AW: Torchwood
Es ist vor allem mal wirklich streckenweise anders, was irgendwie keiner Amiserie je gelungen ist. Und vor allem wo man dachte, was provokant ist und was im Mainstream geht - da wird man nach Torchwood vermutlich neue Erkenntnisse haben, z.B. dass eine Serie mit praktisch nur homosoxuellen Charakteren auch Quote bringen kann, ohne dass es das einzige Thema wäre.
So weit mir bekannt, haben wohl us-amerikanische Produzenten Einfluss nehmen wollen aber
BBC Wales lehnte dankend ab, um sich selber treu zu bleiben.
Was auf der einen Seite traurig ist, aber auf der anderen Seite eine Wohltat, ist die Nachhaltigkeit der Handlung. Amerikanische Serien neigen dazu, schlussendlich wieder auf Null zurückzugehen oder Veränderungen nur im kleinen Maßstab zuzulassen. Ähnlich wie bei
Firefly, sehe ich auch bei
Torchwood (und
Doctor Who) die große Möglichkeit, das Thema als Rollenspiel-Setting aufzugreifen. Das macht für mich die Sache um einiges reizvoller, da ich mir selbst Einzelepisoden gut als Abenteueraufhänger vorstellen kann.
Serien mit homosexuellen Charakteren gibt es ja bereits einige, doch meist befindet sich die Homosexualität in einer Klischeeschublade oder findet nur im normalen Umfeld statt.
Torchwood katapultiert die Homosexualität dagegen in ein modernes Setting, ohne die Sexualität der Figuren als Brandzeichen der Serie zu vermarkten. Die Charaktere sind schwul, lesbisch oder bi, aber sie müssen es nicht sein. Es gehört zur Charakterskizze, stellt aber keinen Eckpfeiler der Handlung dar (bis auf einige gesellschaftliche Spitzen mal abgesehen). Die Sexualität hat in
Torchwood also keinen Jahrmarktcharakter, sondern dient dem Gedankenspiel und dem Persönlichkeitsbild.
Was mir ebenfalls gefällt ist die Tiefe der Charaktere und der Versuch der Autoren, immer wieder neue Facetten zu entdecken und auszuleuchten. Vor allem ab der zweiten Staffel werden somit die Dramen ersichtlich, die im Leben jeder einzelnen Figur eine Rolle spielen. Im TV wird das durch die Tage zwischen den einzelnen Episoden leider nur wenig erkennbar. US-amerikanische Serien die über unseren Schirm flimmern, behandeln diese Dramen oft nur am Rande oder lassen sie viel zu selten Kern der Handlung werden. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, doch scheinen diese im Produktionsland nur wenig anzukommen. Jedenfalls geht es den Serien so, die ich gerne mochte und mag.
Lässt das darauf deuten, dass ich ein Fanboy bin? Sicherlich, denn
Torchwood hat bei mir einen Stein im Brett. Doch sobald die Serie auf den normalen Zug aufspringt, springe ich ab.