Ich bin ja selbst mehr so der Diktator-SL. Spieler nerven, weil die kurzsichtig sind, nur die schnelle Lösung im Auge haben und auf den eigenen Vorteil aus sind, Fronten zwischen SL und Spieler bilden, einfach nicht unparteiisch sind, das große Ganze aus dem Auge verlieren… Darum nehme ich für mich nicht in Anspruch, das letzte Wort zu haben, wenn ich eine Kampagne leite, sondern generell die Entscheidungen zu treffen. Wobei ich die Spieler immer anhören würde – es kann ja sein, dass die gute Argumente haben. Aber einen Kompromiss um des Kompromisses willen strebe ich nicht an. Hat für mich übrigens nichts mit harmonischen Miteinander zu tun. Ich spiele nicht mit Spielern, die ich nicht leiden kann.
Für mich sind zwei Dinge wichtig:
1. Spielfluss. Das Spiel soll laufen und Regeldiskussionen finde ich nervig. Es braucht jemanden, der die Entscheidungen trifft und das ist der Spielleiter. Wäre es jemand anders, würde ich den halt den Spielleiter nennen. Denn das Entscheidungen treffen, das ist nun mal das, was der LEITER macht.
2. Meine Kampagne, meine Regeln. Ich investiere viel Arbeit und habe eine „Vision“ was für ein Spielgefühl zustande kommen soll. Dass ich als SL die Entscheidungen treffe ist wichtig, um die Konsistenz zu wahren und mir meine eigene Kampagne nicht kaputt zu machen. Wollen die Spieler was ganz anderes spielen, muss man halt die Kampagne und/oder den SL wechseln. Aber um das zu vermeiden sollte man sich vorher miteinander besprechen und die Bedingungen klären, unter denen gespielt wird. Wenn die Spieler dann mimimi jammern, weil ihnen meine Entscheidungen nicht passen, bin ich nicht zu hart, sondern die Spieler sind zu schwach.
Sobald es um HAUSREGELN geht bin ich hingegen viel kompromissbereiter. Eine Hausregel kann natürlich auch sein, wie man Rulings handhabt, das würde dann bei der Klärung der Bedingungen in Kraft treten. Also wenn die Spieler eine Hausregel wollen, dass Rulings gemeinschaftlich entschieden werden, ich will/soll aber trotzdem leiten, dann hätte das für mich wiederum andere Konsequenzen, z.B. wie ich generell die Kampagne aufziehe. Dann gibt es halt weniger eigene „Vision“ und dafür mehr Spieler-Bespaßung.
Aber ich mache gerade einige Überlegungen, wie ich meinen SL-Aufwand reduzieren kann und dafür sorgen kann, dass von den Spielern mehr Input kommt. Also z.B. durch Null-Vorbereitungs-Szenarien und gemeinschaftliche Welterstellung. Dann hänge ich weniger daran und es ist ja nicht mehr meine Kampagne, sondern die der ganzen Spielrunde. Dann habe ich irgendwie auch kein Interesse mehr daran, Rulings durchzudrücken bzw. habe keinen Anspruch, dass ich eher über die passendsten Rulings entscheiden kann. Das Spiel das man spielt wird ja durch die Rulings mitbestimmt und wenn man gemeinschaftlich das Spiel entwickelt, ist es für mich nur logische Konsequenz, auch die Rulings gemeinschaftlich zu treffen. Dann würde ich gar nicht mehr die Perspektive einnehmen „mal hören, was die Spieler dazu denken“, sondern ich würde eher an die Spieler die Erwartung heranbringen, dass sie selbst eine Lösung entwickeln und mir dann mitteilen. Es kann ja nicht meine Aufgabe als SL sein, in einem komplett gemeinschaftlichen Spiel den Spielern vorzugeben, wie sie spielen wollen. Mit jedem Ruling der Spieler weiß ich natürlich besser, wenn es nicht total chaotisch ist, wie die Spieler spielen wollen und kann vielleicht dann auch anfangen, eigene Rulings zu treffen, die so nah an den Vorstellungen der Spieler sind, dass sie die automatisch akzeptieren.
Bei manchen Sachen handhabe ich das aber schon so, dass ich kraft meiner Diktator-SL-Haftigkeit Aufgaben ablehne und den Spielern zurückwerfe. Ich habe z.B. keinen Bock, individuelle Erfahrungspunkte zu vergeben und weiß auch nicht, wie ich das fair und gerecht machen soll – dazu müsste ich ja ständig die Spieler nach meinem Geschmack bewerten und das während der 1000 anderen Sachen, die ich als SL machen soll. Darum lehne ich, auch wenn Spieler das von mir wünschen, dies ab. Wenn die Spieler individuelle Erfahrungspunkte für gutes Rollenspiel usw. wollen, sollen die das halt unter sich ausmachen aber mich bitte nicht damit nerven. Das ist aber ja auch etwas, das mir als SL egal ist und wo ich wenig eigenes Interesse habe. Aber da bin ich wieder bei meinen ersten Sätzen zu Spielern. Klar, die wollen gerne von MIR individuelle Punkte, aber wenn sie selber mal den Arsch hochbekommen müssen um was umzusetzen, dann gibt es die in der Regel gar nicht und die Spieler verzichten dann doch darauf, weil sie sich gar nicht vorstellen können, gegenseitig Punkte zu vergeben. Und ich rede hier zu 99% von Normalspielern die nicht in Foren unterwegs sind und irgendwelche Theoriediskussionen führen, sondern sich einfach ein Regelbuch kaufen weil das Setting so toll klingt und das dann spielen wollen.