Midgard 5 ist gerade in Arbeit. Dieses wird offenbar KEIN STÜCK WENIGER umfangreich, detailliert und aufgebläht sein, sondern nur in unwesentlichen Bereichen etwas modifiziert, aber im Kern auf die Zielgruppe der zwischenzeitlich noch älter gewordenen Midgard-Altspieler ausgerichtet sein.
Das trifft definitiv nicht zu. Das System ist verschlankt worden, es fallen z.B. eine ganze Reihe von Fertigkeiten weg, auch einige Figurentypen. Es bleibt natürlich trotzdem noch etwas übrig, darauf komme ich gleich.
Danke auch für den Hinweis aufs zunehmende Alter (ich bin zwar ein Alter Sack, aber die Formulierung ist ja schon fast AGG-relevant...). Mit den zunehmend grauen Haaren geht übrigens auch ein nachlassendes Gedächtnis einher - Parkinson, ich sage nur Parkinson - so daß auch die Ausrichtung auf die Zielgruppe der demnächst senil-Dementen eine Regelverschlankung eigentlich zwingend nahe legen würde...
Die Macher der Midgard-5-Ausgabe haben ja auch selbst kein Interesse daran, Midgard wirklich einem breiteren Spielerkreis zu erschließen oder gar - behüte! - die Regeln grundlegend zu überarbeiten und auf ein zeitgemäßes Maß einzukürzen.
Die Behauptung hinsichtlich des "Interesses" lasse ich mal so stehen, das ist einfach eine durch nichts gestützte Annahme. Was wäre denn ein "zeitgemäßes Maß" an Regeln? Wäre das mehr oder weniger als das DSA, das ich früher gespielt habe (mit fünf Grundeigenschaften und gar keinen Fertigkeiten oder Talenten oder Fähigkeiten oder wie-es-auch-heißen-mag) - zu einem Zeitpunkt, als Midgard auch schon zwei dicke Bücher war, in denen z.B. viele Fertigkeiten und Optionen beschrieben wurden.
Midgard hat SEHR WOHL eine "lebendige Community" - und zwar das Midgard-Forum. Und dort besteht so gut wie KEIN "Problembewußtsein", sondern die dort sehr aktiven Mitglieder WOLLEN Midgard so, wie Midgard 4 ist und wie Midgard 5 werden wird.
Hinsichtlich der lebendigen Gemeinschaft, vielen Dank, klar, stimmt so (wobei die Frankes selbst übrigens zwar im Forum präsent sind - Elsa zumindest - aber sich dort nur sehr selektiv beteiligen und sehr, sehr vieles, was dort von sich gegeben wird, ausblenden oder bewußt ignorieren. Hier darf man sich nicht von der Lautstärke Einzelner täuschen lassen).
In der Schärfe wie hier kann man allerdings auch den Willen selbst des Forums nicht so pauschal behaupten, natürlich gibt es jede Menge Midgard-Spieler, die sich fragen (hey, wir sind in Deutschland und es geht um eine Neuerung!), was zum Deubel wird denn da mit ihrem liebgewonnenen System angestellt. Es gibt natürlich auch Aspekte der Überarbeitung, die erscheinen sofort sinnvoll, und welche, bei denen man hoffen mag, daß es im Gesamtzusammenhang nicht so aussehen möge, wie die ersten Ausschnitte (und die böse eigene Fantasie) so andeuten mögen. Das werden wir aber alles dieses Jahr noch sehen.
Ich frage mich allerdings auch ein bißchen, welches existenziellen Problems man sich denn bewußt sein müsse. Die Verkaufszahlen von Midgard waren nicht schlecht; eine Reihe von Quellenbüchern und auch die M4-Grundregelwerke sind gegenwärtig schlicht ausverkauft, weil der Verlag von der Nachfrage auch etwas überrascht und z.T. sogar durchaus ein wenig überrollt wurde. Die zweite Auflage des Alba-Quellenbuchs kam 2009 heraus und ist bei Amazon schon wieder vergriffen! Die Midgard-Cons sind ausgebucht; Breuberg voriges Wochenende hatte so einen hohen Frühbucheranteil, daß das sogar an der Kalkulation geknabbert hat. Über Monate hinweg konnten sich Interessenten nur der Warteliste hinzu fügen. Es gab auf Breuberg übrigens auch, auf explizite Nachfrage hin, FSK-Kinder-Runden. Es wird dieses Jahr sechs große Midgard-Cons geben, als ich wieder dazu stieß, waren es nur vier. Das ist zwar (na gut, 50% Wachstum!) keine exponenziell-karnickelartige Überschwemmung, aber Freunde: ein sterbendes Hobby sieht anders aus.
Äh, das sind nicht "ein paar", das ist eines. In der verlinkten Diskussion werden eine Reihe von Standpunkten von verschiedenen Midgard-Spielern vertreten.
Willst Du was anderes, mußt Du was anderes spielen.
Richtig ist aber, darauf wollte ich auch mit dem Vergleich M2/DSA1 oben hinweisen: Midgard war noch nie das simpelste aller Rollenspiele. Eine gewisse Masse gehört eben doch auch dazu im Sinne von "das ist Midgard, das ist Markenkern". Der Text gibt schließlich auch, das sollte nicht vergessen werden, Optionen, Spielmöglichkeiten, und auch Rahmen und Kompatibilität, die letztendlich Teil des Erlebnisses am Spieltisch sind. Es ist ein Unterschied, ob ich differenziere in z.B. Naturkunde, Zauberkunde, Landeskunde, diese für unterschiedliche Typen unterschiedlich einfach mache, und es damit ermögliche, bei entsprechenden Fragestellungen auch mal diesem, mal jenem seinen Platz an der Sonne zu geben.
Wenn die Alternative wäre, daß "alle Kleriker" +n auf "alle Wissensfragen" haben - nee Danke! Ein gewisses Maß an Differenzierung ist gut - läßt sich aber eben nur auch mit entsprechendem Regeltext darstellen, sonst wird's doch wieder zu nebulös.
Daß die Entwicklung nicht nur in eine Richtung gehen kann, ist auch klar - und hier bin ich mir sicher wieder mit vielen hier und insbesondere auch Zornhau einig. So wird z.B. die Fertigkeit "Sagenkunde" in M5 nicht mehr existieren. Die dieser zu Grunde liegende Argumentation (analog oben eben: es gibt in signifikantem Umfang legitime, spaßige, gute Charakterkonzepte, die durchaus mit Sagen vertraut sein können, ohne daß bei ihnen aber wirklich z.B. Zauberkunde mit seinen z.T. speziellen und konkreten Anwendungen passen würde) ist an sich auch logisch. In der Praxis erwies sich, daß das letztendlich zu viel war, die Leute nicht mehr alles gesteigert haben, und man dann bei entsprechenden Fragestellungen einfach breit und nicht mehr trennscharf auf alles Mögliche von Landeskunde über Sagenkunde bis Zauberkunde gewürfelt hat. Also fällt Sagenkunde jetzt weg, die betreffenden Informationen werden eben über die verbleibenden Fertigkeiten zu vermitteln sein. Aus meiner Sicht ein völlig natürlicher Prozeß.
Die grundlegenden Mechanismen von Midgard habe ich mal auf zwei DINA4-Seiten eindampfen können (und zwar bei vernünftiger Schriftgröße!). So kompliziert ist das System nicht. Es beschreibt allerdings relativ viele Optionen und Möglichkeiten. Das gefällt mir durchaus. Natürlich muß man es mit Augenmerk betrachten - in dreißig Jahren ist natürlich mehr publiziert worden, als ein normaler Mensch im Kopf behalten kann. Aber wo ist das Problem? Es gibt ein tragfähiges Grundgerüst, an dem man sich gut orientieren und in das man (fast) alles einbauen kann. Ich freue mich auf M5...