AW: Verfügbare deutsche Systeme in den 80ern?
Und da wohl die Mehrheit der Rollenspieler keine großen Probleme mit dem Englischen hat ...
In welchem Deutschland soll das denn sein? - Hierzulande bekommen die ALLERMEISTEN Rollenspiele Ausschlag und Atemnot, wenn man ihnen auch nur einen englischsprachigen Charakterbogen hinlegt.
Das war vor 30 Jahren anders. Damals hatten wir unser Englisch vornehmlich deshalb fit gemacht, damit wir das Players Handbook lesen konnten.
"Ja, so war das damals", sagte Dirk und schwenkte den Cognac in seinem Glas. "Ich erinnere mich da an eine Anekdote, die sich kurz nach meiner Initiation in einem Club des D&D-Bundes ereignet hat. Dieser Club spielte D&D -- sorry,
AD&D -- schon seit zwei Jahren, als er mir vorgestellt wurde. Ich hatte D&D erst durch die deutsche Rote Box entdeckt. Dieser Club bezog seine Regeln und Module durch einen Wohnzimmerhändler, dessen Preisliste aus schreibmaschinengetippten, auf farbiges Papier kopierten Pmphleten bestand.
Der Katalog listete alle (A)D&D-Artikel auf, und als Dreingabe waren auch das damals noch schmale DSA-Programm aufgeführt. Die Produktbeschreibungen in dem Ding waren gar köstlich."
Code:
- Das Schwarze Auge (vom deutschen Hersteller Schmidt Spiele/Droemer +
Knaur) natürlich in deutscher Sprache Best.Nr S100 29,80
Ähnlich wie D&D, jedoch etwas einfachere Regeln. Dieses Spiel
hat bisher relativ viel Kritik bekommen, wird aber jetzt nach
Angaben des Verlages neu überarbeitet geliefert werden.
- Das Schwarze Auge, Die Werkzeuge des Meisters (Ein Ergänzungsset
zum Schwarzen Auge) Best.Nr S200 35,00
Wenn dieser Set nicht auch überarbeitet worden wäre, würde ich
mich schämen, ihn anzubieten. Enthält nun:
Ein Buch mit [U]neuen[/U] Monstern, Fallen und Rätseln, Würfelset,und für
den ders mag eine Menge Pappmonster,Charaktere und sonstige
Dinge, die den Dungeon zum Puppenhaus werden lassen.
"Er hat mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg gehalten, kann man ihm nicht vorwerfen. Aber mit AD&D-Modulen ist er auch nicht zimperlich gewesen..."
Code:
I1 : Dwellers of the forbidden city Best.Nr A112 15,00
Die Abenteurer müssen durch einen großen, gefährlichen
Dschungel, um die verbotene Stadt zu finden, die dortigen
Monster zu töten und die Schätze zu raffen (sehr geistreich)
(Town/Dungeon, Level 4-7)
(...)
L1 : The secret of Bone Hill Best.Nr A118 15,00
In diesem Modul für neue Spieler-Charaktäre sollen die
Abenteurer in der verschlafenen Stadt Restenford heraus-
finden, was hier nicht in Ordnung ist, denn vieles ist
anders als es scheint (klingt verworren, ist es aber auch
für 2. Level Abenteurer) (Town/Dungeon/Wilderness, Level 2-4)
(...)
U3 : The final enemy (forts. U2) Best.-Nr A129 15,00
Jetzt kennt man den eigentlichen Feind, und schlägt sich
an den Kopf, wie blöd man vorher war. (Dungeon, Level 1-5)
"Schon ein Jahr später, im zweiten Katalog, waren fast alle deutschen Artikel verschwunden, und es gab nur noch nüchterne Listen (ohne Inhaltsangabe) von AD&D-Sachen, Role Aids, Harn, Thieves World, Best of White Dwarfs, Citadel Zinnfiguren, usw.
Hm. Ich schweife ab. Was wollte ich erzählen?
Ach ja. Dieser kleine D&D-Club war nichts anderes als eine einzige Spielrunde und hatte keinerlei Kontakt zu den gerade
aus dem Boden sprießenden Spielläden. Sie hatten ihren Nachschub seit zwei Jahren auf dem Postweg gestillt (und durch ein oder zwei durch die Schule bedingte London-Besuche). Sie hatten keine Kenntnis der weiteren Produktszene, weder englische noch deutsche Spiele betreffend. Sicher, von DSA hatten sie gehört, hatten aber nur ein diffuses, negatives Bild davon.
Ich war offener und habe damals zunächst Palladium Fantasy und dann die beiden A5-Bücher der ersten Midgard-Ausgabe erworben. Midgard fand ich interessant, es fühlte sich "präziser" an als AD&D, und es hatte ein Fähigkeitensystem.
Als ich das Regelbuch zu einem Treffen der Runde mitbrachte und nur mal vorsichtig anregen wollte, mal ein anderes System auszuprobieren, nahm der wortgewaltigste der Mitspieler das Buch in die Hand, blätterte es kurz an und rief dann aus:
'IIhh, das ist ja DEUTSCH!' "
Ich kann schon nicht mehr sage, wie oft ich das entsetzte "Ist das etwa auf Englisch?" von Spielern gehört habe.
Aber mal Scherz beiseite, die Zeiten haben sich wirklich umgekehrt. In der Frühzeit der deutschen Rollenspiele
Da vermischt sich unser Thema allerdings mit dem Thread "Rollenspiele im Wandel der Zeiten", weshalb ich
dort jetzt weitermache.