AW: Von Raubmordkopierern und Moralaposteln
Ich hab den Thread jetzt nur quergelesen ... vielleicht hattet ihr ja schon was davon. Die Ursprungsfrage find ich ... schwierig. Immerhin beharrt sie ja förmlich auf ein "Sei keiner anderen Meinung als ich" - aber gut.
Ich seh das alles nicht ganz so einfach wie einige hier. Und zum Glück kleinere Unternehmen ebenfalls nicht.
Gehen wir mal weg von Schulhofkopierern von denen die meisten 'Argumente' der Gattung "Damit wird NIEMANDEM geschadet" - "Das ist alles viel zu teuer" - "Große Firmen sind der Feind" stammen dürften. Bleiben wir mal im Erwachsenenalter. Ich persönlich sehe sowohl im privaten Umfeld, als auch eben im weiteren Bekanntenkreis den Hang bei Spielen eher die Originale zu kaufen, als zu kopieren. Kopieren von Spielen heutzutage (NICHT Filmen und auch nicht bis Mitte 2006) bedeutet nämlich für den Normaluser vor allem eines: Stress! Was aber durchaus systemabhängig ist. PS3 Spieler können erst seit kurzem kopieren und haben permanent den Ban im Nacken. X-Box Spieler habens glaub ich am leichtesten und PC Spieler ... die dürfen sich mit Viren, perfider Cracksuche und ähnlichem rumschlagen. Der Durchschnittsarbeiter der zocken will hat für sowas keine Zeit. Außerdem hat er in der Regel Geld. Ergo: Es ist einfacher in den Laden zu gehen und zu kaufen bzw. via Internet zu bestellen, als sich mit dem "Wie krieg ich meine Kopie zum laufen" herumzuschlagen. Ist halt anders als als Teenager, wo man sich Stunde um Stunde damit rumärgern konnte wie man das verdammte Prince of Persia 3 zum laufen kriegt nur um dann festzustellen nach 5 Minuten, dass es den Ärger gar nicht wert war.
Fazit dieser Aussage: Je älter der User, desto größer die Chance, dass der legal einkauft. So seh ich das - man möge ich aber gern eines besseren belehren.
Kommen wir jetzt aber doch mal kurz auf den Faktor Geld zu sprechen. Kaufe ich mir hier in Deutschland ein PS3 Spiel, dann zahl ich 60-70 Euro. Per se ... Platinum Games kosten 30 Euro und dann gibts noch die Standard Saturnware die sich nie verkauft hat und die kriegt man für 20 Euro. Ganz selten mal was in der Preisklasse von 30-50 Euro. Das ist relativ einheitlich, obwohl ganz finstere Geier wie Gamestop pseudo-Angebote raushauen ("Gib uns 6 PS2 Spiele und 20 Euro und du bekommst den neuesten Superkracher für lau!"). Woanders ist das nicht so. Deutschland hat mitunter den teuersten Video- und PC-Spielemarkt. Das mag sehr viel mit Steuern zu tun haben - was dann natürlich die Frage zuließe: Ist der Staat mitschuldig, dass soviel raubkopiert wird?
Fakt ist: Der Durchschnittsschüler kann sich nicht mal einen Bruchteil der in Deutschland verkauften Games (egal ob jetzt PC oder Konsole) zum Zeitpunkt des Release regulär leisten. Ohne Geburtstage, Omas, Tanten und Onkel gibbet einfach nix. Geil gemacht wird er aber an allen Ecken und Enden: Spielezeitschriften, Internet, Werbung ... da kann ich den Internet-5-Finger-Rabatt schon nachvollziehen. Der Ausländer als solcher und auch der Kreditkartenbesitzende Volljährige vermag das schon. Ich kauf in England in der Regel 3-5 Spiele, die gerade mal drei Monate alt sind, während ich in Deutschland nur eines bekomme. Auch die Staaten sind je nach Händler trotz Versandkosten günstiger. Als ich das raushatte war meine Begeisterung öfter mal einkaufen zu gehen auch wesentlich höher. Nicht etwa weil ich meinen würde die Leute sollten für ihre Leistung nicht bezahlt werden - ich finde eben nur nicht, dass man es so dermaßen übertreiben muss wie in diesem Land. Und für mich als User ist es da recht schnurz obs nun der Publisher ist, der soviel Kohle will oder eben der Staat fleißig die Hände aufhält. Geh ich im Ausland einkaufen umgehe ich auch noch die Jugendschutzgesetze ... ich krieg also subjektiv bessere Qualität (mangels Schnitten im Falle von Gewaltsoftware) zu besserem Preis.
Fazit für den Aspekt Preis: Deutsche Spiele sind zu teuer!
Jetzt gibts noch Randgruppen ... auch genügend Erwachsene kopieren Raub! Keine Frage ... und das witzige ist: Die habens, wenn sie sich den Stress des Forschens antun bisweilen einfacher als reguläre Kunden, gerade auf dem PC! Ich denke an Drakensang mit seinem tollen Kopierschutz, der Crackern damals sämtliche Quests kaputt gemacht hat und über kurz oder lang den Spielstand unspielbar machte. Mitteilungen in Foren outeten auf Grund des ausgeklügelten Kopierschutzes den Schreiberling sofort als Raubkopierer ... oder auch nicht. Weil es nämlich genug Leute gab bei denen der Kopierschutz auch gewirkt hat obwohl die ne reguläre CD im Laufwerk hatten. Auf der einen Seite hat man mit nem unsichtbaren Virus zu kämpfen, den man in der Regel nicht mal wahrnimmt. Ergo hat man kein Risiko: Was ich nicht sehe kann mir nicht wehtun (so die einfache Vorstellung). Wenn ich aber n Game nicht zocken kann (Baldurs Gate 2 anyone ... das ließ sich bei Release nicht mal starten) wegen Kopierschutz und das Game mit Crack auf einmal direkt läuft ... dann fühl ich mich direkt verarscht.
Deswegen sind Firmen wie Ubisoft oder EA totale Scheiße ... Überwachung hier, Gängelung da. Dort musste mitm Internet verbunden sein, da brauchste nen Onlinepass, damit du das Game bloß nicht privat weitervekaufst ohne dass die Firma nicht direkt wieder dran verdient.
Fazit: Normalkäufer werden gegängelt Raubkopierer erstmal nicht - sollte es nicht eher so sein, dass Raubkopierer ihr Problem mit Viren und mangelnder Onlinefunktionalität haben, während Käufer direkt zocken können sollten? So problemlos und so?
Schließlich und letztendlich gibts ja zwischendurch noch Land in Sicht:
Das vielgelobte England beispielsweise ... Kreditkarte gezückt, eingekauft, gespart und gleichzeitig die Hersteller unterstützt. Passt!
Mein Lieblingsonlinevertrieb:
GOG.com! Die Jungs verkaufen hauptsächlich alte Spiele. Aber ohne Kopierschutz! ALLES ist da ohne Kopierschutz. Und alles ist mit viel Bonusmaterial ausgestattet und nur ein einziges Spiel kostet mehr als 9.99$. Nachteil: Ist halt Download Only ... Das einzige Spiel über diese 9.99$ ist Witcher 2 ... ebenfalls ohne Kopierschutz! Kostet 49$ bzw. für EU Mitglieder waren es mal 60$ ... aber: Die haben gemerkt, dass das unfair gegenüber den Staaten war, also haben sie bei Release damals nen 16$ Einkaufsgutschein beigelegt, so dass man den Preis wieder raus hatte. Und der Laden läuft ... und zwar gut. Wieso kann gog.com das? Wieso lassen sich Spieleschmieden auf ein Konzept ohne Kopierschutz ein und haben Erfolg ... wieso muss ich woanders permanent gegängelt werden?
Gesamtes Fazit:
Macht man in meinen Augen den Fehler indem man schwarz oder weiß argumentiert, dann bleiben andere Hintergründe gänzlich auf der Strecke. Ja, natürlich ist Raubkopie illegal ... aber wer meint damit umfassend alles gesagt zu haben ist auf dem Holzweg. Alles hat seine Gründe warum wieso weshalb es passiert und das muss durchleuchtet werden. Und da sind Aussagen wie "Das macht keinen Schaden" oder "Raubkopierer sind Abschaum" nett, aber wenig hilfreich!