen konnte. Derjenige, der mir als erstes als Unterstützung für den Clan eingefallen wäre und auf den ich viele Hoffnungen gesetzt hatte, ist zu meinem großen Bedauern leider ein Opfer des Krieges gegen Zacharias."

Verdammt Max, warum musste es soweit kommen. Du wärst perfekt gewesen...

"Leider weilt mein Conterpart nicht in der Stadt, aber Sie verehrter Herr Grimm, scheinen diese Rolle perfekt ausfüllen zu können - ohne Ihnen jetzt zu nahe zu treten zu wollen. Da es sowieso nicht in ihrer Absicht ist, Finstertal zu ihrem langjährigem zu Hause zu machen, könnte dies eine sinnvolle Strategie bleiben. Wie ist ihre Meinung dazu?" Caitlin schaute ihn nachdenklich an. Waren die ganzen Gerüchte von wegen Disloyalität gegenüber dem Clan wirklich alles nur Show? Hielt der Lord Johardo dieser Frau dewegen nach allem noch so dermaßen die Stange, dass er sie sogar vor einer Abrufung nach Wien beschütze, nachdem sie Ziege verloren hatte? Es würde nur zu einem kleinen Teil schlechtes Gewissen sein, dass er Caitlin zu spät in Kenntniss gesetzt hatte.

Dich wie ein Ekel zu verhalten und die Leute damit auf meine Seite zu bugsieren, wenn ich nach außen konträr arbeite, sollte dir doch ein leichtes sein....
 
"Gut, ich war schon etwas verblüfft das Sie mir das Händchen vor dem Guil - Terrier halten wollten. Sagen Sie Ihrem Herrn Gabriel meinen Dank für sein Bemühen."

Grimms Gesicht blieb weiter vollkommen unbewegt, wie aus Marmor gehauen, als Motiv war er in etwa so anheimelnd wie der Großinquisitor Torquemada.

Erteilt sie mir gerade Unterricht in der Etikette der Camarilla und der Politik unseres Clans ihr gegenüber? Das kann nicht wirklich ihr Ernst sein.

"Nun, selbstverständlich werden wir uns Ihren Ruf, der hoffentlich so gut und rein ist wie Sie sagen, und Ihr engelsgleiches Gesicht zu Nutze machen. Allerdings müssen Sie dann bald Ihren Platz als Primogena räumen, idealerweise in einem eher öffentlichen Rahmen wie heute Nacht auf der Feier. Es ist notwendig das ich die notwendigen politischen Attacken reite um das Image des Unsympathen zu behalten. Sie sollten dann gegenüber Vertrauten und Freunden Ihr Leid klagen mit einem so uneinsichtigen und rücksichtslosem Vorgesetzten wie mir geschlagen zu sein, vielleicht hilft diese Mitleidsmasche uns weiter."

Außerdem bist Du Dir so sicherer dieses kleine, unbedeutende Gildehaus im neunten Kreis der Hölle weiter regieren zu dürfen, als ob jemand außer Dir das wollen würde, aber Du bist bestimmt auch der Ansicht lieber im Abgrund zu herrschen als erster Diener im Himmel zu sein.

"Ich überlasse es Ihnen ob wir diese kleine Charade schon heute Nacht inszenieren oder in den nächsten Nächten, aber die Bühne ist heute ideal bereitet. Wenn wir es heute nicht tun muss ich aber verlangen das Sie sich in der heutigen Ratssitzung bedeckt halten und mich über die Beratungen wortlautsgetreu informieren. Ebenso werde ich es mit Ihnen halten so lange ich dieses Amt inne habe und bevor ich es vergesse, ich verspüre nicht ansatzweise die Neigung länger als notwendig hier zu verweilen und eines der hiesigen Ämter auszufüllen."

Sollte Caitlin bei dieser Aussage Grimms Aura gelesen haben hätte diese vollkommene Ehrlichkeit widergespiegelt. Der Ahn hatte wohl gänzlich andere Ambitionen als die Macht in Finstertal.
 
Ich muss dafür alsbald meinen Platz räumen? Pah! Johardo schaffte es auch ohne Primogenenamt ein gefürchter unsympatischer Ahn/Arsch zu sein. Und so wie du dich verhältst hättest du dabei wirklich ein leichtes Spiel. Aber gut, ich hänge nicht an politischen Ämtern, oder doch? Hm…….

Für Caitlin war Lächeln die schönste Art Zähne zu zeigen. Anstelle eines Knurrens, das man jetzt glatt hätte erwarten können, gab sie ihm statt dessen eine große Portion Charm aus ihrem ach so engelsgleichen Antlitz. „Aber selbstverständlich trete ich das Amt der Primogena der Tremere an Sie ab, Herr Grimm. Gerne auch heute Abend, denn es ist in der Tat die richtige Bühne für eine derartige Sache. Um einen guten Überblick in die laufenden Geschehnisse zu behalten und meinen Part in diesem Spiel ausfüllen zu können, werde ich allerdings das Amt der Primogena Honorable weiterhin ausfüllen. So sind wir beide im Primogenenrat anwesend und jeweils stimmberechtigt. Und die angesprochene Mitleidsmasche wird auch so sehr gut greifen.“
 
"Wenn Sie glauben das wir damit durchkommen...ich kann mir nicht vorstellen das Guils Ventruemarionette das gerne sehen wird. Außerdem werden Sie eben in die Situation kommen gewisse Dinge unterstützen zu müssen die ich einbringe und damit für die Folgen mitverantwortlich sein. Aber ich bin mir relativ sicher das Prinz und Statthalterin da nicht mtspielen werden. Sehen wir was kommt. Ich werde übrigens heute nacht darrauf drängen die Abstimmung wegen Ziege vorzuziehen. Das wird uns zeigen wie loyal unsere Verbündeten sind. Die Ventrue und Toreador haben immerhin einen Deal mit uns. Wollen wir mal sehen wie weit wir uns auf diese Partner verlassen können.
Aber jetzt sollten Sie wirklich die Lehrlinge begrüssen, damit wir uns alle noch ordnungsgemäß vorstellen können."
 
"Einverstanden, lassen wir sie nicht länger warten." antworte Caitlin. Sie hatte trotz allem das Gefühl, dass das Gespräch mit Grimm ganz gut gelaufen war. Er schien sie nicht ans Messer liefern zu wollen und gleichzeitig glaubte sie, mit seinem schroffen, kalten Art wunderbar klar kommen zu können. Das lag vielleicht an der doch recht großen Portion Selbstbewußtsein, über die sie verfügte. Aber in solchen Situationen war diese notwendig, wenn man in seiner Haltung Würde und Standhaftigkeit beweisen wollte. Sie hatte jedenfalls weder klein beigegeben noch um ihr Amt gebettelt. Natürlich musste der ein oder andere Fehler eingeräumt werden, aber größtenteils ließen sich vorgefallen Dinge auf Johardos Geheimnistuerei abwälzen. Und sie vermutete, dass Grimm Johardo näher kannte, sonst wäre die ein oder andere Rückfrage erfolgt. Also alles in allem hatte Caitlin das Gefühl, das Bestmögliche aus der Situation gemacht zu haben.

Sie straffte also den Rücken, griff im Gehen nach ihrem eigenen Samtumhang und geleitete den Besucher aus Wien durch die verwinkelten Gänge des Finstertaler Gildehauses zurück in Kaminzimmer.
 
Grimm half Caitlin beim Anlegen des Umhangs indem er ihn ihr um die Schultern legte und lies ihr dann den Vorgang aus dem Büro. Dann folgte er ihr in den Wartebereich wo er erwartete alle Lehrlinge fertig und abmarschbereit vorzufinden.

Und wehe nicht!
 
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