Rippers Rippers in Deutsch

Aber vielleicht sind die Erwartungen einfach unrealistisch für den deutschsprachigen Markt.
Im Falle Rippers wäre eine sehr gute Qualität möglich gewesen, denn der Lektor hat lektoriert und die Korrekturfahne war ja da. Aus irgendwelchen Gründen, vielleicht war es einfach nur ein menschlicher Fehler, wurde die Korrekturefahne nicht eingebaut (oder es wurde einfach nur die falsche Dateiversion zum Drucker gesendet bzw. online gestellt).
 
Ich kann Zornhaus flammende Rede für bessere Qualität nachvollziehen und unterstützen. Aber vielleicht sind die Erwartungen einfach unrealistisch für den deutschsprachigen Markt.
Wieso "für den deutschsprachigen Markt"?

Sind deutsche Verlage im internationalen Vergleich NOCH unprofessioneller, NOCH schludriger als z.B. US-Verlage?

(Eher im Gegenteil würde ich GERNE aus gewissem Stolz auf deutsche Wertarbeit sagen wollen, doch stellen leider auch die großen deutschen Verlage ständig unter Beweis, daß sie die "deutsche Legende" in puncto Produktqualität leider nicht in demselben Maße leisten können, wie dies bei Ingenieursprojekten und -produkten der Fall ist.)

Deutsche Verlage produzieren meiner Erfahrung mit den Produkten, die ich so erworben habe, exakt denselben, leider unerträglich HOHEN Anteil an Schludrigkeitsfehlern, denn man bei US- oder UK-Verlagen findet.

Somit halte ich das Qualitätsproblem auch nicht für ein "typisch deutsches", wie das obige Zitat verstanden werden kann, sondern es ist ein GLOBALES Problem. - Leute, die sich mit Projektmanagement und Qualitätssicherung nicht auskennen, schludern vor sich hin, statt in diesen wichtigen Feldern etwas DAZULERNEN zu wollen! - Das Problem liegt nicht in der mangelnden Befähigung, sondern darin, daß in den Verlagen NICHTS DARAN GEÄNDERT wird!

[... Kalkulationsbeispiel ...] müssen für Übersetzer, Lektorat, Layout, Grafik und Redaktion reichen.
Niemand wird ernsthaft einen professionellen, hauptberuflichen Projektleiter aus dem Ingenieursbereich zu den Gehältern in dessen "Heimatbranche" bei einem Rollenspielprojekt beschäftigen können.

Und das MUSS man auch NICHT!

Projektmanagement ist etwas, das man LERNEN kann. Auch - so die eigene Motivation da ist - als Kleinstverlagsmitarbeiter im Selbststudium plus praktischer Erprobung beim nächsten Projekt und steter Verbesserung mit jedem weiteren Projekt.

Einzige Voraussetzung ist hier nicht "mehr Geld", sondern LERNWILLIGKEIT und etwas - durchaus auch unbezahlte! - Zeit.

Und wenn man sich das Kalkulationsbeispiel oben anschaut, dann sind hier einige Handlungsfelder, einige Projektrollen in Rollenspielverlagen standardmäßig NICHT ENTLOHNTE oder "in Naturalien" (= Belegexemplaren) "entlohnte" Fan-Arbeit. - Ohne das Engagement und die Selbstausbeutung motivierter Fans, welche unentgeltlich teils aufwendigste Arbeiten in Rollenspielprojekten leisten, wären die Rollenspielprodukte deutlich teurer und würden noch mehr Verlage keine wirtschaftliche Perspektive haben.

Somit geht in die Kalkulation von verdammt vielen Projekten EIN HAUFEN kostenloser Arbeit ein. - Auch für das Lektorat!

Ich habe an weit mehr Projekten mitgewirkt, bei denen ich NICHTS bezahlt bekommen habe, (nicht einmal ohne mehrfaches Nachfragen ein Belegexemplar erhalten habe), als an Projekten, bei denen eine - wie üblich - verdammt geringe Entlohnung gezahlt wurde. Wir reden hier von Stundensätzen, die DEUTLICHST unter 1 Euro, z.T. unter 0,5 Euro und noch darunter liegen!

Würde man die Tätigkeiten nicht nur kostenlos oder "sehr kostenarm" einkaufen, sondern mit guter Qualität, gutem Knowhow für gutes Geld erledigen lassen, dann kämen die Endkunden Rollenspielbücher leicht MEHR ALS DOPPELT SO TEUER als sie es heute eh schon sind!

Statt für manche Grundregelwerke 50 Euro zu zahlen, sind dann 100 Euro fällig. Statt ein dünnes, kleines Rollenspiel "für zwischendurch" für 20 Euro zu erwerben, sind dafür 40 Euro notwendig.

Man sieht: Für diese Preise kann man einfach in der engen Nische des Pen&Paper-Hobbys nicht mehr genug verkaufen, daß es sich unterm Strich immer noch für den Verlag rechnet.

Somit ist für mich die Situation wie folgt:

Die Verlage BRAUCHEN die unterbezahlte Arbeitsleistung von oft nicht für die Rollen, in denen sie im Projekt arbeiten, ausgebildeten Leuten, um die Produktpreise überhaupt realisierbar halten zu können.
Die Fans WOLLEN gerne mithelfen ihre Lieblingsspiele qualitativ zu verbessern und ihren Mit-Fans manche Produkte überhaupt erst zugänglich zu machen.

In dieser Ausgangslage paßt noch alles. Hier müssen sich die Freiwilligen auch nicht ausgebeutet fühlen.

Aber.

Die Projekt-KOORDINATION liegt meist direkt bei Verlagsmitarbeitern. Und diese haben oft eine Festanstellung und beziehen regelmäßiges Gehalt. Sie sind also im PROFESSIONELLEN RAHMEN beschäftigt. - Und hier kenne ICH jedenfalls KEINE Nachsicht!

Wer seine Arbeit nicht gut genug macht, der macht seine Arbeit NICHT GUT GENUG!

Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder er LERNT DAZU (und zwar aus eigener Einsicht und Selbstmotivation seinen Job endlich anständig zu machen) oder er MACHT KEINE ROLLENSPIELPRODUKTE MEHR.

Lernunwillige braucht man weder im Rollenspielgeschäft noch sonst irgendwo "da draußen" in der Welt, wo Arbeit mit Geld vergolten wird.

Und das ist es eben auch, was mich so wundert: Eine Selbstfortbildung in Projektmanagement ist wirklich kein großer Aufwand, aber ein Aufwand, der sich BEZAHLT macht!

Letztlich haben ja auch die TEAM-MITGLIEDER im jeweiligen Projektteam sogar den ANSPRUCH darauf, daß ihre Arbeit nicht "für die Tonne" war, weil der Projekt-Koordinator gepennt hat, ein Versager ist, keine Ahnung hatte und auch keine Lust sich die notwendige Ahnung seinen Job korrekt auszuführen zu verschaffen1

Wenn ich mir anschaue, wie AUFWENDIG im Sinne von "Nervenaufreibend" und "Anstrengend" (nicht nur zeitaufwendig) manch ein Lektoratseinsatz war, dann würde mir LAUTSTARK der Kragen platzen, wenn die Lektoratsbefunde durch Schludrigkeit im Projektmanagement nicht ins Endprodukt eingeflossen und behoben sind!

Klar war das bei Rippers ein Fehler, ein Versehen, etwas, das NICHT so geplant war. - Aber genau DIESE Art von Fehler DARF NICHT vorkommen! Und sie KANN NICHT vorkommen, wenn die Projektleitung was taugt.

Somit ist eben auch das "Distanzieren" des Lektors vom Produkt mehr als nur gerechtfertigt.


Ganz konstruktiv biete ich wirklich JEDEM Interessierten Mitwirkenden in Rollenspielprojekten an in puncto Projekt-Planung, Projekt-Management, Projekt-Koordination Hilfestellung und Auskunft zu geben. - Das ist nämlich nicht wirklich schwer zu lernen, wenn man nur WILL! - Den Willen aber, den muß man schon selbst mitbringen. - Einfach mich per PN oder E-Mail kontaktieren. Wir finden einen Weg hier für echte Fortschritte zu sorgen.

Oder man man macht's wie Peginc, die $35 für die PDF-Ausgabe von "The Last Sons" haben wollen. Da sie's über ihre eigene Website verkaufen und in den USA auch noch netto-Preise annonciert werden und international natürlich mehr Käufer da sind, können sie hier deutlich mehr Geld verdienen und so möglicherweise im Vorfeld mehr investieren um eine höhere Qualität zu erzielen.
Es ist bei Pinnacle nicht der Fall, daß sie "mehr Geld investieren" würden, sondern auch Pinnacle arbeitet mit sich selbst ausbeutenden Fans und Freunden. - Aber Pinnacle nimmt sich als reiner "Nebenjob-Verlag" einfach MEHR ZEIT.

Daher dauern manche Produkte auch - als Fan gesehen - gefühlt EWIG, bis sie irgendwann mal fertig sind.

Pinnacle hat es halt nicht nötig ständig etwas Neues rauszuhauen.

Bei TAG ist das anders. Die TAG-Macher LEBEN von ihren Erträgen der Verlagstätigkeit! Und hier wird STÄNDIG neues Zeug rausgebracht. Und wie hier die Qualitätssicherung aussieht und wie diese vergolten wird, das kann Euch sicher Kardohan besser beantworten.

Zudem lassen sich Fehler in PDF-Dokumenten leicht korrigieren und quasi zum Nullpreis aktualisieren, was die Kundenzufriedenheit erhöht.
Das mit dem "Nullpreis" täuscht enorm!

Wenn es sich um Layout-relevante Fehler wie die Glowmadness-Regeln im deutschen Sundered Skies handelt, dann muß man gleich auch das Layout neu aufsetzen, da mehr Text, neue Texte etc. in den allermeisten Fällen auch neues Layout erfordern. - Weiters kommt es darauf an, WIE das PDF ursprünglich erzeugt wurde. Da ist dann Tricksen mit den Ebenen etc. auch noch eben NICHT mit "Null Aufwand" zu machen, sondern man muß effektiv die PDF-Version vollkommen neu erstellen.

Es ist schon etwas anderes ein One-Sheet-Abenteuer kurz noch einmal nachzukorrigieren als ein mit Lesezeichen und unterschiedlichen Ebenen ausgestattetes umfangreiches PDF-Produkt.

Aber ja, es ist tatsächlich ÜBERHAUPT möglich ein PDF zu korrigieren, während die Druckausgabe halt so bleibt, wie sie ist - plus unschöne Errata-Zettel zum Selbstausdrucken.

Immerhin kann man in PDF-Format wenigstens irgendwann ein fast fehlerfreies Produkt erhalten. - Das ist es auch, was mir PDF-Produkte so attraktiv macht.
 
Meine Argumentation zog auf die geringe Auflage eines Produkts für den deutschsprachigen im Vergleich zu einer englischen Auflage ab. Vielleicht hast du Recht und es gibt Defizite beim Projektmanagement. Vielleicht hat aber auch das Budget einfach nicht für noch einen Lektorats-Durchgang und/oder Layout-Durchgang gereicht und es war eine bewusste Entscheidung. Das war mein Punkt.

Das ein Rollenspielprodukt nur dann funktioniert, wenn Fans unbezahlte Arbeit (Stichwort "Selbstausbeutung") leisten, ist IMHO traurig. Wenn Bücher teurer (aber auch qualitativ besser) würden, wenn man Tätigkeiten, nicht nur kostenlos oder kostenarm "einkauft" (wie Zornhau schreibt), dann spricht das ja genau für den Punkt, den ich gemacht habe: Eine bessere Qualität ist nicht zu finanzieren.

Abgesehen davon: Was ist einem ein Spielabend Spielspaß mit Freunden wert? Für zwei Stunden Kino gibt man schon einmal 12€ aus. Bei fünf Leuten wären das 60€. Da sind 20€ für ein Spiel zwischendurch im Vergleich ein Schnäppchen. Da gibt jeder von uns ja schon fast mehr für Speis' und Trank aus.

Nullpreis: Hier meinte ich, dass es quasi nichts kostet, dass aktualisierte PDF zu den Kunden zu bringen, egal wie groß die Kundengruppe ist. Das habe ich so nicht klar genug formuliert. Würden wir noch den Schritt von PDFs hin zu "echten" Ebooks schaffen, bei denen es keine legacy-A4-Seiten und kein fixes Seitenlayout mehr gibt, wird auch das Layouten noch einmal einfacher, da es automatisch gemäß einmalig definierter Regeln funktioniert.

Stefan
 
Vielleicht hat aber auch das Budget einfach nicht für noch einen Lektorats-Durchgang und/oder Layout-Durchgang gereicht und es war eine bewusste Entscheidung. Das war mein Punkt.
Du meinst also, daß PG ein Lektorat BEAUFTRAGT, der Lektor dieses DURCHFÜHRT und die Ergebnisse an PG übergibt, und daß dann PG als "bewußte Entscheidung" die Lektorats-Ergebnisse NICHT EINARBEITET, weil "das Budget zu knapp war"?

Das halte ich für ausgesprochen ... phantasievoll.

Es WURDE ja ein Lektorat vorgenommen. Das Geld dafür wurde bereitgestellt, die Leistung wurde erbracht, nur wurden die ERGEBNISSE leider nicht verwendet. Damit ist das rausgeschmissenes Geld!

Auch im öffentlichen "Distanzierungs-Beitrag": Es wurde wohl nur eine Art "Rohversion" des Textes zum Lektorat gegeben, NICHT die bereits durch das Layout gegangenen Fahnen. Somit wären so oder so durch den Layoutschritt NACH dem Lektorat des Rohtextes noch weitere Fehlerquellen (und ziemlich sicher weitere, ganz neue Fehler) zu erwarten gewesen.

Derartiges Vorgehen ist (nochmal drei Punkte) ... suboptimal.

Wenn man eh zu wenig Geld für mehrere Prüfschritte beim Erstellen eines Rollenspielproduktes einkalkuliert, dann wäre es sinnvoller, die EINZIGE Prüfung so spät wie möglich zu machen, um die Fehler aller vorhergehenden Schritte auf einmal aufnehmen und beheben zu können.

Als GRUND für eine "bewußte Entscheidung" Lektorats-Befunde NICHT einzuarbeiten fällt mir wirklich KEIN EINZIGER ein.
 
Das halte ich für ausgesprochen ... phantasievoll.
Tja, Rollenspiel soll ja die Kreativität fördern :) Könnte es nicht sein, dass z.B. die Druckerei sagt, wir brauchen die Vorlage HEUTE, sonst geht es erst in vier Wochen wieder oder sonst können wir den vereinbarten Sonderpreis nicht halten? Das wäre doch z.B. ein Grund.

Stefan
 
Wieviel "Vorlauf" die Druckerei braucht, das MUSS der Projektleiter WISSEN!

Und dann weiß er auch, bis wann welche anderen Zwischenstufen FERTIG zu sein haben!
 
Wieviel "Vorlauf" die Druckerei braucht, das MUSS der Projektleiter WISSEN!

Und dann weiß er auch, bis wann welche anderen Zwischenstufen FERTIG zu sein haben!

Im großen und ganzen geben ich Dir hier recht. Ich arbeite selbst in der Publikationsbranche als Grafiker und kenne daher die Probleme, die auftreten können. Nur kurz als Ergänzung warum ich glaube, daß hier keine Korrekturen eingearbeitet worden sind:

1. möglich sind mangelhafte Handwerks-Kenntnisse des Layouters (könnte es sein, daß hier kein Profi verwendet wurde, sondern nur einer der sich als solcher bezeichnet? Vielleicht ein Bekannter eines Bekannten des Verlagsleiters, der zwar günstig arbeitet, aber nur rudimentäres Wissen besitzt?)

2. die Druckerei erhielt von der Produktionsleitung die falschen Dateien (kommt öfters vor als man sich vorstellt) - nämlich die Prä-Lektorats Dateien

3 .Der Layouter, der die Korrekturen einpflegt, ist zwar ein Profi, aber schlampig (kommt auch öfter vor), hatte grad keine Zeit oder Lust.

4. Der Lektor, der meinte er distanziert sich von Rippers, da seine Korrekturen nicht eingepflegt wurden, möchte sich herausreden, da seine vermeintlichen Korrekturen doch nicht so "umfangreich" waren wie er angibt.

Bei Punkt 1 und 3 hätte der verantwortliche Redakteur/Produktionsleiter bei der Nachkontrolle der digitalen Dateien nach Einpflege der Korrekturen aber vor Weiterleitung der Daten an die Druckerei feststellen müssen, daß hier etwas nicht stimmt. Hat er offensichtlich nicht oder nur nachlässig gemacht.

Bei Punkt 2 wars ein Irrtum, den man aber spätestens bei Durchsichtskontrolle der Chromalins oder digitalen Vorabzüge (also noch VOR dem eigentlichen Druck) feststellen hätte müssen. Hat man nicht, also auch hier Nachlässigkeit.

Alles in allem, ist dieses Produkt vom professionellen Standpunkt her ein Pfusch. Würde ich bzw. die Firmen für die ich arbeite so agieren, hätten sie ein Problem. (n)
 
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