AW: Perry Rhodan
Warum hat denn noch keiner das so toll durchdesignte "KatarSys" empfohlen?
Oder das ja schließlich auch für Sci-Fi-Welten taugen sollende "Opus Anima"-Regelwerk?
Und Midgards wesentlich crunch-ärmerer und überschaubarer "Höhlennachbar" aus der rollenspielerischen Steinzeit in Deutschland, Abenteuer in Magira, liefert ein auch nach heutigen Maßstäben noch moderneres Regelsystem ab, als Midgard. Und es ist so aufgebaut, daß man die eher "generischen" Grundregeln PLUS einen Kulturenband zur Charaktererschaffung aus einer Kultur heraus verwenden soll. Da könnte man für die einzelnen Völker bei PR je einen (durchaus auch mal sehr knappen) Kulturband mit den kulturspezifischen Angaben basteln und den mit dem Grundregelwerk zusammen verwenden.
Ich kenne den Arkanen Codex zu wenig, um beurteilen zu können, ob man hier die Regelbasis leichter für ein Sci-Fi-Rollenspiel in "Perry-Size" herausziehen kann, als bei DSA.
Das Grundproblem ist jedoch: DSA, Midgard, Abenteuer in Magira, Arkaner Codex, etc. sind zunächst einmal FANTASY-Rollenspiele. Der Regelfokus ist auf Schwertschwinger und Zauberbuchstabierer. Es fehlt allen an einem leicht herausziehbaren, "Techlevel"-unabhängigen Regelkern. Der Regelkern ist zwar bei allen quer durch die Versionen erkennbar, aber eben "eingebettet".
Opus Anima tritt zumindest mit dem Anspruch an, daß man das Regelwerk mit unterschiedlichen Welten unterschiedlicher "Techlevel" verwenden können soll. Daher wäre das wirklich eine Überlegung wert, wenn es "im Lande bleiben" soll.
Man sollte sich hier natürlich fragen, OB es überhaupt schon ein deutsches Rollenspielregelwerk gibt, welches in der Lage ist, den Fokus von PR wirklich abzubilden?
So rückständig und fantasyfixiert, wie die deutsche Rollenspielautorenschar sich präsentiert, gibt es leider hierzulande kaum etwas Sci-Fi-Orientiertes und schon garnichts Heftchenroman-Pulp-Sci-Fi-Orientiertes(!). Da wird die altbackene Fantasy-Knetmasse ein weiteres mal durch den Ofen gejagt. Zwieback-Rollenspiele statt Vielfalt.
Ich finde, je nach beabsichtigter Tragweite der Geschichten und Art des Spiels, für PR (und auch für B5) unterschiedliche Regelsysteme geeignet:
- PR-Arkana (für ein freies Fabulieren mit "Anregung" durch die Karten (nein, es handelt sich hierbei NICHT um einen Münzwurf, da JEDES Ergebnis vom Spieler entschieden positiv oder negativ gedeutet werden kann). Arkana skaliert beliebig! Und Ultratech oder mystische Elemente sind hier überhaupt kein Problem. Das Problem sind die Arkana-Spieler.)
- PRQuest (Nach dem HeroQuest-System für ein erzählorientiertes Rollenspiel, bei dem alle textuellen Elemente quantifiziert und in einen Konflikt eingebracht werden können. Einfach die Schlüsselworte festlegen, quantifizieren und los geht's. HQ skaliert auch problemlos für umfangreiche Raumschlachten und Ultratech.)
- Savage PR (Für pulpige Action-Sci-Fi. Skaliert auch sehr weit (aber nicht unbegrenzt wie das Arkana-"System") über die Masscombat Rules. Einfach mit dem Sci-Fi-Toolkit Raumschiffe und Edges/Hindrances zusammenstellen und loslegen. Hier kommt mehr Crunch, mehr Taktik und mehr "normales" Rollenspiel vor gegenüber dem freien Fabulieren bei PR-Arkana und dem eher gehobenen Powerlevel und der Erzählorientierung bei PRQuest. Und es sind Fahrzeug- und Raumkampf-Regeln etc. enthalten, die bei den reinen Fantasy-Regelsystemen wie Midgard grundsätzlich einmal nicht für moderne oder gar Ultratech-Fahrzeuge taugen, sondern bestenfalls für den Streitwagen oder die Kogge.)
Klar sind diese drei nicht allesamt aus deutschen Landen, doch wäre mit das für ein GEEIGNETES Regelsystem zunächst einmal egal.
Solange "Deutsches Rollenspiel" kein Gütesiegel ist, sondern nur ein Warnhinweis vor altbackenem Fantasy-Geraffel darstellt, solange halte ich eine Beschränkung auf die deutschen Hinterwäldler-Regelsysteme für ungeeignet ein für das PR-Universum passendes Rollenspielsystem zu finden.