AW: [07.05.2008] Zeit für mich
Lilly sah Steven an, und irgendwie wirkte ihr Blick ein wenig traurig.
Sehe ich dich jetzt zum letzten Mal?
„Es ist mir grad was ziemlich Blödes passiert. Mit ein Grund warum ich ausgerechnet hier nach Finstertal gekommen bin war dass es hier jemanden gibt, dem ich eine Nachricht überbringen wollte. Einer Caitiff namens Jenny. Ich hatte es eben versprochen, und ich dachte mir, damit mache ich Jenny doch sicher eine Freude. Ich hatte von dem Nosferatu Lurker erfahren, dass Jenny öfters im Hovel ist.
Dummerweise bin ich da vorhin noch hingegangen noch bevor ich jagen war. Aber ich hab ja nicht ahnen können, dass es zum Kampf kommen würde.
Bin also ins Hovel, und einen so versifften Laden hab ich ja selten gesehen, und die Typen dort, ääähh, widerlich, so die absolut miesesten Rocker- und Junkietypen, die man sich nur vorstellen kann."
Lilly verzog angewidert das Gesicht.
"Jenny war nicht da, also bin ich wieder gegangen. Aber dann hab ich Meyye an mir vorbeigehen sehen, bin ihr schließlich gefolgt, sie ist ins Hovel rein und ich hab sie dann im Hovel angesprochen. Wir sind wieder raus aus dem Hovel, weil da drin kann man sich unmöglich unterhalten, die Musik da ist noch lauter als in einer normalen Disco.
Meyye fragte mich noch ob ich auch nach Jenny suche, und draußen trafen wir dann auf eine Frau. Meyye stellte mich vor. Die Frau hätte jetzt Jenny sein können oder auch nicht. Also hab ich sie gefragt ob sie Jenny ist, denn ich hätte eine Nachricht für Jenny. Ich hatte sie freundlich begrüßt, sie allerdings reagierte schroff und sagte ich soll sofort die Nachricht ausspucken oder mich verpissen. Ob sie Jenny war hatte sie allerdings immer noch nicht verraten, und bei einer vertraulichen Nachricht will ich doch sichergehen, dass sie beim Richtigen ankommt.
Als die mir so blöd kam wurde ich sauer, und dann hat sie mich immer mehr provoziert, auf total vulgäre Art und Weise, hat mich Schlampe und so was genannt. Ich glaube langsam, die war darauf aus, dass es zu einer Prügelei kommt. Meyye hat sich dann zurückgezogen, ist wohl zurück ins Hovel.
Schließlich war ich derart wütend, dass ich zugeschlagen hab, und sogar mit übernatürlicher Schnelligkeit. Tja, in dem Moment hab ich mich leider nicht um die Maskerade geschert sondern wollte bloß dieser Göre ordendlich eine reinhauen. Das ist mir gelungen, allerdings haben sich da Gaffer angesammelt, und denen ist vielleicht was aufgefallen.
Im Kampf bin ich dann immer hungriger geworden, und da ist mir dann auch gedämmert, entweder ich breche den Scheiß ab oder das geht ganz übel aus. Ich stand ja dann schon kurz vor der Hungerraserei. Mein Tier wollte die Frau ausschlürfen. Habe dann noch so gerade eben die Kurve gekriegt, hab den Kampf abgebrochen und versucht mich durch die Menge zu wühlen. Da kamen dann ne Menge anzüglicher Kommentare widerlichster Art. Wie gut, dass ich mich zusammenreißen konnte und die nicht alle grün und blau geschlagen habe, die Typen. Verdient gehabt hätten die´s ja. Dann schließlich hab ich erfahren, die Frau ist tatsächlich Jenny, denn einige Typen haben sie so genannt als sie sich bei ihr beschwert haben, dass der Kampf schon zu Ende ist.
Sie hat dann rumgebrüllt die Typen sollen abhauen, und die haben doch glatt gehorcht. Sie scheint ja in dieser üblen Gegend ne richtig große Nummer zu sein.“
Das sagte Lilly etwas spöttisch, dieses „ne richtig große Nummer“.
In ihrem Gesicht war deutlich abzulesen, dass sie immer noch eine Riesenwut auf diese Caitiff hatte, und gleichzeitig war da aber immer noch diese unterschwellige Traurigkeit.
Unbewusst war Lilly während sie erzählte immer näher an Steven herangerückt. Ihre Schultern und Arme berührten sich nun, und auch ihre Beine. Seine Nähe hatte etwas Beruhigendes.
„Ich hatte eigentlich keine Lust mehr ihr überhaupt noch die Nachricht mitzuteilen und hab´s nur gemacht, weil ich´s demjenigen versprochen hatte.
Jenny hat mir dann vorgeworfen ich wolle sie verarschen und hat mir angedroht mich zu töten. Die spinnt ja total! Und die hat das total ernst gemeint, das hab ich in ihren Augen gesehen. Wieder also lief es Gefahr so richtig übel zu enden, nämlich dass entweder sie mich zu Klump schlägt oder ich sie.
Da hab ich noch gerade rechtzeitig die Notbremse gezogen, mit Hilfe von Trick 17. Du weißt doch, Toreador und Brujah haben da so eine Clansdisziplin mit deren Hilfe sie Leute einwickeln können. Da war die Wilde dann plötzlich lammfromm und fand mich ganz toll. Aber diese Wirkung hält natürlich nicht ewig. Nur solange ich in ihrem Blickfeld bin. Also kann ich davon ausgehen, dass sie jetzt den totalen Hass auf mich hat.
In so einen Mist bin ich also reingestolpert.
Wegen dieser blöden Kuh bin ich also vielleicht bald wegen Maskeradebruch dran. Rübe ab heißt das dann hoffentlich nicht, aber darauf verlassen kann ich mich natürlich nicht. Aber vielleicht lauert mir ja schon vorher die Rockerbraut auf und zertrümmert mir den Schädel.“
Lilly griff nach Stevens Hand.
„Das passiert hoffentlich noch nicht so bald, und schließlich hab ich selbst eine Menge Schlagkraft. Aber diese Frau ist eine Gefahr, und wir sollten damit rechnen, jedes Mal wenn wir uns sehen könnte es das letzte Mal sein.“
Nun wirkten die Augen die Brujah besonders traurig, bewusst war ihr das nicht.
„Ich fühle mich so wohl in deiner Nähe. Es darf nicht schon so schnell einfach alles vorbei sein.“
Ihre Stimme war nun kaum mehr als ein Flüstern.