Ich bin nun mit der Hauptstory fertig und spiele noch den Epilog. Hier meine Einschätzung zu Red Dead Redemption 2:
Technik
Extreme Details/Detailverliebtheit und technisches Meisterwerk. Neben dem generellen grafischen Niveau muss ich die Animation hervorheben. Türen werden animiert aufgestoßen, objekte animiert aufgehoben, tiere animiert gehäutet etc. Das hab ich so noch nie gesehen. "Neuer Maßstab" ist eine Untertreibung!
Charaktere
Gute bis sehr gut geschriebene Charaktere und Dialoge. In der Bande insgesamt zu viele, um zu Beginn diese, dem Spieler eigentlich Fremden zu mögen - dabei reist Arthur Morgen schon Jahre mit ihnen rum... Aber ich habe viele lieb gewonnen, während mir einige wenige egal blieben. Das hat auch mit der Story und dem Questdesign zu tun, da einige einfach eine kleinere Rolle spielen - weniger eine Kritik, denn eine Feststellung.
Arthur Morgen gefällt mir sehr, insbesondere durch die Entwicklung, die man gemeinsam durchläuft.
Story
Tolle Story - mehr sag ich nicht. An einigen Stellen zu viel als Hauptmission aufgezwungen, dass keinerlei Wert für die eigentliche Story hat - hätten als Nebenmission angeboten werden können und man hätte sie dennoch gespielt. Dann würde die Main Story aber nicht so überflüssig zäh wirken. Man fragt sich doch recht oft: warum mach ich das jetzt?
Dazu kommt ein erzwunges Kapitel, das gerusht, unfertig und generell überflüssig anfühlt.
Open World
Die Quest sind strikt linear und lassen null freiheiten. Für die Story ist die Open World absolut überflüssig und beinhaltet Elemente (z.B. Ehre-System) die sonst keine Rolle spielen. Absolut inkonsequentes Design und mein größter Kritikpunkt.
Pacing
Die Meisterleistung von RDR2 alles zu entschleunigen, sich Zeit zu nehmen. Tiere jagen, häuten, verkaufen kann einen abend füllen. Zu Missionen reitet man mit Bandenmitgliedern erst Mal hin und unterhält sich. Keine icons die sich aufdrängen und freies erkunden wird ermutigt. Man muss sich Zeit nehmen und es genießen.
Während so das Pacing kleinteilig betrachtet langsamer und damit gut fährt, ist es im gesamten Storyverlauf jedoch arg zäh (sie oben). Irgendwann weiß man, dass jede Mission schiefgeht und fragt sich, warum man all das noch macht. Da hätte man sehr gut straffen können. Das ist kein Spoiler, sondern das generelle Thema des Spiels, sollte da jemand jammern.
Steuerung
Mieserabel... so überladen und je nach Quicktime Event auch nicht nachvollziehbar, sodass ein Auge immer unten rechts auf die steuerungsanzeige blickt. Das kann soweit gehen, dass man für die gleiche Aktion je nach Mission verschiedene Tasten benutzt. Oder Objelte anzielen und benutzen/aufheben ist auch recht inkoherent. Da hat jemand seinen Job nicht gemacht. Und gerade das Kern-Gameplay (Schieß auf etwas) ist schlecht zu steuern und bietet wenig gutes Feedback (schlechtes Gunplay) und ist nach langer eingewöhnung bloß "okay".
Schön: die Entschleunigung ist auch in der Steurung zu spüren. Alles fühlt sich schwer, träge und langsam an. Könnte vielen negativ aufstoßen, aber ich mochte das langsame Aufsteigen auf das Pferd, die Häutungsanimation etc.
Progression
Mh... du hast drei Attribute: Gesundheit, Ausdauer und Dead Eye, die sich einfach mit der Zeit steigern. Ist "okay" um etwas Steigerung zu vermitteln. Ansonsten gibt es nur Geld, dass aber recht früh recht überflüssig ist. Also fehlt die Motivation Dinge zu tun, da sie dich nur mit Loot locken, den keiner braucht und Geld, das man immer genug hat. In der Story gehts immer nur um Geld... und ich wusste nicht wohin mit dem Geld - aber hey, wir brauchen geld, egal wie viel man in den Bandenkasse einzahlt.
Crafting
Hab ich gelassen, da das spiel so schon sehr einfach war und ich nie ein Bedürfnis nach kleinen boni, wie langsamer Ausdauerverbrauch durch einen gebastelten Talisman empfand.
Fazit
Ein Spiel für Genießer, die keine Motivation durch das Spiel brauchen und über grobe Schnitzer hinweg sehen können oder über eine längere Eingewöhnung hinweg sehen können. Auch ein progressionsgefühl durch Story entsteht nicht, da es eher immer schlimmer wird.
Die hochgradigen Bewertungen sind absolut überschätzt. Beschissene Steuerung, ungenießbares Kern-Gameplay, mangelnder Nutzen für Geld als Motivation sowie Open World versus Story Design sind trotz vieler positiver Punkte doch arg grobe Schnitzer.