[04.05.2008] - Im Schatten des Domes

AW: [04.05.2008] - Im Schatten des Domes

Enio warf Lurker einen schwer zu deutenden Blick zu als der mit seinen Ausführungen über die Möglichkeiten der Haut und was ein Tzimisce alles damit anstellen konnte anfing. Enios Gesicht sah nicht unbedingt angeekelt aus aber seine leicht verzerrte Mimik und die gekreuselte Stirn liesen darauf deuten, daß der Sheriff eine recht lebhafte Phantasie hatte oder schon sehr viel Erfahrungen mit Unholden gesammelt hatte aber auf jeden Fall auf weitere und detaillreiche Erläuterungen von dem Nosferatu gut verzichten konnte.

Ohne Lurkers Informationen zu ignorieren gab der Brujah dazu aber noch einen letzten Kommentar ab, der die Endgültigkeit seiner Handlung vor ein paar Nächten deutlich unterstrich. „Jetzt auf jeden Fall nicht mehr!“ Na klar… der Hautgang war weg. Verbrannt! Unbrauchbar gemacht und vernichtet. Vielleicht nur ein kleines Stück Erfolg am großen Gesamten aber letztendlich etwas das Zacharii bestimmt nicht gepasst hatte. Enio war genügsam… er konnte sich auch an kleinen Dingen motivieren.

Auch wenn Lurker nichts mehr zu dem verglasten Loch zu sagen hatte, ging es Enio nicht aus dem Kopf. Irgendetwas mußte es doch damit auf sich haben. Wie zur Hölle konnte man der Sache auf den Grund gehen. Sicher… es gäbe eine Möglichkeit, die so einfach war, daß es schon wieder weh tat drüber nachzudenken. Aber Enio tat es trotzdem. Über das Resultat mußte der Sheriff sich jedenfalls noch im Klaren werden bevor sie das Gebäude verlassen hatten. Und da kam man auch wieder auf das „Wie!“ zu sprechen. Enio hatte bereits vorher leblos wirkende Körper auf dem Motorrad mitgenommen. Ein Risiko war das natürlich immer. Sogar für einen Brujah, der locker dazu in der Lage war die Emotionen von Menschen zu seinem Wohle zu manipulieren und sogar einer Polizeistreife weis zu machen, daß die Person auf seinem Sozius einfach zu viel getrunken hatte und jetzt dringend nach hause mußte. Der Italiener war aber nicht unbedingt versessen darauf dieses Risiko einzugehen und seinen ursprünglichen und eher spontan erstellten Plan durchzuziehen. Enio war flexibel… er überlegte. Und kam zu dem Resultat, daß Lurker und er ganz bestimmt besser im Untergrund aufgehoben waren. Ja… ein Ausflug durch die unterirdischen Labyrinte würde vermutlich noch nicht einmal sonderlich viel Zeit kosten und sie wäre warscheinlich wesentlich schneller als zu Fuß an der Oberfläche. Dazu kam, daß der Brujah-Ahn keine Scheu empfand in der Kanalisation entlangzuschreiten um an sein Ziel zu kommen. Also warum nicht? „Gut verdammt! Von mir aus. Mir wäre es trotzdem lieber wenn ich die Alte im Hammer hätte. Aber wer weiß… dieses alte Labor werden vermutlich viel weniger kennen und vielleicht ist das sogar sicherer. Also los… machen wir uns vom Acker!“ Der Sheriff hörte sich zwar nicht unbedingt begeistert an aber er war zumindest nicht starrsinnig und lies sich auch zu anderen Vorgehensweisen überreden. Das konnte man immerhin nicht von jedem Brujah-Ahn sagen.

Einen Einwand aber hatte Enio noch. „Wenn wir wieder nach oben gehen…“, wie um die offensichtliche Richtung zu verdeutlichen sah Enio nach Oben und sein Blick blieb wieder an dem kleinen Stück Glas hängen, „… versuchen wir wenigstens die andere Seite dieser Öffnung zu erreichen. Keine Ahnung wo die sein könnte aber vielleicht haben wir ja mal Glück.“ Es war nicht so schwer die Orientierung zu behalten. Noch waren sie ja nicht allzu oft abgebogen. Vielleicht würde es ihnen ja tatsächlich gelingen die Öffnung von Oben zu finden. Ob ihnen das etwas bringen würde blieb natürlich die Frage.
 
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Vermutlich war das einfach ein Lichtschacht. Entweder eine Öffnung, die direkt hinauf auf das Dach der Kathedrale führte und dort das Sonnenlicht einfing, oder eine komplexere Einrichtung, die mit Spiegeln arbeitete und das Licht bündelte. Oder vielleicht war es gar nicht für Sonnenlicht gedacht? Immerhin waren sie keine Geschöpfe des Tages, warum also nicht...?

Lurker wandte sich plötzlich ab und ging hinüber zu der ersten Kerze, entnahm sie vorsichtig, ganz behutsam, so als entschärfe er eine Bombe aus ihrer Halterung oder brach sie zur Not einfach ab. Dann trug er sie in die Mitte des Raumes und warf sie in den steinernen Sarg. Er wollte das Licht in diesem Raum löschen. Allerdings hätte es keinen Sinn gemacht die Kerzen einfach auszublasen, denn sie wären dadurch einfach immer wieder neu entfacht wurden. Ohne eine Kerzenglocke zum ersticken, blieb also nur der Weg sie in den Sarkopharg zu legen und den Deckel zu schließen. Kurz sah er zu Enio und deutete auf das andere Ende der Kerzenreihe.

Vielleicht ist es in Lichtsystem und das Mondlicht wird an eine bestimmte Stelle geworfen, wenn wir es dunkel machen. Helfen sie mir kurz, wenn das nicht funktioniert gehe ich mit ihrer stärkeren Lampe hinauf, schaue ob ich den Schacht finde und leuchte zu ihnen hinunter

Auf die Idee, dass es mehr als nur unheimlich sein würde hier unten, wenn sie das Licht löschten, kam der Nosferatu im Augenblick nicht. Es gab ein Rätsel zu lösen, ein Geheimnis zu lüften. Er war in seinem Element und der Sheriff mochte das erstemal so etwas wie Eifer in Lurkers maroder Stimme hören. Das war sein Treibstoff, darum war er hier. Das letzte das ihm geblieben war. Zu guter Letzt schien es also so, das er sich doch um den Schacht kümmern würde. Der Turiner hatte die Neugierde seines Hilfsheriffs geweckt.
 
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Gut... jetzt waren sie schon hier. warum also nicht noch das eine oder andere Experiment wagen. Was konnte schon groß schief gehen? Die Antwort war natürlich wie immer: Alles! Aber auch das spielte keine große Rolle. Hatte man sich an die Möglichkeit gewöhnt konnte man sie auch gut akzeptieren und mit ihr umgehen. Jedenfalls konnte Enio die Warscheinlichkeit, daß Lurkers Experimente zu etwas führen könnten nicht wegdiskutieren. Rätselraten oder Nachforschungen im Allgemeinen war ganz sicher nicht Enios Lieblingsbeschäftigung aber man würde sich wohl auch an sowas gewöhnen und der Versuch des Nosferatus klang auch nicht sonderlich aufwändig. Also warum nicht noch ein paar Tests durchführen?

Der Brujah zuckte mit den Schultern. Was in dem Fall merkwürdig aussah, da ja über einer die bewegungslose Lasombra hing und praktisch mitzuckte. Aber stören tat sie es anscheinend auch nicht, da sie sich nicht beschwerte und auch nicht den Staus bewegunglos aufgab, sondern genau so herumhing wie vorher auch. Der Sheriff nahm ebenfalls die Kerzen und half Lurker dabei sie in den Sarg zu beförden. Anschließend würde Enio sich darum kümmern den Deckel wieder auf den Steinsarg zu legen. Bei allem was er tat galt nach wie vor ein gutes Stück seiner Aufmerksamkeit dem schlaffen Leichnahm auf seiner Schulter. Enio traute der ganzen Sache nur wenig und eine Alte Kainitin arglos herumzutragen war schon so manch anderem Kainskind nicht gut bekommen.

Nachdem die Kerzen erloschen war machte Enio seine Lampe aus um nach einem Resultat zu sehen. Sollte keines erkennbar sein würde Enio wortlos dem Verborgenen seine Lampe entgegen halten. Ob der das in der absoluten Dunkelheit überhaupt noch erkennen würde blieb natürlich eine andere Frage.
 
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Der Raum schien beinahe brennend daran interessiert, seine Geheimnisse vor dem Nosferatu zu entblößen. Zumindest traf Lurker mit seinen Vermutungen ein ums andere Mal ins Schwarze. Hätte man es nicht besser gewusst, könnte man beinahe denken er wäre über all die Tricks und Feinheiten bereits im Vorfeld informiert gewesen.
Als alle Lichter erloschen waren, erstrahlte der steinerne Sarg ein einem einnehmend hell bläulich schimmernden Glanz. Das Licht, welches durch den langen Glaskanal mehrfach gebündelt oder gebrochen wurde, legte einen fast mystischen Glanz um die Begräbnisstätte. Anscheinend war es dem Erbauer äußerst wichtig gewesen den Leichnam ganz besonders zu ehren. Ein architektonischer Meisterstreich der selbst heute noch ein halbes Vermögen verschlingen würde.
Hier hatte jemand weder Kosten noch Mühen gescheut. Auch wenn man bedenken musste, das dieses durchaus romantisch wirkende Licht im krassen Gegensatz zu der widerlichen Haut stand, die die Tür einstmals verdeckt hatte.
 
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So wenig beeindruckt von architektonischen Miesterstreichen wie immer gelang es dem Sheriff herzlichen wenig dem ganzen Aufwand, der hier betrieben wurde die nötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen oder es auch nur ansatzweise genügend zu würdigen. Er stand nur da und gab ein schwer zu deuterndes "Pffffffff" von sich.

Die Idee des Nosferatu wurde mit einem Resultat belohnt. Schön! Wenigstens etwas. Aber was genau sollte dieses Licht ihnen jetzt mitteilen? Oder hatte sich irgend jemand diese ganze Mühe gemacht nur um eine Grabstätte im wahrsten Sinne des Wortes in ein besonderes Licht zu rücken? Für jemanden wie Enio, der in manchen Dingen einfach zu banal war und dachte, kam die Möglichkeit eigentlich gar nicht in Frage. Daher kam warscheinlich auch seine Frage entsprechend banal rüber. "Toll! Und das soll uns jetzt in wie weit weiterhelfen?"
 
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Wenn man schlimmeres gewohnt war als einen Hautgang, was schon ziemlich abartig war und das ausgewalzte Fleisch von Menschen, auf eine Fläche verrieben wurden wie eine Streichwurst sorgte durchaus noch immer für ein Grausen bei dem Nosferatu, gleichwohl aber für einen wohligen Schauer, den er nicht verhehlen konnte, dann war der Kontrast gar nicht so erstaunlich. Schrecken und Schönheit lagen nah beieinander bei den Tzimiscen, das hatte er gelernt. Oft waren sie morbide bis pervers in dem was sie erschufen, aber es lag eine erschreckend, geniale-schöpferische Ader in ihren Kreationen.

Bläulich floss das Mondlicht hinab und legte sich wie ein glänzender Film über den spröden, alten Stein. Glücklicherweise lag die Lasombra nicht mehr in ihrem geöffnetem Sarg, aber für den Nosferatu war klar, dass dieses besondere Geschenk aus Licht und Glanz wie geschaffen war für das erhabene Antlitz der Frau, die nun über Enios Schulter hing. Sie sähe mit Sicherheit zum niederknien aus, getaucht in diesen zarten Schleier aus Mond und Sternenglanz.

Glücklicherweise war Lurker aber mit Pareto hier unten. Sein Gefühl hätte ihn ansonsten dazu gebracht die Türe des Raumes ganz leise zu schließen und diesen Ort nicht weiter zu stören. Er konnte nicht ganz erfassen was genau hier geschehen war, verstand nicht genug von Architektur oder Optik um zu ermessen was dies alles gekostet hatte, in vielerlei Hinsicht. Aber er spürte genau dass hier Herzblut investiert worden war und er verstummte augenblicklich, unter der Last der Bedeutsamkeit, die sich über ihn legte. Nicht so sein Sheriff, der ihn aus seinen Gedanken riss.

Für den Turiner war dies alles wohl Hokuspokus. Mumpitz, eine nette Spielerei, wenn es denn nicht auch einen praktischen Nutzen hatte. Lurker wäre wohl gar nicht auf die Idee gekommen, dass hier mehr beabsichtigt gewesen wäre, aber jetzt wo Enio so banal danach fragte, zwang er den Nosferatu dazu weiter zu denken.
Also begannen sich die Gedanken Lurkers erneut zu drehen, kreisten wie ein großes Mobile durcheinander, griffen ineinander und wirbelten durch die vielen Karteikästen seines Gedächtnisses. Er hatte viel gesehen, einige Grabstätten besichtigt und gelesen über alle möglichen Eigenheiten, alte Mythen und Legenden. Was war dies hier für eine Vorrichtung? Wozu diente sie? Hatte sie überhaupt einen weitergehenden Nutzen?

Nachdenklich wanderte er bedächtig um den steinernen Sarg, streckte einmal seine Hand aus und hielt sie in das Farbenspiel aus bläulichem Licht und silbern funkelndem Staub. Seine langen, vielgliedrigen Finger mit der bleichen Haut und den gelblichen Verkrustungen fuhr hin und her, wie ein außerweltliches Wesen aus dem Reich der Alpträume.
Schließlich kamen seine Gedanken im hier und jetzt an. Was wäre hier normalerweise? worauf würde dieses Licht fallen? Er hatte es eben bereits instinktiv gedacht. Auf die Lasombra. Das hätte mit Sicherheit zur Folge, dass sie nur noch schöner und bedeutsamer aussah, aber er hatte keinen praktischen Nutzen hineingedacht, wie der Sheriff. Unter diesem Gesichtspunkt, gab es aber doch noch etwas das ihm einfiel.

Legen sie das Amulett auf den Sarg.

Forderte er den Italiener auf. Das Krächzen klang aufgeregt und ein unterschwelliges Timbre aus Begierde noch ein weiteres Rätsel zu lösen vibrierte hindurch. Und dann noch eines, und noch eines, soviele es auch zu lösen gab.
 
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Enio drehte den Kopf und sah auf den reglosen Körper auf seiner Schulter. Richtig… die hatte ja dieses Medallion um den Hals gehabt. Bei der letzten Untoten – oder vielmehr bei ihren Überresten – hatte sich der Brujah wesentlich besser um die Gegenstände gekümmert, die sie um den Hals hängen hatte. Bei den sich überstürzenden Ereignissen war er wohl ein bißchen nachlässig geworden. Schlecht! Das war sogar ganz schlecht.

Etwas genervt aber nicht nach ausen sichtbar begann der Italiener seinem Schultergast den Hals abzutasten und zu überprüfen ob er das Medallion mit unter den Sack über ihren Kopf eingepackt hatte. Glücklicherweise war das nicht der Fall, sodaß Enio die Lasombra nicht noch einmal auszupacken brauchte. Es dauerte keine 5 Sekunden bis der Sheriff den Anhänger in der Hand hielt. Die potugisische Witwe hing unterdessen weiterhin auf Enios Schultern als wäre sie an der ganzen Sache total unbeteiligt und eigentlich nur zufällig hier. Es war beachtlich wie beiläufig Enio das Gewicht der Hüterin auf seinen Schultern hielt obwohl er doch ganz offenbar ziemlich verletzt war. Naja irgendeinen Vorteil mußte es ja geben, wenn man mit einem Brujah auf Dungeon-Expedition geht.

Trotz allen Klischees, denen man sich bedienen könnte, betrachtete Enio mit dem Anhänger in der Hand den Sarg und machte sich seine eigenen Gedanken. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, daß jemand so ein aufwändiges Spielzeug hier mit einbaute nur damit es etwas Besonderes war oder schöner aussah. Eine Gruft war eine verdammte Gruft… was sollten da dubiose und total unnötige Lichteffekte? Doch ganz bestimmt nicht die allgemeine Stimmung verbessern.

Der Turiner glaubte nicht so recht an eine Reaktion, wenn er das Medallion auf den Sarg legen würde aber vielleicht hatte Lurker in der Richtung ja schon eine konkretere Vorstellung als der Sheriff. Es war ein weiterer Test, der keinen großen Aufwand erforderte. Für sowas konnte man Enio eigentlich immer haben. Der Brujah-Ahn breitete den Anhänger über seine Finger aus und legte das Medallion auf den Sarg. Enio achtete sogar darauf, daß er nicht nur einfach darauf lag, sondern auch noch ein Mindestmaß an Ordentlichkeit und Arrangement abbekam. Enio konnte es nicht leugnen… er war selbst gespannt was passieren würde.
 
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Es kam fast einer Sünde, ja einem Sakrileg gleich den hellbläulich schimmernden Sarg zu betreten. Man konnte so abgeklärt und desinteressiert tun wie man wollte, der Lichteffekt verfehlte nicht seine Wirkung. Irgendjemand rechnete diesem Ort eine sehr hohe Bedeutung bei, dass lies sich nicht bestreiten.

Als Enio den Anhänger in das steinerne Grab legte, geschah aber nichts weiter.
Zumindest stellten die beiden nichts dergleichen fest.
 
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Nervös wippte er auf seinen Füßen vor und zurück. Seine Arme hatte er fest um seinen dürren Körper gewickelt und so hielt er sich selbst umklammert, während er beobachtete wie der Sheriff sachte das Amulett auf den Deckel des Sargs platzierte. Es kam etwa dort zu liegen, wo es sich auch befunden hätte, wenn es noch um den Hals der Toten gehangen hätte. Gebannt verfolgte der Nosferatu wie daraufhin... gar nichts geschah.

Scheinbar endete die Geschichte um das Grab der Lasombra in diesem besonderem Schein. Es war also kein weiterer, praktischer Nutzen hinter dieser besonderen Art von Licht, das aus der Öffnung kam. Nun, die Frage des Italieners wozu sie diente war immerhin beantwortet. Wenn er auch enttäuscht sein mochte, dass es keinen praktischeren Nutzen hinter dieser Anlage gab.

Für Lurker ergab das alles irgendwie Sinn. Es gab nicht mehr viel, was das Herz berührte, nachdem es aufgehört hatte zu schlagen. Eisige Leere und immer noch Erinnerungen an Gefühle und Abzüge von Befriedigung. Nichts erfüllte einen mehr wirklich, alles war hohl, schal und verwelkt, nachdem der Fluch über einen gekommen war. Sie waren alle wie König Midas, unter dessen Berührung aber, anders als in der ursprünglichen Geschichte, alles zu Asche wurde.
Wenn man dann aber etwas fand, egal was es auch war, dass die Sinne noch mit Fieber erfüllte, dass einen für einen kurzen Augenblick vergessen ließ was man verloren hatte. Wenn man so einen Schatz erhielt, der einen wieder wirkliche Freude spüren ließ und nicht nur das ferne Echo davon, dass als dumpfer Widerhall eines echten Gefühls in einem verendete, dann war es nur logisch, dass man diesem Etwas einen Schrein erbaute.

Grübelnd starrte er in das wunderschöne Licht. Enio konnte es vielleicht nicht verstehen, aber in ihm hatte sich durch diesen Anblick etwas verändert. Vielleicht lag es daran, dass Lurker selber nicht mehr nach menschlichen Maßstäben funktionierte und einem Monster daher ohnehin ähnlicher war, oder daran dass er das Gefühl des Koldunen zumindest nachempfinden konnte. Für ihn machte es Sinn, denn er hatte auch jemanden für den er bereit gewesen wäre alles zu tun.
Mit einer Mischung aus Erschrecken und Verbundenheit, stellte er fest dass er etwas mit dem Geist des toten Tzimiscen, dem Unhold, dem Schrecken der Stadt gemeinsam hatte. Vielleicht hatte er dies alles aus Liebe getan.
Würde er es nicht auch tun? Wenn es nötig wäre? Was würde geschehen, wenn jemand seinen Kindern etwas antat? Würde er auch nur einen Wimpernschlag zögern die ganze Stadt in Schutt und Asche zu legen aus Zorn? Würde er nicht auch durch die Flammen der Hölle selbst gehen um sie zu rächen?

In diesem kurzen Moment, war er erfüllt von Verständnis und sogar Zustimmung, als er in das traumartige Glitzern des Lichtstrahles blickte. Er nickte langsam.

Ich glaube wir haben unsere Antwort. Damit wären wir fertig. Gehen wir besser, wir waren lange genug hier.
 
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Wie immer sah man es natürlich Enio nicht an was er von der ganzen Sache hielt oder ob er jetzt noch geduldig abwarten wollte oder sogar noch einen weiteren Versuch unternehmen würde irgendetwas herauszufinden oder einfach die Schnauze voll hatte und weder Lust auf Lichtspielchen hatte noch auf weitere herumliegende leblose Körper.

Letztendlich starrte der Brujah eine gewisse Zeit in das Licht und auf das Amulett. Es war wesentlich länger als das man dem Brujah Ungeduld vorwerfen hätte können. Ein Stück weit wußte der Italiener sogar zu würdigen welcher Aufwand hier betrieben worden war nur um die Atmosphäre nicht nur sprichwörtlich sondern im tatsächlichen Sinne in ein besseres Licht zu rücken. Mehr war da aber nicht. Die Gedanken des Sheriffs kreisten um Fakten, Möglichkeiten und Alternativen. Selbst wenn er das Lichtschauspiel total faszinierend gefunden hätte und sogar den Grund warum jemand solch einen Unsinn vollbringt nachvollziehen hätte können... wäre Enio Pareto ganz sicher nicht so weit abgeschweift eine mögliche Gemeinsamkeit zwischen sich und Zacharii zu konstruieren. Dazu waren Enios Gedankengänge zu eingleisig und sein Realitätstunnel entsprechend... eng. Aber das war in dem Fall höchstwarscheinlich sogar hilfreich.

Nachdem einige Augenblicke vergangen waren und nichts passierte, nahm Enio das Medallion wieder an sich und steckte es in die Tasche. Ja... es gab hier offenbar nichts mehr zu tun. Aber Antworten hatte der Sheriff noch lange nicht genug. Obwohl sich Enio natürlich im Klaren darüber war, daß Lurker das so nicht gemeint hatte, gab er eine Erwiederung darauf zurück. "Antworten? Ich hoffe, daß wir irgendwann einmal den Punkt erreichen werden an dem bei jeder Antwort nicht sofort 2 neue Fragen auftauchen. Aber irgendwie habe ich das Gefühl... wir sind noch nicht so weit." Enio deutete nach Oben und damit wieder in Richtung dieser merkwürdigen Luke. Wobei er Lurker somit daran erinner wollte, daß sie trotzdem noch auf die andere Seite dieses Lichteinfalles schauen sollten. Ohne weitere Worte schaltete Enio wieder seine Lampe an, ging an dem Sarg vorbei und verließ die Grabkammer. Mitlerweile machte sich der Sheriff schon Gedanken darüber was und wieviel er auf der Primogensitzung von dieser Grabkammer und ihrem Fund erzählen würde. Enio wollte diesesmal nicht den Fehler machen und mit allen Informationen und vor allem mit dem Körper herauszurücken. Lurker würde das sicher gefallen!
 
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Mit dem Leichnahm der Lasombra auf den Schultern wandte sich Enio in Richtung Ausgang und ging auch gleich wieder dir Treppe hoch. Zur Orientierung wandte er sich zuvor noch einmal kurz um und versuchte sich die Stelle zu merken, die sich an der Oberfläche genau über der Grabkammer befinden mußte, während er wartete bis Lurker die Kammer wieder verschlossen hatte.

Sich der Tatsache bewußt, daß er höchstwarscheinlich ein Problem bekommen würde, wenn er einem Sterblichen begegnete, der sich zwangsläufig fragen müßte was der dunkelhaarige Typ da mit der Frau und dem Sack über dem Kopf auf der Schulter machen wollte, setzte der Sheriff seinen Weg fort und hoffte inständig, daß er oben nicht irgendwann vor einer Wand stehen würde an der es nicht mehr weiter ging.

Aus der Sakristei herausgekommen wandte sich Enio nach Rechts und stellte sich wieder so auf wie er es unten getan hatte um eine Vorstellung davon zu bekommen in welcher Richtung das merkwürdige Oberlicht sitzen mußte. Als er loslief nutzte er noch die Gelegenheit um Lurker noch die neuste Impfung zu verpassen. "Ach ja... falls sie jemand fragen sollte wo wir den Körper hingebracht haben... meine Version wird die sein, daß die Hüterin im Keller vom Black Hammer liegt und es wäre ganz gut wenn ihre Version sich mit meiner decken würde!" Irgendwie hatte Enio den Verdacht, daß er den Nosferatu nicht groß überreden mußte um ihn von seiner Vorgehensweise zu überzeugen.
 
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Das Gewicht des Körpers behinderte ihn nicht, das hatte der Brujah deutlich bewiesen, also sprach Lurker ihn nicht weiter darauf an, ob er ihm die Stufen hinauf helfen sollte, oder ob sie die Frau sonst irgendwo unterbringen wollten. Er begnügte sich also damit die Gruft der Hüterin wieder zu verschließen und dem Sheriff hinauf zu folgen. In der Sakristei angekommen, durchmaß er das Kirchenschiff mit kritischem Blick. Er rechnete nicht damit, dass sich hier noch jemand aufhielt um diese Zeit, aber er ging auf Nummer sicher. Das tat er immer. Nur wenn sich außer ihnen keine Menschenseele zeigte, würde er den Weg mit Pareto gemeinsam fortsetzen. Sollten sie nicht alleine sein, würde er den Sheriff kurz aufhalten müssen und ihm eine Hand anbieten.

Der Turiner hatte mehrmals bewiesen, dass er ein unproblematisches Verhältnis zu einer Berührung mit dem Nosferatu hatte, daher ging Lurker nicht davon aus, dass er ihm ein Problem deswegen machen würde. Schlimmstenfalls musste er ihm wohl einfach nur kurz erklären, dass er nicht vor hatte 'Händchen zu halten', weil er sich vor Kirchen fürchtete, sondern weil er sie nur so vor den unliebsamen Blicken von Zeugen oder Aufzeichnungsgeräten verbergen würde können.

Ob diese Maßname nun nötig würde oder nicht, er ging mit Enio durch den Dom und suchte mit ihm Hinweise auf den Lichtschacht. Er war zwar im Grunde überzeugt, das dieses Lichtspektakel nicht einfach nur eine Röhre oder ein Loch war, das gerade hinabführte, sondern das dass Licht einen Weg durch ein Netzwerk von Spiegeln und Prismen nahm und wahrscheinlich auch die Konstruktion des Domes selbst miteinbezogen worden war, wodurch sie wohl nichts weiter finden würden, aber der Italiener wollte diesen Punkt definitiv von seiner Liste gestrichen haben. Also sahen sie nach.

Der Nosferatu drückte sich um die Bilder und heiligen Symbole herum so gut er es eben vermochte auch ihrem Weg, wand den Blick ab von allen Kreuzen und bemühte sich redlich, aber er konnte sich kaum auf ihre Suche konzentrieren. Zu groß war sein Unwohlsein in Bezug auf ihre Umgebung. Er lenkte sich mit Gedankenspielen ab und überlegte, ob der Tzimisce diesen ganzen Dom wohlmöglich nur erbauen hatte lassen um dieses Grabmal darin unterzubringen. Abwegig erschien ihm das nicht mehr.
Ab und an, wenn er glaubte ein Gemälde problemlos untersuchen zu können, prüfte er, ob er das Gesicht der Hüterin die sie gefunden hatten irgendwo wieder fand. Wer wusste schon, ob Zacharii nicht viel mehr hinterlassen hatte, als sie dachten.

Enios Aufruf zur Heimlichkeit rannte natürlich offene Türen bei Lurker ein. Er nickte und brummte bestätigend. Natürlich würde er nicht verraten, wo sich der Leichnam befand. Wenn jemand die Information erwerben wollte, würde der Nosferatu die Version des Sheriff verkaufen. Für ihn brauchte es keinen genauen Grund diese Sache geheim zu halten, denn für sein Verständnis lief es genau umgekehrt. Man hielt zunächst einmal alles Geheim, solange bis es einen konkreten Grund gab es zu offenbaren.
 
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Nicht umsonst war der Dom seit Jahrhunderten das Wahrzeichen und das Wappen der Stadt Finstertal. Sein Inneres war äußerst imposant und kostbar eingerichtet. Den Vergleich zu den meisten Domen und Kathedralen Europas, musste dieses Bauwerk sicher nicht scheuen.

Sicher gabe es imposantere!
Der Dom zu Köln, die Kathedralen von Burgos und Leon oder eben die unbeschreiblichen Bauwerke des Vatikan Staat, um nur einige zu nennen. Sieht man aber von diesen nicht mehr zu übertreffenden Jahrhundertbauwerken ab, so fügt sich der Dom zu Finstertal beinahe nahtlos an. Wie in der beschriebenen Kathedrale in Burgos, gilt auch hier das Lichterspiel der Bleiglasfenster als weltweit kaum noch zu übertreffen. Fachleute der Architekturgeschichte wissen, dass für die hier dargstellte Perfektion in der nahe gelegenen Stadt Finsterburg - heute Burgh - einst sogar eine ganze Kirche gebaut wurde. Nur um den geplanten Lichteffekt fehlerfrei auf ein Maximum zu treiben.

Da sich die katholische Kirche weigerte einen "Testbau" der heiligen Weihe zu unterziehen, wurde in dieser Kirche, die heute nicht mehr ist als eine verfallene Ruine, niemals auch nur eine Messe abgehalten. Ein weiteres Zeichen dafür, das selbst meisterliche Handwerkskunst nichts gegen die Borniertheit einiger Kirchenmänner auszurichten vermag.

Aber davon wussten die beiden Kainiten natürlich nichts. Sie durchschritten das Kirchenschiff des Domes und suchten nach einer kleinen, eher unscheinbaren Glaseinfassung am Boden. Etwa fünf Meter in grader Linie vom Altar entfernt, fanden sie es. Viele der Fenster fingen das äußere Licht ein und konzentrierten es auf den steinernen Tisch auf dem der Bischof das Abendmahl zu bereiten pflegte. Einie andere aber, es schien mehr ein Versehen, als Absicht, bündelten sich eben auf genau diese kleine Glaseinfassung. Jetzt in der Nacht war es nur schwer zu erkennen. Tagsüber aber, besonders gegen die Mittagsstunde, musste der Lichteinfall beeindruckend sein.

Wenn Lurker und Enio sich die Mühe machten, durch das gläserne Licht zu blicken, würden sie eben jenen Sarg erkennen, aus dem sie erst vor wenigen Augenblicken die Toter befreit hatten. Es war unschwer zu erkennen, dass selbst jetzt in der Nacht genug Licht gebündelt werden konnte um das Totenbett der Fremden in einem hellen Schein zu erstrahlen lassen.
 
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Wenn man nur lange genug suchte fand man auch irgendwas. Wobei Enio trotzdem etwas überrascht war als er die Glasluke fand. Er hatte nicht angenommen, daß es so offensichtlich zu betrachten war und für jedermann zugänglich. Wieso zur Hölle hatte eigentlich noch niemand in all den Jahrzehnten… ja eigentlich schon Jahrhunderten eine Verdacht gehegt wohin diese Glaseinfassung hinführen konnte und was darunter verborgen war? Oder war der Sheriff selbst bei diesem Gedanken noch zu geradlinig und dachte nicht an die Komplexität sterblichen Denkens und die gewollte Ignoranz, die dadurch entstehen konnte?

Enio nahm sich die Freiheit und legte kurz den leblosen Körper auf den Boden, damit er sich besser mit dem Glas und dem Boden beschäftigen konnte. Der Turiner warf einen flüchtigen Blick durch den großen Raum. Niemand da! Gut es war mitten in der Nacht aber man konnte ja nie wissen. Enio drückte gegen das Glas und fuhr mit den Händen ausen herum. Er konnte selbst nicht sagen nach was genau er denn überhaupt suchte. Vielleicht doch noch nach einem zweiten Zugang von Oben?

Enio brummelte vor sich hin… aber bei der herschenden unangenehmen Stille in diesem Gemäuer konnte Lurker ihn durchaus verstehen. „Hmmm… schon komisch… daß das all die Jahre niemand bemerkt hat und neugierig geworden ist. Sollte man nicht meinen, daß auf diese Lucke nicht schon jemand aufmerksam geworden ist. Merkwürdig!“
 
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Nun, wenn das nicht eine Frage war, der man relativ problemlos auf den Grund gehen konnte.
Der Dom von Finstertal bot immerhin nicht gerade wenigen Menschen einen Arbeitsplatz. Ob es der Bischof selbst, einige Pfaffen oder auch nur die Küster waren, sie alle mussten ja irgendwann diese Einfassung entdeckt haben?
Nur weil sich keine Kupfertafel mit einer Inschrift über dem Lug befand, hieß das ja nicht, dass niemand dessen bis heute gewahr geworden ist. Die meisten Kainiten kümmerten sich einfach viel zu wenig um die Belange der Menschen und verloren damit auch das Interesse an ihren Überlieferungen.
Die Erfindung des Internets mochte diese selbstgefällige Scharte auswetzen, mittlerweile reichten einige ein getippte Worte und man wurde förmlich überschüttet mit den unterschiedlichsten Informationsbergen.

Jetzt im Moment waren die Erkentnisse die sich Enio darboten, aber erstmal äußerst enttäuschend. Nirgendwo fand sich eine Öffnung, oder eine andere Auffälligkeit. Es schien als wäre dieses Guckloch nicht mehr als man in ihm sehen konnte. Eine Einrichtung die Sonnen- oder Mondlicht (was ja auch irgendwie abgestrahltes Sonnenlicht war) in die versteckte Gruft hinableitete.
 
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Irgendwie enttäuscht zuckte Enio mit den Schultern. Er hatte gedacht, daß er hier noch etwas entdecken würde. Aber wo nichts war gabs halt einfach nichts zu sehen. Also wozu noch mehr Zeit verschwenden?

Der Sheriff erhob sich wieder und nahm den leblosen Körper der Frau wieder auf. „Also ab in die Kanalisation und weg von hier. Soll von mir aus Morgen früh dieser verdammte Dom in sich zusammenstürzen.“


Out of Character
Na dann sind wir eigentlich fertig hier.
 
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