1-on-1 haben wir früher öfter gemacht. Wobei ich für die damaligen Spiele den Begriff Begriff Duett-Game (aus dem Video) bevorzugen würde, da es anders strukturiert war als das im Video beschriebene Spiel, zu dem 1-on-1 gut passt.
Aber genug der Wortklauberei ...
Bei uns waren das Addon zur regulären Kampagne, daher hatten wir eine andere Zielsetzung:
- eine Szene detaillieren
- den Hintergrund eines SC detaillieren
Beim Szene detaillieren haben wir uns eine Szene genommen, die in der Kampagne schon schnell abgehandelt worden war, weil sie nur für einen SC interessant war ("Du verbringst zwei Tage damit deine Unterweltkontakte durch zu telefonieren und zu treffen *Würfel Würfel* und erhälst Information X und Y") und haben sie detailliert gespielt. Der Grund, das zu machen war fast immer pure Langeweile (damalige Schüler-zeitrechnung halt
), aber wir hatten auch was davon: das war eine Goldmine für Plothooks.
Beim Hintergrund eines SC detaillieren haben wir Szenen aus der Vergangenheit eines SC gespielt, manchmal aus seiner Jugend, manchmal von direkt vor der Kampagne, also recht unterschiedlich lange her (vor allem bei V:TM). Das war anfangs auch aus purer Langeweile geboren, später haben wir das aber auch gezielt genutzt um NSC einzuführen, die der SC schon länger kennen soll, weil sie zb zusammen aufgewachsen sind. Das kamen auch immer Plothooks bei raus, vor allem war es aber konstruktiv für den Spieler.
Daraus ergibt sich auch schon der Hauptunterschied zu dem im Video beschriebenen Stil: das war nicht wirklich ergebnisoffen. Es konnte sein, dass der SC nach dem detailliert eine Szene spielen bei jemand Schulden gemacht hat, Verbündete gewonnen hatte oder was auch immer, aber es war ja schon klar, dass er definitiv keinen Arm verliert, nicht länger in den Knast kommt und ähnliches - denn wir hatten ja schon einen späteren Zeitpunkt in der regulären Kampagne gespielt, wo das nicht aufgetaucht war. Das ist auf der einen Seite einschränkend, gibt aber auch einen Rahmen vor in dem der Spieler sich sehr frei kreativ auslassen, ohne dass SL einschreiten muss. Klar hatte der SL jederzeit Vetorecht, aber das wurde fast nie gebraucht. Da ich sowieso recht NSC-zentriert leite und fast immer den einen oder anderen NSC habe, den ich in passenden Situationen wie einen SC spiele (von Powerlevel und Plotarmor abgesehen) habe ich meist davon einen als Sidekick gespielt, was öfter dazu geführt hat, dass wir die Geschichte komplett gleichberechtigt zusammen konstruiert haben oder die SL-Spieler-Rollen fast getauscht waren.
Ein weiterer Unterschied zum Video war, dass wir zum Löwenanteil soziale Situationen gespielt haben, ich kann mich nicht erinnern, dass da je ein Kampf dabei war. Es gab Verfolgungsjagden, Pokerduelle und so weiter aber das war immer so angelegt, dass eine Niederlage einen Nachteil ergaben wie eben Geld verlieren, eine Chance verpassen weil ein Umweg genommen werden muss oder so Sachen, aber eben nie ein Kampf mit körperlichen Konsequenzen. Da haben wir uns natürlich einiges an Schwierigkeiten gespart, die auftauchen können wenn man nicht gerade John McClane spielt. Da ich eh nicht so der Fan von Konflikten mit binärem Ausgang bin hat mir das nie gefehlt - ich hatte den Eindruck, dass es den anderen auch so geht, aber sicher weiß ich es nicht.
Überhaupt haben wir auch viel weniger Proben gewürfelt als beim normalen Spielen. Eben wir der Gegensatz SL/Spiler nicht so stark war, aber meinem Gefühl nach auch weil wir uns einmütiger auf den Verlauf der Geschichte konzentrieren konnten wenn keine Konkurrenz ums Spotlight mit anderen Spielern bestand.
Ein delikates Thema war die Grenzziehung. Wie gesagt war das meist aus Langweile entstanden, das heißt es saßen zwei eh schon sehr gut befreundete Personen zusammen und hatten einfach nix besseres zu tun. Gepaart mit dem naturgemäß vertrauensvolleren Rahmen haben wir da einige Sachen durchgespielt, die in einer Gruppe nicht möglich sind aber in der Selbstfindungsphase damals eben sehr interessant waren, von Romantik bis Foltererlebnisse. Das war damals schon spannend und ich bin mir ziemlich sicher die eine oder andere Session war Therapiearbeit, aber es hat - soweit ich weiß - immer gut geklappt und alle hatten ihren Spaß. Da würde ich heute aber deutlich anders die Grenzen ziehen, würde es aber auch früher nicht anders gemacht haben wollen. Erwähne ich nur mal falls junge Leute sich hierher verirren.
Abschließend würde ich noch hervorheben, dass so ein Spiel eine viel stärkere Immersion ermöglicht als ein Gruppenspiel. Als Spieler ist man immer on statt on/off wenn andere Spieler auch was sagen, als SL wechselt man nicht ständig zwischen Infos aufnehmen und integrieren (naja letzteres gilt wohl nicht für die Spielmethode im Video).
Wenn es die Zeit hergäbe würde ich das sogar gern mal wieder machen, wenn ich so darüber nachdenke. Vielleicht ist das genau die richtige Beschäftigung wenn man zu Zweit im Lockdown zu Hause sitzt und Netflix leer geschaut hat.