AW: Vergewaltigung im Rollenspiel
Raben-AAS schrieb:
Kann sie in diesem Fall nicht. Sorry. Auch wenn exakte Zahlen eben unbekannt sind (daher: "Dunkelziffer") ist in bezug auf sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung bekannt, dass es bei diesen Verbrechen eben gerade TYPISCH ist, dass es KEINE Anzeige gibt.
Ich bin mir da nicht so sicher. Ich denke, daß sich im Zuge der Emanzipierung und mit steigendem Selbstbewußtsein der Frauen die Dunkelziffer gesunken ist.
Als persönliche Erfahrung habe ich sowohl im Rollenspiel als auch im SM Bereich MEHRFACH Mädchen oder Frauen und auch 2 Jungs kennen gelernt, die persönliche Erfahrungen in dieser Hinsicht hatten, ohne ansonsten als "Opfer-Typ" rüberzukommen oder die Sache je zur Anzeige gebracht zu haben (in aller Regel deshalbv, weil der Übergriff im Kindes- oder frühen Jugendalter geschah).
Ich selber kenne gerade mal eine Person, die angibt, vergewaltigt worden zu sein.
Aber ich bin auch kein Maßstab, ebensowenig wie Du einer bist.
Im Grundsatz hast du Recht, aber du simplifizierst: Ein Opfer sexuelen Missbrauchs hat in aller Regel ENORME Probleme damit, sich selbst als Opfer sexuellen Missbrauchs zu "outen" oder die Sache zuzugeben (weil sie zuzugeben bedeuten würde, dass sie sie auch annimmt).
Da stimm ich Dir zu. Allerdings hab ich auch geschrieben, daß man sich bei mir nicht outen muß und die Klappe muß man auch nicht aufreißen.
Wenn du die Frage an die Gruppe als taffe Ja/Nein-Frage rüberbringst und mit der Sensibilität von Dieter Bohlen bei Deutschland sucht den Superstar die Frage so formulierst, dass "ja wohl keiner was dagegen haben wird", dann kann es SEHR GUT sein, dass ein unerkanntes Opfer den "Weg des geringsten Widerstandes" geht und einfach den Mund hält. Gelöst und geklärt ist damit gar nix, und wenn mann dann nnoch sagt "nna, dann ist das Opfer selbst dran Schuld", dann, pardon, ist man ein Arschloch.
Zum einen formuliere ich Fragen nicht so, denn das ist keine Frage, was Du da genannt hast.
Ich mach es eher so: "Hat jemand etwas dagegen, wenn wir Vergewaltigungen und Folter auch behandeln?"
Und wenn die Dame dann nicht den Mund ist sie nicht Opfer. Sie ist mal vergewaltigt worden.
Das ist schlimm und da kann man auch wirklich nichts dran beschönigen.
Aber wenn sie nicht zu einem Therapeuten geht oder sich Freunden oder Verwandten öffnet, dann ist das ihr Problem und nicht meins.
Wenn sie mir und anderen den Spielspaß aufgrund dieses Problems, was sie mit niemanden teilt, verdirbt, dann werde ich zum Opfer, denn ich betreibe Rollenspiel als Hobby und weil es mir Spaß macht. Wenn mir ein Spieler den Spaß kaputt macht und noch nicht mal sagt, wieso, weshalb und warum, so daß man eine Lösung finden kann, dann ist der Rest der Runde das Opfer.
Damit hast du zweifellos Recht, und man muss es auch nicht übertreiben mit dem Vorsichtig-Sein. Aber: Mit ner kurz abgehakten Abfrage ist es eben auch nicht getan, gerade dann nicht, wenn die Runde in ihrer Dynamik sofort in Richtung "Ach Quatsch, sind wir Sissies? Ist voll okääääy" abgeht. Das Gefühl des Opfers, alleine unter "Normalos" und damit in einer (ausgrenzbaren) Minderheit zu sein leistet nun wirklich nichts dafür, dass das Opfer sich irgendwann "normalisiert", d.h. "heilt".
Dann paßt die Person nicht in die Runde. Wenn ich eine Macho-Action-Runde habe, so wie Du sie beschreibst, dann gehört da kein stilles Mäuschen rein.
Und wieso sollte ich oder der Rest der Runde etwas dafür tun, daß diese Rollenspielerin geheilt wird, wenn wir nicht mal wissen, daß sie ein Problem hat?
Es gibt professionelle Therapeuten, es gibt Freunde und Verwandte.
Warum soll dann gerade eine Rollenspielrunde als Therapie herhalten?
@Hoffi
Wenn der Gruppenkonsens sich erst nach Jahren findet, dann gäbe es wohl keine Rollenspielgruppen, oder?
Extrembeispiel: Wenn die eine Hälfte der Spieler ihre SCs fröhlich durch die Gegend ziehen läßt, mordet, raubt, vergewaltigt und plündert und die Details noch blutig beschreibt, dann wird die andere Hälfte der Spieler wohl kaum lange bei der Runde bleiben.
Ich denke aber, daß der Gruppenkonsens im Laufe der Jahre sich immer wieder verändert, je nach zugekommenen Spielern, Aussteigern und auch dem Reifen der Spieler selber (Menschen verändern sich).