Zu Beginn der 1980er Jahre ließen Musiker aus San Francisco aus der Asche der in Ungnaden gefallenen Discomusik ein neues Genre auferstehen: den Hi-NRG (für "High Energy"). Anfangs vor allem in Schwulenclubs populär, fanden die wilden Beats dank zahlreicher Hits "made in Europe" rasch auch beim breiten Publikum Anklang.
Zu Beginn der 1980er Jahre schien die Discomusik tot und begraben – 1979 organisierte ein DJ zusammen mit Lobbys von Rock- und Country-Musik sogar eine „Disco Demolition Night“ bei einem Baseballspiel in Chicago. Für Diskotheken-Betreiber und eingefleischte Clubber war die Party aber noch lange nicht zu Ende ... 1981 entwickelte Patrick Cowley, ein Musiker aus San Francisco mit einer ausgesprochenen Leidenschaft für Synthesizer, aus der noch glimmernden Glut der Discomusik einen Abkömmling: den durch mechanische Beats und Technoklänge aufgepeppten Hi-NRG (für „High Energy“). Die erste Zielgruppe waren Schwulenclubs, zu den ersten prominenten Vertretern gehörten extravertierte Ausnahmekünstler wie die Dragqueens Divine und Sylvester. Die neue, unbändige Form der Discomusik ohne Geiger, Bläser oder andere „traditionelle“ Instrumente, also nur mit Synthesizern und Rhythmusboxen, verbreitete sich wie ein Lauffeuer über Kanada bis nach Europa. Dort wurde London zum Produktionszentrum. Dank zahlreicher internationaler Hits wie „High Energy“ von Evelyn Thomas, „Relax“ von Frankie Goes to Hollywood, „Venus“ von Bananarama sowie den ersten Hits von Kylie Minogue und Rick Astley war bald auch das breite Publikum erobert. Sogar Discoqueen Donna Summer sprang mit ihrem letzten weltweiten Hit „This Time I Know It’s For Real“ auf den Hi-NRG-Zug auf. Die Dokumentation zeigt auch die anderen europäischen Varianten der Bewegung, zum Beispiel in Deutschland mit Künstlern wie Sandra und Fancy oder in Italien mit der „Italo Disco“. Traurige Ironie der (Musik-)Geschichte: Diese neue, elektronische Form der Discomusik entfaltete sich in der Schwulenszene genau in dem Jahrzehnt, als diese von einer schrecklichen Epidemie getroffen wurde, die bald jede Partystimmung trübte: Aids.
Dokumentation (Belgien 2018, 52 Min)