Inspiriert von Rocky möchte ich mir mal Mühe machen, zumindest die Schönheit einige meiner Nominierungen zu erläutern.
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Die Schönheit in Filmen wie Dumbo, Bambi, Pinocchio oder auch dem Dschungelbuch liegt für mich zum einen im Handwerk. Egal, ob man dem Disney-Kitsch nun positiv oder negativ gegenüber steht, wir können wohl alle anerkennen, dass gerade in den alten Filmen einiges an Kunstfertigkeit steckt. Die Filme sind optische Kunstwerke. Und damit meine ich auch, aber nicht nur die „Kulissen“. Ganz generell gesprochen verstehen es die Macher von Disneyfilmen ausserdem auch wie niemand sonst, Mimiken und Gesten auf eine stimmige und sehr menschliche Art darzustellen...und das sogar bei Autos. In der heutigen Zeit vielleicht keine große Schwierigkeit mehr, aber zur damaligen Zeit in jedem Fall eine beachtliche Leistung.
Zum anderen empfinde ich gerade Bambi oder Dumbo (Pinocchio auch, aber der hatte ja auch eine gute Vorlage) als erzieherisch nicht unwertvoll. Es gibt in diesen Filmen keinen wirklichen Schurken, der besiegt werden müsste, wodurch sie „realistischer“ daher kommen, als die Filme, bei denen einem ewigen Happy End nur der Bösewicht im Weg steht. Bei Bambi geht es vor allem um das Erwachsenwerden. Bei Dumbo geht es vor allem darum, sich selbst mit all seinen Schwächen und Stärken akzeptieren zu lernen und nicht darauf zu hören, was die Gesellschaft einem eintrichtern will. Natürlich sind die Filme kitschig, und natürlich erklären die Filme diese Dinge nicht komplett von alleine. Dazu benötigt es einen Erwachsenen, der dem Kind dies anhand des Filmbeispiels erklären kann. Und gerade bei recht jungen Wichteln ist es wichtig, sie nicht einfach vor der Glotze zu parken, die Filme laden also allgemein dazu ein, sie „als Familie“ anzuschauen. (Auch das ist schön.) Die Wichtel erkennen sich in Disneyfilmen wieder, erkennen auch die Konflikte, die sich auftun und verstehen genug, um sich währenddessen (oder danach) auch mit dem Thema des Films auseinander zu setzen. Ein Erwachsener kann hier zusätzlich Hilfestellung leisten. (Als Bambis Mutter erschossen wird, haben wir das nicht zum Anlass genommen, dem Zwerg den Tod zu erklären...aber er hat selbstständig erkannt, dass Bambi weggelaufen ist und anschließend alleine und sehr traurig war und hat dann von sich aus alle Anwesenden darüber informiert, dass „alleine weglaufen“ nicht gut ist, und dass Bambi nochmal Glück hatte, dass der Pappa ihn gefunden hat. Das ist eine wirklich gute Message, und wen kümmert es da, dass er den Tod der Mutter eigentlich gar nicht wirklich erkannt hat? Das würde ihm ohnehin nur sinnlos Angst machen, wenn er sich in seinem Winzlingalter bereits unangemessen ernst mit dem Tod auseinandersetzen müsste. Und den Verlust der Mutter als solches hatte er ja erkannt.)
Die gute, eigentliche Message der Filme und die losgelöst vom Kitsch betrachtet recht nachvollziehbare Problemdarstellung und -bewältigung ist es, die Dumbo und Bambi in meinen Augen zu sehr schönen Filmen machen. Schön für Kinder, und dadurch auch schön für die Erwachsenen, die sie sich mit den Kindern anschauen. Gerade Dumbo lernt, seine vermeindlichen Schwächen zu Stärken zu machen, und findet einen Freund, dem es piepegal ist, dass Dumbo "anders" ist. Knaller.
Bei Filmen wie Die Hexe und der Zauberer oder Findet Nemo hat man diese Dinge ebenfalls...wenn auch nicht ganz so deutlich. Trotzdem kann man auch bei diesen Filmen einiges an positiver Message rausholen. „Dass man an sich selber glauben muss“, beispielsweise. Das spaßige Drumherum ist ein Mittel, um die Kinder „bei Laune“ zu halten, aber wichtig ist auch bei diesen Filmen die Message. Und wen stört es, wenn man einmal auf die Nase fällt? Das ist dem kleinen Arthur und Nemo auch passiert. Da steht man eben wieder auf. Und schwimmt weiter. Davon abgesehen ermöglicht es gerade Nemo, sich auch mit ernsten Problematiken wie dem Tod eines geliebten Wesens oder psyschischen Störungen auseinander zu setzen. Und das auf kindgerechte Art. (Alleine bei dem Gedanken an Dorie, ihrer Störung und der Art, wie sie selbst damit lebt, wie sie diese letztendlich überwindet, um Vater und Sohn zusammen zu bringen und wie toll Marlin und Nemo ganz generell mit ihr umgehen, könnte ich beinahe wieder plärren.)
Monster AG hält dem Kind einen deutlichen Spiegel vor, was Furcht angeht. Nicht nur Kinder haben Angst vor Monstern....Monster haben eigentlich auch Angst vor Kindern. Es wird hier zudem erklärt, warum die Monster den Kindern überhaupt Angst machen. Und am Ende des Films gibt es eine sehr positive optionale Lösung. Für uns Erwachsene mag das alles Quatsch sein...für ein Kind, das Fantasie und Realität noch nicht komplett auseinander halten kann, ist es unglaublich positiv, wenn die Probleme ernst genommen und auf kindliche und fantasievolle Art gelöst werden. In jedem halbwegs guten Buch über Kindererziehung wird erklärt, dass man dem Kind die Angst vor dem Monster im Schrank oder unter dem Bett nicht einfach dadurch nimmt, dass man „Gibt's doch gar nicht!“ sagt und das Licht löschend aus dem Zimmer geht. Für das Kind gibt es diese Monster eben doch, und sie sind so real, wie man selbst. Genau dort greift der Film. Und bietet eine nicht nur unglaublich ausgezeichnete Erklärung, sondern gleich noch eine ganz tolle Lösung an. Jeder, der mit einem Wichtel zusammen lebt, der irgendwann mal Angst vor Monstern hat, sollte sich den Film zumindest einmal angeschaut haben.
Bei Rapunzel ist es hauptsächlich die Optik, die diesen Film überragend und schön machen. Gerade in 3D und spätestens bei der Szene mit den Laternen ist mir die Kinnlade runtergefallen im Kino und meine Augen waren tellergroß. Zudem hat man es hier mit einer tollen und ziemlich realistischen Teenagerprotagonistin zu tun, und die aufkeimende Liebe zwischen ihr und Flynn/Eugene wirkt sehr viel authentischer, als das in vielen anderen Disney Filmchen der Fall ist. Aber wirklich schön ist er in der Hauptsache wegen der Optik und der Mimik der Figuren. (Ausserdem ist er zum Brüllen komisch, lohnt sich also in jedem Fall.)
Lilo & Stitch ist der Knaller. Mein absoluter Lieblingsdisneyfilm. Auch hier werden bestimmte Themen angesprochen, die diesen Streifen zu einem sehr schönen und einfühlsamen Film werden lassen. Es wird stark wert auf Familienzusammenhalt gelegt, und nebenbei geht es auch – wie bei Nemo -, um den Verlust von geliebten Menschen. Ausserdem ist der Film ausgesprochen komisch und wird mit den Songs des King of Rock aufgewertet. Aber all das ist es nicht, was diesen Streifen wirklich zu einem schönen Film macht.
Lilo & Stitch ist komplett rund. Alles wurde abgerundet, ohne Kanten. Selbst die Laserschüsse sind rund. Das wurde getan, um den Film „extrasüss und knuddelig“ auf den Zuschauer wirken zu lassen. Um so großartiger ist es, dass alle Persönlichkeiten – mit der Ausnahme von Agent Pliiklii, der tatsächlich bloß die komische Disneynebenrolle verkörpert und sonst nichts -, in dem Film ganz und gar nicht „nur rund“ sind. In diesem Film gibt es nicht bloß schwarz und weiß, es gibt Ecken und Kanten. Alle haben ihre negativen und positiven Eigenschaften, und das empfinde ich als ungewöhnlich authentisch. Gantu beispielsweise ist eigentlich auf der „guten Seite“, immerhin ist es seine Aufgabe, Experiment 626 wieder zurück zu holen, bevor es den Planeten Erde verwüstet. Aber er tut das auf eine sehr direkte, sehr uncharmante Art, und ist auch sonst kein knuddliger Kerl, der mit einem weißen Hut mal eben schnell die Welt rettet. Ihm gegenüber steht Jamba, der wahnsinnige Wissenschaftler, der diese Kreatur nur aus Spaß erschaffen hat und somit eigentlich eher Schurke zu sein scheint...aber der sich im Laufe des Films als ungemein sympathisch entpuppt. Lilo ist ein unglaublich authentisches, kleines Mädchen, in das man sich gerade als Kind hervorragend hineinversetzen kann. Mit all ihren nervigen Eigenarten und Fehlern bleibt sie stets im Kern ein naives, liebenswertes kleines Ding, vermutlich die realistischste Figur von allen. David ist der Kracher, weil er einfach mal „bloß da“ ist als Love Interest für Nani. Kein Prinz, kein obercooler Surferdude....aber ein Kerl, der irgendwie zurecht kommt im Leben, locker bleibt, auch wenn es ernst wird, an Nani wirklich spürbar interessiert ist ohne aufdringlich zu wirken und – was am wichtigsten ist -, mit Lilo hervorragend klar kommt. Eine perfekte und sehr echte männliche Ergänzung für die kleine Familie, liebenswert charakterisiert....gerade weil er im Grunde nur eine Nebenrolle spielt. (Und er hat schicke Haare.) Cobra's Figur ist besonders hervorzuheben, da er am Anfang unglaublich hart und lieblos rüberkommt. Dank Ving Rhames tiefer Stimme hat meine damalige Bude vibriert, wenn ich den Ton aufgedreht habe. Und doch ist er gerade in der Szene, als er Lilo abholen will und Nani anschreit, dass „das nicht das Leben ist, das gut für ein Kind ist“ unglaublich stark und echt. Er entpuppt sich als jemand, der die kleine Familie gar nicht zerstören möchte, es aber zum Wohle des Kindes für notwendig erachtet, und spätestens dann spürt man als erwachsener Zuschauer, wie recht er eigentlich hat, wie gutherzig er eigentlich ist und wie schrecklich die Realität sein kann. Eine Realität, in der „was gut für das Kind ist“ nicht immer auch „gut für die Erziehungsberechtgten“ sein muss...unsere Realität. Und durch Stitchs Augen, der am Anfang nichts weiter ist als ein kleines Monster, dass sich nach Zerstörung sehnt – noch eine Sache, in die man sich nicht bloß als Kind, sondern auch super als Erwachsener hineinversetzen kann...wenn auch aus anderen Gründen -, wird dem Zuschauer die Wichtigkeit von Familie und Zusammenhalt nahe gebracht....und dass man, bei all dem Spaß, den man haben kann, auch hin und wieder Verantwortung übernehmen muss. Und deswegen ist Lilo & Stitch wunderschön. (Und ebenfalls brutal komisch.)
Die Figuren bei Winnie Puuh sind nicht authentisch. Aber sie sind unheimlich liebenswert. Es gibt eine Menge Filme, die ich nicht als schön bezeichnen würde, aber das Heffalump, Ferkels Großes Abenteuer und der neueste Winnie der Puuh Film sind hervorragend. Nicht etwa, weil die Kerlchen realistisch sind. Aber jede dieser Figuren hat eine Persönlichkeit, mit der sich ein Kind leicht anfreunden kann, und darin sind die Figuren auch absolut konsequent. Probleme entstehen auf kindliche Art, und werden auch auf kindgerechte Art wieder gelöst. Und weil die Figuren so einfach sind, können die jungen Zuschauer sich hier einmal „erwachsen“ fühlen und über die spaßigen Kerlchen lachen, auch, wenn die mal etwas Dummes machen...und sie haben sie trotzdem lieb. Für ein Kind ist es wichtig, nicht immer am unteren Ende der Nahrungskette herumzugurken. Die wollen auch mal „groß tun“. Und bei Winnie Puuh können sie sich überlegen fühlen. Und lachen. Und mit ihnen lernen. Dass das Leben nicht so einfach ist, wie im Hundert Morgen Wald, das lernen sie noch früh genug. Aber hier können sie erstmal an Beispielen sehen, dass man sich nicht schämen muss, wenn man mal Angst hat oder etwas Dummes anstellt. Und wie wichtig Loyalität ist. Und das auch eine kluge Eule mal daneben liegen kann. Und das auch ein „erwachsener“ Rabbit oft eigentlich genauso Dummheiten anstellt, wie ein „kindliches“ Ferkel. Und dass man auch geliebt wird, wenn man mal schlecht gelaunt ist oder vor Enthusiasmus überkocht und was kaputt macht. Und das nicht nur, weil man ein I-ah oder ein Tigger ist.
A.A. Milne hat hier ein paar Figuren erschaffen, die nicht umsonst zu den beliebtesten Protagonisten von Kinderbüchern überhaupt zählen. Disney verdient mit Winnie Puuh Merchandise Artikeln nicht umsonst mehr Kohle, als mit allen anderen Artikeln, inklusive Mickey Mouse. Die Figuren sind einfach unglaublich liebenswert. Und die aufgezählten Filme werden ihnen, und Milnes Geschichten, einfach am ehesten gerecht. Und sind deswegen sehr, sehr schön anzusehen.
Der Rest kommt, wenn ich wieder Böcke habe....