LARP und Pen & Paper

Sehr weites Feld, das da aufgetan wurde. Na, versuchen wir es mal zu beackern und aus dem reichhaltigen Erfahrungsschatz zu berichten. *Alter-Sack-Smiley-such*

Bei mir kam die Bgeisterung für P&P und Larp zeitgleich durch einen Bericht auf, allerdings wurde aufgrund Minderjährigkeit das Larp als "geil, mach ich mal später" gespeichert.
Fantasy-LARP habe ich lange Zeit als Spieler sowie SL und Orga erlebt, Vampire: Dark Ages Live als Spieler (daher stammt auch der Nickname) und Maskerade Live als Spieler (nur sehr kurz) und dann fünf Jahre als SL und Orga.

Grundsätzlich stimme ich zu, daß die eigene Vorstellungskraft beim P&P das überzeugendste an der Sache ist. Alles und jeder ist möglich.
LARP hingegen hängt enorm von den Mitspielern und der SL ab. Gerade das angesprochene Problem des Meistermagiers, der in fleckiger Robe rumläuft, sich mit einem nassen Handtuch rasiert und von einem Stimmbruchkiekser in den nächsten stolpert, aber schon soundsoviele Contage (und damit Erfahrung) gesammelt hat sorgt rasch dafür, daß man sich eher mit einem müden Lächeln abwendet statt ihn ernst zu nehmen. Allerdings spielt hier in meinen Augen auch das jeweilige Selbstverständnis eine Rolle: wer sich Mühe gibt, dem werden auch Schnitzer verziehen, wer ein angenehmes Miteinander-spielen ermöglicht, der kann auch in Lederhose und Piratenhemd rumlaufen. Sehe ich zumindest so, viele andere nicht.

Punktesysteme (Fähigkeiten haben einen bestimmten Wert, man sammelt Erfahrungspunkte etc.) wie Dragon Sys, Silbermond oder That´s Live (alle schon gehabt) erinnern noch am ehesten an die P&P-Varianten und sorgen dafür, daß man eine Basis haben kann, mit der man Charaktere und Fähigkeiten vergleichen kann. Allerdings sorgt das auch für obigen Contage-Großmeister, der sich seine Tage in Tavernen (= besaufen ohne Plot) gesammelt und nicht wirklich etwas "erlebt" hat.
DKW(D)DK ist heutzutage meist leider nur Fassade, ein Modewort, mit dem man Spieler zu begeistern sucht. Entweder gibt es doch Telling ("Da drüben ist eine große Dornenhecke" zu einer Wiese oder ähnliches) oder ein Punkteähnliches System (meist bei Lebenspunkten). Andererseits verführt DKWDDK auch schnell zu "Du kannst was du willst" und öffnet dem Mißbrauch durch Spieler Tür und Tor. Bewußt eingesetzt kann es jedoch sehr stimmungsfördernd sein.

Beispiel Dragon Sys-Kampfansagen:
Kämpfer: "3 magisch!"
Gegner:" Immun!"

Beispiel DKWDDK:
Kämpfer: "Spüre den flammenden Zorn meines Gottes!"
Gegner: Dein mickriger Gott ist mir egal!"

Die gleiche Szene, eine unterschiedliche Wirkung.
Bei Dragon Sys bereits erlebte Szenen:
Die heilige MG: Stakkato-Schwertschläge, bei jedem Hieb wurde gerufen: "Gesegnet! Gesegnet! Gesegnet! Gesegnet! Gesegnet! Gesegnet!" usw.
Der Zungenbrecher-Pfeil: "Drei magisch, davon zwei direkt, unheilig drei und Antigift!"
:confused:

Vampire ist nochmal ein anderes Feld. Lustigerweise habe ich, entgegen zu Mircalla, die größten Egos bei Vampire Live erlebt, beim durchschnittlichen Fantasy-Con ist die Mischung einfach eine buntere.
Nachdem es hier eine kleine Live-Runde gab (die jedoch offenkundig schnell zum Scheitern verurteilt war), haben wir die Sache selbst in die Hand genommen. Das Regelwerk orientierte sich dabei (anders als das der Vorgänger) recht eng an der P&P-Vorlage, allerdings mit reduzierten Attributen (nur zwei statt drei je Gruppe) und entsprechend gegenzurechnenden Werten. Zwar gab es auch hier Telling-Ansagen ("Kraftakt 8" oder eben "Beherrschung 3 mit 4"), aber daran gewöhnte man sich schnell bzw. genügten manchmal auch schon einfach nur Gesten.
Um ganz bewußt seltsame Konzepte oder in unseren Augen unpassende Spieler von vornherein zu vermeiden, haben wir uns mit jedem, der mitspielen wollte, vorher getroffen und eine Art Vorstellungsgespräch geführt, bei dem der Charakter besprochen wurde und wir unser Vorgehen darlegen konnten. Pet-NSC gab es nicht, SL-Charaktere gab es lediglich den Prinzen (der geborene Typ für die Rolle, da hat sich niemand getraut den abzusägen), den Nosferatu-Primogen (zu große Machtfülle) und einen Toreador-Filmemacher (ich habe als Dankeschön für die Spieler jeden Domänenabend mit dem Spiel "The Movies" von Lionhead nachgedreht - und dann gab es einen IT-Kinoabend. Natürlich mit Plot.;)). Ausstattung, Konzept und Ambiente waren sehr wichtig, so gab es auch mal einen Kulturabend (mit Operngesangsstudentin) oder einen sehr nervenaufreibenden und intensiven Abschluß des ersten Plots - bei einem Tzimisce daheim.

Grundsätzlich kann ich sagen, daß auch Live-Erlebnisse ähnlich packend, fesselnd und immersiv sein können, allerdings muß man sich ernorme Mühe geben und je kleiner die Gruppe ist, desto besser funktioniert es, weil man die einzelnen Spieler entsprechend abholen kann.
 
Was ich am Vampire Live immer sehr interessant fand, gerade als Spielleiter, war es die Clans und deren Struktur mehr Fokus zu geben. Also die Ventrue Gerousia in der Stadt, das Tremere Chantry, die Brujah Clubs, Die Natur und den Nossibau oder den Setitentempel eher von der politischen Seite zu betrachten und eben politische Kampagnen zu starten, wozu man allerdings immer die richtigen Spieler braucht. Leider sind viele Vampire Live Gruppen, doch nur eine Gruppe von Jungs die gerne mit Nerfguns rumschießen und sich toll fühlen, wenn sie ihre ganzen larpschwerter rausholen.

Keine Ahnung, Larp Spieler haben sich meistens in Vampire nicht wohlgefühlt, weil es eben nicht ein Hack'n'slay spiel sondern eben auf Politik und Intrigen basiert aber irgendwie verkommt das immer mehr mit der Zeit, jedenfalls ist das meine Einschätzung nach 12 Jahren Vampire Live Erfahrung
 
Das stimmt, irgendwie tendiert es oft zu Fantasy-Feeling, wo man als Gruppe auf eine Gefahr gemeinsam reagiert. So richtiges Intrigenspiel ist eine schwierige Sache, zumal da sehr leicht IT/OT-Differenzen draus entstehen können - was sehr schade ist, aber halt häufig vorkommt.
 
Keine Ahnung, Larp Spieler haben sich meistens in Vampire nicht wohlgefühlt, weil es eben nicht ein Hack'n'slay spiel sondern eben auf Politik und Intrigen basiert aber irgendwie verkommt das immer mehr mit der Zeit, jedenfalls ist das meine Einschätzung nach 12 Jahren Vampire Live Erfahrung

Ich erinnere mich an ein Game of Thrones Larp, das den Fokus doch allen ernstes auf die Bauern(!!!) von Westeros setzte... Ich glaube das war so der Moment wo ich mir dachte "Oh, ne - lass das mal mit dem Larpen..."
 
Ja der Fokus ist manchmal echt komisch gewählt, daher mache ich das ganze Livegedöns auch nicht mehr, alleine weil die anderen SLer eben den Schwerpunkt eher auf Kampf gesetzt haben und ich im pen and paper Glücklicher werde
 
Mein Problem mit LARP ist, dass es eben keine geeignete Schnittmenge für Spieler und deren Vorstellungen gibt. Bodenständige Spieler wie ich können nichts damit anfangen auf SCs zu treffen, deren Outfit im besten Fall nach Vampir im schlimmsten Fall nach "Gerade aus der Psychiatrie ausgebrochen" schreit. Da laufen sie rum: Mit Rüschenhemd und Samtmantel, mit ner Zwangsjacke (!), mit nem kompletten Cowboyoutfit ... und unvergessen wird auch der Gangrel bleiben, der im kompletten Pelzbehang wie ein Wikinger auftrat und das alles mitten im Ruhrpott 200m von der A40. Oô

Das ist nicht meine Vorstellung von Maskerade! Das ist meine Vorstellung von Freakshow und ich als Primogen (was ich damals war), habe diese Art der Kleidung stets verurteilt ... womit wir dann direkt bei Punkt 2 waren: Die Leute waren direkt persönlich angepisst. Wie man sie denn so beleidigen könne, das gehöre halt dazu. NIEMAND, ich wiederhole: KEINE EINZIGE PERSON, die auch nur ansatzweise in der Masse untergehen will geht mit Fellbehang oder ner Zwangsjacke in die Öffentlichkeit, weil das nun mal die Art ist wie der Charakter sich kleidet. Im Jahre 2001 ... mitten im Ruhrpott. Dazu gehören auch Ticks ... Leute, die permanent Karten mischen oder jeden Gegenstand im Raum mit der Nase beschnuppern oder Leute, die wer weiß was für absurde Sexualphantasien als dekadente Toreador in der Öffentlichkeit breittreten. Da hab ich vor allem in der Restrospektive massives Kopfschütteln gekriegt.

Ich weiß noch, als ich damals in eine Live Domäne kam. Ich war ein Ravnos, getarnt als Toreador. Batik-Shirt (blau) und BlueJeans ... da kamen zwei offiziell angemeldete Toreador daher, komplett im Gipsy Outfit (oder das, was sie dafür hielten) und bemängelten mein Outfit ... so sähe kein Kainit aus und ein Toreador (ich war ja inkognito) gleich drei mal nicht. Ich wurd in der Domäne auch sofort entdeckt. Man hatte es sich mit dem Sabbath gründlich verscherzt. Die Lasombra mochten die Domäne nicht. Die Tzimis ließen so ein ... Woszt-Viech (oder wie das heißt) im örtlichen Stadtpark (!) frei rumlaufen (wir reden hier von einer Stadt mit 70.000 Einwohnern) - also alle mächtig angespannt. Ich komm also mit meinem Wohnmobil in die Domäne (man meldet sich ja aus Prinzip nicht an ;)) und was passiert: Mein Charakter wurde von den zwei einzigen Charakteren, die die Domäne vor Eindringlingen schützten (so ein Quatsch auch ... kamen aber einige Domänen auf die Idee!) direkt entdeckt ... wie auch immer die das gemacht haben wollen. Ich bin ja der Ansicht, dass es trotz Disziplinen unmöglich ist jede Autobahnzufahrt, Landstraße oder städtische Verbindung zu überwachen. Tja, ich wurde entdeckt ... und damit war natürlich auch mein Auftritt eher als missgünstig betrachteter Gefangener angesetzt. Richtig toll: Die hatten die Möglichkeit JEDEN Zugang zur Stadt zu überwachen ... aber keiner hat mal geauspexed, ob ich bezüglich meiner Clanzugehörigkeit möglicherweise flunkere ... obschon eben der Sabbath überall zu sein schien.

Was soll ich sagen: Kann durchaus Spaß machen. Aber es gibt einfach zuviel verstrahlte Kapsköppe in den Domänen, die die Maskerade allein dadurch stören würden, dass sie permanent gestelzt reden ... wie man das ja so im Januar 2001 so tut ... mit "Ihr Eeuer Euch" und der absichtlichen Betonung der falschen Silben, nur um möglichst ... vampirisch zu wirken - im Ruhrpott.

BAAAAAA!

Und darüber hinaus sind die meisten Spieler einfach unzuverlässig. Dann kriegste se per Email nicht. Plots funzen nicht, weil die entsprechenden Spieler nur alle 3 Abende mal da sind. Das kann auch ziemlich langweilig werden ...
 
so profan auch klingt, Rollenspiel hat auch was mit Geld zutun. Klar Geld mit Schauspielerei als solche selbst zu tun, aber viel mit dem Drumrum.

es spielt sich nun mal schöner auf einer Burg, Ballsaal als einem Hinterzimmerin einer Kneipe. Zumindest das Ambiente ist eine Gelddfrage
 
Das versteh ich eben nicht. Wieso Burg? Wieso Ballsaal? Was haben ein Brujah, ein Gangrel oder ein versiffter Street Art Torri da verloren? Gut, gleichermaßen könnte man fragen, was nen Ventrue oder nen Tremere in die Metal Disco nebenan treibt. Ich mein da gehts ja schon los. Ventrues tend to do Ventrue-stuff ... likewise Tremere tend to do Tremere-stuff and Malks ... well they tend to do any kind of stuff (das war jetzt nur englisch, weil ich stuff mag :D). Ich verbinde mit Maskerade keine Esprit-geladenen Festivitäten mit Glanz, Glamour und wer weiß wieviel Chichi und Dekadanz. Das mag auf die 8 Machthaber zutreffen. Der Großteil besteht aus Neonaten und warum sollten die sich alle wer weiß wie abgehoben aufführen? Einige wenige vielleicht ... aber das gros? Ne, wirklich, versteh ich nicht.

GENAUGENOMMEN:

Ich versteh nicht ein mal was ein so hoch-intrigantes Pack wie Kainiten dazu treibt sich überhaupt mit irgendwem Clanfremdes abzugeben. Ich glaube diese Treffen sind der Aufhänger dafür, dass das Rollenspiel überhaupt mit unterschiedlichen Clans funktionieren kann.

Ich hab auch nie gerafft, warum es keine Kainiten geben kann, die einfach mal ihr eigenes Ding machen. Klar, es gibt Caitiff ... aber die sind ja quasi untere Schublade ... die Clans empfand ich immer als enorm einengend. Egal ob nun Camarilla oder Sabbath
 
Die Clans sind nur so einengend, wie man sie spielt. Wenn man sich sklavisch an ihre Vorgaben hält, wirken sie wie ein Korsett, oft kann man sie aber auch einfach nur als grobe Richtlinie, als eine Art Familie mit ähnlichen Eigenschaften betrachten. Die können - müssen, meiner Meinung nach - eher subtil sein. Manchmal sind sie vielleicht sogar so unterentwickelt, dass sie gar nicht mehr richtig vorhanden sind. Die Mischung machts. Aber gerade Maskerade scheint dazu zu tendieren, jeden Ventrue in einen Anzug zu stecken. Hab ich so im Gefühl, dabei ist allein das Führer- Leiterkonzept so flexibel, dass es im Grunde überall reininterpretiert werden kann: Anführer von Straßengangs und Anarchen, Quarterback / Sportkapitän, Lehrer, Mentoren und Ausbilder, Graffiti-Kiddies, die eine Parallelgesellschaft (vielleicht aus Schutz ihrer Mitglieder) aufbauen und behüten, Soldaten, Bosse organisierter Kriminalität, Richter. Und wenn einem schon die Stereotypisierung des Konzepts durch geteilite Ideale oder Grundtypen davon nicht gefällt, hey, viele Ventrue entstammen auch einfach irgendeiner uralten Familie und haben sozusagen Genrecht. Und das kann ja wohl Jeder sein, von einem sabbernden Trottel bis zum Radioshowmoderator alles mögliche.

Was Kainiten jedoch dazu bringt, sich mit Mitgliedern anderer Clans abzugeben hat sicherlich einerseits mit Politik und andererseits mit Geselligkeit zu tun. In der Maskerade ist das durch Live-Konferenzen und Asi-Vampire von der Straße vermutlich überholt, aber in historischen Epochen dürften die noch enger zusammengearbeitet haben, um so etwas wie ein sicheres Miteinander zu erhalten und die Herrschaftsbereiche aufzuteilen, weil sonst eben alles immer und immer wieder in Blutbädern endet, die dann wieder der Stärkste gewinnt, bis Piccolo oder Freezer kommen. Sorry, der Dragonball-Effekt halt.

Das schließt den Alibi-Effekt so genannter "Elysien" allerdings nicht aus. Diesen Maskeradebrauch habe ich nie richtig verstanden.
 
Das versteh ich eben nicht. Wieso Burg? Wieso Ballsaal? Was haben ein Brujah, ein Gangrel oder ein versiffter Street Art Torri da verloren? Gut, gleichermaßen könnte man fragen, was nen Ventrue oder nen Tremere in die Metal Disco nebenan treibt. Ich mein da gehts ja schon los. Ventrues tend to do Ventrue-stuff ... likewise Tremere tend to do Tremere-stuff and Malks ... well they tend to do any kind of stuff (das war jetzt nur englisch, weil ich stuff mag :D). Ich verbinde mit Maskerade keine Esprit-geladenen Festivitäten mit Glanz, Glamour und wer weiß wieviel Chichi und Dekadanz. Das mag auf die 8 Machthaber zutreffen. Der Großteil besteht aus Neonaten und warum sollten die sich alle wer weiß wie abgehoben aufführen? Einige wenige vielleicht ... aber das gros? Ne, wirklich, versteh ich nicht.

Gott sei dank gibt der kainite Abschaum nicht die Regeln vor. mal Spaß beiseite, Burg und Baalsaal waren nur Beispiele für ein gewisses Ambiente, was mein Beispiel Hinterzimmernun mal nicht hat. Auch bei den Kainiten geben. Die Ahnen (Mächtigen) der Regeln vor und die treffen nun nicht oder nur ganz selten in Absteigen. Ladt ein Neonate die Kainiten der Stadt, wird wohl keiner kommen-bei Ahnen schonnicht weil man unbedingt will, sondern weil diesen Ahnen besser nicht brüskiert.
 
Die Clans sind nur so einengend, wie man sie spielt. Wenn man sich sklavisch an ihre Vorgaben hält, wirken sie wie ein Korsett

White Wolf hat ihren Freaks immer gerne so "How to"-Playlisten implementiert, hab ich den Eindruck. Teilweise sogar komplett unterschiedliche, je nach Edition (oder sogar je nach Clanbuch). Ich erinnere mich daran, Streitgespräche geführt zu haben über die Geschichte der Tremere oder Assamiten, weil in deren Clanbuch was genau anders herum stand, als im jeweils anderen. Und immer so geschrieben, als wäre genau das und nichts anderes die ultimative Wahrheit. "Die Gangrel sind die Guten, die Ravnos sind die Bösen." - "Näh, steht hier genau andersrum!" Und das tat es dann auch tatsächlich.

Korsett ist schon genau das Wort, was ich auch nutzen würde. "Alle Clans spielt man immer so und nicht anders." Wenn man da mal ein wenig abweicht, braucht man ein dickes Fell, wenn man mit den falschen Leuten zockt, die das Korsett bewusst oder unbewusst, aber jedenfalls gerne tragen. Da spielt man dann schon mal einfach "falsch". (Noch so ein Grund, warum ich im LARP ausflippen würde. Wenn ein Masquerade-raping Malk in Zwangsjacke mir erzählen würde, ich spiele meinen Malk falsch, weil ich nicht ständig Selbstgespräche führe oder mit den Augen rolle, kann ich daraus genau nichts für mich ziehen.)

In (m)einer Online Sabbat Kampagne sind alle zuerst davon ausgegangen, ich würde einen Brujah spielen, weil er in Lederklamotten rumrannte, rebellisch war und ein großes Maul hatte. Ein Lasombra hätte für die komplett anders aussehen und sein müssen. Den Zahn haben wir ihnen dann aber über die Zeit gezogen. Da gab's dann immer noch Klischees - sind ja auch spaßig -, aber die hatten genug Tiefe, um keine hirnlosen Klone mehr zu sein.
 
Naja, beim Vampire Live darf man nicht vergessen, dass viele Spieler den Level an "Obssessivität" vermissen lassen, den wir (Leute die in einem RPG Forum posten) an den Tag legen. Ich habe in meinen jungen, dummen Jahren tatsächlich den Fehler gemacht und unsere lokale Chronik auf "Hintergrundgetreues Spiel" umgestellt. Vorbei die Zeiten in denen Setiten das Elysium überfielen und der Plot darin bestand zu verhindern das eine Lieferung Panzer an den Sabbat kam. Vorbei die Zeiten in denen die Limosinen der lokalen Vampirchefs Gatling Guns in den Scheinwerfern hatten, vorbei die Zeiten als die Tremere Chantry (im lokalen Schloss) quasi wöchentlich von den Nosferatu gesprengt wurde, vorbei die Zeiten als "Werwölfe" ein Allianzpartner waren und vorbei die Zeiten als sich jede Woche ein anderer Neugeborener auf den Prinzenthron putschte. Those were the days.

Es hatte nur einen Nachteil: Es war sterbenslangweilig.

Die meisten Spieler wollen eine einfachere Welt - Wir sind die Camarilla und wir bekämpfen den Feind (=Sabbat). Und in meiner Gruppierung will ich ein möglichst machtgeiles, schräges Arschloch spielen. Und wenn das bedeutet, dass der Caitiff Prinz durch einen als True Brujah maskierten "Malki" weggeputscht wird, dann "Yay!". Wenn man anfängt das ernst zu nehmen sitzt man irgendwann mit 8 Leuten da und traumatisiert sich gegenseitig.

Was vor meiner Säuberungsaktion da gespielt wurde hatte nicht viel mit dem Hintergrund zu tun, aber es hat den Spielern Spaß gemacht.

Für mich stand am Ende die Erkenntnis: Nicht JEDER findet toll was du toll findest. Manche wollen auch einfach mit Panzern auf Gangrel Antritribu schießen. Dinge die im Pen&Paper bei dir und deinen 5 traurigen Mitspielern funktionieren tun das NICHT zwingend bei 40 Spielern.

Am Ende haben wir hingeworfen und ich habe aus dem Kadaver der Larpgruppe noch Leute für meine P&P Gruppe bergen können - das war immerhin ein kleiner Gewinn :)
 
Korsett ist schon genau das Wort, was ich auch nutzen würde. "Alle Clans spielt man immer so und nicht anders." Wenn man da mal ein wenig abweicht, braucht man ein dickes Fell, wenn man mit den falschen Leuten zockt, die das Korsett bewusst oder unbewusst, aber jedenfalls gerne tragen.

Ja, ich denke das Forum beweist mit den unzähligen Diskussionen darüber, dass viele das Korsett zu eng schnüren. Ich nehme mich da nicht aus, habe auch schon eine Position des "ich glaube, das Spiel sieht XY vor" verteidigt und aus dieser Warte argumentiert, was - das big picture betrachtend - natürlich in gewisser Weise Unsinn ist, weils Jemandem auch scheiß egal sein kann, was Spiel angeblich vorgibt und dass ers spielen kann, wie er will. Allerdings ging es mir in solchen Diskussionen auch weniger darum, recht zu haben oder durchzusetzen, dass andere gefälligst so spielen, wie ich finde, dass sie spielen sollten, als meine Interpretation der Welt und Spielweise argumentativ aufzustellen und deutlich zu machen.

Letzteres ist natürlich insofern schwierig, wenn man miteinander spielen muss. Wenn da völlig unterschiedliche Vorstellungen aufeinander prallen, kann das schonmal böse enden.

Da spielt man dann schon mal einfach "falsch". (Noch so ein Grund, warum ich im LARP ausflippen würde. Wenn ein Masquerade-raping Malk in Zwangsjacke mir erzählen würde, ich spiele meinen Malk falsch, weil ich nicht ständig Selbstgespräche führe oder mit den Augen rolle, kann ich daraus genau nichts für mich ziehen.)

Vermutlich hat das viel mit Selbstbestätigung zu tun. Wahrscheinlich aus der Angst resultierend, es selbst falsch zu machen, verurteilt man dann Jemanden, ders anders interpretiert hat. Oder mit der Überschätzung der eigenen Deutungshoheit und Autorität. Gibt ja auch einige, die nach ner Zeit nicht mehr begreifen, dass "ich spiel den Clan jetzt seit 10 Jahren in unserem Dorf-LARP, ich weiß wie man den zu spielen hat und du spielst ihn falsch!!" kein wirkliches Argument ist.

In (m)einer Online Sabbat Kampagne sind alle zuerst davon ausgegangen, ich würde einen Brujah spielen, weil er in Lederklamotten rumrannte, rebellisch war und ein großes Maul hatte. Ein Lasombra hätte für die komplett anders aussehen und sein müssen. Den Zahn haben wir ihnen dann aber über die Zeit gezogen. Da gab's dann immer noch Klischees - sind ja auch spaßig -, aber die hatten genug Tiefe, um keine hirnlosen Klone mehr zu sein.

(y)

Klischees sind wichtig, vor allem wenn man Stereotypen entwirft. Du musst den Spielern halt mal auf den Weg geben, worin sich die Clans so grob unterscheiden, sonst haben sie ja keine wirkliche Vorstellung davon, wie die drauf sind und was für ein Unterschied es sein soll, einen Ventrue oder einen Ravnos zu spielen. Sie hätten vielleicht ein paar mal öfter "INTERPRETATION" oder "RICHTLINIE, KEINE REGEL" in die Bücher schreiben sollen. Aber selbst das hätte vielleicht nicht geholfen, dafür lassen sich viele Leute zu gerne auf Klischees ein und reagieren irritiert bis bitchy, wenn ihr gefasstes Weltbild ins Wanken gerät. Das hast du in Fantasyspielen ja auch. "Du spielst den Zwerg falsch, Zwerge schlagen niemals einen guten Humpen aus!" oder "Du spielst den Elf falsch, der würde niemals zulassen, dass die Bäume gerodet werden!" hat sicher in einigen klassischen EDO-Runden schon für Frustdiskussionen gesorgt.


Für mich stand am Ende die Erkenntnis: Nicht JEDER findet toll was du toll findest. Manche wollen auch einfach mit Panzern auf Gangrel Antritribu schießen. Dinge die im Pen&Paper bei dir und deinen 5 traurigen Mitspielern funktionieren tun das NICHT zwingend bei 40 Spielern.

Die "mit Panzern auf Vampirspatzen schießen"-Phase hatten wir auch in meinen Runden zur Schulzeit. Ich war Gott sei Dank nicht alleine damit, genau das nach einiger Zeit albern und sterbenslangweilig zu finden. Da hab ich mir dann mit den paar "Vernünftigen" in meinem Bekanntenkreis ne schöne Tischrunde mit Anspruch gemacht und die traurigen 40 in ihren Kostümchen mit Larpwaffen in Schulen rumspringen lassen. :sneaky:

Im Ernst: natürlich gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Solange mit Menschen zusammenspielt, die die eigenen Interessen teilen ist es meiner Erfahrung nie langweilig und man hat weniger Stress. Wenn man das Gildenhaus stürmen und sich mit Lasombra-Raketenwerfer mooks prügeln will, gibts dafür sicher genug Gruppen, die so einen Stil anbieten, vor allem wenn es, wie du sagst, die Meisten sind, die sowas spielen wollen.
 
Ich habe nicht den Eindruck das es LIVE Spielern bzw. LARPern - Was denn nun eigentlich ? Rein begrifflich? - an Obsessivität mangelt. Einerseits scheinen sie durchaus etwas von entsprechenden Verkleidungen eingenommen zu sein, andererseits schaffen sie es riesige überregionale und multinationale Clubs zu gründen und bis heute am Leben zu halten.

Sowas wie OWbN oder auch die MES gibt es beim P&P, nach meinem Kenntnisstand nicht.
Auch was Panels bzw. Diskussionsrunden angreht lag auf der GM LARP klar vorne,.. selbst wenn man sich nun die Grey Ghost Masquerade ansieht.

Mein Problem mit LARP ist, dass es eben keine geeignete Schnittmenge für Spieler und deren Vorstellungen gibt.
Die Schilderung klingt eher danach als würde man versuchen zwei unterschiedliche Spiele zu vereinen.
Das heißt anstelle das man hingeht und sich die Personen die Spaß an Maskerade tauglichen auftreten eine Chronik bilden und die Personen die Spaß an Maskerade Kostümfesten eine Chronik bilden gesellt sich die eine Gruppe zu der anderen und pöbelt die dann mehr oder weniger an.
Entweder das die einen doch total lächerlich aussehen, absurd, peinlich und es soviel mit Maskerade zu tun hat wie ein Feuer in der Eiswüste.
Oder die anderen das die doch total unkreativ seien, gegen das gemeinsame Bild gehen, vielleicht nur zu untalentiert oder arm für vernünftige Kostüme sind und die Atmosphäre sabotieren.
Nu und natürlich sind die Leute angepisst wenn man ihnen so die Gegenseite überzieht. Immerhin richtet sich das gegen das woraus sie ihren Spielspaß ziehen.

Wieso da nicht einfach klar kommunizieren was man will und entsprechend mitmachen oder fernbleiben?
Würde ich zur Grey Ghost Masquerade gehen und dort an Blood & Betrayl teilnehmen würde ich mir Mühe geben ein entsprechendes Kostüm zu beschaffen. Einfach weil sie bereits in der Einladung darum bitten.


Ansonsten zu den Sachen. Das war wohl ein Vozhd (das Vieh der Tzimisce) und die sind auch vom Hintergrund nur bedingt an der Maskerade interessiert.
Kainiten welche die Domäne vor Eindringlingen schützen bzw. überprüfen sind so von dem Regelwerk beziehungsweise der Gesellschaftsstruktur des Fluff entsprechend vorgesehen. Das entsprechende Amt nennt sich Geißel, so quasi als ausführendes Organ des Sheriff.
Wenn man mit einer Spielgruppe interagiert muss man damit rechnen entdeckt zu werden. Natürlich kann man auf den Standpunkt stehen das in der 70k Einwohnerstadt eh keiner den Charakter entdeckt, aber das wäre für ein gemeinsames Spiel eher kontraproduktiv.
Auspex unter 4 hilft nicht zu erkennen ob ein Charakter lügt da es nur Gefühle enthüllt.

Ich versteh nicht ein mal was ein so hoch-intrigantes Pack wie Kainiten dazu treibt sich überhaupt mit irgendwem Clanfremdes abzugeben.
Die Bestrebung die Machtstrukturen zu etablieren, kontrollieren, durchzusetzen und zu pflegen.
Wenn sich jeder nur mit dem eigenen Clan abgeben würde, würde die Camarilla als Konstrukt und Instrument zur Ausübung von Macht und Kontrolle recht zügig verfallen.
Dementsprechend gibt es Clans übergreifende Treffen, Traditionen die ein stückweit sicherstellen das der Kontakt gepflegt wird, so etwas wie Elysien und Ämter bzw. Strukturen die vorsehen das Kainiten die nicht 'mitspielen' in dem sie sich nicht anmelden abgeschlachtet werden.
Ein Clan kann sich zwar zurück ziehen, hat aber dann mitunter das Problem das er bedeutungslos ist.

Wobei es ein Zusammenwirken mit dem Feind gibt da der Sabbat als Bedrohung und Propaganda Mittel ähnlich gut für den Zusammenhalt der Camarilla instrumentalisiert wird wie die (vermeintlichen) Angriffe auf Ozeanien in 1984.
 
Ansonsten zu den Sachen. Das war wohl ein Vhodz (das Vieh der Tzimisce) und die sind auch vom Hintergrund nur bedingt an der Maskerade interessiert.

Und auch nur bedingt in der Maskerade sinnvoll und zeugen in diesem Beispiel eher von mangelnder Kreativität und ein bisschen Weltfremdheit auf der SL-Seite. "Ein riesiger Vhodz greift die Stadt an!" macht vielleicht in einem schlechten, japanischen Monsterfilm was her, im Spiel, gerade im LARP ist sowas allerdings

a) nicht umzusetzen und dient allein als "erzählte" Begebenheit - ja, wozu eigentlich?
b) offensichtlich nicht zu Ende gedacht. Wenn ein Vhodz in der Innenstadt rumläuft herrscht Katastrophenstand. Die Bundeswehr, die Nationalgarde und so ziemlich jede andere weltliche Institution würde rotieren wie der Osterhase an Weihnachten. Da isses schon ziemlich unglaubwürdig, dass die Vampirchen der Stadt sich im örtlichen Schulkeller, pardon, dem Regentenpalast des Prinzen, zum Kaffeekränzchen treffen.

Kainiten welche die Domäne vor Eindringlingen schützen bzw. überprüfen sind so von dem Regelwerk beziehungsweise der Gesellschaftsstruktur des Fluff entsprechend vorgesehen. Das entsprechende Amt nennt sich Geißel, so quasi als ausführendes Organ des Sheriff.

Er sprach von Zweien, kann also schonmal nicht die Geißel sein, außerdem glaube ich zu ahnen, dass er weiß, was das ist. Und ich nehme an du meinst "ausführendes Organ des Prinzen", sonst hätten wir unterschiedliche Regelwerke.

Und gerade die Geißel wird nicht überall zugleich sein, noch hat jede Domäne mehrere Wachposten aufgestellt, die permanent alle Zugänge überwachen. Ich glaube hier eher, dass wieder von der SL ausgehend nicht wirklich nachgedacht wurde und man den Neuzugang halt ins klassische "du wirst vor den Prinz geführt und hast was ganz doll böses getan"-Szenario zwingen wollte. Es liest sich zumindest danach, was auch nicht gerade für die Kreativität der Organisatoren / Plotverantwortlichen spricht.

Schon am Tisch wäre sowas grenzwertig, im LARP scheint das allerdings Alltag zu sein. Meine Erfahrungen decken sich mit solchen Geschichten.
 
Und auch nur bedingt in der Maskerade sinnvoll und zeugen in diesem Beispiel eher von mangelnder Kreativität und ein bisschen Weltfremdheit auf der SL-Seite.
Finde ich nicht.
Nur weil der ST beziehungsweise die Spielleitung deine Sicht der WoD nicht teilt ist sie weder weltfremd noch unkreativ.
Es hieß da das ein Vozhd im Stadtpark ist. Vielleicht war es ein verhältnismäßig kleiner Vozhd und ich sehe da kein Problem wenn man im Stadtpark halt einen Spieler rumlaufen hat der halt den Vozhd mimt. Den sich die anderen Spieler halt größer vorstellen können.
Nun und ich sehe nicht das da unbedingt der Katastrophenstand ausgerufen werden muß, die Bundeswehr einberufen oder gar gleich multinationale Verbände hinzubestellt. Das die amerikanische Nationalgarde in Deutschland aufläuft ist doch nicht minder absurd. Zumal das Setting es imho durchaus zuläßt das man sich auf den Standpunkt stellt das nicht jeder Vozhd gleich die komplette Maskerade in Scherben schlägt.

Er sprach von Zweien, kann also schonmal nicht die Geißel sein, außerdem glaube ich zu ahnen, dass er weiß, was das ist.
Ich habe die Bücher nicht vorliegen aber ich meine das das Amt der Geißel durchaus mehrfach besetzt werden kann.
Zumindest habe ich die Umsetzung mit mehr als einer Geißel und einer groben Hirachie in der Richtung Prinz -> Sheriff -> Geißel / X > 1 Geißeln öfters gesehen.

Hinsichtlich der Überwachung, siehe vorheriger Beitrag. Es ist ein gemeinsames Spiel, eine Gruppen Tätigkeit.
Wenn man es tatsächlich durchzieht das der Charakter nicht gefunden wird, dann steht der Charakter vor dem Problem das er, sehr wahrscheinlich, in der 70.000 Leute Stadt auch die anderen Charaktere nicht findet. Was konzeptionell einfach Mist ist, nett gesagt.

Abgesehen von der Option die Stadt mit Tremere (Ritualen), Giovanni (Geister) oder mit Guhlen zu überwachen.
 
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