Brainstorming Wieso stagniert unser Hobby RPG so stark?

@Supergerm:
Viellecht ist weniger der Altersdurchschnitt gestiegen, als das die Leute älter geworden sind und sich noch größtenteils mit den selben Leuten, also Leute aus ihrer Generation, umgeben. Hierbei ist es nicht verwunderlich wenn man mit der Zeit, in meinem Fall, weniger neue Leute um die 33 entdeckt die Rollenspielen. Es werden ja keine neuen 80er Jahrgänge geboren ^^
 
Kann es nicht einfach sein, dass sich auch unsere Gesellschaft ändert? Wenn man jetzt mal den jungen Nachwuchs beleuchtet, dann stecken die meisten jetzt im 8jährigen statt -wie früher- 9jährigen Gymansium. Die haben also auch am Nachmittag gut zu tun, da bleibt keine Zeit mehr, ein Abenteuer für das Wochenende vorzubereiten. Und schon geht es weiter: an der Uni steckst du dann im unseligen Bachelor mit ganz eng gestecktem Lehrplan und Prüfungsfristen. Ist da noch viel Zeit für Vorbereitungen? Eher nicht. Und bist du da dann durch, wirst du mit 20 auf den Arbeitsmarkt gespuckt und hangelst dich von einer befristeten Stelle zur nächsten, wo du immer Höchstleistung bringen musst in der vagen Hoffnung, eine feste Stelle zu bekommen.

Okay, ein bissl dramatisch dargestellt, aber ich sehe schon eine gewisse Beschleunigung unseres Lebens. Alles muss schnell gehen, alles muss sofort da sein, keine Zeit mehr, etwas mal sacken zu lassen oder auszudiskutieren. Ich kann mich noch gut an so manche (fast gewalttätige) Diskussion zur Regelauslegung erinnern, die meist erst durch meisterliche Androhung des sofortigen Todes der Helden aufgrund göttlicher Einwirkung entspannt wurden. Heute zieh ich mein Smartphone raus und finde in irgendeinem Forum des Rätsels Lösung. Das ist zwar ganz praktisch, aber ein guter Teil an sozialer Interaktion geht verloren. Ich habe kürzlich mal versucht, die alte Spielrunde aus der Schulzeit wieder zusammenzubringen. Bis auf einen hatte niemand mehr Zeit dafür ("Ein ganzer Tag DSA? Können wir nicht nur ne Runde Siedler?"). Nun ja, es muss ein kostbarer Tag für das Spiel geopfert werden und das ist für viele bereits zu viel. Ich stell mir nur gerade vor, wenn die doch teilgenommen hätten, wie sie an ihren iPads dann während des Spiels noch Geschäftskorrespondenz erledigt hätten...

Wir sind immer erreichbar und verfügbar, sich mal für einen Tag auszuklinken und den in Aventurien zu verbringen scheint nicht tragbar. Und nicht nur das, um überhaupt losstarten zu können muss ich Stunden damit zubringen, einen Helden zu erschaffen (kürzlich hatte ich die DSA4.1 Regeln in der Hand... aus den Stunden dürften inzwischen Tage geworden sein). Ich bin zwar nicht mehr wirklich in der Materie drin, aber ich meine bei den Händlern/Herstellern schon eine gewisse Tendenz dahin zu erkennen, dass man verstärkt auf Brett-Rollenspiele setzt. Da hat man vorgefertigte Helden und die Stories sind auf eine bis anderthalb Stunden Spielzeit getrimmt. Das kann man gerade noch verkraften und darf sich dennoch etwas nerdig fühlen.

Meinen Nachwuchs habe ich mir jetzt selber "produziert". Sohnemann liebt Fantasygeschichten und kam mal über das alte DSA-Regelwerk von mir und kann inzwischen die Zauber auswendig (den kompletten Spruch, Handbewegung usw.). Jetzt hab ich ihn mal ein wenig mit Quest: Zeit der Helden angefixt und muss mal sehen, wo der Weg noch hingehen soll. Evtl. teste ich mal DSA à la Savage Worlds (das 4.1er-Ungetüm möchte ich einem 9Jährigen nicht zumuten) oder Der eine Ring an.

Vielleicht kommt ja mal wieder eine Zeit, in der man sich auch wieder richtig Zeit für etwas nehmen kann.

Viele Grüße
Markus
 
Ich glaube nicht an die Veränderung der Gesellschaft dahingehend das die Leute keine Zeit mehr haben. Das heißt es gibt nicht nur andere Schulformen wie das Gymnasium, wo die Schüler so lange lernen wie eh und jeh, die Schüler haben auch mit der Verknappung der Zeit durchaus noch mehr Freizeit als später. Auch halten die Bachelor Studiengänge die Studenten nicht davon ab, um es positiv zu formulieren, durch ihre Präsenz zu vermitteln das sie einen großen Freiraum zur persönlichen Gestaltung des Lehrplans und anderer Aktivitäten haben.
[Das heißt, etwas direkter, das sie genau dann lernen wenn es unvermeidlich wird und ansonsten eher einen geruhsamen Eindruck erwecken]

Ich kann mich noch gut an so manche (fast gewalttätige) Diskussion zur Regelauslegung erinnern, die meist erst durch meisterliche Androhung des sofortigen Todes der Helden aufgrund göttlicher Einwirkung entspannt wurden.
:eek: Das soll ein Beispiel für die gute, alte Zeit sein? Das man sich fast prügelte und der Spielleiter dann zum Spielerkleinhalten und Railroading greift?

Ich mein, gut meine erste Tischrunde - und meine erste und bisher einzige DSA Runde - wäre auch fast in einer Prügelei geendet. So das wir um diese zu vermeiden letztlich das Spiel abbrechen musste. Aber ich dachte das wäre so weil ich da bei sehr jungen Leuten gelandet war die vielleicht noch nicht ganz so geschult im Umgang miteinander sind und ggf. nicht das Ideal von Rollenspiel darstellen. Das war damals doch normal? :worm:

Ich habe kürzlich mal versucht, die alte Spielrunde aus der Schulzeit wieder zusammenzubringen. Bis auf einen hatte niemand mehr Zeit dafür ("Ein ganzer Tag DSA? Können wir nicht nur ne Runde Siedler?"). Nun ja, es muss ein kostbarer Tag für das Spiel geopfert werden und das ist für viele bereits zu viel.
Wieso muss es den gleich ein ganzer Tag sein?
Wieso nicht nur normal ein Abend? Vielleicht 2-4 Stunden?

Wenn ich Leute von damals wiedersehe und mit denen in's Kino will schlag ich ja auch einen normalen Film vor, nicht das Zweimal-Triple Feature Star Wars am Stück.

Einmal abgesehen davon das man nach 5 Tagen Arbeit vielleicht keine Lust auf einen "vollen Tag" Aventurien hat der beinhaltet das einem in einer Diskussion mit Chartod dank göttlicher Einwirkung gedroht wird. Vielleicht noch mit stundenlanger Charerschaffung anstelle Computertools für eben diese (gab's zu DSA3 Zeiten schon) oder Pregens.
 
Wieso muss es den gleich ein ganzer Tag sein?
Wieso nicht nur normal ein Abend? Vielleicht 2-4 Stunden?


Öhm, ich glaube, dass kurze Abenteuer damals™ schon mindestens 4 Stunden gedauert haben. Ohne große Heldengenerierung. Ich will wirklich in diese Welt komplett eintauchen und nicht nur ne Zehe reinhalten, das ist ja die Faszination an der Sache.

Einmal abgesehen davon das man nach 5 Tagen Arbeit vielleicht keine Lust auf einen "vollen Tag" Aventurien hat der beinhaltet das einem in einer Diskussion mit Chartod dank göttlicher Einwirkung gedroht wird.

Nach 5 Tagen Arbeit schaffen es viel trotzdem noch, einen ganzen Tag beim Skifahren, Marathonlaufen, Shopping, Wellness, Sightseeing, Wandern, Geocaching, Ghosthunting, Urbexen oder was auch immer zu verbringen. Ist das Rollenspiel tatsächlich etwas, zu dem man sich zwingen muss? Oder sind wir einfach zu erwachsen dazu?
Ich habe evtl. etwas übertrieben mit dem Chartod, aber gemeinsam hat man eine Lösung gefunden, die dann zu einer eigenen, selbst entwickelten Hausregel geführt hat. Hirnschmalz und "echte" soziale Interaktion statt Sankt Google. Wenn es ausgeufert ist, dann musste eben der SL mal deutlich werden. Muss man Railroaden? Wenn man einen fähigen SL hat, wird er es nicht nötig haben. Ich kann mich mal erinnern, dass unser SL, nachdem wir plottechnisch auf dem komplett falschen Dampfer waren und dezente Hinweise nicht wirklich beherzigt haben, das Abenteuer beiseite gelegt hat und wir dann mehr oder weniger im improvisierten Off-Topic rumgeheldet sind (und ja, das hat die Dauer dieser Runde mindestens nochmal um 1 Stunde raufgesetzt).

Auch halten die Bachelor Studiengänge die Studenten nicht davon ab, um es positiv zu formulieren, durch ihre Präsenz zu vermitteln das sie einen großen Freiraum zur persönlichen Gestaltung des Lehrplans und anderer Aktivitäten haben.
[Das heißt, etwas direkter, das sie genau dann lernen wenn es unvermeidlich wird und ansonsten eher einen geruhsamen Eindruck erwecken]
Nope. Ich arbeite an einer Uni und das ist zum Großteil nicht mehr so. Und was zumindest die Gymnasiasten anbelangt, haben die tatsächlich kaum noch Zeit. Ich erlebe es in den Sportvereinen, da fällt extrem viel Nachwuchs weg. Mag sein, dass es andere Gründe hat, ich halte den extrem ausgeweiteten Nachmittagsunterricht für den Schuldigen.

Aber gut, das ist eben meine eigene Misere, dass ich niemanden finde, für den das Eintauchen in eine andere Welt den selben Stellenwert hat wie ein Wellnesstag.
 
Vier Stunden sind auch kein ganzer Tag und ich sehe nicht wieso man die Heldengenerierung machen muss. Man könnte auch ein System nehmen wo die Heldengenerierung kein unlustiger Krampf über Stunden ist.

Ansonsten verbringen die wenigsten mir bekannten am Wochenende ganze Tage mit den von dir beschriebenen Tätigkeiten. Gerade auch dann nicht wenn man Neulinge oder Wiedereinsteiger dabei hat. Gerade so beim Skifahren hatten wir einen Firmen-Ausflug. Wo man nach Interesse und Können skalarieren konnte. Da hat man die Leute die einmal oder bisher noch gar Ski gefahren sind auch nicht gezwungen den ganzen Tag Ski zu fahren. Sondern es gab Häppchen in überschauberer Stundenanzahl. Ich meine es war etwa 2x vier Stunden.
Wenn man sich mit Freunden zum schwimmen trifft sagt man ja auch nicht "Hundert Bahnen oder gar nicht".
Ich habe evtl. etwas übertrieben mit dem Chartod, aber gemeinsam hat man eine Lösung gefunden, die dann zu einer eigenen, selbst entwickelten Hausregel geführt hat. Hirnschmalz und "echte" soziale Interaktion statt Sankt Google.
Vielleicht mögen sie auch eher rollenspielen als Logikrätsel lösen?
Ich persönlich finde, zumindest schwerere, Logikrätsel beim Rollenspiel ja tendentiell eher abtörnend. Wenn ich Logikrätsel mag spiele ich Sudoku oder messe mich am Go-Brett mit anderen.
 
:eek: Das soll ein Beispiel für die gute, alte Zeit sein? Das man sich fast prügelte und der Spielleiter dann zum Spielerkleinhalten und Railroading greift?

Das ist ein typischer Fall von Nostalgie (hey, Nostalgie ist nichts schlechtes, es macht Spaß drin zu schwelgen, aber es ist ein schlechter Ratgeber und eine ganz schwache Argumentationsgrundlage.)

Nostalgie, die schlichte Sehnsucht nach einer einfacheren Zeit ist eine treibende Kraft in diesen Diskussionen. Früher war halt alles besser.

Wenn man die Nostalgie mal rausnehmen würde bliebe nicht viel mehr übrig außer einem geänderten Kaufverhalten. "Damals" wurde mehr von einem System verkauft, weil

a) es neu war, und sich viele die es ausprobieren wollten eine Grundausstattung kaufen mußten, weil sie keinen Rollenspieler im Bekanntenkreis hatten.
b) DSA im Spielwarenladen um die Ecke verkauft wurde
c) es weniger Systeme gab, die einzelnen Systeme also mehr abbekamen vom Kuchen
d) es noch kein eBay gab und man das Zeugs halt überwiegend neu kaufte.

Ich wiederhole mich gern, die Diskussion ist ja schon sehr fortgeschritten: Heute ist die Goldene Zeit der Rollenspiele. Nicht in den 80'er. Heute.
 
Entweder spiele ich Rollenspiel oder ich tue es nicht. Oder wie soll Häppchen-Rollenspiel funktionieren? "Ach, macht mal kurz ohne uns zwei weiter, wir haun nur kurz ne Runde Bohnanza raus.". Die obligatorischen Schnittchen- und Pinkelpausen sind ja immer drin, schon allein um mal den Kopf frei zu bekommen und das bisher erlebte zu reflektieren. Wenn man ein Abenteuer anfängt, dann sollte man es auch zu Ende bringen. Es ist ja schon schwer genug auch nur EINEN Tag dafür freizuschaufeln, aber einen zweiten? Gut, das ist jetzt nur ein Partikularproblemchen mit den alten Recken von damals™. Hätte man eine neue aktive Runde, kann man natürlich splitten. Aber ich bleib dabei, ich kann den ganzen Tag beim Skifahren (sei es in der Hütte, auf der Piste oder in einer Lawine) verbringen, aber nicht beim Rollenspiel. Der Vergleich mit dem Schwimmbad hinkt gewaltig: das ist ja nichts, was man gemeinsam machen muss. Während ich 100 Bahnen schwimme, können die anderen ja in die Sauna (oder besser umgekehrt;) ). Wenn ich mich aber mit jemanden treffe, um explizit 100 Bahnen zu schwimmen, dann sollte man das auch tun.

Die Diskussionen gingen auch nicht Rätsel, sondern um Regelauslegungen. Ausufernde Logikrätsel sehe ich wie du, ich will rollenspielen und nicht meine Gehirnwindungen noch mehr verknoten.
 
Entweder spiele ich Rollenspiel oder ich tue es nicht.
Ich fang mal mit einer uneingeschränkten Zustimmung an.

Wenn man ein Abenteuer anfängt, dann sollte man es auch zu Ende bringen.

Och nö, muß nicht sein. Warum sollte man etwas verzweifelt in eine Session quetschen? Aber selbst wenn man nur einen Session zur Verfügung hat ist mir eine 4-Stunden-Session lieber als einen ganzen Tag. IMHO reichen 4 oder 5 Stunden massig aus, wenn man intensiv spielt, ich zumindest habe dann erstmal genug und würde mich zurücknehmen und nur alibi-mäßig weiterspielen. Mir ist kurz und knackig lieber als lang und ausgewalzt. (An der Stelle hilft ein regelleichtes System ungemein, das beschleunigt zusätzlich) Einige der besten Session die ich gespielt habe waren One-Shots, eben weil es da auf jede Szene ankommt.

Es ist ja schon schwer genug auch nur EINEN Tag dafür freizuschaufeln, aber einen zweiten?

Es ist so viel einfacher einen Abend freizuschaufeln als einen ganzen Tag.
 
Woran wird das "Goldene Zeitalter" in diesem Kontext an sich eigentlich bemessen?
Muss ja an sich nicht unbedingt ein Widerspruch zur "Stagnation", also mangelndem Fortschritt sein. Etwas hat sich bewehrt, wird darum nicht mehr weiter überdacht, geschweigedenn ernstlich innovativ modifiziert und...darum kommt nach dem goldenen Zenit der unvermeidliche Abstieg. So sieht man es zumindest bei vielen Phänomenen wie Künstlern, Herrscherdynastien, Weltreichen, TV-Serien...

Was mich an der Diskussion halt an sich wirklich interessieren würde, wäre aber mal wirklich eine mehr oder minder durchschaubare, demographische Beschreibung der beobachteten Phänomene "Stagnation" und "Boom".
Ich kann hier bei mir vor Ort z.B. zwar die eine oder andere große Veranstaltung beobachten, wie zum Beispiel eine ziemlich große LARP-Veranstaltung, die hier immer mal wieder stattfindet. Auch etabliert sich hier mit der FARK wie es scheint eine wirklich interessante, große Convention für Fantasy, Steampunk, Sifi, Endzeit und damit zusammenhängend auch Rollenspiel.
Aber diese Events speißen sich ja nicht ausschließlich durch das, was vor Ort ist, sprich sind auch auf die Vielzahl der Gäste aus Restdeutschland und teilweise gar aus dem Ausland angewiesen.

Was die Rollenspielszene direkt vor Ort anbelangt...naja, wie ich schon ziemlich zu anfangs schrieb, erscheint sie mir als ziemlich schwer erschließbar für einen Außenstehenden. Vielleicht habe ich studienbedingt einfach nicht die Zeit und Möglichkeiten, bzw. mir fehlt das Know-How über unsere Hauptstadt, um wirklich an eine "Szene" heran zu kommen. Ich hör hin und wieder von Larpern, dass sie auch mal P&P spielen. Aber in kleinen Grüppchen, die schon eingespielt/abgekapselt sind zum einen und zum anderen...an Orten, wo ich als jemand, der eben im Dorf und nicht in der einzigen saarländischen Stadt wohnt, einfach nicht hinkomme, ohne fast länger unterwegs zu sein als wenn ich mich nach FFM aufmache.
Auf der anderen Seite habe ich durch ein Gespräch mit einem Kommilitonen, der aus einer anderen Region der BRD zu uns gekommen is um zu studieren, auch gehört, dass er zwar mittlerweile Anschluss an eine P&P Runde gefunden hat, aber dass es auch verdammt schwer war und die Alternativen hier vor Ort eine neue Gruppe zu Gründen/sich einer anderen anzuschließen auch seiner Erfahrung nach eher Mau sind.

Also kommt es zumindest mir -zugegeben in der tiefsten Provinz lebend- so vor, als wäre das Hobby schon recht...bescheiden vertreten. Zumindest nach außen. (Natürlich kann ich schlecht die Taschen aller Mitstudenten in fiebrigen Eifer nach irgendwas durchsuchen, das verdächtig nach WoD/Victoriana/SR oder sonst was aussieht. :D)
Aushänge am schwarzen Brett der Uni blieben im Übrigen auch eher erfolglos, ebenso wie der Versuch "Normalos" für RPG zu begeistern. Momentan versuch ich mein Brüderchen zu missionieren. Ev funktioniert das und er hat dann vielleicht mit seinen Freunden mehr Glück als ich.

Was nun die Zeit der Schüler/Studenten anbelangt...naja, ich weiß natürlich nicht, wie es in den 80ern war. Da waren meine Eltern ja noch so alt (oder eher jung?) wie ich es jetzt bin. oO''
Aber ich bekomme schon mit, dass mein Brüderchen die Woche über nie vor 15 Uhr daheim ist.
Und dann muss er noch Hausaufgaben machen. Dann probt er ev noch fürs Orchester. Dann wird die letzten 2 Stunden vor dem zu Bett noch mehr oder weniger "sinnlos" was am PC gezockt oder en Buch gelesen um endlich runter zu kommen und dann ist der Tag auch schon rum.

Bei mir...war es nich viel anders. Ich hab letztes Jahr mein Abitur in G8 gemacht. Der einzige Unterschied zwischen mir und meinem Bruder war höchstens, dass ich einfach ein sehr chaotischer, unorganisierter Mensch bin, der sich aber auch NIE die Mühe gemacht hat, Aufsätze für die Schule zu schreiben, sondern sie im Zweifelsfall spontan improvisiert hat, wenn er denn vorlesen musste. *hüstl*
Dafür hatte ich aber auch 3 Fremdsprachen, deren Vokabular man irgendwie ja doch verinnerlichen musste.
Ich hab irgendwann online mit Foren-RPGs begonnen. Und das war abseits von Computer-RPGs àla Skyrim für ne ganze Weile so ziemlich meine einzige Möglichkeit diese Art von Hobby zu betreiben.
Als ich dann mein Vereinshobby aufgeben musste (Es macht einfach keinen Sinn, wenn man den ersten Teil des Ganzen nicht dabei sein kann, weil man noch Schule hat...), hatte ich dafür dann auch mehr Zeit.
Die Mitspieler waren häufig in ähnlicher Situation wie ich, also Leute, die irgendwo auf dem Land leben und kaum bis gar keine andere Möglichkeit hatten zu rpgn als eben die online-Variante.

Da stellt sich mir halt schon en bisschen die Frage: Gibt's hier auch "Provinzler", die in den 80ern/90ern das Hobby eher passiv betrieben haben? (sprich zwar Regelwerke/Settingbücher konsumieren. Spielen...in Ermangelung von Mitspielern eher nicht/sehr selten) Oder war das "Konvertieren" von Mitspielern leichter (weil mehr Kinder, tatsächlich weniger Alternativen für pure Phantasterei, ev auch wirklich mehr Zeit...)?

Stagnation hin oder her, ich bin nicht alt genug/habe zu wenig von der Entwicklung mitbekommen um das beurteilen zu können. Ich kann nur sagen: Für MICH war es verdammt SCHWER, an Mitspieler zu kommen. Und erst mit der Volljährigkeit überhaupt wirklich möglich. Sprich, das "öffentliche Coming-Out" als Rollenspieler, kam bei mir auch vergleichsweise spät, wenn ich hier lese, wann "die vorangegangene Generation" so eingestiegen ist, und das lag halt einfach am Mangel der Möglichkeiten, sowohl in Bezug auf Entdeckung des Hobbys als auch bezüglich finden von Mitspielern.


Was das mit "ganzer Tag" vs "par Stunden" angeht: So ne wirkliche "Whole day RPG"-Session hatte ich noch nie. Dennoch muss so gesehen (fast) der ganze Tag irgendwie frei sein, wenn ich spielen will. War früher, wenn ich auf ein Bogen-Turnier bin genauso. Da geht ja die An- und Abreise noch von ab, das ev gemütliche zusammen Essen/Plauschen. Dann das "Vorhaben" selbst... und am besten sollte der nächste Morgen auch noch frei sein, damit man auch ausreichend schlafen kann um den letzten Tag zu verarbeiten. (Und dann kommen Schul bzw. Unipflichten, die man dafür vernachlässigt hat und auf einen angenehmen Tag folgt massiver Stress...)

Wie gesagt, ist aber eventuell auch wirklich eher ne regionale Problematik. Wenn die Mitspieler einfach nur 2 Häuser weiter wohnen ist das alles sicherlich weit einfacher.
 
Woran wird das "Goldene Zeitalter" in diesem Kontext an sich eigentlich bemessen?
Muss ja an sich nicht unbedingt ein Widerspruch zur "Stagnation", also mangelndem Fortschritt sein. Etwas hat sich bewehrt, wird darum nicht mehr weiter überdacht, geschweigedenn ernstlich innovativ modifiziert und...darum kommt nach dem goldenen Zenit der unvermeidliche Abstieg.


Dass die Systeme nicht weiterentwickelt werden, dürfte nicht soooo das große Problem sein (hätten die besser mal die Finger von der DSA-"Weiterentwicklung" gelassen), eher die Fülle des Angebots. Gut, damals™ gab es D&D oder DSA. Fertig! Aber was nehm ich heute? Was hat Zukunft und welches System wird einfach nicht mehr fortgeführt? Oder welches System nutze ich, um an meinem Wohnort die meisten Spieler zu finden? Gut, das ist Jammern auf hohem Niveau und ich nehme es wieder zurück. Aber ich selbst stelle mir gerade diese Frage vor dem Hintergrund eines Wiedereinstieges (bzw. bei meiner Queste, Sohnemann mit dem Virus zu infizieren).
 
Da stellt sich mir halt schon en bisschen die Frage: Gibt's hier auch "Provinzler", die in den 80ern/90ern das Hobby eher passiv betrieben haben? (sprich zwar Regelwerke/Settingbücher konsumieren. Spielen...in Ermangelung von Mitspielern eher nicht/sehr selten) Oder war das "Konvertieren" von Mitspielern leichter (weil mehr Kinder, tatsächlich weniger Alternativen für pure Phantasterei, ev auch wirklich mehr Zeit...)?

Du bist nicht allein. ;)
Ich habe 1994 das erste Mal von RPG gehört, aus einer PC-Zeitung, die ein Special zu Fantasy rausbrachte, eben mit Schwerpunkt Rollenspiel und Adventures, aber eben auch die ganze P&P-Geschichte und Literatruentwicklung beschrieb, auf der Video-CD waren auch Larp-Videos zu finden. Ich war Feuer und Flamme, nur war mit klar, daß ich mindestens noch 7 Jahre waren muß, bis dann endlich die Volljährigkeit und die damit verbunden Möglichkeit des Autofahrens da war, um selbst auf ein Larp zu gehen, weil auf dem Dorf eben nichts los war.
Spielgruppentechnisch habe ich zuerst versucht, meine Familie zu rekrutieren, was nicht gut lief, mit Schulfreunden bin ich mangels deren Interesses nicht über die Charaktererstelltung hinausgekommen. Hat mich aber insgesamt nicht davon abgehalten, alles Mögliche zu den Systemen, die mich interessierten, in die Finger zu bekommen. Ich hab die Sachen so oft gelesen, ich kann sie immer noch auswendig. Zum Spielen bin ich dann wirklich erst richtig mit 18 gekommen, als es eben die Möglichkeit gab, mit dem Auto in die nächste größere Stadt zu fahren und dort Anschluß an eine Spielgruppe zu finden.
 
Es ist so viel einfacher einen Abend freizuschaufeln als einen ganzen Tag.

Meine Gruppe schwimmt mittlerweile in Nachwuchs. Für uns ist es tatsächlich sogar unmöglich, einen ganzen Tag zu nutzen. Ein paar Stunden am Abend müssen ausreichen. Und auch dann ist es von der Tagesform der Kinder und der Eltern abhängig, wie der Abend verläuft. Vielleicht haben die Kleinen 'ne schlechte Nacht oder die Eltern schlafen ein, weil sie die paar Stunden Ruhe spontan nutzen, um Kraft zu tanken. Mit schlafenden Spielern oder putzmunteren, brabbelnden und die Würfel verschlingenden Kleinkindern ist um 22 Uhr kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Und vorausplanen lässt sich da schon gar nichts. :D
 
Da hat doch Fimbul mal auf Seite 7 des Threads einige Links mit Aussagen der Verlage gepostet. Wars dort in einem weiterführenden Link, den ich grad net finde? Ein Redakteur beschrieb dort, dass zur Zeit der Markteinführung von DSA die jährliche Auflage bei ca. 100.000 Einheiten lag. Das entspricht in der Anzahl einem wirklich super laufenden Brettspiel. Diese Brettspiele wurden mit dem gleichen Marketing wie DSA angeboten. Heute rechnen Verlage anscheinend mit RPG-Auflagen von 3.000 bis 5.000. Exemplaren, welche schwerpunktmäßig eher über den Versand- oder Buchhandel des Internets angeboten werden. Selbst wenn DSA heute mit einem Titel eine Auflagenzahl von 10.000 erreicht, wird das als großer Erfolg gewertet. Das ist doch ein Bruchteil der ursprünglichen Auflagenhöhe?

Hier wie in anderen Threads wird immer wieder auf die mangelnde Bereitschaft, Fähigkeit oder Möglichkeit verwiesen, dass sich Neueinsteiger in das Hobby einarbeiten. Sei es nun durch fehlende Freizeit, geänderte Gesellschaft oder die Konkurrenz zum Computer. Nur, müssten sich diese Faktoren nicht genauso auf den Umsatz der Brettspielindustrie auswirken?

Das war aber anscheinend nicht der Fall. Die Brettspielindustrie boomt ja weiterhin, ich meine gelesen zu haben, dass sie in den letzten Jahren sogar deutliche Zuwachszahlen verzeichnet. Das versuche ich mir gerade selbst zu erklären.
 
Hättest du den Thread im Tanelorn aufmerksam gelesen wäre dir aufgefallen das die Angabe einer Auflage von 100k+ durchaus als sehr optimistisch bezeichnet werden kann... Ist ja nicht so als hättest du den Thread nicht selbst hier her verlinkt.
 
Das war aber anscheinend nicht der Fall. Die Brettspielindustrie boomt ja weiterhin, ich meine gelesen zu haben, dass sie in den letzten Jahren sogar deutliche Zuwachszahlen verzeichnet. Das versuche ich mir gerade selbst zu erklären.


Wirklich? Für mich liegen die Gründe auf der Hand.

Brettspiele erfordern weniger Engagement als Rollenspiele. Die Regeln sind in der Regel kurz und schnell erklärt, und ein Spiel dauert nicht allzu lang. Es ist einfach, einen Kompromiss zu finden ("OK, wir spielen jetzt eine Runde Brettspiel A, das mag ich ja nicht so gern, dafür dann eine Runde Brettspiel B."), ein Brettspiele-Abend erfordert wenig Vorbereitung. Man braucht keine mehr oder weniger regelmäßigen Treffen, um z.B. Siedler zu spielen. Und es fordert weniger Vorstellungskraft, die meisten Brettspiele sind optisch halbwegs gut ausgestattet.

Und man schlüpft nicht in eine Rolle, die man spielt. Allein das ist für viele unangenehm, weil sie fürchten, sich zum Affen zu machen. Weil es ihnen komisch vorkommt. Vielleicht auch kindisch, Cowboy und Indianer spielt man im Kindergarten. Rollenspiel klebt für viele zu dicht am kindlichen Spiel, Brettspiele dagegen ist wie... Skat. Ein Spiel für Erwachsene. Hat Opa schon gespielt. In der Kneipe.

Brettspiele fordern insgesamt weniger... Commitment, versprechen aber trotzdem viel Spaß.
 
Das ist doch ein Bruchteil der ursprünglichen Auflagenhöhe?

Es wurden doch aber auch durchaus nachvollziehbare Gründe abseits von Stagnation genannt, warum DSA heute weniger vertickt, als damals. Zum Beispiel ist das Angebot vielseitiger. Wo auf dem deutschen Markt zu den Anfangszeiten von DSA in dem Bereich noch ein Monopol herrschte, ist dem heute einfach nicht mehr so. Nicht zuletzt auch dank der selbstständig möglichen, leicht zugänglichen Informationsbeschaffung durch das Internet, die es in der Form so vorher nicht gab. Das ist beileibe nicht alles, aber es ist ein Faktor von vielen. Und vollkommen plausibel.
 
Hättest du den Thread im Tanelorn aufmerksam gelesen wäre dir aufgefallen das die Angabe einer Auflage von 100k+ durchaus als sehr optimistisch bezeichnet werden kann... Ist ja nicht so als hättest du den Thread nicht selbst hier her verlinkt.

Teylen bezieht sich übrigens nicht auf den von Abaton23 verlinkten Thread, sondern auf jenen (Antwort #25, #29 und #32):

http://www.tanelorn.net/index.php/topic,87071.0.html

Die Aussage, daß im Ersterscheinungsjahr von DSA mehr als 100.000 Boxen verkauft wurden, stimmt durchaus. Lediglich die Annahme der DSA-Redakteure, daß an jeder Box vier bis fünf Spieler hingen und es damit zig hunderttausend Rollenspieler in Deutschland gegeben habe, ist hyothetisch.
 
Tybalt schrieb:
Wirklich? Für mich liegen die Gründe auf der Hand.

Brettspiele erfordern weniger Engagement als Rollenspiele. Die Regeln sind in der Regel kurz und schnell erklärt, und ein Spiel dauert nicht allzu lang. Es ist einfach, einen Kompromiss zu finden ("OK, wir spielen jetzt eine Runde Brettspiel A, das mag ich ja nicht so gern, dafür dann eine Runde Brettspiel B."), ein Brettspiele-Abend erfordert wenig Vorbereitung. Man braucht keine mehr oder weniger regelmäßigen Treffen, um z.B. Siedler zu spielen. Und es fordert weniger Vorstellungskraft, die meisten Brettspiele sind optisch halbwegs gut ausgestattet.

Und man schlüpft nicht in eine Rolle, die man spielt. Allein das ist für viele unangenehm, weil sie fürchten, sich zum Affen zu machen. Weil es ihnen komisch vorkommt. Vielleicht auch kindisch, Cowboy und Indianer spielt man im Kindergarten. Rollenspiel klebt für viele zu dicht am kindlichen Spiel, Brettspiele dagegen ist wie... Skat. Ein Spiel für Erwachsene. Hat Opa schon gespielt. In der Kneipe.

Brettspiele fordern insgesamt weniger... Commitment, versprechen aber trotzdem viel Spaß.
Und Brettspiele haben einen deutlich geringeren Wiederspielwert. Und werden deshalb vermutlich öfter ersetzt. Irgendwann hat man eben auch im spannendsten Brettspiel mal alle Taktiken gespielt oder sich an der Mechanik überfressen. Ich konnte damals nach spätestens einem Jahr kein Munchkin mehr sehen. Immer das Gleiche. Und bei allen (!) anderen Brettspielen hatte ich irgendwann das selbe Gefühl.
Bei Rollenspielen gibt es das auch, aber weißgott nicht so häufig. Shadowrun kommt mir beispielsweise nicht mehr in die Tüte. Und D&D auch nicht. Aber beide haben mich die ersten zehn Jahre meines Rollenspielerlebens begleitet. So lange hatte kein Brettspiel einen Platz an meinem Tisch.
 
Das haben Brettspiele witzigerweise mit Computerspielen gemeinsam. Da ist der Wiederspielwert auch geringer. Ich will nicht behaupten, dass ich Arkham City nie wieder anfassen werde, aber dann aus expliziten Gründen. "Nur mal eben Batman Feeling" bekomme ich beim neueren Arkham Origins auch. Und da gibt's jetzt noch ein paar Features, die mir besser gefallen.

Computerspiele und Brettspiele sind viel eher "Wegwerfen statt Recyclen", als Rollenspiel. Jedenfalls empfinde ich das so. Wir haben die letzten Wochen jetzt mal wieder Hunter the Reckoning gezockt. Alte Charaktere mit neuen vermischt. oWoD geht irgendwie immer, bei uns. Scheißegal, wie doof ich bestimmte Reglung mittlerweile finde und wie unübersichtlich die Bücher sind.
 
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