Alexander der Große hat seinen Beinamen nicht deshalb erhalten, weil er so ein gütiger Herrscher, sondern ein erfolgreicher Eroberer war.
Dennoch heißt er nicht "Alexander, der krasse Völkermörder" - man schlachtet die Taten immer positiv aus.
Gibt da natürlich durchaus auch negative Gestalten, was Namen angeht. "Arnulf, der Böse" zum Beispiel. Warum?
Der hatte sich mit der Kirche angelegt. Und die hat ihm den Namen verpasst.
Und als im Spätmittelalter die Strafen für Wilderei drastisch verschärft wurden, konnte man schon allein für das Tragen von Waffen, Schlingen oder Netzen in einem Wildbannbezirk beide Augen verlieren (
Quelle); da mochte der jeweilige Herrscher noch so gerecht sein, aber im Zweifelsfall hat man dem hungrigen Bauern, der es gewagt hat in des Adels Revier zu jagen, halt das Augenlicht rausgepuhlt.
Wie gesagt, "ohne Rücksicht auf Verluste" ist wohl falsch ausgedrückt. Aber "mit der ganzen Härte der zur Verfügung stehenden Macht" wurde durchaus regiert, ohne daß das den jeweiligen Herrscher zwingend zum nächsten Sauron gemacht hätte.
Ok, darauf können wir uns einigen.
Wie gesagt:
Es geht mir weniger um die Aktion als mehr um das Verkaufen derselben.
Ein Prinz kann sich besondere Rechte herausnehmen - und natürlich setzt er diese auch um. Er ist konsequent, vor allem auch bei Bestrafung. Und das ist etwas Gutes für das Volk. Denn das Volk ist sich bewusst, dass es richtig ist, dass nur der König Großwild jagen darf - so zumindest das Ideal.
Wenn jedesmal, wenn ein Wilderer bestraft wird ein Raunen durch die Domäne geht: "Schon wieder hat der grausame König einen von uns gefoltert, weil er sich wichtig machen will.", dann sehe ich das trotz Abschreckungseffekt nachhaltig eher als schlechte Propaganda an.
Ja, mit absoluter Sicherheit. Bei diesem "ich hab den Prinzen kämpfen sehen" spielt es keine Rolle, wer das Ziel des prinzlichen Zorns ist, es geht um die demonstrative Zurschaustellung von überwältigender Macht.
Ja?
Komisch. Mich zumindest hat bei deiner Beschreibung das große "Wir"-Gefühl mitgerissen. "König Leonidas zieht gemeinsam mit uns in die Schlacht." oder sowas...
Von so jemandem erwarte ich im Gegenteil, daß er es nicht für nötig betrachtet, ein Küken um den Finger zu wickeln. Alleine die Tatsache, daß er die Macht in der Stadt an sich reißen (und womöglich über einen sehr, sehr langen Zeitraum halten) konnte, sollte einem Küken ausreichend Respekt einflößen, um nicht aufzubegehren. Und wenn nicht, gibt's einen Satz heiße Ohren. Aber vor einem Prinzen, der es für nötig hält, ein Küken quasi von seiner Amtsgewalt überzeugen zu müssen, hätte ich keinen Respekt.
Dann verstehen wir uns da möglicherweise falsch.
Ich rede nicht davon, dass der jeden einzeln überzeugt. Und ich rede auch nicht davon, dass der Mittels Präsenz 5 jeden zu Boden präsenzt. Aber bei Präsenz steht auch dabei, dass man auch bei Nichtanwendung Präsenz gewissermaßen ausschwitzt.
Kurz: Der Prinz redet - alle (zumindest mit nicht-extremer WK) hören zu.
Und schon hat man mit ner 5 minütigen Rede die Masse auf Kurs gebracht - von ein paar Sturkopf-Anarchen abgesehen.
Ich weiß, dass "der Prinz interessiert sich für die Küken" erstmal gewöhnungsbedürftig anhört, aber denk mal so:
Wenn irgendeiner der Ahnen sich für die Küken/Neugeborene interessiert und ihnen den Eindruck vermittelt, er würde ihre Interessen vertreten - dann hat der Prinz ein gewaltiges Problem, denn:
Ein Großteil der Neugeborenen unter der Führung eines Ahnen - das ist eine Macht, die man nicht unterschätzen darf. Und dieses Problem lässt sich leicht vermeiden, indem man sich nicht wie eine komplette Axt im Wald aufführt.
Deshalb denke ich, dass sich ein Stück weit "gute Prinzen-Propaganda" einfach evolutionär durchsetzt.
Was immer an Grausamkeiten begangen wird geschieht ja meist unter dem Deckmäntelchen des "zum Wohle des Volkes", auch wenn es primär "zum Wohle des Herrschers" ist. Wenn man sich so anschaut, was Stalin während seiner Herrschaftszeit so getan hat, kommt das deinem grausamen Hans-Peter recht nahe. Oder Pol Pot in Kambodscha. Idi Amin in Uganda. Die irre Herrschaftsfamilie in Nord-Korea. Von unserem eigenen GröFaZ ganz zu schweigen. Die Welt hatte weiß Gott ihren Anteil an grausamen Hans-Peters.
Ja und nein. Keiner dieser Hans-Peters hatte sich selbst so genannt.
Wie du selbst gesagt hast: Das geschah ja "zum Wohle des Volkes".
Und um an dieser Stelle die Diskussion völlig eskalieren zu lassen bekenne ich mich hiermit schuldig: Ich wäre während des 3. Reichs mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit auch in der Masse gestanden und hätte mit erhobener Rechte dem Kunstmaler aus Braunau zugejubelt.
Wenn ich nicht sowieso indoktriniert gewesen wäre, dann hätte ich es schlicht aus Angst getan.
Ich vielleicht auch und gott im Himmel nein.
Ich mein:
Ja, Fackelmärsche hätte ich cool gefunden - ich steh auf Feuer.
Ja, in der Masse Lieder grölen macht Spaß - mach ich auch im Stadion.
Ja, die wussten schon wie man ne Show macht.
Aber nein - spätestens, wenn ich begriffen hätte, welche politische Ideologie dahinter steckt, hätte ich da nicht aus Angst gejubelt.
Vielleicht hätte ich so getan - aber wirklich gejubelt hätte ich nur, so lang ich den Propaganda-Mist a la "Wir sind das krasseste Volk aller Zeiten, Fuck yeah!" geglaubt hätte ohne die "und töten jeden, den wir nicht mögen"-Seite zu begreifen.
Denn letzeres gefällt mir nicht. Das mach mich nicht glücklich.
Das macht mich unzufrieden.
Von daher war dein "1940?"-Einwurf weiter oben auf mein "ohne Rücksicht auf Verluste" durchaus nicht unberechtigt. Ob uns das gefällt oder nicht, aber das System hat funktioniert. Natürlich gab es Widerstand, aber der überwiegende Teil des Volkes war auf Linie. Ob aus Furcht oder Überzeugung spielt keine Rolle; das, was wir oben mit Herrschaft durch Angst und Schrecken tituliert haben, hat funktioniert. Am Ende ging das 3. Reich nicht unter, weil es zu Volksaufständen u.ä. kam, sondern weil es militärisch besiegt war.
Und du glaubst das 3. Reich wäre in dieser Form langfristig stabil gewesen?
Nicht ohne Grund haben die Nazis die HJ gegründet:
Man wollte sicherstellen, dass die Jugend der Ideologie folgt.
Man hätte die natürlich auch alle in Lager sperren und so lange verkloppen können, bis sie sagen "ich mag den Führer." - aber das wäre nicht ansatzweise so effektiv, wie mit Lieder und Parolen von Heldentum und Kameradschaft den Nachwuchs zu begeistern.
Kein einzige mir bekannter Nazi hat mal in einer Rede gesagt:
"Wir sind dreckige unmoralische Arschlöcher, die Angriffskrieg und Völkermord cool finden, weil wir damit von unserem minderwertigen Ego ablenken und uns richtig stark fühlen können. Aber, HA! Du kannst nichts dagegen tun."
Nein, die haben so getan als sei ihr Verhalten richtig.
Die haben gesagt, dass sie die Welt schützen und verbessern
Der Führer hat das alles gemacht, weil er sein Volk liebte.
Blablabla...
Das übliche halt.