Harlekin schrieb:
Weil es unsinnig ist, daß man mehr aushält, nur weil man erfahrener ist.
Hm, wenn man mal die diversen Vollkontakt-Kampfsportarten anschaut, so kann man durchaus feststellen, daß erfahrenere Kämpfer neben der Tatsache, daß sie seltener getroffen werden, auch mehr aushalten. - Die Frage ist nur, wie ein Rollenspielregelwerk das simuliert.
Ein Weg ist durch mehr Hitpoints für den Erfahreneren, die abbilden sollen, daß er im letzten Moment mit dem Schlag mitgegangen ist, oder sich so knapp rausgedreht hat, daß er statt einer schweren Verletzung nur eine leichte Schramme davongetragen hat.
Andere gehen den Weg über Charakteristiken, so daß ein erfahrener Kämpfer (ob automatisch oder vom Spieler wählbar, was er erhöhen möchte) eine hohe Konstitution/Ausdauer/Körper/Zähigkeit oder so hat. Das spielt natürlich in das "mehr Aushalten" der Erfahrenen Kämpfer mit hinein.
Ein untrainierter Nichtsportler wird bei einem voll durchgezogenen Haken eines Schwergewichtsboxers wahrscheinlich einen Genickbruch erleiden, da seine Hals- und Nackenmuskulatur diese Kraft nicht kompensieren kann. Ein trainierter anderer Schwergewichtsboxer hingegen "nimmt" solche Schläge schon mal und kämpft ungehindert weiter. Warum? Weil er seinen Körper auf das Wegstecken von Schäden trainiert hat. Siehe dazu auch das Abhärten der Arme und Beine im Karate, das Training der Thai-Boxer für ihre Schienbeinblöcke und Low Kicks, etc. Man KANN das also trainieren. Und Training verschafft Erfahrungen. Man ist dann also erfahrener und hält deswegen mehr aus.
Wenn ich mir Savage Worlds anschaue, dann gibt es darin für einen erfahrenen Kämpfer zum einen ein Erhöhen der Konstitution, die seine Zähigkeit gegenüber Schaden beeinflußt, dann ein Erhöhen seiner Kämpfen-Fertigkeit, die sein Nichtgetroffenwerden beeinflußt, dann ein Erhöhen seiner Geist-Charakteristik, die in diesem System wichtig ist, um die Schlagtrunkenheit nach einem erfolgten Treffer abzuschütteln. Und zusätzlich noch eine ganze Reihe an spezifischen Vorteilen, die z.B. das bessere Ausweichen, das härtere Nehmen, das heftigere Austeilen, die taktische Überlegenheit (bessere Initiative), etc. beeinflussen. Ein Charakter hat mit zunehmender Erfahrung die Wahl, welche von diesen "Stellschrauben" er wann verbessern möchte. Aber ein wirklich erfahrener Kämpfer ist er erst dann, wenn er den meisten dieser Aspekte Rechnung getragen hat. Und ja, es ist in diesem Regelsystem möglich einen Kämpfer mit mieser Konstitution zu spielen. Das nennt man dann im Boxen "Fallobst".
Es ist eben nur die Frage, wie ein System diese Zusammenhänge abbildet. Da gibt es plausibelere und weniger plausibele, weil eher abstrakte Regelungen. Abstrakt ist ja voll in Ordnung, wenn die erzählte Geschichte stimmig ist.