[05.05.2008] Ein weiterer Neuling

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„Nun, ich bräuchte Schlafzimmermöbel. Ein Doppelbett, einen Kleiderschrank, einen Nachttisch. Die Möbel sollten zwischen 1900 und 1920 hergestellt worden sein. Könnten Sie da etwas Ansprechendes für mich auftreiben?“

Für das Schlafzimmer von Evelina und Henry würden moderne Möbel genügen. Man musste es ja nicht übertreiben, eine Wohnung wo man sich nur zum Schlafen aufhielt musste nicht wer weiß wie luxuriös eingerichtet sein, und Dekoration war auch nicht vonnöten. Aber Ferdinand würde wirklich nicht gern dauerhaft in einem Schlafzimmer übertagen, das moderne Möbel hatte.
 
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"Sehr gern. Sie meinen also Möbel im Jugendstil?", erwiderte Julia mit einem Lächeln. "Bevorzugen sie ein bestimmtes Holz oder möchten sie etwas, bei dem viele Stoffe Verwendung finden? Wenn sie bereits einen bestimmten Raum haben, den sie einrichten wollen, kann ich ihnen gern auch Konzeptvorschläge für den gesamten Raum erstellen, Farbgebung der Tapeten, Bodenbelag, Gardinen und Vorhänge." Julia hatte sofort einige mögliche Ideen im Kopf, die umsetzbar wären. Es kam natürlich auf den finanziellen Rahmen an. Eine Variante besaß sie sogar selbst in ihren Ausstellungsräumen, von zwei anderen Händlern hatte sie Möbel im Kopf. Hatte Ferdiand überhaupt eine genauere Vorstellung von dem, was ihm vor schwebte?
 
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„Nein, nein, soviel Aufwand ist nicht nötig, es soll für eine zweite Zuflucht sein, und so luxuriös wie in meiner Villa soll es dort nicht eingerichtet werden.“

Und ganz gewiss würde er niemanden in die zweite Zuflucht reinschauen lassen.

„Wichtig ist mir dort nur das Schlafzimmer, und auch das braucht nur das Nötigste zu haben. Jugendstil, ja. Die Holzsorte ist egal, Hauptsache es ist gut erhalten und stabil.“

Wie die Tapeten aussahen war dann nun wirklich nicht wichtig.
 
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Julia nickte leicht lächelnd. "Welchen Kostenrahmen streben sie an?"

Das war wie immer eine der elementarsten Fragen. Unter den Angeboten würden sich Sachen finden, die seinen Vorstellungen entsprachen - so fern sie nicht völlig unrealistisch waren - und natürlich auch welche, die darüber hinaus gehen würde, dafür aber um so schöner wären. Wenigstens aus Julias Sicht wäre das so und Ferdinand hatte dann ja immer noch die Wahl.
 
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„Kostenrahmen? Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, ich habe erst gestern beschlossen mir eine zweite Zuflucht zuzulegen. Und über die Preise von antiken Möbeln weiß ich ehrlich gesagt gar nicht Bescheid, da ich meine jetzigen Möbel schon seit Anfang der 30er Jahre habe, damals waren sie nur knapp über 10 Jahre alt als ich sie gekauft habe. Vielleicht wäre es möglich, dass Sie mir eine Auswahl an verschiedenen Möbeln vorlegen?“

Ja, es war ja wirklich schon eine ganze Weile her, dass er sich jene Möbel gekauft hatte, die er nun auch nach Finstertal hatte kommen lassen. Das war in Oxford gewesen, als er sich dort 1932 eine Villa eingerichtet hatte.
 
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"Aber natürlich, es ist mir ein Vergnügen. Ich werde ihnen eine Auswahl an verschiedenen Kompositionen vorbereiten. Natürlich wäre es hilfreich, wenn sie mir sagen könnten, worin ihre persönlichen Vorlieben bestehen, eher helle oder dunkle Möbel, mit Verzierungen oder Intarsien oder eher schlicht. Wenn sie sich da noch nicht entschieden haben, kann ich ihnen aber auch in dieser Hinsicht eine Variation in den Vorschlägen unterbreiten. Spätestens Übermorgen sollte ich ihnen einiges präsentieren können. Einige der Objekte, die mir vorschweben, befinden sich nicht in meinem eigenen Besitz sondern bei anderen Händlern, weshalb ich ein wenig Zeit benötige, um die Unterlagen vorzubereiten."

Er schien eine völlig andere Julia vor sich zu haben als noch am Anfang des Gespräches, obwohl nein, dieses Auftreten passte zu der Frau, die in den Raum gekommen war und sich dann nur all zu schnell so ängstlich zurück gezogen hatte. War es einfach das Themengebiet, auf dem sie sich sicher fühlte, welches eine so starke Änderung in ihrem Verhalten bewirkte? Es war Ferdinand absolut nicht zu verübeln, wenn er nicht so ganz schlau aus dieser Frau wurde. Allerdings konnte er sich jetzt vielleicht doch vorstellen, dass sie irgend wo ein Geschäft führte. Dieses Verhalten passte jedenfalls deutlich besser zu einem überlebensfähigen Kainiten.
 
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Diese Wandlung war schon erstaunlich. Nun, offenbar galt es gewisse Reizthemen zu meiden. Es war schön zu sehen, dass die Kainitin sich so sehr ereiferte in ihrem Fachgebiet.

„Für das Schlafzimmer wären mir eher schlichte Möbel am liebsten, ob hell oder dunkel, das ist mir egal."

Schließlich starrte er die Möbel dort nicht ständig an. Die schönsten Möbel standen im Salon der Villa.

„Ich bin gespannt was für Vorschläge Sie mir unterbreiten werden. Sind Sie schon lange in diesem Bereich tätig? Sie scheinen sich sehr gut auszukennen.“
 
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"Ich führe das Geschäft jetzt seid gut fünzig Jahren.", antwortete Julia ihm, froh über ein nettes Thema mit Ferdinand reden zu können. "Meine kainitische Mutter hatte mich in das Geschäft eingeführt und als sie starb, durfte ich das Geschäft übernehmen." Als Julia den Tod ihrer Mutter erwähnte, schien sich wieder ein kleiner Schatten über ihr Gesicht zu sclheichen. Ob es wohl gut war, dieses Thema zu vertiefen?

"Ihr Sire nahm mich bei sich auf und übernahm meine Ausbildung in beiderlei Hinsicht." Und schon war wieder dieses warme Lächeln da, was so ganz anders wirkte als ihre ängstliche Natur, fast wie ein Sonnenstrahl, der die Wolkendecke wieder durchbricht.

"Vater sieht es nicht gern, wenn ich wegen dem Geschäft auf Reisen bin. Er kann einfach nicht aufhören sich Sorgen um mich zu machen und hätte mich am liebsten ständig bei sich. Aber ich liebe das Reisen, die verschiedene Orte und ich möchte die verborgenen Kostbarkeiten selbst aufspüren. Einmal fand ich eine Violine von Petros Guarnerius aus dem Jahre 1695. Solche Momente möchte ich selbst erleben und nicht meinen Mitarbeitern überlassen und sie können sich denken, für welch exquisite Kundschaft ich auf der Suche nach einem solchen Exemplar war. Ich liebe es, wenn ich solche Wünsche erfüllen kann und es erfüllt mich mit Freude." Ja, selbst nur bei den Gedanken daran und beim Erzählen stieg ein Funkeln in ihre Augen, welches ihr Gesicht schlicht weg erstrahlen ließ.
 
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Ihr Grandsire hätte Julia gern ständig bei sich und machte sich viele Sorgen um sie? Das konnte Ferdinand sehr gut verstehen, denn mit Evelina ging es ihm ganz genauso. Es wäre für ihn unerträglich, wenn seine Tochter allein herumreisen würde, das würde er nicht zulassen, auf keinen Fall.

„Sie scheinen ein sehr gutes Verhältnis mit Ihrem Grandsire zu haben, das freut mich…und dass Sie so sehr aufgehen in Ihrer Arbeit. Bankier bin ich nie mit großer Leidenschaft gewesen, aber Rothschilds sind nun mal Bankiers, das ist Familientradition. Es muss ein großes Glück sein seinen Beruf zu lieben.
Aber die Kunst hat mich stets begeistert. Als ich noch in Deutschland wohnte hatte ich eine recht große Kunstsammlung, als ich nach England gezogen bin musste ich leider den Großteil davon zurücklassen.
Ständig zu reisen könnte ich persönlich mir für mich selbst nicht vorstellen, ich mag das Reisen nicht, aber Sie scheinen ganz gut klar zu kommen?"
 
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"Ja, normaler Weise schon.", erzählte Julia munter weiter. "Vater sagt immer, er würde wegen mir noch an einem Herzinfarkt sterben, aber zum Glück ist das ja nicht möglich. Ich habe mir diesen Beruf nicht ausgesucht, aber ja, ich habe gelernt ihn zu lieben. Er bietet ja so viele Möglichkeiten. Allein die Geschichten, die die Möbel, das Porzellan erzählen können, was alles mit ihnen verbunden ist. Ich kann ihnen zu fast allen Exponaten in meinem Geschäft erzählen, was dieser Gegenstand erlebt hat, wo er war, wem er gehörte oder wie er wieder gefunden wurde. Die Reisen sind schön, allerdings habe ich es bisher vermieden, Europa zu verlassen, weil ich den langen Flug oder Aufenthalt auf dem Schiff scheue. Sie haben in England gewohnt? In Canterbury habe ich neben einer Anrichte, wegen der ich dort hin reiste, auch ein entzückendes Jugendstilset Set aus Silber für Milch und Zucker entdeckt. Sie waren beide mit einem Relief von Wasserlilien geschmückt, wenn ich mich recht entsinne, in jedem Fall aber ist es ein florales Motiv. Insgesamt ziehe ich es jedoch vor selbst mit dem Auto zu fahren, weshalb ich nur wenige Male nach England übersetzte. Aber wissen sie denn, was aus ihrer Sammlung geworden ist?"
 
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„Ich habe die Sammlung unter Wert in aller Eile verkauft. Für mich als Jude war es in Deutschland nicht mehr angenehm zu leben, bei all dem Judenhass der zu jener Zeit propagiert wurde…"

Daran dachte er nicht so gern zurück.

„Daher also bin ich nach England gezogen. England ist vor allem im Sommer sehr schön. Aber mir macht auch das trübe Wetter und der Nebel nichts aus. Oxford ist eine sehr friedliche Domäne.“

Dort ging alles recht gemächlich seinen Gang. Dort hätte er sehr viel mehr Ruhe, allerdings waren die Aufstiegsmöglichkeiten beschränkt. In gefährlichen Domänen konnte man besser Karriere machen, so schien es. Ob sich das im Endeffekt lohnte, oder ob es für einen schnellen Aufstieg und eine schnelle Vernichtung sorgte, nun, man würde sehen…
Wenn er morgen vernichtet wurde, dann könnte man sich fragen, hatte es sich gelohnt dafür zu sterben – um eine Nacht lang Ahn zu sein?
Ach, wieder solche düsteren Gedanken.

„Waren Sie schon mal in Oxford? Eine sehr altehrwürdige Stadt mit vielen alten Gebäuden. Leider ist der Verkehrslärm so laut in der Innenstadt. Mittlerweile ist die Innenstadt für den normalen Autoverkehr gesperrt, allerdings dürfen nach wie vor Busse fahren, und es gibt sehr viele Busse in Oxford. Es ist also eigentlich sogar lauter als vorher, denn die Busse haben röhrende Motoren. Am schönsten ist es in der Innenstadt nach Mitternacht, bis fünf Uhr morgens, wenn keine Busse fahren. Vor allem im Sommer ist die Stadt leider überlaufen mit Touristen, die rudelweise in Gruppen dort herumlaufen. In den 30er Jahren war es in der Stadt wesentlich angenehmer.
Und Sie haben sich also zuletzt in Posen aufgehalten? Haben Sie dort auch nach einer bestimmten Antiquität gesucht?“
 
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"Nein, leider war es mir noch nicht vergönnt, Oxford zu besuchen. Was denken sie, wann werden sie beginnen, dort diese modernen Busse einzusetzen, die um so vieles leiser sind und nicht so erbärmlich die Luft verpesten mit ihrem Gestank?

Kennen sie die Geschichte um die Kazaner Gottesmutter? Es ist mir gelungen eine sehr anspruchsvolle Interpretation aus dem sechzenten Jahrhundert von ihr ausfindig zu machen und ich befand mich in den Verhandlungen, just als mich der Ruf nach Finstertal ereilte. Es handelt sich um ein besonderes Stück und ich hoffe, meinen Angestellten gelingt es noch, die Verhandlung zu einem erfolgreichen Abschluß zu bringen.
 
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"Ja, stinkend sind diese Busse zudem. Ich frage mich warum man dagegen nicht schon längst etwas getan hat. Wenn es leisere und weniger stinkende Busse gibt, dann sollte man die doch einsetzen.
Die Kazaner Gottesmutter? Nun, das ist doch die berühmteste Ikone Russlands…die war lange Zeit verschwunden und ist dann im Vatikan aufgetaucht. Zu Schade, dass Sie die Verhandlungen nicht weiterführen konnten, Ihre Angestellten werden hoffentlich Erfolg haben."

Ferdinand hatte das Gefühl, dass der Sheriff ihn mit seiner Paranoia vor Spionen angesteckt hatte.
Da fiel es schwer irgendwem zu vertrauen. Also fragte er:

"Können Sie mir jemanden nennen, der Ihre Identität bestätigen kann?“

Aber selbst wenn die Identität bestätigt war, das hieß noch lange nicht, dass die Person nicht für irgendjemanden spionierte.
 
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"Genau die", antwortete Julia Ferdiand und ihr war auch die Freude anzusehen, dass er erkannte, worüber sie sprach. "Allerdings handelte es sich auch bei der Ikone aus dem Vatikan um eine Replik, wenn auch eine sehr berühmte und bekannte, die vor drei Jahren an die Orthodoxe Kirche zurück gegeben wurde.

Natürlich können sie bei Vater anrufen und sich von ihm meine Identität bestätigen lassen. Meine Heimatdomäne ist in Bonn. Dort befindet sich auch mein Geschäft. Er ist übrigens selbst auch in Bonn Primogen unseres Clans. Vielleicht haben sie schon von ihm gehört? Er heisst Alfred Birnau. Natürlich können sie gern den Seneschall nach mir fragen, wenn es ihnen ohne persönliche Beziehung meinerseits lieber ist. Ich kann ihnen Rufnummern geben, unter denen sie sie erreichen können, wenn sie wünschen."

Auch als das Gespräch auf ihren Vater kam, leuchteten Julias Augen und so etwas wie Stolz schien in ihrem Gesicht zu stehen. Für Julia war es absolut nicht sicher, dass Ferdinand die nummern von ihr wollte. Ein Mißtrauischer Kainit würde sogar eher selbst die Nummern nachforschen und dann dort anrufen, denn ein Spion könnte auch einfach einen Schauspiler an die andere Seite des Apperates setzen, wenn er selbst die Nummer bekannt gibt. Dies war jedoch eine Sache, die Julia keine Sorgen bereitete.
 
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Dass Julia ihren Grandsire Vater nannte war irgendwie rührend.

„Aha, Bonn…nein, von Alfred Birnau habe ich noch nicht gehört. Aber ich wohne ja erst seit kurzem wieder in Deutschland. Es wäre gut, wenn Sie mir beide Kontaktadressen oder besser gesagt Telefonnummern geben würden.“

Das Gespräch verlief jetzt zum Glück sehr viel besser. Erst diese extreme Ängstlichkeit, dann so eine extreme Munterkeit, das war schon seltsam…aber letzteres war doch wesentlich angenehmer. Ferdinand hielt Julia für ziemlich labil, sein Eindruck von ihr war jedoch mittlerweile sehr viel besser als zu Anfang des Gesprächs.
Das Wort Werwölfe sollte er jetzt besser nicht in den Mund nehmen, und gar die Teilnahme an einem Kampf gegen Werwölfe war da völlig ausgeschlossen, wenn jemand schon allein bei der Erwähnung dieser Bestien so schrecklich ängstlich reagierte.

Der Malkavianer erinnerte sich an seine eigene Ankunft in Finstertal. Da war er es gewesen, der beim Primogen, der Ahn war, vorgesprochen hatte. Nun waren es vertauschte Rollen, und so wie es jetzt war gefiel es ihm wesentlich besser. Allerdings brachte diese Position auch Probleme mit sich…

Ihm war mittlerweile klar, er hatte König gegenüber zwei Fehler gemacht. Ferdinand hätte gar nicht erwähnen sollen, dass er erst seit heute Ahn war, vielleicht hätte König das zwar noch erfahren, vielleicht aber auch nicht. So aber wäre er zunächst in dem Glauben gewesen, Ferdinand sei schon länger Ahn.
Zu erwähnen, dass er nicht kämpfen konnte, auch ein Fehler. Denn wenn König im Gegensatz zu seinen eigenen Angaben doch sehr gut kämpfen konnte, dann hätte er leichtes Spiel wenn er feindlich gesinnt war und es irgendwann darauf anlegte Ferdinand körperlich zu überrumpeln. Es war also höchste Zeit die eigenen Kampffähigkeiten zu verbessern.

Ferdinand bedauerte es, dass es notwendig war derart misstrauisch zu sein. Er wollte den Malkavianern ein guter Primogen sein, aber er musste auch aufpassen, dass er sich mit seiner Gutmütigkeit nicht selbst ein Beinchen stellte und dass man ihn nicht hinterging und ausnutzte.

Wie üblich war es auch heute in Finstertal eine anstrengende, ereignisreiche Nacht gewesen.

„Es ist schon spät, ich würde mich gern bald zur Bettruhe begeben. Es war schön mit Ihnen zu plaudern. Und wie gesagt, wenn jegliche Probleme auftauchen sollten, dann können Sie sich an mich wenden.“
 
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Julia ihrerseits lächelte freundlich und griff kurz in die kleine Handtasche um ein Etui mit exquisten Vistenkarten zu zücken und schrieb auf die Rückseite zwei Namen und Telefonnummern. Dann stand sie auf und reichte Ferdinand die Karte mit der Vorderseite nach oben.

"Das ist die Karte meines Geschäfts und auf der Rückseite habe ich ihnen Vaters Nummer und die Nummer des Büros des Seneschalls in Bonn aufgeschrieben. Es hat mich gefreut, ihre Bekanntschaft zu machen, Herr von Rothschild. Ich wünsche ihnen noch eine angnenehme Nacht."

Wieder verbeugte Julia sich brav und verließ dann die Suite.
 
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„Auch Ihnen noch eine angenehme Nacht, Frau Albrecht. Und schlafen Sie gut.“

Nun also hatte Ferdinand alle Neuankömmlinge seines Clans zu Gesicht bekommen.
Er versuchte beim Sheriff anzurufen, dieser war jedoch nicht zu erreichen.

Ferdinand hatte das Bedürfnis seine Tochter zu sehen. Wie gut, dass er wenigstens diesmal nicht mehr den Fehler gemacht hatte, dass man sie zu Gesicht bekam und schnell merkte wie viel ihm an ihr lag. Evelina war sicherer wenn man von ihr nichts wusste.
So weit war es also schon gekommen, dass er seine Tochter vor seinen Clansgeschwistern versteckte. So hätte er sich das eigentlich nie gewünscht. Das hatte er in Oxford nicht nötig gehabt. Aber was blieb ihm anderes übrig. Wem konnte er hier wirklich trauen? Eigentlich niemandem, außer Henry und Evelina.
Auch bei Trapper konnte er sich nicht wirklich sicher sein, ob der ihn nicht vielleicht doch hinterging. Vielleicht machte er sich nur einen Spaß daraus Ferdinand eine Belohnung zu versprechen, und hinterher ging er leer aus, vielleicht wurde er nur benutzt und dann fortgeworfen. Konnte er sich wirklich darauf verlassen, dass dieser Mann zu seinem Wort stand? Diese Zweifel waren quälend.
So war das also, wenn man weit oben war. Die Luft dort war sehr dünn und überall lauerten Fallstricke.
 
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