AW: Wie lieb muss man seine Charaktere haben?
Also so wie in den Fallout Spielen wo man bisher immer in einer Strahlungsfreien und Sauberen Umgebung aufgewachsen ist (einer Vault) und dann in eine Verstrahlte Welt kommt in der alle welt über Strahlung klagt und man eigentlich ein haufen Anti Rad zeug findet, und Ausrüstung in kisten rumliegt?
Ja, genau so. Ein Typ der eigentlich von Strahlung nur das weiß, was er aus den Heftchen und Filmen mit dem lustigen Maskottchen kennt, krepiert am Ende elendig an der Strahlung. Natürlich ist die Handlung kewler, wenn er vorher die Welt rettet, aber die Handlung muss nicht unbedingt kewl sein.
Oder das man in Shadowrun statt wie es logisch wäre, nicht als Magisch begabter Charakter sich vor die Konzerntüre stellt und das 6 stellige Monatsgehalt und die Penthouse Wohnung abgreift einfach nur weil man das glück hatte als Magier geboren wurde, sondern stattdessen mit seinen Kumpels eine Verbrecher oder Ganger karriere anstrebt?
Das finde ich allerdings auch ein wenig unsinnig. Ich habe zwar die Regeln daheim, aber aus zeitmangel nie SR geleitet. Wenn jemand bei mir einen Magier spielen würde, würde ich ihn aber wohl wirklich entweder in der Vorbereitung oder später Ingame fragen, warum er nicht für einen Konzern arbeitet.
(und mit weniger als 2 Sekunden nachdenken habe ich schon erste Ideen woran das liegen könnte...)
Und wieso müssen Rollenspiele eigentlich anders als Filme sein?
Wer sagt denn, dass sie anders sein
müssen?
Grundsätzlich ist aber ein Buch ein Buch, ein Film ein Film, usw. Und genauso wie die Filmadaption eines Buchs anders ist als das Buch, weils eben ein anderes Medium ist, bietet eben auch das Medium "Rollenspiel" andere Möglichkeiten, z.B. das man noch tiefer in die Geschichte eintauchen kann, weil man sich frei in dieser bewegen und sie beeinflussen kann. Mich frei in der Fallout-Welt bewegen zu können, wirkliche Entscheidungsfreiheiten zu haben (nicht nur 5 Dialogoptionen) in der Gestalt einer selbstgewählten Figur (Beispiel: 32-jährigen Ärztin mit 2 Kindern) - das macht für mich den Reiz am Medium Rollenspiel aus. Und dann will ich auch echtes intensives Postnuc-Flair. Inklusive Strahlung und Trinkwasserknappheit.
Ein PC-Game kann das gar nicht so intensiv leisten, weshalb ich dort zum Ausgleich, wenn die Geschichte schon vorgegeben ist, wenigstens ne richtig coole Geschichte erwarte. Beim Film das selbe.
Also: Filme und PC-Games railroaden ohne Ende. Und Railroading kann zwar auch unterhaltsam sein, aber dann brauchts eben richtig gute Szenenbilder und ne gute Geschichte.
Bei FO ist es sogar nochmal etwas anders, weil es schon sehr viele Freiheiten bietet:
Natürlich will ich bei Fallout den Wasserchip finden - aber der Hauptquest wird bei mir jedesmal zur Nebensache. Wenn man ihn weglassen würde würde mir nix fehlen. Ich will einfach mit fiesen Gangs kämpfen, alte Bunker erforschen und schwarzen Humor erleben.
Wegen des Durchspieles spiele ich gerade FO garnicht - ich bin jedesmal enttäuscht, wenns aus ist.
Am Ende eines Rollenspiels ist der Charakter mMn tot oder verabschiedet sich zumindest in den Ruhestand - sonst ist es nicht zu Ende.
Und in einer verstrahlten dreckigen Welt, fände ich einen verstrahlten dreckigen Tod sogar passender als einen echten Heldentod.
Und trotzdem sitzt man nicht in diese Filme um dann den Hauptdarsteller an ner Rad dosis sterben zu sehen, zumindest nicht bevor er nicht den Tag gerettet hat, wie auch immer das Aussehen mag.
Ich fände das mal ne ziemlich gute Abwechslung. Der Held erkrankt am Anfang des Films und stirbt vor der entscheidenden Schlacht. Die guten verlieren. Alles wofür der Held gekämpft hat war umsonst...
Oder doch nicht? Auch wenn diese Schlacht verloren ist, bleibt er in den Erinnerungen derer, die ihn gekannt haben und die Folgen seiner guten Taten leben fort. Er hatte zwar nie den Ruhm ernten können, den er verdient hatte doch wir wissen: Er war ein Held.
(und jetzt setzt eine kraftvolle heroische Musik ein)
Was für ein Film... Ich will ihn sehen.
Wäre ein Film wie Bicentennial Man wirklich interessant gewesen wenn am ende nicht doch die Anerkennung gestanden wäre? Ich meine es ist für den Film eigentlich vollkommen unerheblich ob er letztendlich anerkannt wird und doch.. letztendlich wäre es unbefriedigend gewesen wenn der Kampf fruchtlos gewesen wäre.
Nein. s. das Beispiel oben.
Und nö, ich kauf dir nicht ab das du nur deshalb verzweifelt versucht hast den Tod deines Spielcharakters durch neuladen diverser Saves zu verhindern weil du die Welt kennen lernen wolltest, sondern ich glaube das war einfach deshalb weil du kein solches Ende für ihn haben wolltest, sondern wolltest das er den Tag rettet, weils eben nun mal der Held der Geschichte war.
Glaubs mir einfach. Oder lass es, aber dann schreib mir nicht. Ein gewisses Maß an Akzeptanz sollte man für die Meinungsäußerungen des anderen schon an den Tag legen können.
Glaub mir: Meine Meinung entspricht tatsächlich meiner Meinung.
Wenn das Spiel letztendlich immer auf den Tod des Charakters hinausläuft wärs mindestens genau so cool. Allerdings hätte ich dann gerne ein schön animiertes Sterbevideo und die "was danach geschah"-Zusammenfassung, die einfach zu den besten Ideen des Spiels gehört.
Leider ist das Spiel darauf ausgelegt, dass der Charakter nicht stirbt - wie wohl jedes PC-Spiel von den Sims mal abgesehen. Wenn man also alles vom Spiel sehen will, darf man nicht sterben. Oder muss neu laden.
Ich glaube da machst du dir was vor, vorallem auch deshalb weil dank deines Posts eben nicht der eindruck entstanden ist das der Tod durch die Strahlenvergiftung befriedigendes Ende für den Charakter war, sondern eines das sich absolut nicht vermeiden ließ aufgrund einer Nachlässigkeit des Spielers und entsprechend war es extrem unbefriedigend.
Hmmm... jein.
Mein spielerischer Ehrgeiz war natürlich auch noch nicht gestillt. Ich wollte natürlich den Wasserchip holen. Natürlich wollte ich das Spiel durchspielen.
Aber die Geschichte des Charakters war auch so schon spannend und vor allem tragisch genug.
Und hier kann ich zumindest in der Sichtweise wie ich P&Ps spiele/leite keine Brücke schlagen. Denn im P&P geht es bei mir nicht darum ein vorgegebenes Ziel zu erreichen. Der SC lebt bis er stirbt. Fertig. Somit ist spielerischer Ehrgeiz immer auf Einzelereignisse oder eher auf eine größere Idee gerichtet. Und wenn der SC nicht unsterblich ist, wird er irgendwann eben sterben ohne das letzte erreicht zu haben... außer er hat vorher alles erreicht was er will und setzt sich zur Ruhe.
Aber einen SC ohne Ziele zu spielen ist wohl eher die Ausnahme, weshalb dies dann wohl ebenfalls das Ende des SCs wäre.
Und ob diese Nachlässigkeit seitens des Spielers nun ein Patzer, ein Missverständnis mit dem Spielleiter, dessen Willkür oder irgendeinen anderen Grund hat weshalb der Charakter nun in einem Moment stirbt in dem der Spieler nicht zustimmt, ist irgendwie unerheblich. Es wird nicht befriedigend sein für den Spieler und ihm queer im Magen liegen. Manchmal mehr manchmal weniger.
Wow. Wir können uns doch noch einigen. Ich hab nämlich nie von SL-Willkür geredet. Wenn die Spieler sich gegen sinnloses sterben und für Heldentode aussprechen, dann spielen wir eben nur Heldentode.
Das ist einfach ein Teil des Setting bzw. seiner Umsetzung. Genau wie ich mit den Spielern die gewünschte Grundstimmung ("Horror", "Melancholie", "Action",...) durchspreche, besprechen wir eben auch, wie die SCs sterben können.
Einstimmige Meinung meiner aktuellen Runde:
Wenn die wirklich sterben müssen, dann sterben sie eben.
Sind allerdings auch Vampire... die sterben meist eh eher spektakulär.