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Wie wurde Emma Centrella zur mächtigsten Magestrix der Geschichte?
Sie war das einzige Kind Kyalla Centrellas, die ihren Ehemann, Emmas Vater, wegen Hochverrats hinrichten ließ. So wuchs Emma als Halbwaise bei einer Mutter auf, von der sie wusste, dass sie über die Leichen auch der ihr am engsten verbundenen Menschen ging, wenn sie ihre Machtinteressen gefährdet sah. Emmas Naturell verbat jedoch einen vorsichtigen, beschwichtigenden Umgang mit der Gefahr. Bei den im Magistrat sehr einflussreichen Medien war Emma eine gefragte Interviewpartnerin, da man von ihr stets einen skandalfähigen Seitenhieb gegen die Politik ihrer Mutter erwarten durfte. Überhaupt war Emma als attraktives Partygirl und meisterhafte Null-g-Tänzerin ein Glücksfall für die Vid-Streams.
Das Magistrat wies in Emmas Jugend bereits viele Charakteristika auf, die es auch in seiner späteren Blütezeit kennzeichneten. Ihm fehlten jedoch noch einige Impulse, die Emma später setzte.
Die dominante Stellung der Frauen war beispielsweise eine Ursache für die Hinrichtung von Emmas Vater, der als Mann nach der Macht gegriffen hatte. Diese matriarchalische Grundströmung wird durch die Staatsreligion unterstützt, die in der Kontinuität von Kulten zur Verehrung der Natur (Wicca) steht. Eine gewisse Ironie liegt darin, dass das Magistrat seine Kernwelten so schonungslos ausbeutet wie kaum eine andere Nation, was Canopus IV zu einem weitgehend verseuchten Planeten macht. Dies wird nur durch die zweite prägende Konstante in der Gesellschaft des Magistrats verständlich: die Plutokratie. Einige Kommentatoren behaupten, das Magistrat habe die niedrigste Korruptionsrate der menschlichen Geschichte. Zu diesem Schluss kann man nur kommen, wenn man Korruption als illegale Bestechung auffasst. Im Magistrat war damals wie heute der Kauf von Ämtern, militärischen Rängen oder politischen Entscheidungen nicht nur legal, sondern sogar erwünscht. Hier gründet Macht weder auf ererbtem oder verliehenem Adel, noch auf göttlichem Segen, geschweige denn auf einem demokratischen Modell. Nach canopischer Philosophie soll derjenige prägenden Einfluss auf eine Gesellschaft ausüben, der am meisten für sie tut. Das ist derjenige, der sie am stärksten mit seinem Vermögen fördert. In der Konsequenz müssen Bewerber zwar auch hier eine Eignung für einen Posten, etwa eines Force Majors, nachweisen ‒ innerhalb der qualifizierten Kandidaten erfolgt die Vergabe der Offizierspatente jedoch nach der Höhe einer Spende in die Staatskasse.
Es wäre aber falsch, Emma Centrellas raschen Aufstieg innerhalb des canopischen Militärs ‒ bereits mit 17 war die MechKriegerin Ensign ‒ allein mit der finanziellen und politischen Potenz ihrer Familie zu erklären. Emma verfügte über eine außerordentliche Körperbeherrschung, auch und gerade im feinmotorischen Bereich, was ihr nicht nur im Null-g-Tanz, sondern auch an den Kontrollen eines BattleMechs zu Gute kam.
Trotz des schwierigen Verhältnisses zu ihrer Mutter kann man davon ausgehen, dass Emma Centrella in der canopischen Gesellschaft gut zurechtkam. Die energiegeladene junge Frau schien wie geschaffen für die vergnügungssüchtige Kultur ihrer Heimat, die damals schon in der gesamten Inneren Sphäre für ihre Zirkusse berühmt war (die in den meisten Fällen auch Spione mitführten, was die sehr gute Informationslage des Magistrats erklärt).
Was brachte sie also dazu, vollkommen neue Impulse zu setzen, anstatt, was sicher einfacher gewesen wäre, schlicht Bewährtes weiterzuführen? Wieso unterzog Emma Centrella die Wirtschaft des Magistrats ‒ seinen Lebensnerv! ‒ einer riskanten Rosskur, an deren Ende eine führende Rolle in Bildung, Wissenschaft und Medizin stand? In ihrer Jugend waren hiervon noch nicht einmal Ansätze zu erkennen.
Die Erklärung liegt in einer schicksalhaften Begegnung. 3029, kurz vor Ausbruch der Andurienkriege, traf Richard Humphreys auf Canopus IV ein. Der jüngste Sohn der Herzogin von Andurien sollte mit Emma vermählt werden, um das Bündnis der beiden Sternenreiche zu festigen. ComStar führt das Scheitern dieses Vorhabens lapidar auf eine beiderseitige, tiefsitzende Abneigung zurück. Aber hinter der öffentlich bekundeten Geringschätzung, den dennoch stattfindenden Treffen, hinter Emmas Verbannung nach Detroit und ihren Kampfeinsätzen während der Invasion der Konföderation Capella steckte viel mehr.
Dies sind die Monate, die Emma Centrella zur mächtigsten Frau der Peripherie schmiedeten und ihr das Rüstzeug gaben, zur erfolgreichsten Magestrix aller Zeiten zu werden. In Andurienkriege 3: Gier werden wir Zeuge dieser Vorgänge.
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