AW: [04.05.2008] Neue Nacht, neues Glück
"In Ordnung."
Evelina freute sich, dass Ben besorgt um sie war.
"Und sag Vater bitte nichts von dieser Sache, ja?"
Noch bevor Ben antworten konnte war Evelina schon fort.
Sie verschwand in Richtung Villa.
Sie dachte sehnsuchtsvoll an die zwanziger Jahre zurück. Damals, da hatte man mit Vater noch sehr viel mehr Spaß haben können.
Ach ja...da war sie noch unter 20 gewesen, und da war er noch des öfteren mit Evelina ausgegangen, auch zu vornehmen, aber manchmal doch recht wilden Partys…die hatte es damals in Berlin zu genüge gegeben.
Ferdinand als Partylöwe, das konnte man sich heute gar nicht mehr vorstellen, das würde einem niemand glauben. Und ihr Vater hatte Evelina strengstens untersagt jemandem davon zu erzählen, und sie hielt sich natürlich daran.
Ach damals…
Sie dachte gern daran zurück, ihr Vater wohl nicht, jedenfalls nicht an die Partys, wo er ständig mit neuen Frauen geflirtet hatte, und überhaupt hatte er zu jener Zeit ständig mit verschiedenen Frauen was gehabt, aber keine feste Freundin. Und ganz besonders hatten es ihn die Revuegirls angetan. Das konnte Evelina verstehen, die hatten ihr auch gefallen.
Und jetzt schämte er sich dafür? Das brauchte er doch eigentlich nicht.
Im Nachhinein war Evelina klar, dass er da in seiner Trauer bloß eine Flucht nach vorn angetreten hatte.
Wahrscheinlich hatte er von diesen Frauen auch getrunken, aber davon hatte sie ja damals noch nichts geahnt.
Evelina wiederum hatte am liebsten mit ihrem Vater getanzt anstatt mit ihren Verehrern. Die hatte sie dann ja sowieso alle nach einer Weile abblitzen lassen. Ab und zu mit ihr ausgehen, das hatte sie noch zugelassen, aber keinen Schritt weiter. Und außerdem war ja Vater immer mit dabei gewesen, da hätte es sich von denen auch niemand herausgenommen zudringlich zu werden.
Oh, die hatten sich schön geärgert, dass Evelina nie ohne ihren Vater ausgegangen war. Die wären doch lieber mit ihr zu zweit gewesen als zu dritt, aber nur zu zweit mit denen, das hätte Evelina gar nicht gewollt, und ihr Vater ebensowenig.
Diese Männer hatten ihr allesamt sowieso nicht gut genug gefallen. Sie waren zwar Rothschilds gewesen, aber allzu jung. Einem der Verehrer war es dann sogar gelungen ein paar Minuten zu erhaschen, wo er mit Evelina ganz allein war, und da hatte er ihr einen Heiratsantrag gemacht. Sie hatte den Antrag abgelehnt, und da hatte jener junge Rothschild mit unterdrückter Wut geäußert sie solle doch am besten ihren Vater heiraten, denn der würde ja sowieso immer an ihr kleben. Dieser unverschämte Jüngling war natürlich von seinen Eltern zurechtgewiesen worden nachdem Evelina sich bei diesen über ihn beschwert hatte.
Erst der schon ältere und reifere Henry hatte es Evelina dann angetan, in England. Dort war es dann aber vorbei gewesen mit dem ausschweifenden Nachtleben. Schade eigentlich. Ihr hatte das sehr gefallen.