Woran wird das "Goldene Zeitalter" in diesem Kontext an sich eigentlich bemessen?
Muss ja an sich nicht unbedingt ein Widerspruch zur "Stagnation", also mangelndem Fortschritt sein. Etwas hat sich bewehrt, wird darum nicht mehr weiter überdacht, geschweigedenn ernstlich innovativ modifiziert und...darum kommt nach dem goldenen Zenit der unvermeidliche Abstieg. So sieht man es zumindest bei vielen Phänomenen wie Künstlern, Herrscherdynastien, Weltreichen, TV-Serien...
Was mich an der Diskussion halt an sich wirklich interessieren würde, wäre aber mal wirklich eine mehr oder minder durchschaubare, demographische Beschreibung der beobachteten Phänomene "Stagnation" und "Boom".
Ich kann hier bei mir vor Ort z.B. zwar die eine oder andere große Veranstaltung beobachten, wie zum Beispiel eine ziemlich große LARP-Veranstaltung, die hier immer mal wieder stattfindet. Auch etabliert sich hier mit der FARK wie es scheint eine wirklich interessante, große Convention für Fantasy, Steampunk, Sifi, Endzeit und damit zusammenhängend auch Rollenspiel.
Aber diese Events speißen sich ja nicht ausschließlich durch das, was vor Ort ist, sprich sind auch auf die Vielzahl der Gäste aus Restdeutschland und teilweise gar aus dem Ausland angewiesen.
Was die Rollenspielszene direkt vor Ort anbelangt...naja, wie ich schon ziemlich zu anfangs schrieb, erscheint sie mir als ziemlich schwer erschließbar für einen Außenstehenden. Vielleicht habe ich studienbedingt einfach nicht die Zeit und Möglichkeiten, bzw. mir fehlt das Know-How über unsere Hauptstadt, um wirklich an eine "Szene" heran zu kommen. Ich hör hin und wieder von Larpern, dass sie auch mal P&P spielen. Aber in kleinen Grüppchen, die schon eingespielt/abgekapselt sind zum einen und zum anderen...an Orten, wo ich als jemand, der eben im Dorf und nicht in der einzigen saarländischen Stadt wohnt, einfach nicht hinkomme, ohne fast länger unterwegs zu sein als wenn ich mich nach FFM aufmache.
Auf der anderen Seite habe ich durch ein Gespräch mit einem Kommilitonen, der aus einer anderen Region der BRD zu uns gekommen is um zu studieren, auch gehört, dass er zwar mittlerweile Anschluss an eine P&P Runde gefunden hat, aber dass es auch verdammt schwer war und die Alternativen hier vor Ort eine neue Gruppe zu Gründen/sich einer anderen anzuschließen auch seiner Erfahrung nach eher Mau sind.
Also kommt es zumindest mir -zugegeben in der tiefsten Provinz lebend- so vor, als wäre das Hobby schon recht...bescheiden vertreten. Zumindest nach außen. (Natürlich kann ich schlecht die Taschen aller Mitstudenten in fiebrigen Eifer nach irgendwas durchsuchen, das verdächtig nach WoD/Victoriana/SR oder sonst was aussieht.
)
Aushänge am schwarzen Brett der Uni blieben im Übrigen auch eher erfolglos, ebenso wie der Versuch "Normalos" für RPG zu begeistern. Momentan versuch ich mein Brüderchen zu missionieren. Ev funktioniert das und er hat dann vielleicht mit seinen Freunden mehr Glück als ich.
Was nun die Zeit der Schüler/Studenten anbelangt...naja, ich weiß natürlich nicht, wie es in den 80ern war. Da waren meine Eltern ja noch so alt (oder eher jung?) wie ich es jetzt bin. oO''
Aber ich bekomme schon mit, dass mein Brüderchen die Woche über nie vor 15 Uhr daheim ist.
Und dann muss er noch Hausaufgaben machen. Dann probt er ev noch fürs Orchester. Dann wird die letzten 2 Stunden vor dem zu Bett noch mehr oder weniger "sinnlos" was am PC gezockt oder en Buch gelesen um endlich runter zu kommen und dann ist der Tag auch schon rum.
Bei mir...war es nich viel anders. Ich hab letztes Jahr mein Abitur in G8 gemacht. Der einzige Unterschied zwischen mir und meinem Bruder war höchstens, dass ich einfach ein sehr chaotischer, unorganisierter Mensch bin, der sich aber auch NIE die Mühe gemacht hat, Aufsätze für die Schule zu schreiben, sondern sie im Zweifelsfall spontan improvisiert hat, wenn er denn vorlesen musste. *hüstl*
Dafür hatte ich aber auch 3 Fremdsprachen, deren Vokabular man irgendwie ja doch verinnerlichen musste.
Ich hab irgendwann online mit Foren-RPGs begonnen. Und das war abseits von Computer-RPGs àla Skyrim für ne ganze Weile so ziemlich meine einzige Möglichkeit diese Art von Hobby zu betreiben.
Als ich dann mein Vereinshobby aufgeben musste (Es macht einfach keinen Sinn, wenn man den ersten Teil des Ganzen nicht dabei sein kann, weil man noch Schule hat...), hatte ich dafür dann auch mehr Zeit.
Die Mitspieler waren häufig in ähnlicher Situation wie ich, also Leute, die irgendwo auf dem Land leben und kaum bis gar keine andere Möglichkeit hatten zu rpgn als eben die online-Variante.
Da stellt sich mir halt schon en bisschen die Frage: Gibt's hier auch "Provinzler", die in den 80ern/90ern das Hobby eher passiv betrieben haben? (sprich zwar Regelwerke/Settingbücher konsumieren. Spielen...in Ermangelung von Mitspielern eher nicht/sehr selten) Oder war das "Konvertieren" von Mitspielern leichter (weil mehr Kinder, tatsächlich weniger Alternativen für pure Phantasterei, ev auch wirklich mehr Zeit...)?
Stagnation hin oder her, ich bin nicht alt genug/habe zu wenig von der Entwicklung mitbekommen um das beurteilen zu können. Ich kann nur sagen: Für MICH war es verdammt SCHWER, an Mitspieler zu kommen. Und erst mit der Volljährigkeit überhaupt wirklich möglich. Sprich, das "öffentliche Coming-Out" als Rollenspieler, kam bei mir auch vergleichsweise spät, wenn ich hier lese, wann "die vorangegangene Generation" so eingestiegen ist, und das lag halt einfach am Mangel der Möglichkeiten, sowohl in Bezug auf Entdeckung des Hobbys als auch bezüglich finden von Mitspielern.
Was das mit "ganzer Tag" vs "par Stunden" angeht: So ne wirkliche "Whole day RPG"-Session hatte ich noch nie. Dennoch muss so gesehen (fast) der ganze Tag irgendwie frei sein, wenn ich spielen will. War früher, wenn ich auf ein Bogen-Turnier bin genauso. Da geht ja die An- und Abreise noch von ab, das ev gemütliche zusammen Essen/Plauschen. Dann das "Vorhaben" selbst... und am besten sollte der nächste Morgen auch noch frei sein, damit man auch ausreichend schlafen kann um den letzten Tag zu verarbeiten. (Und dann kommen Schul bzw. Unipflichten, die man dafür vernachlässigt hat und auf einen angenehmen Tag folgt massiver Stress...)
Wie gesagt, ist aber eventuell auch wirklich eher ne regionale Problematik. Wenn die Mitspieler einfach nur 2 Häuser weiter wohnen ist das alles sicherlich weit einfacher.