AW: [06.05.2008] Und was bringt diese Nacht?
Nun umspann ein kleines feines Lächeln Julias Lippen. Er hielt sich immer noch bewusst vage und sein Satz konnte alles und nichts bedeuten. Bezog er sich nun auf ihre bisherige Arbeit oder auf die Ereignisse des gestrigen Abends? Aber zusammen genommen mit seinen Einwürfen während des Verlaufs des Gespräches, lag es nahe, dass er mehr wusste. Wenn sie konstruktiv mit diesen Leuten zusammen arbeiten wollte, musste sie diese Scharte auswetzen. Eine andere Wahl gab es kaum. Oh ja, sie wusste sehr wohl, dass ihre Position die miesere war, wenn sie sich hier im Schlechten trennten. Gut, sie war nicht ganz unschuldig an der Situation, das gab sie gern zu, aber dennoch war nicht alles bei ihr zu suchen.
"Nun können wir also beginnen offen zu reden, wie es scheint. Ich nehme an, sie beziehen sich auf die Ereignisse im Hotel während der gestrigen Nacht. In diesem Fall haben sie mich bei einem Fehler beobachten können, wie er mir in diesem Ausmaß vorher nicht geschehen war und ich muss leider zugeben, dass ich mich zusehr durch die Verkettung mehrer unglücklicher Umstände habe treiben lassen. Ich glaube kaum, das sie an Details interessiert sind, wie es zu dieser Situation kam. Ich kann ihnen versichern, das ich für mich die Situation analysiert habe und mir ein und der selbse Fehler bisher kein zweites mal passiert ist. Das soll keine Entschuldigung sein, denn die gibt es für dieses Ereignis nicht, sondern lediglich eine Erklärung.
Sind sie sich bewusst, das der Alkoholiker und ich uns bereits durch vorherige Aufträge kennen? Wir hielten diese Verbindung bisher möglichst verborgen. Frau deVries hat gegen unseren Willen von unserer Bekannschaft erfahren, was uns nicht sonderlich erfreut. Wenn sie bestimmte Maßnahmen gegen sie nicht wünschen, sollten sie sie erwähnen, damit meine privaten Ziele nicht mit den ihren kollidieren. Der Alkohliker und ich wissen eher mehr als weniger voneinander, das wir jeweils von ihnen angeheuert wurden. Wurde er hingegen nicht von ihnen gerufen, kann er ein Problem dar stellen.
Jetzt nahm sie wieder den Ring in die Hand und betrachtete ihn kurz, bevor sie sich wieder an den Sprecher wendete. "Das Problem an Artefakten ist, das nicht jedes auf die gleiche Art funktioniert. Ich bin mir sicher, er wird mir irgend wie deutlich machen, dass ich an der richtigen Stelle bin. Die Frage ist nur, wie sich dieses 'wie' genau ausgestaltet. Wird er warm? Fängt er an zu leuchten? Werde ich einen Zug verspüren, wird er Summen oder was auch auch immer. Wenn sie mich im Unklaren lassen, muss ich auf verschiedene Möglichkeiten der Reaktion achten, was an sich kein Problem dar stellt. Angesichts der Beteiligung von Frau de Vries auf ihren Wunsch hin und dem gleichzeitigen Wunsch sie im Auge zu behalten so wie weitere Personen, deren Zugehörigkeit für mich nicht geklärt ist, würde ich es jedoch vorziehen, den Ring so zu verwahren, das andere Teilnehmer der Aktion ihn und seine Funktion nicht zwangsläufig bemerken. Dies würde mir schlichtweg leichter fallen, wenn sie sich entschließen würden, Informationen zu teilen.
Sie erwarten effektive Arbeit von mir. Dazu gehört auch, die richtigen Fragen zu stellen und sich Informationen zu holen, wenn sie von Vorteil sein können. Auch von meinem Auftraggeber.
Des weiteren möchte ich sie bitten, mir nicht mehr auf diese Art und Weise zu drohen. Sie werden meine Loyalität ihnen gegenüber nicht erhöhen, in dem sie versuchen meine Angst vor möglichen Konsequenzen zu schüren. Auch ohne ihre aktive Drohung bin ich mir sehr bewusst über meine aktuelle Situation. Ich sitze hier mit drei Personen an einem Tisch und mindestens einer weiteren, die wahrscheinlich draussen wartet, deren Möglichkeiten ich nur begrenzt einschätzen kann. Sie kennen meinen Namen und meine Herkunft, ich die ihre nicht. So fern ich mich an diesem Abend an die geltenden Regeln gehalten habe, haben sie effektiv dafür gesorgt, das ich unbewaffnet bei ihnen erschienen bin, während ich aktuell noch nicht einmal genau weiss, wo ich mich befinde. Sie haben bereits erwähnt in der Lage zu sein, mein Gedächtnis löschen zu können und diese Fähigkeit auch zu nutzen wollen, wenn sie mit mir nicht zufrieden sind.
Glauben sie ernsthaft, mir seien weitere mögliche Konsequenzen nicht bewusst? Sie bitten mich, sie nicht für dumm zu verkaufen und behandeln mich gleichzeitig, als müssten sie mir die elementarsten Dinge erst erklären und begreiflich machen.
Auf Grund der entstandenen Unannehmlichkeiten werde ich ihnen für die Beschaffung des Buches bis auf eventuell auftretende Spesen von meiner Seite aus keine Rechnung stellen. Im Gegenzug möchte ich sie bitten, meine Leistung nicht primär an der gestrigen Nacht zu messen.
Auf Grund dieser Geschehnisse konnte ich im Nachhinein das Hotel nicht mehr in Bezug auf die vorhandene Sicherheitstechnik in Augenschein nehmen. Wenn sie mich diesbezüglich in Kenntnis setzen würden, wäre ich Ihnen verbunden."