AW: Kick Ass (???)
Vorbemerkung: Ich kenne den zugehörigen Comic NICHT. Daher muß für meine Beurteilung der Film für sich alleine wirken. Wenn mir der Comic bekannt wäre, weiß ich nicht, ob ich den Film noch identisch bewerten würde. Vermutlich würde ich - aus den hier gemachten Aussagen zum Comic - aber den Comic nicht so gut finden, was den Film runterziehen könnte. - Dies vorausgeschickt nun zum Film Kick Ass:
Ich habe mir diesen Film jetzt binnen zweier Tage DREIMAL angesehen.
Ja, SO GUT ist der!
Man versteht sofort die Nöte und Sorgen der Hauptfigur, man kann sich einfühlen, und man MÖCHTE, daß es den Schurken ordentlich heimgezahlt wird.
Und wenn es dann in der Hit-Girl-zerlegt-die-Dealer-Szene nicht mehr nur lustige Gewaltanwendung ohne Tote gibt, sondern es wirklich an die Nieren (und alle anderen inneren Organe) geht, da ist man schon DRIN in einem Film über eigentlich ganz sympathische Leute, deren Gefühle man nachvollziehen kann, die aber alle WAHNSINNIGER sind als die gesamten Knallchargen des Gotham City Asylums!
Ausgesprochen geschickt eingefädelt hängt man am Haken der Sympathie und der Gefälligkeit der Inszenierung, und obschon die Gewaltdarstellung noch halbwegs appetitlich ist und natürlich völlig jeglicher Plausibilität widerspricht, ist es einfach ein GENUSS die Akteure, für die man ja inzwischen etwas empfindet, in Aktion zu sehen.
Auch die Schurken sind als lebendige, mit überzeugenden Gefühlen dargestellte Persönlichkeiten so gut gezeichnet, daß man jeden einzelnen Verlust bedauert (siehe der Wachmann in "Verkleidung" als Türsteher - einfach nur gut und schade um ihn zugleich). - So SOLL es auch sein!
In Matrix werden Unschuldige und Unwissende von den "Helden" ja dutzendweise umgelegt und jeder verliert sich in einer reinen Stil-Orgie und vergißt, daß die Menschen außerhalb der Matrix dadurch ebenfalls sterben.
Hier erwischt es fast nur die Schurken und - als böse Szene - Kollateralschadensträger.
Das ist schon interessant, weil man es den Schurken einerseits gönnt, andererseits die kalte EFFIZIENZ des Tötens der HELDEN schon wieder für innere Distanzierungswünsche sorgt.
Man bekommt somit ein lecker verpacktes, aber inhaltlich einfach nur WAHNSINNIGES Handlungsgebilde geboten, daß einen solche flachen und öden Superheldenfilme wie Iron Man, X-Men, usw. einfach nur VERGESSEN läßt.
Statt mit dem erhobenen, belehrenden Zeigefinger über Gewalt etc. zu dozieren, wird hier in einer so GEISTESGESTÖRTEN NATÜRLICHKEIT mit Gewalt umgegangen, daß es einen schaudern macht. Und man kommt immer wieder auf das (vermeintlich) "sichere Terrain" der Teeny-Komödie zurück. Das gibt eine Atempause bis zur nächsten inneren Zerreißprobe. Geschickt gemacht.
Grundprinzip im Film: Gewalt ist mit ALLEN Konsequenzen ERLAUBT, wenn es die BÖSEN trifft.
Das war in Amerika schon immer so, und dieser Film zeigt nichts anderes.
Wichtig finde ich hierbei aber, daß trotz aller Gewaltinszenierung in diesem Film die Gewalt sogar noch am Schluß NICHT SELBSTZWECK ist. Darin unterscheidet sich Kick Ass wohltuend von anderen Filmen des Superhelden-Genres und generell von aktuellen Actionfilmen.
Bei Kick-Ass bekommt man zwar gestörte, aber dennoch MENSCHEN auf allen Seiten der dortigen Handlungsstränge geboten. - Das ist mehr als man über die meisten aktuellen Action-Filme sagen kann.
Ich hatte nur noch bei "Mann beißt Hund" einen schauerlicheren Zwang den Film bis zum Ende zu sehen gespürt. Kick Ass macht VERDAMMT VIEL RICHTIG GUT.
Meine Empfehlung.