Wirkung der Fiktion auf unsere Realität

Glaubst Du an einen Zusammenhang zwischen Rollenspiel und Realität?


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Hallo :)

Ich habe gerade einen Artikel gelesen, der sich damit befasst, ob Fiktionen unsere Realität beeinflusst.
http://www.serienjunkies.de/news/fiktion-bild-wirklichkeit-beeinflusst-50583.html

Jetzt wollte ich mal wissen, wie das bei Euch ist, wie geht Ihr damit um. Ist Euch der Zusammenhang bewußt und wie arbeitet Ihr damit, versucht Ihr dem so gut wie möglich zu entfliehen - falls ja wie - oder ist es Euch (völlig) egal, was Eure Rollenspiele in den Mitspielern auslösen?
 
Das ist schon wieder viel zu wertend formuliert. Was Rollenspiele auslösen?

Bei großen Medien mit gesellschaftlichem Publikum und Resonanz befinden wir uns auf einem völlig anderen Spielfeld. Ich gehe davon aus, dass es eine wechselseitige Beeinflussung gibt und das in einigen Fällen Stereotypen verstärkt bzw. reflektiert werden können, je nachdem, mit welcher Prämisse die mediale Verwertung angegangen wird. Letztlich ist die Wechselwirkung und Reflektion realer persönlicher, politischer, wie auch sozialer Bewegungen, Empfindungen und Stereotypen überhaupt der Grund, warum sich mal ein paar Leute auf 'ne Bühne gestellt und angefangen haben, Dinge darzustellen, die keinen realen Bezug als die Reflektion bekannter Mechanismen haben (mimesis), mal von rituellen Aspekten abgesehen, die sicher den anderen Teil der Ursprünge darstellen.

Rollenspiel ist für gewöhnlich jedoch eine relativ persönliche Sache. Natürlich ist auch das eine Wiederverwertung und Neubetrachtung von Stereotypen und in gewisser Weise ein Bezug zu unserem medialen Input und unserem daily life, die Geschichten die wir erzählen und hören wollen sind immer auch Reflektion dieser Erlebniswelt. Und mit Sicherheit bedingen die Geschichten, die man sich am Tisch so erzählt und die man miterlebt einen gewissen Einfluss auf diejenigen, die daran teilnehmen. Vielleicht erneuern wir bewusst oder unterbewusst auch gewisse tropes aus bereits bekannten Geschichten, die Eindrücke verstärken können, die nicht so positiv sind. Insgesamt halte ich den Einfluss allerdings für begrenzt.

Natürlich ist das Medium Rollenspiel eine gute Gelegenheit kreativ und reflektiv die eigene Erfahrenswelt durch den Fleischwolf zu drehen und daraus neue Erkenntnis zu gewinnen, aber das wird bei den meisten Spielern und Gruppen wohl höchstens sekundärer Faktor sein. Was übrigens auch bei Serien, Filmen etc. immer mal wieder bedacht werden muss, wenn man Rückschlüsse auf gesellschaftliche Beeinflussung zulassen will.
 
Der Zusammenhang zwischen der Umfrage und dem Threadtitel ist leider nicht sauber, denn Fiktion ist nicht nur Rollenspiel.
Dass das Rollenspiel an und für sich die Realität verändert, glaube ich nicht - zumindest nur marginal (wenn man gerade am Rollenspielen im Keller ist kann man natürlich nicht auf der Strasse von einem Auto überfahren werden, aber ich denke mal, das war nicht der Hintergrund Deiner Frage).

Hingegen glaube ich schon, dass Fiktion im allgemeinen Einfluss auf die Realität hat. Bestes Beispiel hierfür sind für mich die James Bond - Filme und -Romane:
Gadgets die in älteren Bond Filmen Verwendung finden, sind heute bereits Stand der Technik. Ob Mobiltelefon oder Spionage/Kommunikationssatellit oder das amphibische und tauchfähige Auto oder die Weltraumstation. All diese Ideen wurden vorerst als Fiktion geboren. Und als Ingenieur der sich auch mit Konstruktionstechnik beschäftigt hat kann ich nur immer wieder bestätigen, dass der Wunsch tatsächlich der Vater des Gedanken ist.
(Auch wenn in der Naturwissenschaft oft grundlegende Sachverhalte untersucht werden und dann im Laufe der Forschungen erst auffällt, wofür man die entsprechende Technologie verwenden kann)

Ich unterscheide hier übrigens deswegen so stark zwischen Rollenspiel und restlicher Fiktion, weil für mich RPG nicht so breit verteilt ist, dass ich hier von einem signifikanten Einfluss sprechen würde. Romane, Filme, Comics, etc. sind einem breiten Publikum zugänglich, deswegen schätze ich ihren Einfluss entsprechend größer.

Was Rollenspiele in Mitspielern auslösen interessiert mich schon - so lange es sich hierbei um Spielfreude oder eine gewisse Befreidigung handelt, gespielt zu haben. Ob Rollenspiele tranzendental auf meine Mitspielenden wirken, glaube ich nicht.
 
Noch eine Anmerkung, mal unter einem anderen Gesichtspunkt:
Dass Fiktion auch einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Realität hat (bzw. dass Leute das glauben), lässt sich schon alleine an folgendem Beispiel ableiten:
Viele Firmen sind bereit viel Geld dafür auszugeben, dass ihre Produkte in Serien gut dargestellt werden. So hat beispielsweise ein namhafter Helikopterhersteller es sich einiges kosten lassen, seinen Hubschraubertypen in der Fernsehserie Helicops unterzubringen.
Und bei anderen Firmen ist dieses Verhalten ebenfalls stark ausgeprägt. Man achte nur einmal auf das mehr oder weniger offensichtliche/offensive product palcement in Hollywood-Produktionen.
 
Das im Artikel besprochene Problem ist bei Rollenspiel weniger problematisch. Eine Fernsehserie hat keinen sichtbaren Verursacher der Information mehr. Es nicht was Eric oder Celina gesagt hat, sondern eben aus dem Fernsehen. Wenn eine beliebige Mitspielerin mir etwas über Ermittlungspraxis bei der Polizei erzählt, halte ich das erst einmal für erfunden. Anders wenn sie Polizistin wäre. Selbst da aber kann ich nachfragen und das mit meinen sonstigen Erfahrungen abgleichen.

Die Fragestellung im Umfrage-Plugin ist sinnlos. Muster die wir in Medien wahrnehmen, können wir womöglich selbst nachahmen. Das ist ein typisches Beispiel von Modelllernen. Dafür ist es egal, dass das Modell fiktiv ist. Wir nehmen es wahr, wie ein "echtes". Es ist also nicht die Fiktion, die uns beeinflusst, sondern der Umstand, dass wir Fiktion als solche nicht erkennen. Die Schwierigkeit der Unterscheidung wird im verlinkten Artikel erläutert.

Die Frage, die du am Ende deines Beitrag stellst ist eine andere: Nein, natürlich ist es mir nicht egal, was das Rollenspiel mit meinen Mitspielerinnen macht. Ich veranstalte die Situation schließlich, um sie gut zu unterhalten, zu entspannen, vielleicht ein bisschen zu gruseln, fragen zu stellen usw. Meine Tätigkeit ist also notwendig auf die Wirkung bei den Mitspielern ausgerichtet. Das hat aber nun gar nichts damit zu tun, ob "Fiktion" auf "Realität" wirkt, insbesondere weil sich das Rollenspiel nicht auf die gemeinsam erschaffene Handlung reduzieren lässt, sondern auch vom sozialen Klima und der spielspezifischen Interaktion lebt.
 
Wir arbeiten bei vielem mit unserer Urban-Knowledge. Und da ist vieles Mythos und Aberglaube.
Und in manchen Gebieten versuchen Experten eines Gebiets Ihre Schlüsse ziemlich 1:1 auf ein anderes, ihnen eigentlich sachfremdes, Gebiet anzuwenden.

Der Realität ist es wurscht wie wir sie Wahrnehmen und in welche Schubladen wir sie stecken. Im Zweifel ignoriert sie uns völlig und macht Ihr eigenes Ding.

Mal abgesehen von Jugendlichen und Kindern erwarte ich das meine Mitspieler sehr wohl zwischen Rollenspielfiktion und Realität zu unterscheiden wissen. Da wir ein eher realitätsnahes System spielen kann man zwar das normale Alltagswissen in gewissem Umfang mit einfließen lassen.

Wenn ich mir dagegen Fernsehserien anschaue, dann kann ich aus meinem RSP Wissen heraus durchaus eine MP5 erkennen. Oder einen Colt .45 ACP.
Oder wenn ich irgendwelche Experten vom angeblich Anonymen Internet faseln hörte (Jahre vor Prism)...
Mann, wenn der Server genau Dir eine 1:1 Verbindung für eine Beleidigung zur Verfügung stellt, na dann ist das nicht unbedingt Anonym. Ggf. schmeißt der Provider und Webseitenanbieter die Logs vor einer Beschwerde weg, oder der Gemobbte tut halt nix außer heulen, aber man 'könnte' das viel besser Verfolgen als eine Bahnhofstoilettenschmiererei. Nur nehmen das viele hin und in gewissem Sinne ist auch die negative Redefreiheit gut.

Was Honeypots angeht nehme ich mal an das die westlichen und andere Geheimdienste ziemlich gut darin sind....
Und wenn nicht, dann kommt Ihnen die Idee spätestens nach diesem Post. ;)
 
Halten wir also fest: Unser Gehirn füllt Wissenlücken gerne mit allem, was es kriegen kann. Auch wenn es Fiktion ist.

Das läuft ja erstmal auf individueller Ebene ab,. Problematischer wird es vielleicht, wenn die Schwarmintelligenz der breiten Masse etwas verinnerlicht hat, was so gar nicht stimmt.
Das wächst sich dann auch nicht von selbst heraus, sondern wird ja immer wieder bestätigt.
Oder man will einfach nicht von seiner Meinung abweichen, weil sie einem so gut in den Kram passt. Überlichtgeschwindigkeit könte zB so ein Thema sein..
 
Ich habe gerade einen Artikel gelesen, der sich damit befasst, ob Fiktionen unsere Realität beeinflusst.
Schlimm ist auch, wenn die Realität immer mit ihren "Dagegen"-Schildern die schöne Fiktion angreift.

"Das geht nicht."
"So funktioniert das nicht."

Statt Immersion gibts dann Streitgespräche. Schönen dank auch. :)
 
Was lösen sie aus?

Na zum Beispiel waren meine Gruppen öfter schon an dem Punkt, und ich mit meinen Charakteren zugegebenermaßen auch, daß sie nicht mehr spielen mochten. Die Motivation erlosch, als sie merkten, daß sie jemanden umgebracht hatten, der es vielleicht nicht verdient hatte - so war mir das zumindest vorgekommen. Ihnen war das meist garnicht so bewußt gewesen.

Also Scham, Pein, Schuldgefühle, auch Angst hatte ich schon dabei gehabt, Zwiespalt, selbst Desorientierung, Verwirrtheit, Panik, Wein- und Wutanfälle.

Ideen(-welten) sind Teil der Realität und können dieselben Nervenimpulse auslösen wie Dinge, die wir anfassen können
 
Verstehe. Aber inwiefern ist es die Aufgabe der Mitspieler, darauf Rücksicht zu nehmen? Du hast es ja absichtlich so formuliert, dass es einem "egal" ist, wenn man keine Rücksicht darauf nimmt, dass ein Mitspieler unter anderem selbst nicht weiß, dass er/sie auch bei fiktiven Figuren so etwas wie ein Gewissen haben kann. Ist es denn überhaupt die Aufgabe von anderen Menschen, darauf in einem Rollenspiel Rücksicht zu nehmen? "Egal" klingt elendig wertend, als dürfte es das gar nicht sein. Nur frage ich mich, warum mir das im Umkehrschluss eigentlich nicht egal sein kann/darf. Irgendwo muss man sich selbst auch schützen.

Den Menschen ausserhalb der fiktiven Realität zur Seite stehen, finde ich sinnvoll. Zuviel Zeit damit zu verschwenden, sich aufgrund von Geschehnissen innerhalb der fiktiven Realität ausserhalb davon zu beschäftigen, klingt für mich noch etwas unsinniger. Dadurch kultiviert man Erste Welt Probleme, die einen in der Realität überhaupt nicht beschäftigen müss(t)en.
 
Ohje, das gleiche Problem habe ich bei Battelfield 3, dort spiele ich nur noch Sturmsoldat mit Defibrilator und Medibox, da das sinnlose und grausame Töten in Egoshooter mich immer depressiv macht.
 
Na zum Beispiel waren meine Gruppen öfter schon an dem Punkt, und ich mit meinen Charakteren zugegebenermaßen auch, daß sie nicht mehr spielen mochten. Die Motivation erlosch, als sie merkten, daß sie jemanden umgebracht hatten, der es vielleicht nicht verdient hatte - so war mir das zumindest vorgekommen. Ihnen war das meist garnicht so bewußt gewesen.

Also Scham, Pein, Schuldgefühle, auch Angst hatte ich schon dabei gehabt, Zwiespalt, selbst Desorientierung, Verwirrtheit, Panik, Wein- und Wutanfälle

Das ist natürlich nicht das, worum es in dem verlinkten Artikel geht. Der beschäftigt sich mit Erkenntnissätzen: Herzlungenmassage klappt auch, wenn der Patient noch im Bett liegt. Nach ein paar Runden fängt er an zu husten und wacht auf. Dein Beispiel dreht sich um die emotional-affektive Verfasstheit der Spielenden.

Während bei letzterem die Wirkung von der Anteilnahme der Rezipienten und ihrer Stimmung abhängt, offenbaren sich falsche Erkenntnissätze durch Faktenwissen: Herzlungenmassage klappt nur auf harten Unterlagen und man ist für gewöhnlich dabei, bis der Krankenwagen zum Intubieren kommt.
 
Weshalb man meint, zwischen "RL" und Rollenspiel ("rl" ;)) liegt ein Unterschied, liegt glaube ich daran, daß man das was im Rsp geschieht meint leichter verzeihen zu können, weil die "Wunden" lediglich geistige sind und deshalb in jedem Fall heilbar.

Ich habe jedoch schon öfter erlebt, daß die Situationen dort genauso nachgetragen werden, wie im RL - wir entsetzt waren und nicht mehr weiter spielen konnten, weil ein Charakter gestorben war, die ganze Runde auseinander fiel oder jemand sich beleidigt fühlte, als seinem Charakter irgendetwas passiert ist, was er nicht wollte (Vergewaltigung?) oder lediglich nicht das erhielt, was er sich wünschte

Das ist natürlich nicht das, worum es in dem verlinkten Artikel geht. Der beschäftigt sich mit Erkenntnissätzen: Herzlungenmassage klappt auch, wenn der Patient noch im Bett liegt. Nach ein paar Runden fängt er an zu husten und wacht auf. Dein Beispiel dreht sich um die emotional-affektive Verfasstheit der Spielenden.

Während bei letzterem die Wirkung von der Anteilnahme der Rezipienten und ihrer Stimmung abhängt, offenbaren sich falsche Erkenntnissätze durch Faktenwissen: Herzlungenmassage klappt nur auf harten Unterlagen und man ist für gewöhnlich dabei, bis der Krankenwagen zum Intubieren kommt.

Ja, aber ist es nicht irgendwo egal, wie man zu einem Ergebnis kommt, ob die Methode/Gerät/Zauber nun in der Realität funktioniert oder nicht, das Ergebnis bleibt doch logisch nachvollziehbar und insofern auch Teil des wirklichen Erlebens in meinem Kopf

Seit Ihr Euch so sicher, daß Ihr das trennen könnt? Wissenschaftliche Modelle sind doch nichts anderes als Simulationen im Kopf
 
Dass eine Runde nicht mehr forgeführt wird, habe ich schon mehrmals erlebt. Wer sauer ist, dass ein Charakter stirbt, obwohl das Spiele eine Regel für Charaktertod hat, ist ein Idiot bzw. hätte vorher den Wunsch auf Regeländerung vorbringen sollen. Kann man groß auf ein Schild schreiben: Die Protagonisten sterben nicht. Eine Vergewaltigung auszuspielen ohne solche Möglichkeiten vorher explizit zu klären, halte ich für grenzwertig. Kann klappen, wenn sich die Beteiligten gut kennen, würde ich aber nicht tun.

Runden brechen nicht auseinander. Die Teilnehmer trennen sich. Wenn sie vernünftige sind, dann in gutem Einvernehmen, weil sie erkennen, dass ihre Spielpräferenzen nicht zueinander passen. Ich habe viele gute Bekannte, mit denen ich gerne Dinge tue, aber nicht gern am Spieltisch sitze: Sie spielen nicht so, wie ich mag. Das ist in Ordnung. Rollenspieler gibts wie Sand am Meer, Charaktere sind Papier.


Ja, aber ist es nicht irgendwo egal, wie man zu einem Ergebnis kommt, ob die Methode/Gerät/Zauber nun in der Realität funktioniert oder nicht, das Ergebnis bleibt doch logisch nachvollziehbar und insofern auch Teil des wirklichen Erlebens in meinem Kopf

Seit Ihr Euch so sicher, daß Ihr das trennen könnt? Wissenschaftliche Modelle sind doch nichts anderes als Simulationen im Kopf

Eine Verwirrung ist weitenteils unmöglich. Die Fragestellungen unterscheiden sich. Überschneidungen könnte es aktuell vielleicht beim Terrorism Scare geben. Aber den thematisiert wohl auch niemand im Rollenspiel.
 
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