AW: [07.05.2008] Suche nach einer Zuflucht
Nagaj zündete sich seine spezielle Notfallzigarette an. Die, die er stets hinter dem Ohr trug, für den Fall der Fälle. Seine normale Verdunkelung wurde dadurch aufgehoben und er strengte sich an, sich wieder in die Gestalt des Marius zu verwandeln; allerdings mit dem Unterschied, dass er nun Boots, Jeans, einen braunen Kapuzenpullover und eine schwarze Lederjacke tragen würde. Dies kostete ihn weniger Anstrengung, als ein wirklich exquisites Outfit wie Anzug und Krawatte. Jeder der ihn hier in seiner normalen Gestalt sehen würde, müsste aus dem Weg geräumt werden und dies passte ihm gerade überhaupt nicht ins Konzept. Langsam schritt er durch das verlassene Haus und die alten Dielen knarzten bei jedem Aufsetzen eines Fußes.
Vielleicht könnte ich hier ja tatsächlich eine Falltür oder etwas ähnliches einbauen, um ungebetenen Besuch loszuwerden...
Nachdem er sich einigermaßen sicher war, dass seine Tarnung halten würde, verließ er das Gebäude und besah sich die Umgebung. Dieser Fluss... Er besah sich die verwitterte Hausnummer des Gebäudes, schätzte ab wo es innerhalb der Straße lag und markierte auch diese Stelle auf seinem Stadtplan.
Ganz egal jetzt, du brauchst eine Zuflucht und wahrscheinlich ist dies das Beste, was du auftreiben können wirst. Also mach auch was draus!
Er griff zu seinem Mobiltelefon und rief die Telefonnummer an, die auf dem Taxi stand, als er zur Kunstakademie fuhr.
"Guten Abend! Ich benötige umgehend ein Taxi zur Richards-Spedition in Finstertal. Ich stehe gerade in der Michaliksstraße und warte dort."
Er schaltete das Handy nun wieder aus und steckte es ein. Nachdem er einige Minuten wartete und seine Zigarette aufgeraucht hatte, bog das Taxi mit grellen Scheinwerfern um die Ecke. Als es zum Stehen kam, stieg er auf der hinteren Beifahrerseite ein.
"Zur Richards-Spedition, bitte. Ich würde gerne etwas abholen, also wäre es sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie dort einige Minuten warten und mich anschließend wieder zurückfahren könnten. Natürlich gibt es auch ein nettes Trinkgeld für Ihre Mühen."
Er lächelte dem Taxifahrer zu und widmete sich nun seinen Unterlagen, die er aus der Akademie bekommen hatte. Er verglich diese mit dem Stadtplan. Dabei versuchte er alle erdenklichen Parallelen in Bezug auf die Adresse seiner neuen Zuflicht zu entdecken.
An der Spedition angekommen gab Nagaj dem Fahrer schon einmal das Geld für die bisherige Strecke, sowie ein ordentliches Trinkgeld.
"Warten Sie bitten einen Moment. Ich muss nur zwei schwere Sachen holen, die ein Freund von mir für mich hat einlagern lassen. Wären Sie wohl so freundlich, den Kofferraum schonmal aufzumachen?"
Danach ging er in die Halle und bewegte sich direkten Schrittes auf sein Versteck unter der Treppe zu. Als erstes schleppte er die Kiste mit seinem Computer und dem entsprechenden Zubehör zurück zum Taxi. Danach ging er wieder hinein, nahm seinen großen Werkzeugkasten in die linke, und eine Plastiktüte mit Kabeln und Drähten in die rechte Hand. Mit der Schulter schloss er die Tür zur Spedition und trug nun auch die letzten seiner Habseeligkeiten zum Wagen. Nachdem er alles verstaut hatte, setzte er sich wieder in das Taxi.
"Vielen Dank für Ihre Geduld. Nun bitte zurück zur Michaliksstraße."
Wieder bei seiner potenziellen Zuflucht angekommen, hiefte er die Sachen aus dem Kofferraum, bezahlte den Fahrer und wartete, bis dieser wieder wegfuhr. Erst danach trug er die Sachen ins Haus und überlegte, wie er nun weiter vorgehen würde.