yennico
John B!ender
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- 10. April 2008
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Angeregt durch diesen Thread poste ich meine für Cyberpunk 2020 relevanten Posts auch hier, da nicht jeder das SLA Forum liest.
Mit dem Thread und dem Probestatus hat bug auf jeden Fall das SLA-Board wieder zum Leben erweckt.
Mit dem Erscheinen der dritten Edition von CP 2020 hätte es möglicherweise zu Anstieg der Spieler- und Rundenzahlen kommen können, ich versuche eine Erklärung warum dieser Anstiegt nicht gekommen ist.
1. Cyberpunk 2020 wurde von der Zeit (oder von der Technik) überholt. Die Big Brother Show machte Überwachung vor. Überwachung, Amokläufe, Medienpräsenz, etc. heutzutage lassen es wie ein Teil von Cyberpunk erscheinen. Cyberpunk ist zum einem zu realitätsnah und auch zum anderen zu realitätsfern, da es bestimmte technische Entwicklungen nicht vorhersehen konnte. Damit sinkt insgesamt der Coolness-Faktor von Cyberpunk.
2. In den USA geht es einigen schlecht, so dass sie sicherlich nicht ein Cyberpunk-artiges RPG spielen wollen.
Wenn es den Leuten wieder besser geht und sie Hoffnungen haben, werden sie sich vielleicht wieder einen kaputten, düsteren RPG-Setting zuwenden.
In Deutschland führt die wirtschaftliche Lage, seit Jahren sinkender Nettolohn, dazu, dass man sich weniger leisten kann. Also auch weniger Rollenspielbücher. In schlechten Zeiten ist mit Cyberpunk RPGs nicht wirklich Geld zu verdienen, denn Escapismus ist auch ein Verkaufsfaktor. Wer spielt Dark Future, wenn er die schon privat hat.
Zwar auf SLA gemünzt, aber für Cyberpunk genauso richtig:
3. Ein Hauptproblem von Cyberpunk ist, dass es seit langem keine neuen Spieler mehr angezogen hat. Die Fanbasis stirbt langsam weg, denn Fans der ersten Stunde werden alt, haben andere Verpflichtungen und kommen nicht mehr oder nur noch selten zum Spielen. Ein SL muss genug Spieler für eine Runde finden. Findet er für Cyberpunk nicht genug Spieler, versucht er ein anderes System.
Rollenspieleinsteiger fangen ja nicht direkt mit Cyberpunk spielen an. Je weniger Cyberpunk-Spieler und -Runden es gibt, desto weniger werden neue Mitspieler rekrutiert.
Ist Cyberpunk 2020 nicht durch SLs auf Cons oder laufende private Runden im Rollenspielumfeld von vielen Rollenspielern präsent, kann man auch keine neuen Spieler gewinnen. So beginnt ein Teufelskreislauf. Denn noch weniger potenzielle Spieler bedeutet noch weniger Runden. Noch weniger Runden bedeutet noch weniger positive Werbung durchs Spielen für Cyberpunk und noch weniger Posts in B!.
4. Cyberpunk wird insgesamt seltener gespielt. Inzwischen sind die Spieler von damals keine Studenten mehr sondern, wenn sie Glück haben, hart-arbeitende Mitmenschen, die Überstunden machen müssen, damit sie ihren Job behalten oder Zulagen, die sie dringend zum Überleben brauchen, bekommen. Zeit ist inzwischen ein kostbares Gut geworden. Früher spielte man wöchentlich. Heute spielen viele Runden nur noch 1x/Monat. Je seltener man spielt, desto weniger Material für die Spielrunde wird generiert.
Generell erhöht eine eigene Gruppe den Druck meistens nur auf den SL sich mit diesem System mehr zu beschäftigen und so Ideen, Abenteuer, etc. für die Runde zu liefern. In wie weit man diese aber der Öffentlichkeit präsentieren kann, will, etc. ist etwas anderes. Die Form, in der der SL seine Ideen, Abenteuer notiert oder auch nicht notiert ist SL-abhängig. Ich leite Abenteuer oft spontan aus eigenen gedanklichen Ideen heraus, so dass es vor der Session wenige bis fast keine Aufzeichnungen gibt. Nach der Session bin ich aber zu faul, das Abenteuer, selbst wenn es extrem gut gelaufen ist, aufzuschreiben.
(Beruflicher) Stress stoppt die Kreativität. Eigene finanzielle und berufliche Sorgen und Ängste ebenso. Als Student hatte man bis zum Diplom mehr oder weniger eine gesicherte Existenz. Heutzutage haben viele RPG Spieler eine eigene Familie und vielleicht Kinder, da wird ein Nebenjob angenommen, damit mehr Geld in der Kasse ist oder die Zeit statt RPG Material für seine Freunde zu schreiben zum Spielen mit den eigenen Kinder genutzt.
Die Prioritäten haben sich eindeutig verschoben. Auch wenn RPG Material schreiben Spaß macht, wird es unter dem Nutzenaspekt gesehen. Cyberpunk Material produzieren kostet Zeit und bringt keine Kohle.
5. Früher gab es viele Cyberpunk 2020 Websites mit viel Material. Inzwischen gibt es von diesen vielen Websites, so fern sie noch überlebt haben, einige, aber von den meisten liegt ihre letzte Aktualisierung Jahre zurück. Sicherlich gibt es noch ein paar Unverbesserliche, die ihre Sites pflegen, aber diese Personen haben sich entweder Cyberpunk mit Leib und Seele verschrieben, sind sehr kreativ oder spielen es noch aktiv.
Ich sage nicht Cyberpunkspiele sind tot, sondern Dark Future Spiele sind tot. Cyberpunk ist für mich einer der prominentesten Dark Future Spiele.
Mit dem Thread und dem Probestatus hat bug auf jeden Fall das SLA-Board wieder zum Leben erweckt.
Mit dem Erscheinen der dritten Edition von CP 2020 hätte es möglicherweise zu Anstieg der Spieler- und Rundenzahlen kommen können, ich versuche eine Erklärung warum dieser Anstiegt nicht gekommen ist.
1. Cyberpunk 2020 wurde von der Zeit (oder von der Technik) überholt. Die Big Brother Show machte Überwachung vor. Überwachung, Amokläufe, Medienpräsenz, etc. heutzutage lassen es wie ein Teil von Cyberpunk erscheinen. Cyberpunk ist zum einem zu realitätsnah und auch zum anderen zu realitätsfern, da es bestimmte technische Entwicklungen nicht vorhersehen konnte. Damit sinkt insgesamt der Coolness-Faktor von Cyberpunk.
2. In den USA geht es einigen schlecht, so dass sie sicherlich nicht ein Cyberpunk-artiges RPG spielen wollen.
Wenn es den Leuten wieder besser geht und sie Hoffnungen haben, werden sie sich vielleicht wieder einen kaputten, düsteren RPG-Setting zuwenden.
In Deutschland führt die wirtschaftliche Lage, seit Jahren sinkender Nettolohn, dazu, dass man sich weniger leisten kann. Also auch weniger Rollenspielbücher. In schlechten Zeiten ist mit Cyberpunk RPGs nicht wirklich Geld zu verdienen, denn Escapismus ist auch ein Verkaufsfaktor. Wer spielt Dark Future, wenn er die schon privat hat.
Zwar auf SLA gemünzt, aber für Cyberpunk genauso richtig:
Zudem kommt die heutige Zeit daher und pfuscht in die Rezeption der vielleicht damals eher noch als "cool" und "krass" geltenden Setting-Elemente reinAS IST UNSERE WELT! (Minus Magie und fremden Rassen - aber nimm einfach statt dessen Esoterik, Sekten, und Überfremdung, dann paßt es wieder.)
Die soziale Schere ist weiter offen denn je. - Und verdammt viele LEIDEN heutzutage darunter! Auch die, denen es (noch) gut geht, weil sie nicht wissen, wie lange noch!
In solch einer Zeit der ständigen und ganz realen Drohung eines schweren sozialen Abstiegs in ein aus ideologischen Gründen mehr und mehr zerrüttetes und zerlöchertes Soziales "Netz", welches nur noch aus Löchern ohne Tragkraft besteht, ist die Attraktivität eines solchen fiktiven, überzeichneten Settings wie SLA deutlich geringer geworden.
Cyberpunkiges und soziale Dystopien kommen am Besten, wenn die Leute SATT sind und einen GRUND suchen "es sich mal wieder dreckig ergehen zu lassen" (aber bitteschön nur den Charakteren im Spiel!).
Geht es den Leuten beschissen, dann zieht die HEILSAME Idylle einer Fantasy-Welt, in der der Mut des Einzelnen noch etwas zählt, in der man HELD ist und nicht einfach nur ein weiteres namenloses Rädchen, das nicht beachtet wird - oder, wenn es nicht mehr rund läuft, auf den Schrott geworfen wird.
Die Pulp-Spiele-Renaissance kam ca. 2003 so langsam auf. Es wurden damals immer mehr Spiele, die "leichtherzigeres" Spiel statt "Tiefgang" oder Emo-Jammertälern geboten haben.
Die "Schluß mit Lustig"-Mentalität, die sich in NDE-Spielen und erst recht (weil englisch, daher krasser und brutaler als andere) in SLA und a/state und anderen Rollenspielen darstellte, stammt aus einer Zeit, wo die ALLTAGS-VERZWEIFLUNG noch nicht so brutal war.
Wenn eh schon der Alltag scheiße ist, dann braucht man das nicht auch noch ins Extrem aufgedreht im Rollenspiel. - Und SLA als Setting dreht die Regler auf Anschlag.
Der Menschenschlag, der in heutigen Zeiten solche Depri-Erlebnisse der eigenen Bedeutungslosigkeit im Spiel erleben will, dürfte eine deutliche Minderheit der Rollenspieler darstellen.
Eine Realität, die so unmenschlich wird, daß man ihrer GERNE entflieht, fördert nicht gerade das Bedürfnis nach dem Spielen von "kleinen namenlosen Rädchen, die unbarmherzig zerrieben werden von einer Konzernmaschine ohne Seele und ohne Gewissen".
Man schaue sich neben den frühen Pulp-Spielen mal die in letzter Zeit geradezu wie Pilze aus dem kreativen rollenspielerischen Nährboden schießenden Sword&Sorcery- und Sword&Planet-Spiele an.
Da sind noch RICHTIGE Männer und RICHTIGE Frauen dabei der Welt IHREN Stempel aufzudrücken. Der Einzelne ist es, der den Unterschied macht. Es ist die Tat des Einzelnen, des HELDEN, die ganze Sternenreiche erhalten oder zugrunde gehen lassen kann.
In Sword&Sorcery ist JEDER ein Mr. Slayer - nur seiner eigenen Moralvorstellung folgend. - Jedoch mit dem Unterschied, daß JEDER auch den SYMPATHIE-Anspruch hat. Jeder HELD ist, wenn auch brutal und rücksichtslos, so doch SYMPATHISCH. Es ist ein Kerl, wie Du und Ich, den es hier nackt und schutzlos auf den Mars mit seinen Aliens verschlagen hat, und der sich die schärfsten Weiber anlacht und sich nur kraft seiner inneren Aufrichtigkeit, seiner inneren UNZERSTÖRBARKEIT und seines WILLENS niemals aufzugeben in der Welt durchsetzt.
Diese Art Spiele sind aktuell immer beliebter und treffen ganz offensichtlich eher den Nerv der Zeit, als depressiv-hoffnungslose Industrie-Unmenschlichkeits-Settings.
"Die Retro-Welle" betrifft ja auch nur Spiele, die eben NICHT so herunterziehend, so hoffnungsloskeitsorientiert sind, sondern die OPTIMISTISCH sind. - Traveller: Entdecke neue Welten! Mache Deinen Weg in einem weiten Universum. - D&D-Retro-Klone: Sei einfach der beste Krieger, Magier, Priester, Dieb, der Du sein kannst. Such Dir Deinen Weg in dieser idyllischen Fantasy-Welt selbst, bewahre sie vor den ZWEIFELSFREI Bösen, werde zum Helden - Du hast IMMER eine FAIRE Chance!
SLA: Das persönlich zugängliche Universum ist ein GEFÄNGNIS. Und Du hast NIE eine Chance. Eine faire schon gleich garnicht. - Zumindest ist das MEIN Eindruck vom SLA-Setting.
Und das ist so ziemlich so "anti-retro", wie es nur gehen kann.
Die Frage, wie tot SLA Industries im Moment ist - also IM MOMENT (heute, in dieser Zeit der Depressionen) - kann man nur mit tot. Und zwar ganz. - Was sich noch an SLA zu bewegen scheint, das sind die unentwegten Würmer, die für scheinbare Bewegung sorgen, während sie sich vom Fleische des Kadavers ernähren.
Wenn sich die Zeiten ändern, wenn man niederschmetternde Hoffnungslosigkeit wieder besser erträgt, dann könnte man auch mal wieder SLA ausgraben und das Spiel dort als ABWECHSLUNG zum Alltag erleben. - Aktuell ist jedoch der Alltag für viele BITTER genug, so daß man gerne mal einen anderen Geschmack kosten möchte.
3. Ein Hauptproblem von Cyberpunk ist, dass es seit langem keine neuen Spieler mehr angezogen hat. Die Fanbasis stirbt langsam weg, denn Fans der ersten Stunde werden alt, haben andere Verpflichtungen und kommen nicht mehr oder nur noch selten zum Spielen. Ein SL muss genug Spieler für eine Runde finden. Findet er für Cyberpunk nicht genug Spieler, versucht er ein anderes System.
Rollenspieleinsteiger fangen ja nicht direkt mit Cyberpunk spielen an. Je weniger Cyberpunk-Spieler und -Runden es gibt, desto weniger werden neue Mitspieler rekrutiert.
Ist Cyberpunk 2020 nicht durch SLs auf Cons oder laufende private Runden im Rollenspielumfeld von vielen Rollenspielern präsent, kann man auch keine neuen Spieler gewinnen. So beginnt ein Teufelskreislauf. Denn noch weniger potenzielle Spieler bedeutet noch weniger Runden. Noch weniger Runden bedeutet noch weniger positive Werbung durchs Spielen für Cyberpunk und noch weniger Posts in B!.
4. Cyberpunk wird insgesamt seltener gespielt. Inzwischen sind die Spieler von damals keine Studenten mehr sondern, wenn sie Glück haben, hart-arbeitende Mitmenschen, die Überstunden machen müssen, damit sie ihren Job behalten oder Zulagen, die sie dringend zum Überleben brauchen, bekommen. Zeit ist inzwischen ein kostbares Gut geworden. Früher spielte man wöchentlich. Heute spielen viele Runden nur noch 1x/Monat. Je seltener man spielt, desto weniger Material für die Spielrunde wird generiert.
Generell erhöht eine eigene Gruppe den Druck meistens nur auf den SL sich mit diesem System mehr zu beschäftigen und so Ideen, Abenteuer, etc. für die Runde zu liefern. In wie weit man diese aber der Öffentlichkeit präsentieren kann, will, etc. ist etwas anderes. Die Form, in der der SL seine Ideen, Abenteuer notiert oder auch nicht notiert ist SL-abhängig. Ich leite Abenteuer oft spontan aus eigenen gedanklichen Ideen heraus, so dass es vor der Session wenige bis fast keine Aufzeichnungen gibt. Nach der Session bin ich aber zu faul, das Abenteuer, selbst wenn es extrem gut gelaufen ist, aufzuschreiben.
(Beruflicher) Stress stoppt die Kreativität. Eigene finanzielle und berufliche Sorgen und Ängste ebenso. Als Student hatte man bis zum Diplom mehr oder weniger eine gesicherte Existenz. Heutzutage haben viele RPG Spieler eine eigene Familie und vielleicht Kinder, da wird ein Nebenjob angenommen, damit mehr Geld in der Kasse ist oder die Zeit statt RPG Material für seine Freunde zu schreiben zum Spielen mit den eigenen Kinder genutzt.
Die Prioritäten haben sich eindeutig verschoben. Auch wenn RPG Material schreiben Spaß macht, wird es unter dem Nutzenaspekt gesehen. Cyberpunk Material produzieren kostet Zeit und bringt keine Kohle.
5. Früher gab es viele Cyberpunk 2020 Websites mit viel Material. Inzwischen gibt es von diesen vielen Websites, so fern sie noch überlebt haben, einige, aber von den meisten liegt ihre letzte Aktualisierung Jahre zurück. Sicherlich gibt es noch ein paar Unverbesserliche, die ihre Sites pflegen, aber diese Personen haben sich entweder Cyberpunk mit Leib und Seele verschrieben, sind sehr kreativ oder spielen es noch aktiv.
Ich gehe nicht davon aus, dass die Thread- oder Postanzahl bei RPGs des Genres Cyberpunk in Zukunft (massiv) oder SLA im speziellen steigen wird. Eher das Gegenteil.
Ich stelle mir die Frage, ob man nicht alle Cyberpunkartigen RPGs: Cyberpunk, SLA, Blue Planet nicht als Unterboards eines Cyberpunk Genre Boards packt. Viele am Genre Cyberpunk interessierte lesen auch Threads der anderen System-Boards.
Ein Grund warum ich bei B! bin ist die Tatsache, dass ich hier Boards zum Genre Cyberpunk finde (ob das jetzt Cyberpunk 2020, SLA oder Blue Planet ist, letztere beiden lese ich nur, SR lasse ich wegen seiner Weiterentwicklung bewusst weg). Ich muss die Threads nicht wie in Tanelorn entweder aus einen großen Sammelboard rauspicken oder per Suchfunktion finden. Wenn SLA, Blue Planet und Cyberpunk (alles drei nicht extrem aktive Foren) im Andere RPG-Systeme Board landen unterscheidet sich B! in dem Punkt nicht von Tanelorn.
Ich finde den Probeforumstatus von SLA berechtigt. Ich sehe das Ganze aber eher Genre Cyberpunk typisch, so dass man sich in diese Richtung verstärkt Gedanken machen sollte.
Ich sage nicht Cyberpunkspiele sind tot, sondern Dark Future Spiele sind tot. Cyberpunk ist für mich einer der prominentesten Dark Future Spiele.