Proper fucked

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23. Februar 2003
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"Persönlich" wie in "selbst gemacht".

Oder:

Konzeption von Vampiren, denen direkt aus sich heraus das nächtliche Dasein zur Hölle wird, die von vornherein - und ohne das ihnen erst von außen (beispielsweise durch die Spielleitung) in den Napf gespuckt werden muss - angeschmiert, gefickt, verflucht (wenn das Wort denn unbedingt sein muss) sind.

(Nebenthema: Woher kommt der Eindruck, dass scheinbar nur so selten wirklich Wert darauf gelegt wird, sich selbst (will heißen: den eigenen Charakter) so richtig zu ficken?)

mfG
mpu
 
AW: Proper fucked

Das geht ganz einfach: Man nehme sich selbst als Grundlage. Oder jeden anderen frisch gezeugten Menschen. Spieler neigen dazu voll Asoziale ohne Bindungen zu bauen, aber so sieht die Realität ja nun niemals aus. Ich habe Freunde, Familie, an mich werden erwartungen gestellt und für bestimmte Dinge hab ich Verantwortung.

All das wird für einen Vampir auf den Kopf gestellt. Meinen Job kann ich als Vampir vergessen, das ist tagsüber. Ohne Meinen Job kann ich mein Leben nicht mehr bezahlen, Kinder, Frau - alles was sich auf mich verlassen hat steht jetzt vor Problemen, fragt woran das liegt. Meine Familie will mich gelegentlich mal sehen - so etwas banales wie das jährliche Osterreiersuchen der Großfamilie im Sonnenschein wird zum unüberwindlichen Stolperstein für den Vampir.

Kann ich einfach Verschwinden? Geliebte Menschen zurücklassen? Naja, an der Stelle hat man seine Hölle doch schon. Kann ich die Parodie einer Familie aufrecht erhalten? Vielleicht... aber wenn ich mein Kind in Raserei töte?

Je verbundener das Leben eines Menschen, desto katastrophaler das Vampir Dasein. Da wird der Alltag zum Abenteuer.
 
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Naja, ich lese gerade den Requiem-Roman "A hunger like fire". Prinzipiell würde ich Bruce Miner und Persephone Moore beide als solche Charaktere sehen (zumindest am Anfang).
Er ist ein ziemlicher Loser und Säufer, hat keinen Plan was mit ihm passiert ist, schleppt sich nach der Erschaffung heim und fällt nach einem Streit erst mal seine Tochter und seine Frau an.Tochter im Koma, Frau denkt er ist völlig irre, er muss fliehen, etc.
Persephone ist dem äußeren Anschein nach toll und erfolgreich, aber scheitert nach und nach auch daran, ihren besorgten Freunden vorzuspielen, alles wäre in Ordnung und verliert die Illusion, sie hätte alles perfekt unter Kontrolle und könnte einfach so weitermachen wie bisher.

Ich gebe SoK recht - die schönsten Anregungen dazu kommen aus dem menschlichen Umfeld des Charakters. Je besser und glaubwürdiger er da eingebunden ist, je mehr der Spieler sich auch um die emotionalen Bindungen Gedanken macht, desto mehr Konfliktpotential hat man da.

edit: Warum da so wenig Wert drauf gelegt wird? Keine Ahnung. Vielleicht hat sich die Einsicht noch nicht herumgesprochen, dass eine Schwäche des Charas das Salz in der Suppe ist. Bei Requiem oder anderen nWod-Spielen wird das recht oft verstanden, aber es gibt halt auch Runden oder Systeme, die auf ganz andere Dinge Wert legen und wo ein Charakter möglichst reibungslos "funktionieren" muss, damit man das Rätsel lösen/das Monster töten/den Schatz klauen kann.
 
AW: Proper fucked

Das hat sich erstaunlicherweise auch bei einigen unsere Leuten noch nicht herumgesprochen..gibt viel u viele "Teflon" Charaktere (an den bleibt nix haften, alles fällt ab, die "Ich bin so verdammt cool, das alles zu spät ist" charaktere...) derren charakter nur gut ist und niemals auch nur halbwegs mal den "dunkleren" pfad bschreiten..

versteht ihr was ich meine? ich will keine bösen charaktere, aber ich hasse charaktere, die von "gutheit" und "gutem" so druchdrungen sind, das sie auf garnichts reagieren, was der story nen twist gibt (das zweckbündniss mit etwas bösen, "nimm das böse artefakt und werde selbst verdorben um die welt zu retten", usw, usf)
 
AW: Proper fucked

Das geht ganz einfach: Man nehme sich selbst als Grundlage. Oder jeden anderen frisch gezeugten Menschen. Spieler neigen dazu voll Asoziale ohne Bindungen zu bauen, aber so sieht die Realität ja nun niemals aus. Ich habe Freunde, Familie, an mich werden erwartungen gestellt und für bestimmte Dinge hab ich Verantwortung.

All das wird für einen Vampir auf den Kopf gestellt. Meinen Job kann ich als Vampir vergessen, das ist tagsüber. Ohne Meinen Job kann ich mein Leben nicht mehr bezahlen, Kinder, Frau - alles was sich auf mich verlassen hat steht jetzt vor Problemen, fragt woran das liegt. Meine Familie will mich gelegentlich mal sehen - so etwas banales wie das jährliche Osterreiersuchen der Großfamilie im Sonnenschein wird zum unüberwindlichen Stolperstein für den Vampir.

Kann ich einfach Verschwinden? Geliebte Menschen zurücklassen? Naja, an der Stelle hat man seine Hölle doch schon. Kann ich die Parodie einer Familie aufrecht erhalten? Vielleicht... aber wenn ich mein Kind in Raserei töte?

Je verbundener das Leben eines Menschen, desto katastrophaler das Vampir Dasein. Da wird der Alltag zum Abenteuer.

Nagel, darf ich dir Hammer vorstellen? Du triffst selbigen direkt auf dem Kopf.
 
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"THIS is not the Hammer."

(Nebenthema: Woher kommt der Eindruck, dass scheinbar nur so selten wirklich Wert darauf gelegt wird, sich selbst (will heißen: den eigenen Charakter) so richtig zu ficken?)


Ich habe das Thema schon zig mal durch exzerziert und habe den Eindruck das sich manche Menschen TATSÄCHLICH nicht vorstellen können etwas verlieren zu können durch die Verwandlung in einen Vampir. Da wird dann maximal was von "Blutdurst" gefaselt und das man damit ja klar kommen müsste usw. Als Masquerade "IN" war lebten die (genau wie ich) alle noch in Mutter's Keller, wenn sie eine Freundin hatten dann war die größte Verpflichtung einmal im Jahr an deren Geburtstag zu denken und Freunde brauchte man um die DSA Runde vollzukriegen und einen zu haben dem man Saufgeschichten erzählen konnte. Klar, da ist "Vampirsein" irgendwie cool und was bleibt ist der "Horror" des Blutdurstes.

Scheiß auf Blutdurst, ich behaupte von mir das ich innerhalb von 15 Minuten sämtliche Gewissensprobleme was das angeht überwunden hätte weil es für mein Überleben nötig wäre. Nein, der wirkliche Horror ist: Du bist tot. Wie in Ex und Aus. Beziehungen zu Menschen sind de facto unmöglich, jeder Versuch in die Richtung gefährdet die die du liebst, mal abgesehen davon das man dich erstmal MÖGEN muss. Keine Frau die sich um dich kümmert und mit dir alles durchsteht. Keinen Kumpel den du anrufen kannst wenn dich deine Frau verlassen hat und du einen Ort zum pennen suchst. Du kannst dich nur an Monster, echte und wirkliche Monster wenden.

Daraus folgt: Ein Teil Teflon Billy ist schon nötig um überhaupt noch Vampire spielen zu können. Realistische Vampire wären alle schwerst gestört. Abgesehen davon, früher konnte ich es mir nicht vorstellen was ich als Vampir verliere. Heute WILL ich das in einem Spiel nicht unbedingt...

Achja:

"The Hammer is my Penis"
 
AW: Proper fucked

Ich habe das Thema schon zig mal durch exzerziert und habe den Eindruck das sich manche Menschen TATSÄCHLICH nicht vorstellen können etwas verlieren zu können durch die Verwandlung in einen Vampir. Da wird dann maximal was von "Blutdurst" gefaselt und das man damit ja klar kommen müsste usw. Als Masquerade "IN" war lebten die (genau wie ich) alle noch in Mutter's Keller, wenn sie eine Freundin hatten dann war die größte Verpflichtung einmal im Jahr an deren Geburtstag zu denken und Freunde brauchte man um die DSA Runde vollzukriegen und einen zu haben dem man Saufgeschichten erzählen konnte. Klar, da ist "Vampirsein" irgendwie cool und was bleibt ist der "Horror" des Blutdurstes.

Scheiß auf Blutdurst, ich behaupte von mir das ich innerhalb von 15 Minuten sämtliche Gewissensprobleme was das angeht überwunden hätte weil es für mein Überleben nötig wäre. Nein, der wirkliche Horror ist: Du bist tot. Wie in Ex und Aus. Beziehungen zu Menschen sind de facto unmöglich, jeder Versuch in die Richtung gefährdet die die du liebst, mal abgesehen davon das man dich erstmal MÖGEN muss. Keine Frau die sich um dich kümmert und mit dir alles durchsteht. Keinen Kumpel den du anrufen kannst wenn dich deine Frau verlassen hat und du einen Ort zum pennen suchst. Du kannst dich nur an Monster, echte und wirkliche Monster wenden.

Daraus folgt: Ein Teil Teflon Billy ist schon nötig um überhaupt noch Vampire spielen zu können. Realistische Vampire wären alle schwerst gestört. Abgesehen davon, früher konnte ich es mir nicht vorstellen was ich als Vampir verliere. Heute WILL ich das in einem Spiel nicht unbedingt...
Ja, geht mir genauso. Früher war man nicht reif genug, den Schrecken von Vampire wirklich zu begreifen, und jetzt findet man ihn bisweilen etwas zu schrecklich.
 
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Gibt es denn ein 'richtiges' Alter?
Ich scheine nämlich auch vom einen ins andere gekommen zu sein ohne das Alter zu erreichen wo es mir schrecklich genug oder 'richtig' schrecklich vorkam.
 
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Ja, doch. Requiem ist ja zum Glück sehr vielseitig in seinen Möglichkeiten. In letzter Zeit finde ich z.B. ausdrücklich viel Gefallen an dem Gedanken, bei Vampire "Geile Leichen mit fetten Sportwagen" zu spielen anstatt den Schrecken der Vampirwerdung zu erleben.

Nette letzte Zeile in deiner Signatur übrigens...
 
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Vor allem: Jeder von euch hat eine lieblingsspeise oder ein lieblingsgetränk, oder? Etwas, bei dem euch allein beim gedanken das Wasser im Mund zusammenläuft. Bei mir ist es Knödel mitRehbraten und Soße. Stellt euch euer Lieblingsessen vor, mit dem Geruch, dem Geschmack, alles. Macht kurz die Augen zu, und stellt euch das vor.

Ihr werdet es nie wieder essen können.

Dieser Geschmack wird euch für den rest der ewigkeit verwehrt bleiben.
 
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Und deine Zuflucht, die dir der Prinz zuteilt weil du nicht für dich selber sorgen kannst ist über einem Restaurant...

Auch eine Art von "proper fucked" :)
 
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Liegt mMn daran wie sich die Spieler und deren Schwerpunkte unterscheiden. Von daher ist es zwar faszinierend aber eigentlich ziemlich auf der Schiene die man erwarten konnte.
 
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blut_und_glas schrieb:
Nebenthema: Woher kommt der Eindruck, dass scheinbar nur so selten wirklich Wert darauf gelegt wird, sich selbst (will heißen: den eigenen Charakter) so richtig zu ficken?
Schätzungsweise liegt das - unabhängig davon, welches Spiel man spielt - daran, dass man dafür ein recht spezielles Spielziel definieren muss ("Ich will den Abstieg meines Charakters zelebrieren"), an dem dann auch noch die Restrunde Interesse zeigt.
 
AW: Proper fucked

Schätzungsweise liegt das - unabhängig davon, welches Spiel man spielt - daran, dass man dafür ein recht spezielles Spielziel definieren muss ("Ich will den Abstieg meines Charakters zelebrieren"), an dem dann auch noch die Restrunde Interesse zeigt.

Naja, nicht zwingend.

Wenn ICH sowas mache, dann will ich den AUFSTIEG meines Charakters aus seinen Problemen zelebrieren. Aber das geht in jedem Spiel, nicht nur Requiem.
 
AW: Proper fucked

Ich hatte das "gefickt sein" jetzt endgültiger verstanden - so nach dem Motto: Egal wie es der Charakter anstellt, er hat mindestens auf der persönlichen Ebene verloren.

Was du vorschlägst, kann man problemlos bei jedem Rollenspiel machen - und wenn bug das gemeint hat, hat er einen Knick in der Pupille, denn "so richtig gefickte Charaktere, die sich dann aus ihren Problemen rausarbeiten" gibt es meiner Erfahrung nach zuhauf.
 
AW: Proper fucked

Sicher? Der Grad der Indentifikation mit dem eigenen Rollenspielcharakter ist m.E. meistens deutlich höher als der mit einem Leinwandhelden.
 
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