AW: Warum tragen Indianer keine Colts?
Burncrow schrieb:
@Zornhau:
Die Bögen mit größerer Zugkraft als englische Langbögen. Das sind wahrscheinlich relativ große Kompositbögen, oder?
Nein, es gibt viele Möglichkeiten schwerere Bögen als die (durch englischen Nationalstolz hochgeschätzten) Englischen Langbögen herzustellen. Langbögen aus tropischen Hölzern z.B. bekommen ohne viel Bogenbauer-Finessen mehr Zug auf die Sehne, als typische English Longbows (wobei es bei denen ja auch eine ziemlich breite Spanne an Zuggewichten gab). Komposit-Bögen in Asien, Europa oder von manchen Indianerstämmen sind meist eher Kurzbögen, Recurves, die ähnliche Zuglänge wie die Langbögen haben, aber gleichviel (oder mehr) Zugkraft. So ja auch die Reiterbögen der Mongolen.
Indianische Nationen am Mississippi haben z.B. vornehmlich Langbögen gebaut, da dort die Materialien keine Kompositbögen notwendig machten. Indianer auf den Plains, wo geeignete Bogenhölzer Mangelware waren, haben aus tierischen Materialien Kompositbögen gebaut. Interessanterweise haben auch viele indianische Nationen in Waldgebieten mit gutem Bogenholz weiterhin Kompositbögen gebaut, da sie diese Technik in ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet gelernt hatten und durch andere Nationen in die Waldgebiete vertrieben wurden (und das schon vor dem Siedlungsdruck der Weißen).
Zum Gewehrschießen vom Pferd:
Die typische Taktik in der Zeit nach dem Bürgerkrieg war das Skirmish-Vorgehen: man reitet bis an die Schußdistanz des Gewehr heran, bildet dort ausgedehnte Schützenlinen mit hohem Abstand (1-2 meter) zwischen jedem Schützen (im Gegensatz zu den engen Karrees der Infanterie im Bürgerkrieg). Diese Linien werden entweder abgesessen, oder - falls man mobil bleiben wollte - vom STEHENDEN Pferd aus gebildet. Das im Western gern vorgeführte Schießen aus vollem Gallopp ist reine Munitionsverschwendung.
Für den Sturmangriff ist der Angriff mit Lanze und Säbel vorgesehen, im Nahkampf zu Pferde der Säbel und/oder der Revolver. Nur unrealistische Offiziersidioten ließen ihre Kavallerietruppen OHNE Säbel in die Schlacht reiten. Z.B. Custer beim Little Big Horn.
Die übelsten Verluste zu Pferde haben die Kavalleristen bei dem Feldzug, der zum Little Big Horn Ereignis führte, eingesteckt, als sie in heilloser Flucht zu Pferde von den Indianern ebenfalls zu Pferde mit ähnlicher Geschwindigkeit begleitet wurden (wie bei der Büffeljagd) und dann mit Nahkampfwaffen aus dem Sattel geschlagen wurden. Die Pistolen und Gewehre, die sie durchaus in der Verzweiflung auch im Reiten abgefeuert haben mögen, hatten da nicht viel Nutzen gehabt. Vor allem die Gewehre, die als Einzellader im Gallopp eher unhandlich nachzuladen waren, waren der Kavallerie in diesen Schlachten keine Hilfe.