AW: Spaß als Spielziel taugt nix
Gerade wenn man sagt, daß man etwas NICHT will, ist es sogar ganz entscheidend zu sagen, was man stattdessen möchte. Nur irgendwo dagegen zu sein, das ist nicht sehr produktiv.
Wenn man sich aber nicht ganz sicher ist, wofür man ist, sollte man vielleicht ein wenig anders an eine Diskussion herangehen als gleich eine ziemlich kontroverse These aufzustellen. Wenn Du statt "Spaß als Spielziel taugt nix" lieber sowas wie "Habt ihr andere Spielziele als "nur" Spaß für die Gruppe?" oder "Kann Spaß wirklich das einzige Spielziel sein?" geschrieben hättest, dann wäre diese Diskussion sicher ganz anders (und vielleicht konstruktiver) verlaufen. Man kann mit seinen Fragen die Antworten, die man bekommt, nämlich ziemlich gut steuern.
Diese Diskussion ist sogar sehr produktiv verlaufen, wenn ich von dem üblichen Geschrei der Erzkonservativen hier mal absehe... aber damit hab ich schon gerechnet. Von denjenigen, die gerne etwas mitdenken und auch Fragen stellen, hab ich einiges an Infos und Gedankenanstößen mitgenommen.
Und es ging mir hier in erster Linie tatsächlich darum, am bisherigen Status "Das Ziel ist Spaß" zu rütteln und kam dabei sogar für mich zum Schluß, daß dieser Ansatz eher schlecht ist, denn er erfordert einen Mehraufwand für den SL und für Spieler bei einem vergleichsweise geringen Nutzen.
Und warum ist dieser Ansatz, dieses Ziel für Spieler auch Mist?
Spieler wollen ihren Charakter darstellen. Wenn sie aber das Ziel haben, daß die gesamte Gruppe Spaß haben soll, dann nehmen sie zuviel Rücksicht auf andere Spieler, Probleme mit dem Charakter eines anderen Spielers werden seltener angesprochen, denn der andere Spieler hat ja Spaß damit. Konflikte werden so nicht ausgetragen und schwelen vor sich hin. Feedback und Kritik werden verhalten oder vor allem positiv gegeben.
Unter dem Motto "Hauptsache Spaß" ist die Gefahr größer, daß die gesamte Gruppe sich so sehr zurückhält, daß sie langsam aber sich kaputtgeht.
Und dazwischen sitzt der SL, der sich selber den Spaß der gesamten Gruppe aufgeladen hat und ja dafür sorgt, daß es allen gut geht, daß SCs, an welchen die Spieler sehr hängen, keine bösen Dinge passieren und erst recht nicht der Charaktertod, denn das macht keinen Spaß. Dann müssen die Spieler, die gerne schnetzeln, immer genügend Kämpfe haben und die Spieler, die lieber denken, dürfen auch nicht zu kurz kommen.
Viel Arbeit und welcher Erfolg? Was ist der Dank dafür neben einem schnellen Burnout?
Zufriedene Spieler? Klaro! Hab ich aber auch und mir geht der Spaß der Spieler in erster Linie am allerwertesten vorbei.
@Nogger
Wenn es für Dich funktioniert und Du Spaß daran hast, der Wasserträger zu sein und aus der Zufriedenheit der Spieler Deine Motivation schöpfst...? Ich hab selber so geleitet und es war aufwändig, denn ich hatte es entweder mit sehr anspruchslosen Spielern zu tun, wo ich alles machen durfte, aber dann auch den Alleinunterhalter machte oder Spielern, die ihre Charaktere gerne optimal einsetzen wollten.
Und mit dem letzteren Typ spiele ich bevorzugt und verlange von denen, daß sie Initiative zeigen, also der Kämpfer soll sich was zum Kämpfen suchen, der Denker was zum Denken,...
Und ich höre bestimmt auf niemanden, der sagt, wie man gut spielleitet.
Sagen wir mal so: Ich hab keinen Bock mehr, den Igor-SL zu machen.