Cthulhu-Mythos Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

Jamin

lebhafter Bücherwurm ;)
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Falls das hier schon diskutiert wurde, bitte einfach auf den Link verweisen. ^_^

Was mich zu diesem Thread bewegt: Ich fand CoC schon seit Jahren faszinierend, hatte es bis jetzt aber erst 2-3 mal gespielt. Nun leite ich frisch eine Kampanie. Dazu habe ich mich natürlich angefangen zu informieren. An Spielhilfen habe ich das Spieler-Handbuch, das Spielleiter-Handbuch und das Necronomicon gelesen; an Lovecraft-Geschichten erst eine Anthologie ("In der Gruft", Suhrkamp).

Vor allem beim Lesen des Spiellerter-Handbuches undd es Necronomicons bin ich über viele Inhalte gestoßen, die nach meine Auffassung nicht in den Mythos passen. Egal wie richtig ich in der Auffassung liege, habe ich mir in Kompination mit den schon gelesenen Geschichten die Frage gestellt, ob wirklich alles, was da in CoC gepackt wurde, eigentlich wirklich zum Cthulhu-Mythos gehörig geschrieben wurde oder wieviel da in den mythos hineingepackt wurde, weil es von Laovecraft und von ihm inspierierten Autoren geschrieben wurde. Ich bezweifle derzeit also, dass Lovecraft wirklich so viel mit einer zusammenhängenden Mythologie im Hinterkopf geschrieben hat und vieles davon in eigentlich unterschiedlichen Mythologien oder Gedankenwelten beheimatet ist. Trotzdem wurde dies dann wohl zu einem Mythos zusammengefasst, womit Dinge zusammengebracht worden, die nicht aus der selben Gedankenwelt stammen, was natürlich die Homogenität nimmt (mal ganz außenvor gelassen, ob man diesen Griff gut findet oder nicht).

Meine Frage wäre nun, ob ihr das ähnlich wahrnehmt und vor allem, ob es dazu Abhandlungen gibt wie sehr Lovecraft selbst das als einen Mythos aufgefasst hat oder nicht. Könnt ihr dazu ein gutes Buch empfehlen?

Naja, falls hier das leute ähnlich sehen, wäre die Frage, wie ihr damit umgeht. Ich werde wohl meine CoC-Welt ein wenig abspecken und wieder für mich attraktiver machen - mir hat diese von mir so empfundenen Überladung und Vermengung ein wenig die Lust an CoC genommen, die ich so wieder verstärken möchte, da mir die Spielidee immer noch ziemlich gefällt, ich aber mit der Hintergrundsgeschicht in einigen Punkten nicht einverstanden bin.
 
AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

ich denke das abspecken ist in sofern intendiert, dass man ja nie den ganzen Mythos in eine kampagne packt, sondern die um einen mythosaspekt herum konzentriert. dementsprechend istd er mythos -wie ich ihn auffasse- ja eher dazu ausgelegt als inspirationsquelle für die bedrohung zu dienen und einen etwas stimmigeren bedrohungshorizont aufzubauen. der ganze mythos soll ja weder auf einen schlag auf die welt niederprasseln, noch den spielern ansatzweise bewusst werden.

dass der mythos dabei 'frei' erweitert wurde ist meines wissens offiziell und erstmal kaum ein problem für mich. allerdings muss ichs agen dass ich cthulhu eha ls ein rollenspiel betrachte dass man intensiv aber selten spielt. die unzählbaren settings, regionalia etc. überspannen den stoff meines Erachtens. Du kannst eben cthulhu als hauptsetting spielen und so den mythos zu etwas alltäglichen amchen, dessen interesse dann mehr in der bespielten zeit, dem bespielten ort etc. liegt, als dem mythosaspekt...

alles in allem: Logiklücken habe ich nie egsucht und muss auch nicht mit umgehen. der mythos ist fürmich ein mythos der in den teilen die ich aufgreife eine gewisse konsistenz wahren sollte...
 
AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

Du hast recht. Lovecraft hat seinen "Mythos" gar nicht so gewollt geschrieben. Er hat halt je nach Geschichte einen passenden Grossen Alten/kosmisches Grauen/monströse Entität dazu geschrieben.
Im Lauf der Zeit sind natürlich immer wieder die "Kernelemente" vorgekommen - Shub-Niggurath, Nyarlathotep, Dagon usw.
Viele Autoren standen damals in Briefwechsel mit HPL, die haben diese Geschichtne und damit den "Mythos" ausgebaut.
Die ganzen Großen Alten und Co. waren niemals hierarchisch oder sonstwie angeordnet. erst August Derleth brachte ein "System" in die lovecraftschen Götter, ein system, das zu Recht von vielen bekritelt wird - der "Mythos" von HPL lässt sich meiner Meinung nach nicht schubladisieren.
Fürs Rollenspiel sind natürlich weitere "Monster" dazu gekommen. Damit ergibt sich im CoC Rollenspiel ein Konglomerat von Göttern und Wesenheiten, das nur bedingt mit HPL zu tun hat.

Ich handhabe das so: ich bediene mich da und dort von den Quellen der cthuloiden Monster, und der "Mythos" in meinen Spielrunden ist eigentlich undurchschaubar, so dass sich die Frage nach einem geordneten mythologischen Hintergrund eigentlich gar nicht stellt.

Im SpielleiterHandbuch gibts glaube ich einen Abschnitt der auf dieses Thema eingeht.
 
AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

Der Mythos wurde ja nicht nur von Lovecraft geschrieben. Er hat selber ja etliche Autoren dazu aufgefordert daran teilzunehmen, zu erweitern, neue Aspekte einzubringen. Homogenität kann man da wohl kaum erwarten.
 
AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

Jamin, es wäre definitiv besser erstmal HPLs Werk und dann den Mythos zu verstehen.
Und dann CoC zu spielen/leiten.
Denn der Mythos ist nicht von HPL allein.
 
AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

evtl. ist da interessant das gerade "H.P. Lovecrafts kosmisches Grauen" bei 2001 für 2,50 raus geht...
ich denke dass da manche essays auch auf das konsistenzproblem eingehen, hab aber erst einen kurzessay gelesen...
 
AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

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AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

Also erst einmal vielen Dank für die interessanten Antworten.
Das Konsitenz-Problem durch veiel Autoren ist natürlich klar, aber ich meinte eher etwas anderes: Die Inhomogenität bezog ich jetzt nicht auf die Götter - das finde ich noch gut zusammenpassend -, sondern eher darin, dass da was-weis-ich für eine Rasse mit was-für-ich für Kräfte und Artefakten dazukommt, weil das mal in irgendeiner Geschichte vorkam. ich frage mich dann aber: War die Geschichte wirklch als Teil des Mythos gedacht? Sprich: Mir geht es mehr um die Probleme, die schon durch die Vereinigung von reinen Lovecraft-Geschichten entsteht, da man anscheinend fast alle im Mythos angesiedelt behandelt, dabei arbeitet ein Autor doch nicht nur in einer Welt. Vor allem soll ja Lovecraft von Träumen inspiert gewesen sein und die sind ja eher nicht in solchen vorgefertigten Katgorien wie einem einheitlichen Mythos.

Btw.: Natürlich ich klar, dass die Spieler nicht alles vom Mythos erfahren werden, aber ich als Spielleiter muss doch eine Welt hintendranstehen haben, egal, ob davon alles drch die SCs erfahrbar ist oder nicht, da das große Ganze die Leinwand zum "bespielen" liefert.
 
AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

Sprich: Mir geht es mehr um die Probleme, die schon durch die Vereinigung von reinen Lovecraft-Geschichten entsteht, da man anscheinend fast alle im Mythos angesiedelt behandelt, dabei arbeitet ein Autor doch nicht nur in einer Welt.

Naja, da ist schon ein roter Faden durch alle HPL Lovecraft Geschichten erkennbar. Und sogar in seiner zweiten welt, den Traumlanden, greift HPL auf die Wesen und den Mythos in den anderen Novellen zurück.
Welche Geschichten meinst du da speziell, die nicht im Mythos angesiedelt sind?
 
AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

Lovecraft selber hatte schon keinen "Mythos" im Sinn, ich denke daher kommt deine Frage.
Er selber hat schon nicht mit einem konsistenten Hintergrund im Kopf geschrieben.

Ich halte es eher so: Lovecrafts Erzählungen stehen für mich losgelöst vom Rest da. Der Mythos und das RPG ist für jeden da und bietet dir Hints & Tipps, was du dann übernimmst ist deine Sache. So verhält es sich auch mit den Rassen.

Ich finde beides, Lovecrafts Originale und den ganzen Rest für sich genommen faszinierend. Nur beides in einen Topf schmeißen sollte man nicht.

Genieß seine Stories, hol dir da Anregungen und benutze für das Spiel dne Mythos, das RPG, die Filme, die Computergames und was weiß ich was es alles gibt.

cheers
 
AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

Ich hab mich jetzt endlich etwas intensiver mit lovecraft beschäftigen können. Hab oben genanntes Büchlein gelesen und auch etwas augenmerk auf diese konsistenzfrage gelegt.

in benannten buch auf S.128 findet sich in Fußnote 2 der Verweis auf einen Essay von Jens Malte Fischer ("Produktiver Ekel. Zum Werk Howard Phillips Lovecraft" erschienen in: "Phantastik in Literatur und Kunst), in dem dieser auf die fehlende innere Kohärenz näher hingewiesen habe.

nun, davon ab könnte gerade dir eine literaturwissenschaftliche Lovecraft beschäftigung etwas fürs HPL-Rollenspiel bringen.
 
AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

Ich habe mittlerweile von Michel Houllebecq "Gegen die Welt, gegen das Leben" (deutsche Übersetzung) über sein Leben gelesen, Da wird die Inkonsistenz auch erwähnt.
 
AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

Naja, aber mal ehrlich: welcher Charakter wird sich wohl rühmen können, den Mythos nach Gesichtspunkten wie kohärent und logisch ordnen zu können?
Ich meine, gerade der Mythos, der definitiv nicht dafür gedacht ist, vom menschlichen Geist verstanden zu werden, muß nun nicht tabellarisch und kohärent untersucht und analysiert werden. Es ist in meinen Augen vielmehr ein riesiges Buffet, aus dem ich mir aussuchen kann, was paßt bzw. stimmungsvoll ist und was nicht.
So finde ich z.B. die in einigen Werken angedeutete Feindschaften oder etwaige Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Göttern oder die elementaren Zuordnungen mehr als fragwürdig.
Spiel ist, was du draus machst...
 
AW: Wie homogen ist der Cthulhu-Mythos?

Naja, ich sehe das eher auf einer Metaebene - ob sich das auf das Spiel auswirkt und wie, ist doch wieder eine ganz andere Frage. Es geht mir einfach darum, wie ich micht mit dem Mythos "fühle". ;)

Ich bin gerade dabei Lovecrafts Gesammelten Werke zu lesen und dabei gefallen mir einige geschichte auch nicht, aber dafür sind andere einfach sau genial.
 
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