Die Autoren von Schattenlichter plaudern aus dem Nähkästchen
Ein Haufen Das Schwarze Auge-Romanautoren erkundet gemeinsam Gareth – eigentlich musste das zwangsläufig dazu führen, dass sie ihre Ideen umgehend zu Papier bringen. Entstanden ist daraus eine Anthologie, die von Freud und Leid, Lug und Trug, Angst und Schrecken in der Kapitale des Mittelreichs berichtet. Erscheinen wird Schattenlichter zur RPC in Köln, wie bereits Das Echo der Tiefe wahlweise als Ebook in den gängigen Formaten oder als PDF. Henning Mützlitz (Das Zepter des Horas, Der Ring des Namenlosen) hat mit einigen seiner Kolleginnen und Kollegen über ihre Kurzgeschichten, das neue Gareth und natürlich die dazugehörige Setting-Box gesprochen.
Christian Lange (Autor des Romans
Caldaia und des kommenden
Kors Kodex) darf ein wenig als Initiator des Projekts gelten und hat gleich drei Geschichten zu dem Bändchen beigesteuert. „Zu der Idee einer Trilogie innerhalb eines Kurzgeschichtenbandes kam es über Umwege“, berichtet er. „Auf dem RatCon 2012 machte Eevie Demirtel den Vorschlag, dass ich als Teaser für die damals noch in Arbeit befindliche Gareth-Box eine Kurzgeschichte für den
Aventurischen Boten schreiben könnte. Doch schnell weiteten wir die Idee aus, denn schließlich gibt es ja nicht nur den
Boten, sondern auch den Ulisses-Blog, zudem schreibe auch ich hin und wieder einen Autorenblog - so wurden aus der einen Geschichte schnell drei. Doch wie immer kommt alles anders, als man denkt. Denn der Platz im Boten war knapp und meine Geschichte zu lang. Aus dem Teaser im
Boten wurde eine ganze Kurzgeschichten-Sammlung.“
Rasch wurden andere Autoren mit ins Boot geholt, die sofort mit Feuereifer bei der Sache waren. Mike Krzywik-Groß, das Autorenpaar Vogt, Marie Mönkemeyer, Henning Mützlitz, Stefan Schweikert, Sarah Schirmer, Lena Zeferino und Eevie Demirtel steuerten weitere Geschichten zu dem Band bei.
Mortis-Emanzipation und der Traum von Weltherrschaft
Beim Blick in den Inhalt fällt sofort etwas auf: Im Titel von Mike Krzywik-Groß fehlt das
Mortis! Was ist denn da los, Mike?
„Die Geschichte hat den eloquenten Titel
Schittenhelm & Tausendpfund. Besser kann man das Thema nicht treffen. Da kann man doch nicht nach Alternativtitel fragen!“, wundert sich der Lüneburger Autor. „Aber mal Spaß beiseite: Die
Mortis-Trilogie ist und bleibt tatsächlich eine Trilogie, die mit
Tuzak Mortis in diesem Jahr endet. Oder würde man wirklich wollen, dass Madajin durch Gareth läuft? Man denke doch nur mal an die zahlreichen Kollateralschäden!“
Christian Vogt, unter anderem als Sidekick von Judith C. Vogt bekannt, sieht in der (literarischen) Emanzipation von der Ehegattin den Start von etwas ganz Großem: „Das ist mein erster Schritt, um die Weltherrschaft an mich zu reißen“, berichtet er mit galottaeskem Glanz in den Augen, nur um dann wieder realistisch zu werden. „An Kurzgeschichten wage ich mich auch schon mal alleine. Zwei weitere werden in Anthologien (allerdings abseits von Aventurien) erscheinen. Außerdem habe ich beim Abenteuer
Auf Ahnenpfaden schon die Hauptlast getragen. Was Romane angeht, lasse ich aber weiterhin meiner Frau den Vortritt und sonne mich in ihrem Glanze.“
Die Angesprochene selbst hat bereits ihre Spuren in Gareth hinterlassen: Schmiedin Zita lernte
Im Feuer der Esse bei Meisterschmied Thorn Eisinger, und auch die bosparanische Legionärin
Eiria Punina hat sich schon dort herum getrieben – die Gefahr, sich in der Kapitale zu verlaufen, bestand also nicht. „Meine profunde Kenntnis der Nirgendgassen sorgt dafür, dass ich immer wieder auf den richtigen Weg finde“, betont Judith. „Der nächste Roman wird mich vermutlich gar nicht erst aus Gareth hinausführen“, wirft sie einen Blick in die Zukunft. Die umtriebige Autorin plant bereits gemeinsam mit Eevie Demirtel einen ganzen Roman in der Kaiserstadt.
Der Glanz der Kapitale
Die Autoren der Anthologie waren mit die ersten, die im Zuge ihrer Recherchen die neue Gareth-Box öffnen durften.
„Megafett, sehr schön aufgemacht und inhaltlich unheimlich detailreich“, fasst Henning Mützlitz zusammen. „Für manche mag das ein Fluch sein, weil sie die spielerische Freiheit eingeschränkt sehen, ich sehe es tatsächlich eher als Möglichkeit an, einen Spielplatz zu nutzen, auf dem unzählige Geräte neu hergerichtet und aufgehübscht wurden. An jeder Straßenecke warten interessante Örtlichkeiten, Personen oder Konflikte. Eins wird es hier sicher nicht: langweilig!“
Auch Christian Lange sieht den reichen Fundus an Beschreibungen und Ideen als Vorteil für die Entwicklung von Geschichten: „Die Box ist für mich wie ein Gerüst, in das man seine Geschichte hängen kann, ohne Gefahr zu laufen, unbewusst gegen irgendeine der Streben zu stoßen und dabei alles zum Einsturz zu bringen. Perfekt für eine Kurzgeschichte, die nur ein oder zwei Aufhänger braucht.“
Eevie, die selbst an der Box mitgewirkt hat, liebt ebenfalls die Vielfalt der Metropole: „Ich mag die vielen kleinen Skurrilitäten, die diese Stadt in Hülle und Fülle zu bieten hat: merkwürdig verschrobene NSCs, die Tatsache, dass man innerhalb der Stadtmauern nach Einbruch der Dunkelheit eine Lampe mitführen muss, die Tyrannis der Waisenmacher, die riesige Spielwiese Unter-Gareth.“
Judith schließt sich den Kollegen an: „Die Box ist ganz großes Sandbox-Kino. Es fällt unglaublich leicht, damit Abenteuer zu stricken. Die Metropole zeigt all ihre Viertel, ihre unter- und oberirdischen Schichten, ihre Geheimnisse und kleine Anmerkungen am Rande … Besonders angetan hat es mir dabei die zwielichtige Seite von Gareth.“
Auch Mike findet sich in den Straßen und Gassen Gareths nach wie vor gut zurecht und trauert den alten Zeiten der Halschen, Brinschen und Emerschen Regentschaft nicht hinterher. „Ich mag das aktuelle Setting überaus gerne. Gareth ist nicht mehr der güldenstrahlende Nabel der Welt. Es ist eine Metropole mit mannigfaltigen sozialen Problemen und einer gehörigen Portion krimineller Energie. Dazu kommen die Geheimnisse der Kavernen unterhalb der Stadt, sowie Reste der Fliegenden Festung, welche überall verstreut sind. Ein großer Spielplatz für Helden und Schurken und somit deutlich differenzierter, als es früher der Fall war.“
In den Kurzgeschichten wird man das Zentrum des Mittelreichs demzufolge auch von unterschiedlichen Seiten kennenlernen. Besonders angetan hat es den Autoren aber das Spiel zwischen Licht und Schatten, daher auch der Name der Anthologie:
Schattenlichter.
Liebesglück, Schwertgesellen und Rauschzustände
In Christian Langes kleiner Trilogie geht es hinab in die Garether Unterwelt.
Glück im Spiel,
Glück in der Liebe,
Plan B und
Schau nach vorn, nie zurück behandeln jedoch nicht das Garether Verbrechen, sondern vielmehr die Abwasserkanäle, Gänge und Katakomben unterhalb der Stadt. Es soll Menschen geben, die sich dort aus den unterschiedlichsten Gründen herumtreiben - der Eine sucht etwas, der Nächste ahnt nicht, dass er bald etwas Wichtiges verlieren wird, und die Dritte wartet auf jemanden. Doch die Garether Unterwelt kann grausam sein, und nicht alles läuft wie geplant.
In
Angst und Schrecken in Alt-Gareth von Henning Mützlitz nehmen zwei vergnügungssüchtige Horasier den Leser mit auf eine augenzwinkernde Tour durch die Stadt, die man so schnell nicht vergessen wird. „Der Reisebericht dient auch dazu, Vorurteile des gewöhnlichen Horasiers gegenüber dem vermeintlich langweiligen Separatistenkaff im Norden abzubauen“, macht der Autor seine Intention deutlich.
Christian Vogt packt in
Vae Victis hingegen das Schwert aus: „In Gareth nahm das Schwertgesellentum des Mittel- und Horasreichs in Person von Krona Adersin seinen Anfang. Meine Geschichte handelt von verschollenen Geheimnissen der Fechtkunst aus der Feder Kronas. Damit passt die Geschichte nicht nur nach Gareth, sondern auch ganz hervorragend zum Quellenband
Klingentänzer.“
Schittenhelm & Tausendpfund von Mike Krzywik-Groß ist dagegen ein „grotesker Krimi im Mystery-Gewand und einem Schmunzeln im Mundwinkel.“ Namensgebend sind zwei Korporale der Garether Stadtgarde. „Schittenhelm und Tausendpfund sind dabei Verballhornungen der Figuren Rosenkranz und Güldenstern aus Hamlet bzw. des gleichnamigen Films. Gestalten, die eigentlich absolut nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben und aus Versehen über den roten Faden stolpern ...“, verrät Mike.
Judith Vogt hingegen wirft schon mal einen Ausblick auf ihren kommenden Gareth-Roman. In
Drei mal Drei steht Herumtreiber Raul beim Botschafter Al'Anfas in der Kreide. Meisterdiebin Talimee Nebelstern glaubt, dass das Boltanspiel ihm einst den Hals brechen wird, doch sie ergreift die Gelegenheit, um alten Feinden im Untergrund Gareths eins auszuwischen. In
Was vom Himmel fällt begegnen wir hingegen ihrer Romanheldin Zita wieder: Die Schmiedegesellin von Thorn Eisinger kommt einem Schmuckstück auf die Spur, dessen Fähigkeiten ihr alles andere als geheuer sind. Dies führt sie viel zu nah an die Dämonenbrache …
Doch das ist bei weitem noch nicht alles, was euch erwartet: In
Endspiel widmet sich Marie Mönkemeyer der Verarbeitung von schlimmen Geschehnissen durch das Immanspiel. Stefan Schweikert, der sich schon für
Über den Dächern Gareths in die Kaiserstadt gewagt hatte, schickt Geronius Bosko aus
Mörderlied in
Ein Messer im Rücken los, einen besonders verzwickten Mord aufzuklären.
Noionas Gnade und
Gutsituierter Akademiker sucht ... von Eevie Demirtel führen ins Garether Umland und loten die Abgründe der menschlichen Seele aus. Und in
Das Medaillon entführt Sarah Schirmer die Leser in die luxuriöse Welt der käuflichen Liebe, während Lena Zeferino in
Ein Geschäft der besonderen Art die Straßen des idyllischen Stadtteils Rosskuppel zum Leben erweckt.
Mehr über
Schattenlichter erfahrt ihr zur Veröffentlichung auf der RPC, und natürlich, wo auch ein Teil der beteiligten Autoren vor Ort sein wird. Lasst euch überraschen!
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