AW: Was ist Pulp
Dass die Genreziehungsdebatte bvei Rollenspielen vielliecht etwas oberflächlicher geführt wird als bei Filmen und Literatur muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass dort eine differenzierte Grenzziehung nicht möglich ist. Ich denke, das hat viel eher damit zu tun, dass Filme und Bücher als Kunstformen anerkannt sind (und Spiele eben nicht) und deshalb inhaltlliche Debatten dort auf professionellem/wissenschaftlichen Niveau von Beteligten mit entsprechendem Vorwissen geführt werden, während (Rollen-)Spiele vor allem ein Freizeitvergnügen sind und deshalb die Debatten dort von Fans auf Laien-Niveau geführt werden.
Nichts für ungut, aber das halte ich für ein nutzloses Unterscheidungskriterium. Nirgends wird jemand gezwungen sich differenziert damit auseinander zu setzen, oder muss für seine intensivere Auseinandersetzung finanziell entschädigt werden. Es gibt dahingehend keinen Grund weshalb sich unter Rollenspielern weniger differenziert mit der Genreunterscheidung auseinander gesetzt werden sollte als andernorts. Man will halt nicht. Das ist ja auch legitim. Mir kommt's halt nur etwas hoch, wenn dann dieses Unwissen und dieser Unwillen als gleichwertig behandelt werden will ("für mich ist das 'n Western.. ist halt meine Meinung", "ist doch eh alles subjektiv"), oder gar als die bodenständigere, weil weniger "verkopfte" oder "prätentiöse" Alternative daherkommt.
Unabhängig davon scheint mir das bei Rollenspielen mit Genres aber etwas komplizierter zu sein. Die Unterscheidung, die LushWoods vorschlägt, fand ich da sehr erhellend und bestätigt mich ein wenig in meinen Vermutungen. Die inhaltlichen Momente beim Rollenspiel scheinen mir derart fest damit verbunden zu sein, wie Rollenspiel begriffen wird, dass es kaum möglich ist ein Genre im Rollenspiel anders als über seine Öberfläche zu unterscheiden. Man bedient sich zwar bei den Genrebegriffen aus Film und Literatur, aber da die inhaltlichen Momente oft schwer mit dem Default-konzept des Rollenspiels als Action-Abenteuer/Märchen vereinbar sind, bzw. eine Einschränkung in der Verhaltensfreiheit der Spieler verlangt, die vielen undenkbar scheint... ist man gezwungen Genres eben nur auf Oberflächen zu reduzieren, wenn man sie aufs Rollenspiel überträgt.
Aber im Rollenspiel gibt es nur zwei oder drei erkennbare Genres*, die man unterschiedlich verkleidet. Inhaltliche Charakteristika von Film/Literatur-genres werden nicht übernommen und damit fällt auch vieles von dem weg, was sie von einander unterscheidbar macht. So gesehen will ich meine ursprüngliche Aussage überarbeiten: im Rollenspiel reicht es wenn man Cowboys und Indianer hat, um Western zu sein. Inhaltlich werden Rollenspiele grundlegend anderes unterschieden, als man es in Film und Literatur tut. Nicht über das was Charaktere tun oder wofür sie stehen; sondern darüber was die Spieler tun können und worauf sie achten müssen. Da sich die meisten Rollenspiele im letzten Punkt sehr ähneln, sind die Möglichkeiten Inhalte zu variieren stark begrenzt und ein Western muss sich gezwungenermassen primär über die Oberfläche erkennbar machen.
(* - Die man absurderweise Spielstile nennt. Aber da man diese über formale und inhaltliche Kennzeichen unterscheidet, wäre der Begriff Genre meiner Meinung nach treffender. Schon allein weil er damit auch die Dehnbarkeit und verschwimmenden Grenzen mit sich bringt, die bei allen "Spielstil"-Diskussionen offensichtlich werden.)