Typisch deutsche Illustration

Skar

Dr. Spiele
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Was ist für euch eine typisch deutsche Rollenspiel-Illustration?

Ist sie schlecht oder gut gegenüber ausländischen Publikationen?
 
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Skar schrieb:
Was ist für euch eine typisch deutsche Rollenspiel-Illustration?
Die aktuelle "Seuche" der ewig gleichartigen Illustrationen in deutschen Rollenspielen wird charakterisiert durch eine glatte Gefälligkeit der Darstellungsweise (nicht unbedingt des Dargestellten), einen comichaft-flächigen Stil, eine "Sauberkeit", die durch viel zu klare Linien und ohne jeglichen "Blickfang" eine visuelle Entsprechung von Kaufhausmusik darstellt: ohne Ecken und Kanten, ohne Provokation im Stil (nicht im Inhalt), ohne den Mut ANDERS zu sein, als alle anderen Illustrationen.

Genau letztere Eigenschaft, die Mutlosigkeit, die aus der allgegenwärtigen Gefälligkeit und "Perfektion" der Darstellung spricht, ist es, was ich als "Seuche" bezeichne. - Weder die Verlage noch - so scheint es - die Künstler selbst trauen sich noch etwas zu machen, was darstellerisch "gegen den Strich" geht. Im Gegenteil: sie verteilen nur optische Streicheleinheiten, werden dafür unkritisch gelobt, weil ihre visuellen Zäpfchen ja so schön schmerz- und reibungslos reingehen, und das bestärkt den Verantwortlichen des nächsten Rollenspielprodukts genau dieselbe(!) Art von Zeichnungen für sein tolles, neues Werk zu verwenden, statt mal den Mumm zu haben, einen anderen, einen EIGENEN Weg zu gehen.

Die neue, deutsche Gefälligkeit, die neue, deutsche Sterilität - das ist etwas, daß beim Durchsehen von deutschen Neuerscheinungen der letzten paar Jahre immer mehr umsichgreift.

Klar können die Zeichner was.

Nur, ist deren Art der Darstellung wirklich für das vorliegende Rollenspiel geeignet?

Muß es sein, daß für Engel, für Opus Anima, und für Unknown Armies die Zeichnungen so wenig unterschiedlich sind, daß man sie beim Mischen und zufällig Herausgreifen nur schwer dem jeweiligen Rollenspiel zuordnen kann (gemeint sind für dieses Beispiel natürlich nicht Darstellungen von eindeutig dem Hintergrund zuzuordnenden Versatzstücken wie Engeln, wohl aber Gebäudedarstellungen, Darstellung von Menschen, Tieren, Pflanzen etc.).

Skar schrieb:
Ist sie schlecht oder gut gegenüber ausländischen Publikationen?
Monokultur ist meiner Meinung nach an sich schlecht. Dazu braucht es nicht den Vergleich mit fremdländischen Publikationen.

Bemerkenswert finde ich jedoch, wie unterschiedlich z.B. UA in Deutschland, in Frankreich oder (im Original) in den USA von der Optik rüberkommt. In den USA ist das ein mit Absicht(!) dilettantisch, graffitihaft wirkendes, zerrissenes, eben ein "Underground"-Gefühl, welches durch die visuelle Gestaltung vermittelt wird. Klar hat das auch Schwächen und wirklich miese Zeichnungen und Layout-Zumutungen, aber es hat auch Stil, und zwar einen ganz eigenen. Das französische UA hat auch einen eigenen Stil. Einen weniger dilettantischen, dafür aber genauso graffitihaft wirkenden, und - für mich der klare Gewinner - durch die Photoart darin einen sehr befremdenden und doch gleich ansprechenden Stil, der einen starken Eindruck der "Realität" des Dargestellten, der Glaubwürdigkeit der dort präsentierten und im Fokus der Darstellung stehenden Menschen bietet. Das deutsche UA sieht dagegen mit seiner schwarz-weiß-Optik viel zu steril, zu sauber, zu konstruiert aus. Die Zeichnungen im deutschen UA sind durchaus im Vergleich zu UA-F und UA-US anders und somit eigenständig. Jedoch sind sie im Vergleich zu Engel und anderen deutschen Rollenspielen leider nur 08/15-"Jawoll, Herr Reichskunstgleichschaltungsminister!".

Mir ist eigentlich völlig egal, ob ein Rollenspiel aus Deutschland oder eine deutsche Übersetzung eines fremdsprachigen Rollenspiels im Vergleich zum Original anders, besser, schlechter aussieht (naja, schlechter wäre schon Scheiße) - mir ist wichtiger, ob die Darstellung einen eigenständigen, NUR zu diesem Rollenspiel passenden, die Inhalte dieses Rollenspiels (und nicht die von x-beliebig vielen anderen) unterstützenden Charakter hat.

Und da sehe ich hierzulande eben eine Monokultur sich ausbreiten. Einen einheitlichen visuellen Brei, der wie eine zähe Schlammlawine alles zupappt mit den immergleichen und in der Wiederholung immer langweiligeren Darstellungsarten.
 
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Ich denke man kann da nicht wirklich von gut oder schlecht reden. Gute Zeichner gibt es sowohl in Deutschland als auch im Rest der Welt, aber das Zielpublikum ist ziemlich unterschiedlich.
Wenn man zum Beispiel mal Deutschland und Amerika betrachtet muß man immer im Hinterkopf haben, dass die Einstellung zu Sex und Gewalt in beiden Ländern sehr verschieden sind. Das spiegelt sich auch in den Zeichnungen wieder. Mein subjektiver Eindruck ist auch, dass die deutschen Zeichnungen realistischer ausfallen als die amerikanischer Zeichner. Fantasykrieger amerikanischer Produkte sehen meist aus wie Profi-Bodybuilder und Fantasykriegerinnen haben mehr Oberweite als Pamela Anderson. Sieht man sich dagegen z.B. die Zeichnungen von Caryad an sind die Proportionen doch eher im realistischen Bereich.
 
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Das Phänomen der Uniformität kann ich bei deutscher Endzeit/Postapoklypse durchaus nachvollziehen.

Zornhau schrieb:
einen comichaft-flächigen Stil,
Was meinst du damit?
 
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Mhh... wäre es vielleicht gestattet, die Posts mit Beispielbildern der Rollenspiele zu versehen? Zu lesen klingt es ganz interessant, aber da ich so einige der Rollenspiele nicht persönlich kenne, kann ich mir kaum etwas darunter vorstellen.
 
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Scaldor schrieb:
Mhh... wäre es vielleicht gestattet, die Posts mit Beispielbildern der Rollenspiele zu versehen? Zu lesen klingt es ganz interessant, aber da ich so einige der Rollenspiele nicht persönlich kenne, kann ich mir kaum etwas darunter vorstellen.
Keine Ahnung, wo ich jetzt die Bilder herkriegen soll. Aber du kannst ja mal Endland und Degenesis vergleichen:

http://www.dimension7.ch/endland/downloads/endlandv2.zip

http://www.degenesis.de/download/DEGENESIS_Grundregelwerk.pdf
 
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Yay! Endland! :D

Tellurian mag Endland!
(Das hat den "ERSTER!" Bonus unter den Deutschen Crybaby Postapospielen.)
 
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Ladies und Gents ich kann euch leider nicht ganz zustimmen, da ich die schnell hingeschmierten Zeichnungen von Endland wie der letzte Rotz aussehen und man nix erkennen kann geschweige denn Details. Da lobe ich mir nachwievor die schönen Degenesis und DSA Zeichnungen :p
 
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Skar schrieb:
Keine Ahnung, wo ich jetzt die Bilder herkriegen soll. Aber du kannst ja mal Endland und Degenesis vergleichen:

http://www.dimension7.ch/endland/downloads/endlandv2.zip

http://www.degenesis.de/download/DEGENESIS_Grundregelwerk.pdf
Ist ja kein Wunder, daß die gleich aussehen, wenn sie den gleichen Illustrator haben - aber nun von Marco zu verlangen, daß er seinen Stil abändert, ist wohl etwas viel verlangt.

Wenn ich mir aber Marco:
http://www.massiveblack.com/concept-art/character/22.html (Seite spinnt anscheinend gerade)

Klaus:
http://www.klausscherwinski.de/?showme=mixed.php

Tobi:
http://www.aera-rpg.de/nhp/galerie_iframe.html

Eva:
http://boudicca.deviantart.com/

Sabine Weiss:
http://www.sabineweiss.de/

und Caryad (gerade keine gute Seite gefunden)

ansehe, dann gibt es da wohl durchaus Unterschiede.
Man darf eben nur nicht unterschätzen wie einflußreich Marco Djurdjevic (insbesondere bei allem jenseits von DSA) und sein Stil waren. Da Marco wiederum massiv durch Comics der 90er Jahre beeinflußt wurde, mag es nicht verwundert daß er relativ flächig arbeitet - aber er hat ja auch nicht umsonst (soweit man hört) einen Jahresvertrag bei Marvel an Land gezogen. Wobei eigentlich eine ganze Reihe von Illustratoren inzwischen international aktiv sind, wie mir gerade so auffällt.

Bis dann, Bücherwurm
 
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NP. Ich hatte das gerade gelesen. Weil mich diese Diskussion auch interessiert.

Und ich lehne die Rechtschreibreform auch ab!
 
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Bücherwurm schrieb:
Ist ja kein Wunder, daß die gleich aussehen, wenn sie den gleichen Illustrator haben - aber nun von Marco zu verlangen, daß er seinen Stil abändert, ist wohl etwas viel verlangt.
Wenn ich das noch richtig im Kopf habe, war bei Endland Klaus Scherwinski aber auch schon mit von der Partie. Außerdem hatten wir hier im Forum vor einiger Zeit noch ein anderes Postapo/Endzeit-System, wo die Illus sehr ähnlich sind. (Ich weiß nur grad nicht mehr welches.)

Da Marco wiederum massiv durch Comics der 90er Jahre beeinflußt wurde, mag es nicht verwundert daß er relativ flächig arbeitet
Den Begriff "flächig" kann ich immer noch nicht fassen. Wer kann mir diese Impression mal begrifflich machen? :)
 
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Skar schrieb:
Wenn ich das noch richtig im Kopf habe, war bei Endland Klaus Scherwinski aber auch schon mit von der Partie. Außerdem hatten wir hier im Forum vor einiger Zeit noch ein anderes Postapo/Endzeit-System, wo die Illus sehr ähnlich sind. (Ich weiß nur grad nicht mehr welches.)

Opus Anima?
 
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Skar schrieb:
Den Begriff "flächig" kann ich immer noch nicht fassen. Wer kann mir diese Impression mal begrifflich machen? :)
Also mal zwei extreme Beispiele.

Zunächst Roy Lichtenstein:
http://admin.aarhuskunstmuseum.dk/upload/billeder/981_Lichtenstein_M-Maybe.gif
Das ist flächig: keine Farbübergänge + klare, abgegrenzte Farbfelder

Im Kontrast Casper David Friedrich:
http://home.wxs.nl/~hacki008/alfabet/images/casper13.jpg
Das ist nicht flächig: Farbübergänge sind fließend + Farbfelder gehen in einander über

Bis dann, Bücherwurm
 
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@Tellurian

Nein, da bin ich nämlich gänzlich anderer Meinung. Die Illus dort sind in meinen Augen sehr settingstützend.
 
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