AW: [05.05.2008] Ein weiterer Neuling
Man sollte ja meinen, Ferdinand hätte für einen Abend bereits genügend auf die Finger bekommen für den mystischen Blick hinter den Schleier. Aber von all dem wusste Julia ja nichts und so war dieser Blick auch nichts, was einen leidlich klugen Kainiten unerwartet treffen würde.
Nun, Ferdiand sah eine ziemlich gorße Menge der Farbe Orange in ihrer Aura, durchzogen von roten Nebelschwaden die aber weitaus geringer ausfielen. Wo war denn nur die Wut, die er in der Aura der Frau sah? Die Angst zeigte sie auf jeden Fall.
Was Ferdinand kaum ahnen konnte war: Orange war ein fester Bestandteil in Julias Aura und verschwand nie völlig aus ihr. Julia jedenfalls nahm immer genau das, was sie fühlte und wandelte es höchstens um eine Kleinigkeit, um es nach aussen zu zeigen. Auch in der Akademie hatte sie bereits damit rechnen müssen, auf eine solche Weise betrachtet zu werden und lebensmüde war sie nun absolut nicht.
Ferdinands Ruhe zeigte jedoch auch ihre Wirkung, Zunächst war sie ganz zusammen gekauert in dem Sessel und die Ángst hatte sie wohl völlig im Griff. Der Blick, den sie für Ferdiand hatte, war irgend wo zwischen vorwurfsvoll und verzweifelt. "Nhhhgh", kam es dann aus ihrer Kehle und sie griff sich mit beiden Händen seitlich an den Kopf und kniff die Augen fest zusammen. "Ja nie chcę", presste sie zwischen ihren Lippen hervor. "Nicht schon wieder!"
Mit sichtlicher Anstrenung stellte Julia ihre Beine wieder auf den Boden. Dafür nahm sie auch ihre Arme zur Hilfe und drückte sie förmlich runter, als wollten ihre Beine etwas anderes als sie selbst. Ihre Stirn war ganz kraus, als sie wieder zu Ferdinand hin sah. Zerknirscht sagte sie: "Ich bitte um Entschuldigung. Es ist heute schlimmer als normaler Weise. Schon vorhin bei der Seneschall..." Wieder entfleuchte ein Wimmern ihrer Kehle und sie hatte sichtliche Mühe, ihre Beine auf dem Boden zu halten. Plötzlich brabbelte sie drauf los, als wäre der Teufel hinter ihr her. Eine andere mögliche Interpretation implizierte natürlich Unwissen, wie lange sie sich noch beherrschen konnte. "Ich weiss nicht, warum ich hier bin!", schrie sie Ferdinand nun fast an und sprang von dem Sessel auf, nur um mit eng umschlungenen Armen hin und her zu tigern. "Ich hörte einen Ruf und kam hier her geeilt. Ich wusste von Nox. Er könnte der Grund gewesen sein, aber er ist fort oder tot!", klagte sie an. "Ich will nicht hier sein! Ich will hier weg! Es ist zu gefährlich hier! Warum sind hier Werwölfe? Warum greifen sie an? Warum bleiben sie nicht in den Wäldern? Und warum zur Hölle wurde ich hier her gerufen und weshalb?", verlangte sie von Ferdinand zu wissen.
"Ich war in Polen und wollte dort Ikonen kaufen! Ich bin von dort weg gerast, bevor das Geschäft noch ganz abgeschlossen war. Ich hoffe nur, meine Angestellten konnten es regeln. Warum bin ich hier?", verlangte sie von Ferdiand zu wissen und sah ihn hilfesuchend an. Immerhin war er der Primogen der Malkavianer und sollte ihr doch helfen können. "Warum drehe ich hier anscheinend immer durch, wenn ich auf andere unserer Art treffe?! Was ist an dieser verfluchten Stadt? Unter den Menschen schaffe ich es doch auch, mich normal zu verhalten!"
Das schönste war: nicht ein kleines Stückchen war gelogen. Alles war wahr. Und was bedeutete das, wenn sie immer durch drehte, wenn sie auf andere Kainiten traf. Sie war schon in der Akademie gewesen.... und wie auf's Stichwort kam auch schon die Antwort. Ferdiand brauchte noch nicht einmal zu fragen. Es schien fast, als würde ihm hier ein Exemplar begegnen, das ähnlich viel redete wie er selbst.
"Vorhin, in der Akademie, ich fürchte, ich habe keinen guten Eindruck hinterlassen.", sagte sie nun wieder zerknirscht und wirkte fast müde. "Ich habe nicht richtig verstanden, nicht richtig übersetzt. Und die Seneschall fragte mich nach meiner Fahrt. Ich antwortete ihr auf ihre Frage, ich nahm sie doch nur beim Wort! Es war eine rethorische Frage, auf die ich nur mit 'gut' hätte antworten sollen, oder? Aber ich erzählte ihr Einzelheiten und zu allem Überfluß von dem überfahrenen Igel.... In Polen gibt es doch kaum deutsche Nachrichten.", flüsterte sie fast heiser zum Schluß. Sie hielt inne als würde ihr auffallen, was sie getan hatte. Sie stand. Wieder verzog sich ihre Mine und langsam ging sie zu dem Sessel, um sich wieder zu setzen, die Arme immer noch eng um sich geschlungen.