Kritik von Spieler an Spieler

AW: Kritik von Spieler an Spieler

Komisch was hier für eine Angst vor Kritik herrscht, gerade bei denen die hier immer wieder durch präzise aber schonungslose Kritik auffallen...

Ich seh bei deiner Idee, Ludovico, nur einen Kritikpunkt, und das ist der ob man die (bei uns normalerweile zu knappe) Zeit nicht lieber zum Zocken verwenden will.
Ansonsten: Feedback ist für jeden Spieler und auch besonders den Spielleiter interessant, warum nicht?
Schon weil mich das "ich renn zum Spielleiter um mich über xy's Spielstil zu beschweren damit der das mal mit dem klärt" nervt.

Das "Kritik bleibt erstmal unkommentiert"-Prinzip hab ich auch als gut empfunden, weil dadurch die, von pyromancer genannten, "Beissreflexe" unterbunden werden und das ganze sachlich bleibt. Ist am Anfang echt komisch nichts sagen zu dürfen aber nach kurzer Zeit gewöhnt man sich daran und es zeigen sich die Vorteile.

Wenn man Lust drauf hat können solche Runden das Spiel mit Sicherheit verbessern. Wenn man sowas schon im Beruf (oder in seiner Selbsthilfegruppe, die arbeiten ähnlich) die ganze Zeit machen muss und darauf in seiner Freizeit keine Lust hat ist das auch in Ordnung.
Aber die hier so oft beschworenen "erwachsenen Menschen" mit denen wir doch alle ausschließlich spielen kommen mit sowas klar. Gruppen zerbrechen meiner Erfahrung nach viel leichter an nicht geäußerter Kritik als an Gesprächsrunden.
Und Leute, die nicht kritikfähig sind und alle sachlichen, subjektiven Äußerungen über ihren Spielstil, ihre Charaktere und das Tiramisu das sie mitgebracht haben so persönlich nehmen, dass das das Gruppenklima darunter leidet, haben in meiner Gruppe sowieso nicht viel Spass. Denn damit muss man bei mir immer rechnen.
 
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@Basilisk
ich hab mir überlegt, daß wir während des Essens sprechen, was immer vor der Runde geschieht. Da geht keine Zeit zum Zocken flöten.

@Pyromancer
Danke! Voll getroffen!

@Sprawl
Regeln sind bei so etwas sehr wichtig, denn so wird nicht einer in den Himmel gelobt und ein anderer nur mit negativer Kritik überschüttet, ohne daß er weiß, wie er es besser machen kann.
 
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ich würde es sehr gerne erklärt haben, denn verstehen tu ich das nicht.
 
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Es ist etwas völlig anderes Menschen zu kritisieren, die man kaum kennt, nicht unbedingt zu seinen Freunden zählt und denen man nicht gegenübersteht. Jemandem den ich gut kenne, mit dem ich spiele und der mir gegenübersitzt haue ich nicht dasselbe um die Ohren wie jemandem hier im Forum.
 
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Weshalb eine solche Kritik auch wesentlich angenehmer klingt und konstruktiver und wirksamer ist, als das, was man an Kritik hier im Forum zu lesen kriegt.
Gerade das Forum ist doch ein Beleg für diese Punkte.
Statt sachlich und höflich zu bleiben, wird mit der Tür ins Haus gefallen und sich rein negativ ausgedrückt, daß man dann entweder sofort blockt oder aber denken kann, daß alles, was man geschrieben hat, scheiße ist.
Dann kommen die Gegenargumente, die genausowenig sachlich und höflich vorgetragen werden wie der Angriff (Kritik kann man das nicht nennen. Mit Kritik kann man immerhin arbeiten).
Und am Ende geht es gar nicht mehr um das Thema, sondern um eine sinnlose Grundsatzdiskussion, die sich in Definitionsverklausulierungen verliert.

Lerneffekt: 0%

Und in abgemilderter Form wird auch von Erwachsenen Kritik vorgetragen und ebenso beantwortet. Eine Auseinandersetzung mit dem Kern der Kritik findet da eher selten statt.

Deshalb diese Regeln und diese Punkte und auch die Aussage, daß es für jene ist, die gerne wissen möchten, wo sie stehen und wo sie besser werden können und wo ihre Stärken liegen.

Scheinbar scheint noch nicht ganz klar geworden zu sein, daß eine Teilnahme an einer solchen Runde freiwillig ist.
 
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Statt sachlich und höflich zu bleiben, wird mit der Tür ins Haus gefallen und sich rein negativ ausgedrückt, daß man dann entweder sofort blockt oder aber denken kann, daß alles, was man geschrieben hat, scheiße ist.
Dann kommen die Gegenargumente, die genausowenig sachlich und höflich vorgetragen werden wie der Angriff (Kritik kann man das nicht nennen. Mit Kritik kann man immerhin arbeiten).
Und am Ende geht es gar nicht mehr um das Thema, sondern um eine sinnlose Grundsatzdiskussion, die sich in Definitionsverklausulierungen verliert.

Lerneffekt: 0%

Du scheinst zu glauben, dass deine "formalisierten Kritikäusserungsregeln zum besseren Lernen" diesen Effekt nicht haben werden.

Ich versuche nur deutlich zu machen, dass die "angemessene und richtige Form der Kritikäusserung" nicht allgemeingültig festzumachen ist. Es hängt davon ab, was für Leute du in deiner Runde hast. Welche Umgangsformen sich zwischen euch eingependelt haben und wie die Spieler überhaupt mit dieser Kritik mit Lerneffekt umgehen.

Ich würde mich in so einer Rollenspieler-Selbsthilfegruppe gruseln und schnell das Weite suchen. Ich fühle mich sehr viel wohler, wenn sich diese Dinge in der spielerischen Interaktion entwickeln und erst in Extremfällen ausformuliert und in der Gruppe ausgetauscht werden.

Die Vorstellung, dass man die individuellen und gruppenspezifischen Verhaltensregeln bei solchen Kritiksitzungen nicht einbinden muss, ist halt grundlegend falsch.
 
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Du verfolgst halt eine ganz andere Linie als ich, die in meinem Umfeld nicht funktioniert.
Klar, es gibt sicher Menschen, die eher mit nonverbaler subtiler Kritik umgehen können und andere, denen man besser ein "Du bist scheiße, weil..." an den Kopf knallen sollte, weil sie damit besser arbeiten können, aber solche Leute kenne ich nicht und habe ich nie kennengelernt.
Was Du beschreibst, ist der Idealfall, den ich aber nicht kenne. Ich hab diesen Idealfall nie erlebt, vor allem wohl auch deshalb, weil Runden hier auch mal eher in der Zusammensetzung wechseln.

Klar, man spielt sich ein, aber wird man deshalb besser, gewinnt Erkenntnisse über sich und seine Fähigkeiten? Das habe ich sehr sehr selten erlebt.

Und, das ist jetzt nicht als Beleidigung gemeint, aber ich denke nach den Posts, die ich bisher von Dir gelesen habe, daß wir zusammen in einer Runde nicht glücklich werden würden.

Und wenn ich mir jetzt so Diskussion ansehe, dann ist der Lerneffekt mittlerweile bei 0% angekommen. Es geht nur noch darum, wer Recht hat und nicht mehr darum, das Pro und Contra zu erörtern (das hätte schon wesentlich früher losgehen können, wenn ich mich entschieden hätte, Zornhaus Post in der selben großkotzigen ähem emotionalen Art zu beantworten).
 
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Was Du beschreibst, ist der Idealfall, den ich aber nicht kenne. Ich hab diesen Idealfall nie erlebt, vor allem wohl auch deshalb, weil Runden hier auch mal eher in der Zusammensetzung wechseln.

Du verstehst mich falsch. Ich sage nicht "so muss man es machen". Es geht mir darum, dass die einzigen die wissen können, wie man in Ludovicos Runde Kritik äußert, Ludovico und seine Mitspieler sind.

Deine Richtlinien sind vielleicht perfekt auf deine Runde abgestimmt, vielleicht führen sie auch zum völligen Desaster. Ich kann dir nur sagen, wie ich mich damit fühlen würde. Aber wie dir bestimmt schon aufgefallen ist, spiele ich nicht in deiner Runde mit. Von daher sind meine Einwände, wie auch die Einwände und Befürwortungen von so ziemlich jedem, der nicht in deiner Runde sitzt, nur begrenzt hilfreich.

Es kann dir niemand helfen die richtigen Regeln für deine Runde zu finden. Es kann höchstens jeder ein wenig seine persönlichen Vorlieben äußern. Mehr kannst du von einem solchen Thread aber auch nicht erwarten.
 
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@Ludovico
Ich glaube du gehst da von einer völlig falschen Voraussetzung aus. Du glaubst, dass Kritik von Seiten eines Freundes positiver aufgenommen wird als von einem Wildfremden. Aus eigener Erfahrung kann ich dir verraten, dass das nicht zwingend der Fall ist! Es kann sogar im Gegenteil wesentlich mehr wehtun sowas aus dem Mund des Freundes zu hören als wenn es mir von Zornhau um die Ohren gepfeffert wird. Abgesehen davon wirst du wohl die ehrliche Meinung einer Person eher hier im Forum hören als von einem Freund oder Mitspieler. Es ist ein Unterschied wer von wem kritisiert wird.

Wenn du glaubst, dass deine Idee bei deiner Gruppe ankommt dann probiert es ruhig aus. Wundere dich aber nicht wenn der Schuss nach hinten los geht. Ich weiß wie so eine Idee bei mir ankommen würde, in der Beziehung kann ich Zornhau nur recht geben. Es ist ein Spiel, ein Freizeithobby, und kein Leistungssport. Ich habe genug Leistungsdruck im normalen Arbeitsalltag, da muss ich mir sowas in der Freizeit nicht auch noch antun.
 
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Ich glaube du gehst da von einer völlig falschen Voraussetzung aus

Ich glaube hier wird von viel zu krasser Kritik ausgegangen. Die Kritik die ich meinen Mitspielern mitgeben würde und die ich auch oft genug anbringe ist längst nicht so existenziell dass sie Freundschaften zerstört (jedenfalls nicht bei einigermaßen gefestigten Menschen).

Ein "ich finde dein Charakter sollte ein bisschen mehr die Führung übernehmen wenn soziale Fähigkeiten gefragt sind" oder ein "sei ein bisschen weniger zögerlich im Kampf" greift niemanden in seiner Persöhnlichkeit an. Auch ein "Wie wäre es wenn du etwas mehr in-character reden würdest", ein "Ich stehe drauf wenn man deutlicher und anschaulicher beschreibt was man macht anstatt nur das Kampfmaneuver zu nennen" oder (bei uns einmal der Fall) "könntet ihr eure Pläne nicht ganz so schnell fassen weil ich immer etwas länger überlegen muss um herauszufinden was mein Charakter tun würde" steckt der normale Spieler problemlos weg ohne gleich beleidigt zu sein oder sich unter Druck gesetzt zu fühlen.

In einer Runde von Freunden ist die Kritik selten so drastisch wie hier befürchtet. Die meisten Rollenspieler die ich kenne (mit mir vielleicht als Ausnahme) sind vielmehr sehr rücksichtsvolle Personen die sehr genau überlegen was sie wem wie an den Kopf werfen.
 
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Ein "ich finde dein Charakter sollte ein bisschen mehr die Führung übernehmen wenn soziale Fähigkeiten gefragt sind" oder ein "sei ein bisschen weniger zögerlich im Kampf" greift niemanden in seiner Persöhnlichkeit an. Auch ein "Wie wäre es wenn du etwas mehr in-character reden würdest", ein "Ich stehe drauf wenn man deutlicher und anschaulicher beschreibt was man macht anstatt nur das Kampfmaneuver zu nennen" oder (bei uns einmal der Fall) "könntet ihr eure Pläne nicht ganz so schnell fassen weil ich immer etwas länger überlegen muss um herauszufinden was mein Charakter tun würde" steckt der normale Spieler problemlos weg ohne gleich beleidigt zu sein oder sich unter Druck gesetzt zu fühlen.
Und so etwas sagt man NICHT ohne eine FORMALE Kritik-Runde, wo das Gegenüber zu schweigen und hinzunehmen hat?

Solche Punkte sage ICH jedenfalls DIREKT und einfach so meinen Mitspielern. Vor dem Spiel, während des Spiels, nach dem Spiel, wenn die die Spieler auf der Straße oder im Training treffe, oder sonst irgendwann.

Warum SOLLTE man denn eine formale Kritik-Runde mit harten Regeln einführen, wenn man doch einfach so miteinander reden kann?

Das FORMALE an der vorgeschlagenen Vorgehensweise ist es, was ich für völlig überzogen halte. - Das setzt das informelle, normale, lockere Miteinanderumgehen zumindest für den Zeitraum der Kritik-Runde aus und zwingt die Menschen dort externe, harte Regeln einzuhalten, die nur dazu gedacht sind, daß sie die natürlicherweise empfundene Empörung der an den Pranger Gestellten unterdrücken lassen, damit nicht durch den Kritik-Empfang ein Konflikt ausgelöst wird, der SOGLEICH eskaliert, sondern einer, dessen Auflösung hinausgezögert wird.



Ich habe den Eindruck, daß das eigentlichen Problem weniger in der - wie ich schon dargelegt habe - ungeeigneten Methode solch einer streng-formalen Kritik-Runde liegt, sondern darin, daß hier ein "Wille zur Weiterentwicklung" im Rollenspiel anderen aufgenötigt werden soll.

WARUM soll den überhaupt jemand sich in etwas, was ihm so, wie es gerade jetzt ist, Spaß macht, "weiterentwickeln" wollen?

WAS bedeutet überhaupt "Weiterentwicklung im Rollenspiel"? Wohin denn? Besser Würfeln? Besser Schauspielern? Besser Beschreiben? Mehr Taktik? Mehr direkte Rede? - Wohin SOLLEN denn die Kritiken der Kritik-Runde die Spieler zur Weiterentwicklung führen?

WELCHE Spieler sind denn überhaupt BEWUSST an einer Weiterentwicklung (was auch immer das Wohin dieser Entwicklung sein mag) interessiert? Was BRINGT denn den Spielern eine Weiterentwicklung z.B. in Richtung auf mehr direkte Rede im Rollenspiel?

WAS sind die ZIELE, die durch die hier vorgestellte Methode einem einzelnen Spieler zu erreichen näher gebracht werden KÖNNEN?

Wenn etwas im Spiel unbefriedigend war, sich das aber mit den nächsten paar Spielrunden verbessert hat, das Gesamtgefühl beim Spielen angenehmer war, WIE kann man sicherstellen, daß es nicht an der NATÜRLICHEN Gruppendynamik, dem "Einschwingen" in einen GEMEINSAMEN Spielmodus lag, sondern an den Kritik-Runden?

Wie kann man ÜBERHAUPT den Einfluß und die WIRKUNG der Kritik-Runden feststellen? Woran macht man denn fest, ob sich eine Kritik-Runde "gelohnt" hat? Wie überprüft man das? Wie für jeden einzelnen? Wie für die gesamte Gruppe?



Auf mich wirkt das gesamte Vorhaben der Kritik-Runden wie aus einer inneren UNSICHERHEIT und UNFÄHIGKEIT miteinander einfach so, d.h. ZWANGLOS sich über das gemeinsame Spielen auszutauschen, geboren.

Wenn dies - wie es mein Eindruck nur allein aufgrund der hiesigen Beiträge ist - der Fall sein sollte, dann "löst" der Ansatz der Kritik-Runden DAS FALSCHE PROBLEM.
 
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Ich glaube hier wird von viel zu krasser Kritik ausgegangen.

Das denke ich nicht. Mir scheint du vergisst vielmehr, dass das Reglementieren irgendeines ansonsten informellen Vorgangs diesem damit automatisch mehr Bedeutung und Gewichtung verleiht.

Wenn dir deine Freundin nebenbei erwähnt, dass du deine Rollenspielunterlagen auf dem Arbeitstisch liegen gelassen hast, dann hat das eine ganz andere Wirkung als wenn folgendes passiert:

"Du, wir müssen mal reden. Setz dich bitte. Du spielst ja immer deine Rollenspiele und das finde ich auch total gut. Es ist schön, dass du dieses Hobby hast. Aber der Arbeitstisch ist nach so einer Runde immer etwas unordentlich. Ich fänd es gut, wenn du deine Unterlagen nicht auf den Tisch stehen lassen würdest, sondern sie anschließend wegräumst. Du kannst das akzeptieren oder nicht und musst dich auch nicht rechtfertigen. Das war es was ich sagen wollte."

Wenn du diese Verschiebung der Gesprächsbedeutsamkeit akzeptieren kannst, ok. Aber so etwas empfinden manche - wie ich etwa - als steif, unangenehm und ganz einfach störend. Ich würde mich sehr unwohl in der Gegenwart von Leuten fühlen, die mir solche Dinge nicht einfach so mitteilen können.
 
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Ich vermute, dass man eine Kritikrunde sehr viel harmloser als wie bei Georgios beschrieben regeln kann, aber mein Rollenspiel ist ein zu unseriöser Misch aus IT- und OT-Unterhaltung, als dass man hinterher vernünftig eine Kritikrunde aufbauen könnte, ohne dass es aufgesetzt wirken würde. Normalerweise wird bei uns sogar nach der Runde kritisiert, erwähnt, was gut war, etc. Aber wenn man das zu sehr durchregeln würde, würde sich das wahrscheinlich per Rückwärts-Induktion auf das ganze Spiel ausweiten.
 
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Mir scheint du vergisst vielmehr, dass das Reglementieren irgendeines ansonsten informellen Vorgangs diesem damit automatisch mehr Bedeutung und Gewichtung verleiht.
akzeptieren oder nicht und musst dich auch nicht rechtfertigen. Das war es was ich sagen wollte."
...
Wenn du diese Verschiebung der Gesprächsbedeutsamkeit akzeptieren kannst, ok. Aber so etwas empfinden manche - wie ich etwa - als steif, unangenehm und ganz einfach störend. Ich würde mich sehr unwohl in der Gegenwart von Leuten fühlen, die mir solche Dinge nicht einfach so mitteilen können.
Das trifft sehr genau den Punkt, warum eben FORMALISIERTE Kritik-Runden meines Erachtens sehr problematisch sind.

Wenn man mit Freunden, mindestens mal guten Bekannten spielt, und diese einem nicht EINFACH SO, d.h. nicht-formalisiert, sondern so informell, wie man einen fragt, ob er bitte die Chips-Tüte rüberreichen könnte, sagen kann, wenn er etwas an meinem Spiel nicht so berauschend oder gar WIRKLICH störend empfindet, dann hat mein eh shcon kein gutes Klima am Spieltisch.

Vor allem: wenn die formalisierte Kritik-Runde das Kritisieren, Feedback-Geben, oder einfach das beim Namen nennen von Störungen vor, nach und WÄHREND des Spielens nicht ersetzen sollte, dann bräuchte man sie ja überhaupt nicht, da während der Kritik-Runde auch nichts anderes gesagt werden KANN, als das, was informell ohnehin die Spieler miteinander austauschen.



Es ist schon so, daß die eingangs aufgestellten Behauptungen:
1. Im Grunde genommen denken doch die meisten Spieler, daß sie ihren Charakter gut ausspielen, sich in die Gruppe einfügen und alles in allem gute Rollenspieler sind, oder? (Obschon als Frage formuliert, ist es doch eine Behauptung einer Tatsache.)
2. Bei einer solchen Einstellung bleibt erstmal nicht viel Raum für Weiterentwicklung und damit man überhaupt weiß, ob und wie und worin man sich weiterentwickeln sollte oder könnte, muß man erstmal kritisiert werden.
UNBEWIESEN und sogar UNRICHTIG sind.

Ob sich "die meisten Spieler" wirklich so "überlegen" fühlen, wie die typischen "Elite-Rollenspieler" aus den Horror-Geschichten vom Spieltisch oder von Con-Runden wage ich mal zu bezweifeln. - Interessanterweise kenne ich jedenfalls in meinen Umfeld KEINEN dieser "elitären Besserspieler". Jeder spielt so gut er kann. Und heute mal flüssiger und mit mehr Elan als vielleicht das nächste Mal wenn Restalkohol oder Streß mit der Freundin für innere Ablenkung sorgen. - Und das macht noch nicht einmal irgendwem irgendetwas aus!

Die 2. Behauptung setzt die Richtigkeit der 1. Behauptung als "bei einer solchen Einstellung" voraus. - Diese Voraussetzung sehe ich schon einmal als NICHT gegeben an.

Die 2. Behauptung stellt fest, daß - eine "Elite-Rollenspieler"-Einstellung vorausgesetzt - nicht mehr viel Raum für Weiterentwicklung bleibt. - Da, wo TATSÄCHLICH eine ECHTE Überlegenheit, ein ECHTES Mehr an Können vorhanden ist, da ist der Raum für Entwicklung aus gutem Grund beschränkt: man ist eh schon so gut, wie man sein kann.

Da, wo - immer noch die "Elite-Rollenspieler"-Einstellung vorausgesetzt - eine offensichtliche Diskrepanz zwischen selbst geäußerter Kompetenz und dem gezeigten Vermögen vorherrscht, liegt KEINE Einschränkung des Raums für Entwicklung vor, sondern einfach eine etwas seltsame Selbstwahrnehmung, die weit von der Fremdwahrnehmung abweicht. - Aus welchen GRÜNDEN, ist noch nicht einmal einfach zu sagen. - Es könnte der klassische Taktiker und Buttkicker, der bislang in taktisch ausgerichteten Butt-Kicker Spieler-Gruppen der KING der Rollenspieler gewesen ist, in einer Stimmungs-Atmosphären-Jünger-Runde geraten sein (Con, Umzug, Kumpel hat ihn mitgeschleppt) und dort mit seinem WOHLBEGRÜNDETEN Selbstbewußtsein als erfahrener und "guter" Rollenspieler aufgetreten sein, und jeder dort hat diesen Anspruch nicht im Geringsten nachvollziehen können. - Manchmal ist ein "Elite-Rollenspieler" eben nur Elite für SEINE Art zu spielen und nicht für die anderer Leute.

Hier von einer grundsätzlichen Weiterentwicklungsunfähigkeit auszugehen, halte ich für schlichtweg unrichtig.

In der 2. Behauptung wurde noch festgestellt, daß es geradezu zwingend ZUERST einer Kritik bedarf, bevor ein Spieler überhaupt erkennen kann, daß und in welche Richtung er sich weiterentwickeln kann. - Das ist ebenfalls unrichtig.

Weiterentwicklung passiert VÖLLIG KRITIKFREI einfach so. - Nämlich durch NEUGIER. Dadurch, daß man mal etas anderes ausprobiert und dieses Andere dann einen selbst informiert. Die WIRKUNG des Spielens unterschiedlicher Rollenspiele auf einen Spieler ist hochinteressant. Wenn es Spiele sind, die der Rollenspieler aus welchem Grund auch immer GERNE spielt, mit denen er gute Spielerfahrungen verknüpft, dann fließt - so meine EIGENE Erfahrung im eigenen Spiel und dem in meinen Runden - AUTOMATISCH immer etwas von dem dort Erlebten, von der dortigen Spielweise, der Art, wie andere Gruppen so spielen, in das eigene Spiel ein.

Das ist ja gerade einer der Vorteile eines Rollenspielvereins. Man mischt sich in den Spielrunden nicht mit 5 sondern mit 50 Leuten! - Da erlebt man in ständig wechselnden Runden immer wieder neue "Gruppen-Chemie" und in ständig wechselnden Rollenspielen neue Darstellungs- und Abenteuer-Herausforderungen. - Durch dieses wechselintensive Klima (was man auch durch regen Con-Besuch herstellen kann), erhält man nicht etwa ständig "Kritik", sondern erlebt ständig, wie andere Spielen, kann über sein eigenes Gefühl in dieser oder jener Runde reflektieren und wird so von allen Seiten mit Ideen, Varianten, Möglichkeiten angeregt, SEINE EIGENEN zu finden.

Manchmal reicht für eine feststellbare Weiterentwicklung auch einfach, für ein Semester oder ein Jahr die Runde/Spielgruppe zu wechseln (aus welchem Grund auch immer - Praktikum, Job, Freundin des Spielleiters angebaggert, ...). Wenn man dann in die alte Besetzung zurückkommt, dann spielt man oft deutlich anders und nimmt auch die alten Spielerkumpels anders wahr.

Kritik ist somit überhaupt nicht nötig für eine Weiterentwicklung. Daher ist auch dieser Teil der 2. Behauptung unrichtig.

Ausgehend von einer unbewiesenen (und sehr wahrscheinlich nicht zutreffenden) 1. Behauptung und einer unrichtigen 2. Behauptung dann als "Lösung" für das "Problem" mit den Kritik-Runden anzukommen, löst, wie schon gesagt, das FALSCHE Problem.



Wenn man seine Mitspieler langweilig, eingefahren in immer dieselben Routinen, sich selbst und ihrer Fähigkeiten überschätzend, unflexibel, nicht aufgeschlossen, usw. empfindet, dann muß man ihnen nicht auch noch die erhöhte "Gewichtung" einer FORMALISIERTEN Kritik-Runde zumuten.

Dann sollte man mit ihnen einfach normal von Mensch zu Mensch reden.

Und weil man seine Mitspieler ja kennt, kann ein solches Reden betont einfühlsam und indirekt sein, oder direktes "Deinen Magier spielst Du scheiße! Wenn der nochmal einen Verbündeten von uns röstet, leg ich ihn um." - Wenn man mit seinen Mitspielern einen bestimmten (durchaus auch direkten) Umgangston gewohnt ist, dann wird sich niemand dadurch ERNSTHAFT aufregen. Und, klar kommt es dann eventuell zu heftigem Wortwechsel. Aber das kann es auch geben, wenn man die falsche Sorte Chips auf den Tisch tut oder das Bier noch lauwarm ist. - Das macht doch nichts.

Konflikte, gerade Konflikte unter Freunden, trägt man doch einfach so aus. - Wenn ich am Spieltisch, egal ob als Spieler oder Spielleiter, nicht haben will, daß einer seinen "inneren Serien-Mörder" ausspielt, dann sage ich ihm das ins Gesicht und zwar mitten in der Spielsitzung, wo es passiert. Ich sage ihm, daß ich gerne mit ihm Rollenspiele spiele, daß ich aber mit dem, was er da abzieht, nicht einverstanden bin und daß er das lassen soll, andernfalls er oder ich aus der Runde gehen (als Spielleiter fliegt er aus der Runde, als Spieler suche ich mir eine andere Runde). - Ich warte NICHT bis zur nächsten formalen Kritik-Runde und sage "Ich finde es beeindruckend wie konsequent und intensiv Du Deinen Charakter ausspielst.", "Ich finde, Du solltest etwas weniger Fokus auf das Ausspielen des langsamen Häutens entführter Kleinkinder legen, denn das mag ich nicht so.", "Versuche doch in Zukunft vielleicht nur sie zu erdrosseln, oder Erwachsene zu entführen und zu häuten."

ECHTE Konfliktgespräche MÜSSEN sein. - Kritik-Runden sind dafür nicht geeignet.

Kritik-Runden sind nur geeignet, wenn wirklich ALLE Teilnehmer sich etwas von einer solchen Form der Kritik versprechen. D.h. ALLE müssen irgendein persönliches Interesse an dem Gegenstand der Kritik haben. - Bei einer Theater-Gruppe, wo man versucht das bestmögliche Spiel für eine Vorführung hinzubekommen, ist das eine funktionierende (wenn auch nicht notwendigerweise formale) Möglichkeit sich gegenseitig zu besserer LEISTUNG zu bewegen.

Aber "Leistungs-Rollenspieler" gibt es nicht nur nicht so viele, sondern der Leistungsbegriff im Rollenspiel ist ja sogar noch schwammiger als im Schauspiel.

Und der ergänzte Punkt, daß sich ja ein Spieler erklären könnte, NICHT an der Kritik-Runde teilnehmen zu wollen, ist verlogen: Diese Kritik-Runde soll ja während des gemeinsamen(!) Essens stattfinden. Nun sitzt der eine dabei und muß seine Klappe halten, während der Rest das Ritual zelebriert?

Was ist mit dem hier nur allzu deutlichen GRUPPENDRUCK?

Der einzelne braucht da schon enormes SELBSTBEWUSSTSEIN, um gegen eine Gruppe, mit der er nachher noch ZUSAMMEN spielen will, zu stehen, denn das sich Heraushalten ist ja ein innerer Konflikt, ein Graben, der sich durch die Gruppe zieht und der auf ALLE Gruppenmitglieder WIRKT. - Ein einzelner "Separatist" stellt sich somit außerhalb der Gruppe. Das ist IMMER Streß. - Ist also STRESS die einzige Alternative für den Einzelnen: entweder er muß sich Sachen über sein Spiel von anderen ins erzwungenermaßen schweigende Gesicht sagen lassen, oder er stellt sich außerhalb der Gruppe und verliert somit die Kohäsion?

Das ist eine SCHEISS-Alternative!

Dann entscheidet sich der den Konflikt mit der Gruppe vermeiden wollende doch eher so, daß er bei der Kritik-Runde mitmacht und so-la-la mal irgendwelche Unverbindlichkeiten als "Kritik" an die anderen äußert und hofft, daß ihn die Kritik der anderen nicht zu sehr trifft und ihn nicht zu sehr ärgert ohne daß er den Ärger (und den damit im Hintergrund ausgelösten Konflikt) austragen darf.

Das ist auch eine Scheiß-Alternative!

Für jemanden, der die Kritik-Runde NICHT mitmachen will, weil er es nicht mag, nicht einsieht, nicht kritisiert werden will, für sein Hobby, welches er ohne jegliche LEISTUNGSZWÄNGE betreiben will, ist allein diese Einführung einer bedeutungsschweren, formalisierten Kritik-Runde eine klare Klimaverschlechterung im menschlichen Umgang in der GESAMTEN Gruppe.

Vielleicht spielen ja in der betreffenden Runde, wo diese Kritik-Runde eingeführt werden soll, nur Leistungs-Rollenspieler mit, die sich ständig miteinander und aneinander messen müssen, wer jetzt besser spielt. Dann könnte diese Kritik-Runde auf Leute treffen, die mental gegen den Streß und die Ängste und die Ausgrenzung abgehärtet sind. - Aber für andere Menschen sehe ich diese Methode eher als schädlich denn als nützlich an.

Formale Kritik hat ihren Platz und kann wirklich nützlich sein.

Aber der Platz ist NICHT eine Rollenspielrunde und sie nützt KEINEM Rollenspieler.
 
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Ich kenne zwei Gegenbeispiele, damit ist diese Aussage widerlegt.
Dann schildere mal. - Wie wurde die formale Kritik-Runde eingeführt? - WARUM wurde sie eingeführt? - Welche Punkte waren bei der Einführung nicht so optimal? Was lief gut? - Wie war die allgemeine Akzeptanz bei allen Betroffenen?

Wie wurde festgestellt, daß es die Kritik-Runde war, die einen NUTZEN für einen Spieler hatte? - Und WELCHEN Nutzen hatte sie konkret?
 
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Pyromancer schrieb:
Zum anderen wird dadurch, dass ich zu der Kritik keinen Kommentar abgeben kann der automatische Verteidigungs-Reflex unterdrückt.
Wie gesagt: Soziales scheint net wirklich ne Stärke der Rollenspieler zu sein. Wenn ich Kritik erhalte oder übe, dann erötere ich Gesagtes. Wenn ich dabei feststelle, dass die vorgenommene Wertung nicht haltbar ist, dann kann ich sie nach meinem Ermessen zurückweisen. Ich rede nicht davon, dass jedwede Kritik stumpfsinnig ist und es daher angebracht ist, sie zurückzuweisen, aber offensichtlich dumme Kritik muss als eben solche gekennzeichnet werden. Das hat nichts mit einem Verteidigungsreflex zu tun, sondern mit Selbstbewusstsein. Wer bei Kleinigkeiten rumzickt, ist sowieso unten durch. ;)
Ludovico schrieb:
Regeln sind bei so etwas sehr wichtig, denn so wird nicht einer in den Himmel gelobt und ein anderer nur mit negativer Kritik überschüttet, ohne daß er weiß, wie er es besser machen kann.
Und auch das erachte ich als notwendig, wenn man kritisiert. Lob hat Nachahmung zur Folge. Zahlreiche Kritiken bescheinigen auch dem Spätzünder, dass Veränderung angebracht ist.
Das Lob wird sich einstellen, wenn das Gelobte gewöhnlich geworden ist. Und Gutes zur Gewohnheit zu machen kann doch nicht unerwünscht sein! Häufige Kritik wird durch seltenere ersetzt werden, weil der Kritisierte sich der Kritik annehmen wird. Wichtig ist nur, dass die Kritik nicht trügerisch, sondern aufklärend, nicht schwammig, sondern eindeutig, nicht argwöhnisch, sondern freundlich klingt. Ist das wirklich so schwer? Brauch man dafür wirklich Regeln, die ein entspanntes Gespräch zu einer Verhandlung aufpusten? Ich denke, eine Bejahung hierbei ist ein Überdenken der sozialen Integrationsfähigkeit wert.
 
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Wie gesagt: Soziales scheint net wirklich ne Stärke der Rollenspieler zu sein.

Das wurde an anderer Stelle ja schon zu genüge diskutiert. Hier sei nur soviel gesagt, dass diese Art der Kritisierung nicht auf dem Mist der Rollenspieler gewachsen ist, sondern im professionellen Umfeld (wahrscheinlich erfunden von irgendwelchen amerikanischen Management-Psychologie-Fuzzies ;) )

Wenn ich Kritik erhalte oder übe, dann erötere ich Gesagtes. Wenn ich dabei feststelle, dass die vorgenommene Wertung nicht haltbar ist, dann kann ich sie nach meinem Ermessen zurückweisen. Ich rede nicht davon, dass jedwede Kritik stumpfsinnig ist und es daher angebracht ist, sie zurückzuweisen, aber offensichtlich dumme Kritik muss als eben solche gekennzeichnet werden. Das hat nichts mit einem Verteidigungsreflex zu tun, sondern mit Selbstbewusstsein. Wer bei Kleinigkeiten rumzickt, ist sowieso unten durch. ;)
Ja.
Das Einzige, was ich dazu sagen kann ist, dass ich beschriebene Form der formalisierten Kritik ausprobiert habe und sie einen ganz speziellen Effekt hatte.
Ich hab auch Runden, da gibt es überhaupt keine Rückmeldungen, und Runden, da laufen die Rückmeldungen exklusiv über die SL, und Runden, da haben wir vor und nach dem Rollenspiel 2 Stunden chill-in und chill-out, in dem man sich ganz zwanglos über das Spiel, seine Erwartungen und Wünsche und über das Frühstück von vorgestern unterhalten kann.
 
AW: Kritik von Spieler an Spieler

Hier sei nur soviel gesagt, dass diese Art der Kritisierung nicht auf dem Mist der Rollenspieler gewachsen ist, sondern im professionellen Umfeld (wahrscheinlich erfunden von irgendwelchen amerikanischen Management-Psychologie-Fuzzies ;) )
Meinem Eindruck nach gehört diese Technik auch NUR in das Management-Umfeld, denn dort herrscht tatsächlich durchweg gestörtes Sozialverhalten, so daß man ohnehin nicht mehr normal miteinander reden kann.

Das Einzige, was ich dazu sagen kann ist, dass ich beschriebene Form der formalisierten Kritik ausprobiert habe und sie einen ganz speziellen Effekt hatte.
Deute doch bitte nicht nur an, sondern schildere mal den "speziellen Effekt".

Hier im Thread wird zur oben vorgestellten Technik im Rollenspiel-Einsatz überwiegend über "ungelegte Eier" gesprochen. Bei Dir scheint das anders zu sein. Daher wäre es wirklich hilfreich, wenn Du mal konkreter würdest und die Methode und den feststellbaren NUTZEN für das Spiel bzw. die Spieler schildern könntest.

Ich fände hierbei besonders interessant:
Wie wurde die formale Kritik-Runde eingeführt?
WARUM wurde sie eingeführt?
Welche Punkte waren bei der Einführung nicht so optimal? Was lief gut? Was sollte man beachten?
Wie war die allgemeine Akzeptanz bei allen Betroffenen?

Wie wurde festgestellt, daß es die Kritik-Runde war, die einen NUTZEN für einen Spieler hatte?
Und WELCHEN Nutzen hatte sie konkret?
 
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