AW: World of Das Schwarze Auge
Wer "Faust" unter seinen Lieblingsbüchern aufzählt und dabei NICHT noch mindestens "Feuchtgebiete" oder die Bohlenbiographie nennt ist immer ein blasierter Vollidiot
Eben.
Eben. Eben. Eben.
Genau, und ganz genau exakt das sag ich doch.
Faust entspricht nicht dem, was die breite Masse als unterhaltsam ansieht, Faust zu lesen gilt nicht als cool.
Faust ist was für pseudointellektuelle Snobs.
Die intimsten Ekelgeschichten irgendeiner exibitionistischen Frau zu lesen - das ist natürlich cool, aber freiwillig etwas zu lesen, was vor über 100 Jahren geschrieben wurde?
Und natürlich gibt es auch das genaue Gegenteil:
Leute, die eben gerade nur das als Kunst und Kultur akzeptieren wollen, was mindestens 100 Jahre alt ist und ofiziell als Kultur bestätigt wurde - was genauso schwachsinnig ist.
Faust ist nicht ein gutes Buch, weil es als eines der wichtigsten Werke der Literatur gilt - sondern genau umgekehrt:
Faust gilt (in meinen Augen zurecht) als eines der wichtigsten Werke der Literatur, weil es ein unglaublich gutes Buch ist.
Meine Behauptung ist:
Ein Haufen Leute gehören zu Gruppe 1, die sich dadurch auszeichnet, dass sie sich hin und wieder mal ein Buch kauft, dass wirklich aufsehen erregt (Feuchtgebiete, Potter, Bohlen,...).
Eine weitere große Gruppe 2 hat einige Klassiker gelesen, damit sie sich selbst als intellektuelle Elite aufspielen können.
Und eine 3. Gruppe kauft sich regelmäßig Bücher und liest diese - weil es ihnen Spaß macht.
Und, auch wenn ich mich wiederhole:
Ich sehe es nicht als eine selbstverständliche Annahme an, dass "der Durchschnittsdeutsche" zu Gruppe 3 gehört.
(Ich sage auch nicht das Gegenteil - bzw. habe dies mehrmals bewusst als Provokation gekennzeichnet, was heißt:
Versteht das bitte nicht als "die große Wahrheit", sondern "Seid ihr euch sicher? Ich hätte da eine andere These, die ebenso stimmen könnte.")
Fazit:
Ich denke, dass es sehr viele Leute gibt, für die Lesen kein Hobby ist, sondern je nach Schicht, Bildung, Erziehung, wasweißich entweder etwas unnötiges Langweiliges oder eine rein Pflichterfüllung um sich zu bilden bzw. gebildet wirken zu können.
Ich weiß nicht, wie groß diese Zahl ist - aber ich behaupte, dass sie groß genug ist um wenigstens die Frage aufkommen zu lassen:
Ist hobbymäßiges Lesen von Literatur ein Mainstream-Hobby?
Von mir aus könnt ihr diese Frage gerne mit "ja" beantworten* - aber die Frage zu stellen, halte ich durchaus für berechtigt.
Es so darzustellen, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, dass jeder Mensch gerne liest, bloß weil sich Bücher wie Bohlen und Feuchtgebiete gut verkauft haben ist absurd - selbst wenn wir davon ausgehen, dass sich die Zielgruppen nicht überschneiden (und ganz arrogant und versnobt wie ich bin würde ich das sogar annehmen - wer gerne über Penisbrüche liest, liest auch über die Analbehaarung von Frauen,...
), dann kämen wir auf 0,8 Mio + 1,3 Mio (die Zahlen hab ich auf die Schnelle gefunden) = 2,1 Mio
=> etwa jeder 40. deutsche hat sich diese Bücher gekauft
Nehmen wir an, dass die Bücher fleißig im Freundeskreis verliehen wurden, dann können wir vielleicht sogar annehmen, dass diese Meisterwerke der deutschen Literatur vielleicht von jedem 8. Deutschen gelsen wurden - kleine Kinder weggerechnet von jedem 7.(?). Wohlgemerkt:
Nur eins von beiden und das andere nicht.
Natürlich stieg der Bekanntheitsgrad durch die Medienberichterstattung in einem solch extremen Maße an, dass irgendwann jeder die Bücher kannte - und deshalb kann man sie durchaus als Mainstream bezeichnen. Sie wirklich selbst gelesen zu haben, ist zwar nicht total ungewöhnlich, aber doch nicht der Standard von dem man ausgehen sollte - von diesen Bestsellern alleine, aber bereits ableiten zu wollen, dass "der Deutsche" gerne liest... ist nicht weniger provokant und beweislos in den Raum geworfen wie meine Aussage.
Die meisten Deutschen haben diese Bücher (vermutlich und wahrscheinlich aufgrund der Verkaufszahlen) nämlich nicht selbst gelesen.
Ich z.B. kenne niemanden, der mir das erzählt hätte.
*bzw. meine provokante These "Lesen ist kein Mainstream." mit "Doch, natürlich."