[04.05.08] Spielerschicksale

ObiwahnKa

It's time to kick ass, ..
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21. Juli 2008
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Es war etwa eine halbe Stunde vergangen seit die Gräfin von der Seneshall weggefahren war. Sie war nachdenklich. Sie wusste nicht was sie davon halten sollte. Aber eines war klar. Irgendwann muss man den Preis für solch ein Angebot bezahlen.

Sie ließ Andrew noch kurz eine SMS an Eduard schicken, dann bogen sie auch schon ab und fuhren vor dem Haupteingang des Casinos vor.

Das Gebäude war bekannt. Die Spielbank Finsterburgh vereinte, wie wohl kaum eine andere Spielbank Stil, Geschichte, Exklusivität und Eleganz und gehörte zu den ältesten und traditionsreichsten in ganz Europa.

Die schwarze Limousine hielt vor dem Haupteingang und ab sofort begann das Taxieren. Das Beobachten und Registrieren. Gab es einen Service, der einem die Türe öffnete? Gab es einen Parkservice?

Andrew holte den Rollstuhl der Alten und gemeinsam begab man sich hinein. War es überhaupt Rollstuhlgerecht? Wie war die Rezeption? Gab es einheitliche Arbeitskleidung? Wie war die Sicherheit gestaltet? Konnte man ihr hier auch auf Englisch Auskunft geben?

An der Kasse sprach sie die junge Dame auf Englisch an und erkundigte sich nach dem Eintrittspreis, nach den Angeboten und nach den Konditionen. Gab es einen VIP-Bereich? Wo waren die Behindertentoiletten usw. Außerdem tauschte sie hier ein wenig Geld in Chitons um.

Da das Große Spiel mit Roulette, Black Jack und Poker räumlich getrennt vom Automatenspiel war und sie nicht vorhatte sich an den Automaten zu vergnügen, ließ sie sich von Andrew in die Roulettehalle bringen.

Wirklich beeindruckend war sie von dem Ambiente und sie fühlte sich wohl. An jedem der Rouletttische saßen ein paar Personen, aber insgesamt war das Casino nur mäßig besucht.

Die Gräfin blickte sich um. Sie entdeckte mehrere versteckte Kameras, die die Spieler zusätzlich zu den offiziellen beobachteten. Die Offiziellen wurden auf Monitore übertragen, so dass man ein Spiel auch von einiger Entfernung mit verfolgen konnte. Es wurden auch die letzen 15 Zahlen angezeigt, sodass es möglich war, jederzeit eine Prognose abzugeben, welche Farbe als nächstes kam. Etwas das aber nie 100%ig war. Am Ende würde immer die Bank gewinnen, also in Zukunft sie.

Ansonsten war die Atmosphäre wie sie es erwartet hatte. Leises Gemurmel der Gäste und gedämpftes Geklapper der Kugeln. Ab und an ein Ausruf der Freude oder des Pechs. Aber das beste war das strikte Handyverbot, welches man durchzusetzen wusste. So wurde eine junge Dame, nachdem ihr Handy geklingelt hatte, ermahnt und als es dann tatsächlich noch einmal loslegte, wurde sie des Saales verwiesen. Das machte es für die Gräfin sehr sympathisch. Sie mochte die Dinger eh nicht und es war erschreckend wie hilflos manche Jungen waren, wenn man ihnen ihr Spielzeug abnahm.

Sie begab sich an einen freien Tisch und setzte auf die 6. Warum die 6 wusste sie nicht, vielleicht weil sie von ihrem Platz aus gut zu erreichen war. Das Spiel war nicht wichtig. Sie wollte einfach die Stimmung in sich aufnehmen. Das „Nichts geht mehr – Rien ne va plus“ bekam sie nur halb mit. Dann rollte die Kugel. Es wurde die 27. Ihr Einsatz ging an die Bank.

„Das war wohl nichts!“ gackerte es neben ihr. Ein schadenfreudiger Unterton machte den Herrn neben ihr nicht sympathischer. Er hatte gewonnen. Eine nicht unansehnliche Summe. Sie versuchte ihn zu ignorieren. Was sie viel mehr interessierte waren die Blicke , die das Personal austauschte, als der feine Herr kein Trinkgeld gab und seinen Gewinn nur so vor sich aufbaute und neue Chips für das neue Spiel auf die entsprechenden Felder warf. „100 auf 14, los mach. Ich hab ne Glückssträhne. … 100 auf die Rot, los los, bevor sie vorbei ist.“ kommandierte er den Croupier.

„Na Alte, besserst du deine Rente auf?“ fragte er in ihre Richtung und lachte als einziger über seinen Spruch.
„Soll ich dich auf ein Wasser einladen? Hä, sag schon. Etwas Stärkeres verträgt dein Herz doch nicht mehr?“ Wieder diese Lachen.

Sie spürte wie Andrew hinter ihr sich versteifte. Bereit seiner Herrin beizustehen. Nun gut, ignorieren ließ sich der Herr wohl nicht. Dann musste man ihm wohl eine Lektion erteilen!

Sie drehte sich zu ihm herum und fixierte ihn. „Ein Selters wäre sehr nett. Dieses Angebot würde ich gerne annehmen.“ Sie setzte ihr freundlichstes Lächeln auf und beugte sich leicht nach vorne, so als ab sie schlecht sehen konnte. „Wie ich bemerke, scheinen sie das Spiel sehr gut zu verstehen. Sie sind wohl ein Profi?“ In ihr keimte ein Plan. Arroganz gepaart mit Selbstüberschätzung. Ein perfektes Opfer und gleichzeitig konnte sie das Personal testen. Herrlich, so würde es passieren.

„Aber bitte, wie darf ich sie den ansprechen? Wie ist denn der werte Name?“ fragte sie süffisant.

„Ich bin Günther Verheugen, Chef der hiesigen Bäckereikette Verheugen und ja, das Spiel beherrsche ich. Ich komme schon Jahrzehnte hier her.“ Sein Ego war geschmeichelt und er lief zu Höchstformen auf. „Ich bin wohl der einzige, der hier noch nie Verluste gemacht hat. Ich gewinne immer!“

Im Augenwinkel bemerkte die Alte, wie die Angestellten mit den Augen rollten oder das Gesicht verzogen. Zumindest war er bekannt. So war es nicht gelogen, wenn er behauptete, dass er schon lange herkam.

„Sie sind also Profi? Würden sie mir bitte erklären, worin ihr Geheimnis besteht?“ Sie war ein wenig näher gerückt und hatte ihre alte knochige Hand auf seinen Arm gelegt. Ja, er stand im Mittelpunkt und das gefiel ihm. „Mein Geheimnis? Ha, ich habe ein System. Ein totsicheres! Also schau zu und lerne vom Meister Mütterchen!“ Er dutzte sie schon die ganze Zeit und sie lächelte. „Dann setzen sie doch alles auf die Null und ich schließe mich an.“ Genau, auf die Null. Er würde alles auf die Null setzen.

Es kam die 17. Alles futsch. Er starrte auf den Tisch. Warum die Null. Er hatte noch nie auf die Null gesetzt. „Das war jetzt aber nichts, sie Null. Und mein Geld ist auch weg. Das können sie doch nicht auf sich sitzen lassen. Tauchen sie doch nochmal Geld um.“ hörte er die Alte neben sich, die ihn anstarrte und mit funkelnden Augen fixierte. Ja, er hatte noch Geld. Er war ein Verheugen. Er würde es allen zeigen. Er stand auf und holte weitere Chitons.

Und jetzt auf die 34!“ die Worte der Alten hörte er und setzte auf die Zahl, alles was er geholt hatte. Er musste es tun. Es fühlte sich richtig an. Dann die 28! „Wieder nichts mein Herr. Wo ist denn ihr System. Muss ich ihnen erklären wie das hier läuft? Oder hohlen sie nochmal Geld und beweisen sie, dass sie besser sind als alle anderen?“

Inzwischen hatte sich eine kleine Gruppe eingefunden, die das Schauspiel beobachteten. Verheugen konnte das nicht auf sich sitzen lassen. Die Angestellten sie grinsen unverschämt und diese Alte forderte ihn heraus. Wie ferngesteuert lief er noch mal zu Bank und noch mal und noch mal und noch mal. Die Stimme der Fettel bohrte sich in seinen Kopf und lies ihn immer mehr Geld verspielen. Als sein Bargeld aufgebraucht war und seine Kreditkarten nichts mehr ausspuckten, als er alles verspielt hatte, was er hatte, schickte sie ihn weg. Sie starrte ihn böse an. „Bitte beehren sie uns bald wieder!“ lachte sie ihm ins Gesicht und auch alle anderen Anwesenden lachten. Alle denen er es eigentlich zeigen wollte. Wieder ein Spielerschicksal mehr in dieser finsteren Stadt. Aber es stand fast fest, dass er wiederkommen würde. Der Gräfin war es egal. Sie genoss ihren Sieg. Auch wenn er zugegebenermaßen sehr einfach zu erringen war.

Sie warf den Croupiers ihres Tisches ein Trinkgeld in die Kasse. „Vielen Dank für ihre Mühe. Es hat sehr viel Spaß gemacht mit ihnen zu spielen.“

Sie verließ den Tisch und begab sich Richtung Restaurant um dort auf Eduards Antwort zu warten.

Sehr geehrter Eduard,
ich würde mich heute Abend noch gerne mit ihen treffen. Dazu lade ich sie in das Finsterburgher Casino ein. Ich hoffe, dass es ihnen möglich ist mich dort zu treffen. Mit freundlichen Grüssen
Die Gräfin
 
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Es dauerte keine Minute bis eine Antwort hereinträllerte.
"Selbstverständlich ist es mir eine Ehre Madame."

Eduard stieg, nach einiger Zeit, in einem neuen schwarzen Anzug aus seinem gepanzerten Maybach. Fein genug damit er in dieser Umgebung nicht auffiel, zumindest nicht auf den ersten Blick. Die Silberfäden die seinen Anzug durchzogen ließen jeden Kenner wissen das er sich um Geld keine Sorgen machen musste.
Er plauderte wenig mit dem Personal, er hatte keine Zeit für solcherlei Nichtigkeiten. Schnell waren, in höflichem aber eindeutigen Ton Anweisungen gegeben worden. Ersteinmal würde man ihm sagen wo er die Gräfin finden konnte. Natürlich wollte er nicht gegen Hausrecht verstoßen, wenn es Politik war die Namen der Gäste geheimzuhalten machte er sich einfach auf den Weg um sie zu suchen. Seine umgetauschten Chips sollte man ihm dann trotzdem mit einem frischen Drink bringen.

Der junge Mentesse lief wie gewohnt zielstrebig, doch förmlich bedacht. Als er die Gräfin erblickte blieb er einen Augenblick stehen, sah sich an um welche Situation es gerade ging. Wer wusste ob sie ihn direkt empfangen würde?
Doch das war eher rituel, er musste sich vergewissern das er keine Etikette brach.
Da sie ihn sowieso eingeladen hatte lief er nun ruhig und gesittet auf seine Vorgesetzte Cousine zu.

Er brachte ein Lächeln zustande bevor er sich gesittet vor ihr verbeugte. Dies war immerhin ein Laden mit Stil, es mochte veraltet wirken, doch akzeptabel, wenn nicht sogar löblich. Er wusste das die Meinung der Anwesenden darüber gespalten sein mochte, und er wollte auch nicht zuviel aufmerksamkeit auf sie lenken, doch ein Mindesmaß an Etikette musste gewahrt sein.

So erhob er sich während er den Hut abnahm und auf den Tisch legte.
"Schön sie wiederzusehen Madame."

Kurz begrüßte er ihren Ghul, nickte ihm zu.

"Wie kann ich ihnen behilflich sein?"
 
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Sie hatte den jungen Ventrue sofort bemerkt, als er die Halle betrat und auch er gehörte hier her. Er war wie dafür geschaffen für das Kommende.

„Ah, sehr erfreut, dass sie so schnell Zeit gefunden haben. Und sofort zum Geschäftlichen, gutgut. Aber kann es nicht sein, dass ich einfach ihre Gesellschaft genieße und in dieser herrlichen Umgebung mich völlig zwanglos mit ihnen treffen wollte. So außerhalb eines Elysiums und trotzdem in angemessenen Räumlichkeiten?“

Sie lächelte ihn an und strahlte eine Ruhe und Zufriedenheit aus, welche fast greifbar war. Es ging ihr gut. Wieder. Der Abend hatte ein besseres Ende als der Anfang vermuten hatte lassen.

„Aber bitte, wie unhöflich. Setzen sie sich doch zu uns.“

Ein Platz war frei an dem Tisch, der dezent im Hintergrund lag und trotzdem den Blick in die Halle freiließ. Von hier aus bekam man alles mit, was sich dort ereignete ohne direkt betroffen zu sein.
 
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"Vielen Dank" ging es ihm höflich über die Lippen. Während er sich setzte.
"Bitte verzeiht Madame"

Es ließ sich nicht leugnen, der junge passte in dieses Haus wie eine Made in den Speck. Mochte es einige Jahr her sein als in solchen Clubs das Nachtleben tobte, doch Mode war eine Welle, es würde wiederkommen.
Trotzallem versuchte Eduard eine menschliche Sprache beizubehalten, man wusste nie wer mithörte.
Er fuhr in der Verzeihung fort:
"Es ist hektisch geworden diese Nacht...mich plagen immernoch Sorgen wegen der letzten Anschläge."

Eine Kellnerin brachte ihm einen Drink, legte Chips im Wert von 5.000Euro auf den Tisch.
"Danke"

"Die gesamte Lage ist ehrlich gesagt erschreckend verwirrend für mich. "
meinte er immernoch in einem leicht entschuldigendem Ton.
Sie hatte Eduard anders kennengelernt heute Nacht. Doch es hatte keine Antipathie in ihr Ausgelöst, immerhin. Wo wenn nicht hier wollte man spielen. Die Frage was sich seine Schwester ausgedacht hatte ihn hierher zu bitten ließ sich nicht aus seinem Verstand vertreiben, obwohl noch einiges anderes darin herumspuckte.

Er war bleich wie immer, einzig das Silber lengte ab von dieser neu-unmodern vornehmen Blässe.
 
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„Ja immer diese offene Gewalt. Nichts wirklich Erstrebenswertes.“

Vor dem geistigen Auge ließ sie noch einmal die Bilder vom Friedhof vorbeilaufen.

„Waren sie denn seit unserem Ausflug zur dunklen Seite Finstertals schon wieder bei sich zuhause? Wie geht es meinen Mädels?“

Smalltalk oder wirkliche Sorge? Wer konnte das schon sagen.

Die Gräfin hatte nichts bestellt. Das hatte sie vergessen. Aber man war hier diskret genug einen Gast nicht zu nötigen.

Auch Andrew hatte sie nicht damit belästigt. Als er von den Geschehnissen auf dem Friedhof erfahren hatte, wurde ihm schwindelig. Sogar jetzt noch oder lag es daran, dass ihm diese Laura nicht mehr aus dem Kopf ging. Er versuchte sich abzulenken, indem er dem Gespräch der beiden aufmerksam zuhörte.
 
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"Danke" meinte er zu der Bedienung, nickte dem ghul zu und schob ihm sein Glas hin nachdem ereinmal fragend zu seiner Besitzerin gesehen hatte. Selbst nicht abgesegnete Geschenke konnten einem große Probleme einhandeln.

Er antworte ungefragt auf ihre nicht gestellte Frage. Genau genommen hatte sie eine Feststellung gemacht, das er dazuwischenquatschte war ungewöhnlich.
Doch da es sich nur um ein kurzes:
"Wahrlich"
ging, mochte man das verzeihen. Da es genaugenommen nur eine anerkennende Bekräftigung war.

Wie der junge Mann gefasst und fast charismatisch mit der Situation umging mochte den Ghul beeindrucken. Er hatte öfter mit der Dame zu tun, er hatte ihren Zorn kennegelernt. Eduard wusste darum natürlich nichts, doch er wäre sehr enttäuscht gewesen zu erfahren das sie ihre Ghule nicht ordentlich prügelte. Das war einfach notwendig um jemals die kräftige Seele zu erhalten, diese weichgewaschenen Menschlinge sollten sich gefälligst nicht so haben.

"Ich habe kurz überprüft wer sich noch im Haus befindet als ich heimkam. Ich fand sie wohlauf in den verschiedenen Räumen.
Wie es aussieht gefällt der Madame die technischen Möglichkeiten die sich ihr in dem Haus bieten. " er lächelte leicht. Sie würde wissen welche davon es war, so gut musste sie ihre Untergebenen kennen.

"Ich glaube ich habe sie ein wenig erschreckt als mein Gesicht im Bildschirm auftauchte. " nun grinste er wirlich.
 
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Die Gräfin grinste, als sie sich Luisas Gesicht vorstellte. Ja, sie wusste wen Eduard meinte und sie gab ihm recht, dass die Kleine sich wohl fühlen würde, bei den ganzen Spielereien. Wem es gefiel und wer es brauchte. Sie verstand es eh nicht.

„DAS ist ein gutes Stichwort.“ sprach sie weiter. „Was halten sie denn von der bisher bemerkten Sicherheit hier im Gebäude?“

Erwartungsvoll schaute sie ihn an. Irgendwie vermittelte die Alte das Gefühl, dass Eduard bei was ganz wichtigem mit ins Boot sollte. Es lag etwas Schicksalschwangeres in der Luft.

Oder lauerte hinter der Maske der Freundlichkeit nur ein Monster, bereit zuzuschlagen. Erbarmungslos jeden Fehler von Eduard auszunutzen, zu verstärken und ihn damit durch die Mangel zu drehen. Aber nein, das konnte nicht sein. Oder?

Andrew ignorierte höflich das Glas. Trinken im Dienst, nein. Außer die Gräfin wollte es so oder war zumindest nicht dabei. Nichtsdestotrotz hatte er die freundliche Geste registriert und bedankte sich mit einem Blick bei Herrn Mentesse.
 
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