Initiativbewerbung

Regine

Tremere
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23. Juli 2009
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Irgend etwas zupfte seid geraumer Zeit an Annas Nerven. Es machte sich immer wieder bemerkbar und buhlte um Aufmerksamkeit. Es war nichts wirklich wichtiges, das spürte sie, die Ereignisse in Finstertal waren dicht und zahlreich und so dauerte es eine ganze Weile, bis Anna endlich darauf kam, was da immer wieder zupfte. Nebenbei beschäftigte sich die junge Tremere immer wieder auch mit Trivialliteratur. Eine inzwischen verstorbene Schriftstellerin war ihr dabei aufgefallen. Ihre Romane waren dem Horrorgenre zu zu ordnen und handelten des öfteren von Vampiren. Mehr als einmal konnte man meinen, die Schrifstellerin nahm nicht nur Geschehnisse des aktuellen Weltgeschehens und dichtete sie passend für ihre Welt um in einen fantastischen Roman, nein, wenn man ein wenig mehr von dem hörte, was in der Welt vor ging, dann berichtete sie unter Umständen genauer von den Geschehnissen als die Presse. Die Maskerade wurde gewahrt.. so gerade eben. Es gab immer ein paar Unterschiede zur Realität.

Natürlich hatte kein Mensch sie ernst genommen, als sie in eines ihrer Bücher als Widmung schrieb:
'Mein Name ist Dark, Melina Dark und ich im Jahre 1912 in Dublin geboren. Und bevor du dich jetzt wunderst, ich bin unsterblich, schlimmer noch ich bin ein Vampir.' Dazu gab es noch ein Bild von der Autorin. Für die Öffentlichkeit hatte die Autorin sogar ein Attest über die Mondscheinkrankheit.

Das erklärte, warum Anna einige Zeit brauchte, bis der Groschen endlich pfennigweise gefallen war. An geschriebenes erinnerte sie sich häufig vorzüglich, allerdings hatte sie kein echtes eidetisches Gedächtnis. Ähnelte das Bild in den Büchern nicht doch sehr arg Helena, der hiesigen Hüterin?

Die Bücher waren sehr fesselnd und mit reissend. Sie verführten einen dazu, den Schrecken der Protagonisten zu empfinden. Handelte nicht ihr letztes Buch vor ihrem 'Tod' von Kairo? Ja, es hieß sogar die Hexer von Kairo. Nach und nach erinnerte sich Anna an die Geschichte. Sie hatte schon damals das Gefühl, es würde zum Teil von ihrem Clan erzählen. War Alexander Teil eben jener Ereignisse? Schade, dass es für Anna schwer zu erkennen war, was von der Geschichte Fiktion und was der Wahrheit entsprang.

Die Bücher von Melinda Dark wurden stets in mehrere Sprachen übersetzt. Ob Helena nach wie vor unter einem anderen Pseudonym weiter schrieb? Nachdem Anna erst einmal wusste, was da so an ihren Gedanken gezerrt hatte, bestellte sie sich zu nächst fast nur aus Neugier ein Exemplar des Buches in französischer Sprache. Das deutsche hatte sie bereits in ihrem Kopf.

Diese Mal geschah ihr das, was ihr sonst in der Regel nur beim Sehen von synchronisierten Filmen in deutsch geschah. Sie ärgerte sich über die eigentlich gute Übersetzung, die trotzdem in einigen Punkten Schwächen aufwies. Manche Dinge sollte man einfach nicht Wort wörtlich übersetzen, wenn man einen Inhalt in eine andere Sprache übertrug. Genau das war mit Helenas Werk geschehen.

Anfangs war es nur Jux und Dollerei. Ein wenig Suche bescherte ihr die französische Ausgabe auch als PDF. Alles weitere war... einfach...

Sie nahm sich lediglich die letzten drei Kapitel vor und arbeitete auf jeder Seite zweispaltig. Die linke Seite erhielt die franzöische Originalübersetzung, die rechte Seite Annas eigene Version der Übersetzung. Die geänderten Stellen waren deutlich markiert. Aus 'une main lave l'autre' wurde bei ihr 'Donnant, donnant.' Dies und mehrere weitere kleine Veränderungen, die den ursprünglichen Worten nicht mehr ganz glichen, dem echten Wortsinn aber näher kamen als die erste Übersetzung und für den französischsprachigen Leser smoothiger zu lesen waren, weil sie dem Fluss seiner Sprache entsprachen und nicht dem übersetzen Fluss der deutschen Sprache. Annas heraus ragendes Gefühl für Sprachen fand hier eine Möglichkeit sich zu entfalten. Eines Abends war sie mit den Kapiteln fertig und druckte sie auf normalem Papier aus. Das ganze wurde in einen Ordner, der einer üblichen Bewerbungsmappe frappierend ähnelte, abgeheftet und in einen Umschlag gesteckt. Die waren am Bahnhof am leichtesten zu bekommen und es ging bei diesen Seiten auch lediglich um das Prinzip. Entweder würde die Hüterin Interesse haben, oder nicht. Ihre nächsten Schritte führten sie in das Café de Trois, wo sie wenig später in ihrer gewohnt nüchternen Art im Hosenanzug auf schlug und sich nach Helena oder der Bedienung umsah.
 
Helena schien wohl auch gerade gekommen zu sein und sie stand gerade bei Sophia am Tresen und besprach mit dieser ein paar Dinge.

Vermutlich war sie weniger aufgetakelt als es sich für sie normalerweise ziehmen würde, aber auch eine schwarze Hose und ein Shirt tat sein übriges, musste man immer einen auf Supertusse machen, nicht wirklich, das überließ Helena gerne denen, die es nötig hatten.

Sie drehte sich um und sah Anna ein wenig erstaunt an, die kleine Tremere war sonst nicht die Cafe-Gängerin, aber vielleicht hatte sie jemand her bestellt, so wie sie sich umsah.

"Hallo, was bringt dich hierher?" fragte sie freundlich.
 
„Hallo, Helena.“, sagte Anna mit einem deutlichen Neigen des Kopfes zur Begrüßung. Zwar mochte die andere Förmlichkeiten nicht so gern, trotzdem gehörte es sich, ihr den nötigen Respekt zu kommen zu lassen. „Ich bin auf der Suche nach dir.“ Die Tremere war noch nicht so häufig im Café gewesen. Das war wahr. Es lag jedoch nicht daran, dass sie das Café nicht mochte oder die Geselligkeit scheute, sondern viel mehr an ihren gefüllten Nächten, die ihr wenig Zeit zum Müßiggang ließen und sogar jener oftmals irgend einem Zweck diente wie ihre Aufenthalte in der russischen Vereinsbar. Aus ihrer Laptoptasche holte sie den Briefumschlag hervor. Sie hatte keinen Termin mit Helena vereinbart und durchaus damit gerechnet, auf sie zu warten oder nur den Umschlag ab zu geben, wenn sie erst spät erwartet wurde.

„Vielleicht magst du dir das hier mal ansehen, wenn du etwas Zeit und Interesse hast. Das sind drei Kapitel von Melinda Darks letztem Roman auf französisch einmal in der originalen Übersetzung, wie sie im Buchhandel erhältlich ist und einmal in der Version, die ich erstellt habe. Die Abweichungen sind deutlich markiert. Für die deutsche Version ist die Übersetzung deutlich besser, was selten ist.“ Oder die englische, je nachdem, wie man wollte. Immerhin wusste Anna nicht, welche der Versionen Helena jeweils als erstes schrieb. Dark war jedoch angeblich Dublin geboren und damit dürfte Englisch eher die Muttersprache sein

Obwohl sich Anna recht sicher war, dass sie eben jene Schriftstellerin vor sich hatte, verzichtete jedoch darauf, es sich explizit bestätigen zu lassen. Ihre Formulierung dürfte bereits ausreichend sein.
 
Naja, wenn nicht, dann würde es wohl eine Zwillingsschwester sein, aber Helena grinste leicht.
"Die gute Melina, Gott habe sie seelig, aber manches Mal braucht der Club 27 Zuwachs, hat etliches an Wirbel gemacht", sagte sie und nahm die Sachen entgegen.
Sie deutete auf einen Sessel.
"Ich hätte nicht gedacht, daß jemand von deinem Clan solche Werke liest. Aber es stimmt, ich habe das Buch geschrieben und auf dem Heimweg nach der Premiere bin ich dann leider tödlich verunglückt."

Sie wartete, daß Anna sich setzte.

"Willst du was zu trinken haben?"
 
"Nein danke, ich ziehe frisches Blut vor oder meine eigenen Vorräte. Ich fürchte, ich bin in dieser Hinsicht etwas eigen." Anna setzte sich in den angebotenen Sessel. Ehrlich gesagt verstand Anna den Hinweis auf Club 27 nicht, aber sie verzichte darauf einzugehen. "Ich bemühe mich auch im Hinblick auf Belletristik, Filmen und ähnlichen einigermaßen auf dem laufenden zu bleiben. Oftmals sind darin Ströumngen der Gesellschaft zu erkennen und gerade die Alten meines Clans sind ein mahnendes Beispiel, was passiert, wenn man das alltägliche Leben aus blendet. Viele haben den Anschluß an die heutige Technik verloren. Zieh dich heute zwei Jahrzehnte zurück und du kommst dir vor wie ein Greis, der alles neu lernen darf. Ich muss zu geben, dass ich nach dem ersen Buch von Dark auch die anderen gelesen habe, auch wenn ich nicht immer abschätzen kann, wie viel Realität nun in den Büchern steckt, habe ich doch die ahnung, dass sie so manches wahrheitsgemäßer berichtet haben als die Presse die jeweiligen Umstände kommentierte."
 
Helena lachte leise.
"Es ist einiges davon wahr und geschehen und das meiste nur ein klein wenig verfälscht, wenn man bei manchen dingen das wegläßt, was die Maskerade verfälscht, werden wunderschöne Romane daraus. Dann noch ein bisschen Romantik, ein Held und ein wenig Liebe und die Menschen fliegen darauf."
Gut so einfach war es nicht, aber es war zumindest das Grundrezept.
"Warum hast du denn übersetzt, suchst du einen Job oder willst du das Schreiben von mir lernen?"
 
"Für das kreative Schreiben fehlt mir die Muse." Anna sprach das 'S' bei Muse ein klein wenig zu scharf aus, so dass Helena sich aussuchen konnte, ob die Tremere nun die kreative Befähigung oder die fehlende Zeit meinte. "Soll ich ehrlich sein? Schlechte Übersetzungen sind mir ein Graus. Zusätzlich sind sie mein Metier. Hier in Finstertal hatte ich bisher nicht viele Möglichkeiten mich darum zu kümmern und irgend wann fiel mir der Zusammenhang zwischen dir und den Büchern auf. Ich dachte mir, dass es nicht schaden könnte, einen Blick rein zu werfen. Normaler Weise übersetze ich ältere Texte. Falls du unter einem anderen Namen schreiben solltest und in Französisch, Spanisch oder Griechisch eine Übersetzung willst in ähnlicher Qualität möchtest, wie du sie da vor dir liegen hast, kann ich das übernehmen. In meinen anderen Sprachen habe ich das nötige Niveau noch nicht erreicht, arbeite aber daran." Die Tremere unterließ es tunlichst, der Hüterin etwas von der Klassifizierung des Sprachniveaus zu erzählen. Selbst Muttersprachler erreichten häufig nur das Niveau B je nach Bildung und lang nicht jeder Muttersprachler erreichte gar exzellente Kenntnisse in seiner Sprache. Eine große Mehrheit der etwas gebildeteren Schicht blieb bei C1 hängen. Anna strebte bei all ihren Sprachen C2 an und hatte Helena gegnüber nur die Sprachen erwähnt, in denen sie diesen Standard bereits erreicht hatte. Aber das klang echt nach zu viel Pahlerei, so lang nicht direkt nach den entsprechenden Referenzen gefragt wurde. Die Übersetzung in der Mappe konnte besser zeigen, was Anna vermochte als irgend ein Wisch Papier mit einem Stempel drauf.
 
Helena sah sich die Übersetzungen an. Sie war von Familie Buchet gedrillt worden, die Sprachen auch zu können und so bemerkte sie natürlich, daß Anna besser war.

"Wenn du meinst, daß du Zeit für die Übersetzungen hast, dann kann ich dich gerne vorschlagen und dafür sorgen, daß du den Job bekommst", sagte sie. "Ich arbeite seid ich als Regan Mcyale schreibe mit dem Finster-Verlag hier in der Stadt zusammen."

Anna würde sich denken können, was Zusammenarbeit bedeutete.

"Es wird aber einiges an Zeit in Anspruch nehmen, aber wenn du willst, kann ich das morgen oder übermorgen geregelt haben." Sie sah Anna auffordernd an. So wie sie mitbekommen hatte, bezahlte der Verlag nicht schlecht und unter Umständen konnte sie was mehr raus handeln.

"Ich denke, das nächste Werk werde ich nächsten Monat einreichen."

Würde sie dieses Mal sogar Finstertal nehmen können, würde sie noch an das Versprechen gehalten sein, die Stadt nicht zum Zentrum des Chaos zu machen ...
 
"Ich lese verhältnismäßig zügig und brauchte für die genannten Sprachen wahrscheinlich kein Wörterbuch zu Rate ziehen, so dass der langwierigste Part das Tippen selbst ist." Anna hatte bisher noch nie als Lektorin oder Übersetzerin in dieser Art gearbeitet und konnte sich so verhältnismäßig wenig darunter vorstellen, was die Zusammenarbeit in diesem Fall bedeutete. Sie war sich sicher gut in dem zu sein, was sie tat. Das Geld, was sie an dieser Stelle mit den Übersetzungen verdienen konnte, war ähnlich wie bei dem Pornokino lediglich ein gern genommenes Goodie. Sie hatte genügend Geld für ihre Bedürfnisse, obwohl gerade jetzt eine zusätzliche Finanzspritze mit dem Einrichten ihrer Wohnung alles andere als verkehrt war. Anna wusste nicht genau, mit welchem Geld sie dort rechnen konnte, nur das in der Regel Übersetzungen von Belletristik nicht all zu gut bezahlt wurden. Zur Zeit stand wohl zur Diskussion, dass auch die Übersetzer pro Auflage bezahlt werden sollten und nicht mehr nur einmalig ähnlich wie bei den Autoren. Der Grund, warum sie Helena die Übersetzung vor gelegt hatte, war nicht das Geld. Die Hüterin hatte in Finstertal und wahrscheinlich auch überregional weit bessere Kontakte als sie selbst. Wenn sie vor ihr bestand, würde es ihr unter Umständen Folgeaufträge einbringen, die nicht zwingend mit Belletristik zu tun hatten. Auf das Netz ihres Erzeugers hatte sie leider keinen Zugriff und war dadurch bisher ohne aktuellen Auftrag. "So lang du nicht alle zwei Wochen ein neues Buch einreichst, sollte ich das Pensum schaffen können.... in der dezenten Annahme, dass dein Verlag ein elektronisches Format vor zieht und keine handschrifltiche Version wie bei den meisten Übersetzungen, die ich bisher vor genommen habe und das nicht jede Nacht gleich die Stadt brennt. Meine offiziellen Papiere lauten derzeit auf den Namen Lisa Reeben.", gab Anna noch die Informationen Preis, die für eine Verhandlung mit dem Verlag notwendig waren. Fünf Seiten wurden ungefähr pro Arbeitstag von einem Übersetzer erwartet. Sie der Meinung, das schaffen zu können.

Ach ja, so war das Unleben... ein Geben und ein Nehmen. Wenigstens bestand das meiste von dem, was hier heute gehandelt wurde, aus schlichter Arbeitskraft.
 
"Ja, dann sollte das nicht so schwierig sein, ich schreibe in der Regel 280 bis 350 Seiten und so 2 bis 3 im Jahr, mehr schaffe ich nicht, also sollte es kein Problem sein", erwiderte Helena. "Und Lisa Reeben wird notiert. Es ist gewünscht, daß die Werke in elektronischer Form vorliegen, denn das ist einfach besser, es gibt nicht mal mehr Druckfahnen, die man lesen muss, so wie früher."

Wenn man gut war und jeder an seinen Büchern hielt, dabei schon jetzt als die geistige Wiedergeburt von Melanie Dark gehalten wurde, dann war es einfach so, daß einem die Bücher aus der Hand gerissen wurde und der Finstertaler Verlag würde sich bestimmt nicht sträuben, immerhin machten auch sie ihren Reibach und würden die Pseudotorrie nicht verlieren wollen.

"Kann ich sonst noch was für dich tun?"
 
"Das habe ich angenommen. Es ist nicht nur für die Verlage eine große Arbeitserleichterung.." Die Tremere wusste, wovon sie redete und konnte ein Lied von unzähligen, verworfenen hndgeschriebenen Seiten singen, von denen eine nicht geringe Anzahl schlicht auf die Mißliebigkeit ihres Erzeugers zurück ging.

"Hmmmh, wenn du mich so fragst... wie erreiche Frau de Groote am besten ohne sie gleich direkt auffällig zu stören?"
 
"Antonia ist nicht mehr in der Stadt und wann sie wiederkommt, kann ich dir nicht sagen, wir werden warten müssen, wer die neue Harpyie wird", erwiderte Helena. "Wenn es um was privates geht, habe ich eine Emailadresse."
Sie zuckte die Schultern.
"Es wird vermutlich nicht besser werden, vorallem wenn schon Toreador aus der Stadt weglaufen und nichts wirklich brauchbares nachkommt."

Wenn sie selber noch einiges vor hätte, hätte sie sich vermutlich auch eine lange Auszeit genommen, doch das konnte sie sich nicht leisten.
 
"Das ist bedauerlich. Ich hätte sie gern im Rahmen ihres amtes gesprochen." Eine Harpyie konnte immerhin nicht nur bösartige Gerüchte in den Umlauf bringen, sondern ebenfalls nützliche Kontakte vermitteln. Auch bei ihr hätte anna durchaus gern einen Rahmen gefunden, in dem sie sie von ihren Fähigkeiten überzeugte.

"Die Fluktuation der Bevölkerung in der Stadt ist sogar mir bereits zu Ohren gekommen, bevor ich in Finstertal eintraf, obwohl ich ein eher zurück gezogenes Leben führte. Ich muss erstaunlicher weise gestehen, dass es mir trotz gewisser Unannehmlichkeiten in dieser Stadt mir trotzdem recht gut hier gefällt und ich hoffe nicht so schnell in eine andere Stadt beordert zu werden." Wie nahezu immer wirkte Anna stets zu steif und kontrolliert für eine angenehme Konservation, wenn sie sich mit anderen Kainiten unterhielt.
 
Helena kam sich wirklich ein wenig vor als würde sie mit einer nicht gerade auf Emotionalität programmierten KI sprechen, aber es war nunmal nicht zu ändern, wenigstens würde sie nicht einfach weglaufen, wenn ihr irgend eine Aussage nicht gefiel.

"Ja, meistens war sie sehr gut und man mußte den Leuten schon stark auf die Füsse treten, damit sie eingriff", sagte sie dann. "Es gibt etliche, die denken, es wird jetzt besser und das einzige Problem war Oliver Buchet nur ich bin mir ziemlich sicher, es gibt hier noch weitaus schlimmere Dinge." Und sie war sich nicht sicher, wer dann genug Arsch in der Hose hatte, diese Sachen anzugehen.

"Haben sie Lust mit auf die Suche nach den Spuren von Zacharii in der Geschichte zu gehen?"
 
"Das klingt nach einem interessanten Ansatz.", kam es von der nüchternen Tremere. "Ich hoffe nur, dass er uns endgültig nicht mehr behelligt und den Anstand besitzt, vollständig tot zu sein und zu bleiben. Hast du einen speziellen Grund auf die Suche nach seinen Spuren zu gehen oder soll es als Grundlage für deine Bücher dienen? Meine ursprüngliche Ausbildung liegt im Bereich der Archäologie in Europa, wobei es bereits etwas länger her ist, dass ich mich intensiver damit beschäftigt hatte."

Hmmh.. wedelte Helena gerade mit einem Stück Käse vor der Nase einer Maus, mit einer Karotte vor dem Maul eines Esels oder mit nem Steak vor der Schnauze eines Hundes oder Wolfes. Anna war sich absolut nicht sicher, aber es klang verlockender als die Tremere zu geben wollte.
 
"Naja, erstens mag ich keine ungelösten Rätsel und ich will wirklich sicher gehen, wissen, wann und wie er sich verändert hat und einige Hinweise, wie er überhaupt an Ziege kam, denn so wie es aussieht, hat er ihn nicht erschaffen."
Helena zuckte die Schultern.
"Und vielleicht fällt ein neues Buch ab, aber das ist nicht das Wichtigste, ich will sicher gehen, daß auch alles vernichtet wird. Es gibt hier auch noch einen Malkavianer-Ahn, der begreift auch nicht, daß verbrannt vernichtet bedeutet. Und wer weiss, was sich noch alles findet."

Den Käse suchte wohl Helena selber, warum nicht dieses Mal vor der Haustür anstatt irgendwo.

"Es soll auch ein Kind von Zach geben, wäre doch blöd, wenn uns das dann in einigen Jahren vor der Tür steht."
 
"Es ist wirklich enervierend, wenn Personen, die ihren Körper verloren haben und einst welche der unseren waren, daurauf bestehen wollen weiter zu existieren. Zu mindest trifft das auf die beiden Finstertaler Exemplare zu, so weit ich das beurteilen kann. Ihnen liegt noch eindeutig zu viel an unserer Art. Ein Interessere, das andere 'Geister' weit weniger teilen, wie ich meinen möchte. Ein Kind von Zacharias? Wissen sie näheres und ist es Teil des Sabbats?"

Auf den Teil mit 'alles vernichtet' ging anna nicht näher ein. Helena wusste, welchem Clan Anna angehörte und welche Ziele sie verfolgen musste. Sollte ihr Zieglowsky unter welchen Umständen auch immer durch Zufall in die Hände fallen... sie würde ihn wohl kaum vernichten, sondern höchstens brav nach Wien verfrachten, selbst wenn es dem Interesse der Frau entgegen ging. Zieglowsky war ein Quell großer möglicher Macht, vor allem aber war er ein höchst potentes Suchtmittel und Anna hasste Abhängigkeit sehr. Jetzt gerade achtete sie sehr wohl darauf, neben bei eher wieder den Gedanken nach zu hängen, wie sie Ziege nach Wien kam und sie dank ihm Karriere machte, selbst wenn sie dafür einen bitteren Preis zahlen musste.

"Weisst du zufällig, wie die Öffnungszeiten der hiesigen Universitätbibliothek sind? Ich nehme an im Bereich Geschichte könnten sich auch Werke zur Geschichte Finstertals finden lassen.

Hast du eine Idee, wo er ursprünglich her kam und welche Namen er benutze?"

Auch ohne ein klares ja oder nein konnte die Hüterin wohl durchaus fest stellen, dass die Tremere den Gedanken einer Suche durchaus in sich bewegte. Ob es reine Höflichkeit und Small Talk war, war der Tremere allerdings weniger anzusehen oder zu -hören.
 
"Ist halt so und es gibt Clans, die da besonders anfällig sind", erwiderte Helena und musterte Anna.
Sicher kannte sie den Clan, aber konnte nicht mal jemand, seinen Verstand nicht bei der Zeugung abgeben, wäre doch mal was tolles.

"Nein, das ist es ja, damit haben sie nicht raus gerückt, denn natürlich habe ich gefragt, aber keine Antwort bekommen. Es könnte schon sein, daß derjenige im Sabbat ist und den brauchen wir hier auch nicht wirklich."

Sie würde ja wohl nicht zum Sabbat überlaufen oder mit dem Tändeln nur wegen ein bisschen mehr von Wien verarscht werden.

"Das mit der Bibliothek sollte zu machen sein, daß man da auch nachts rein kann." Früher hatten die Tremere auch Buchets Bibliothek benutzen würden, aber aber wie das jetzt aussah wußte sie nicht und Herrgotts, Romero wollte sie auch noch wieder haben.
 
"In Hamburg hat die Universitätsbibliothek bis 24 Uhr auf. Ich werde mich erkundigen, wie die örtlichen Verhältnisse sind." Selbstverständlich war sich Anna bewusst, dass das Kind Zacharias ein Tzimisce wäre wie der Koldune selbst. Sie hatte selbst einige Stätten seiner Fleischkunstform begutachten dürfen. Dennoch lies der Clan nicht immer einen eindeutigen Schluss auf die Zugehörigkeit eines Individuums zu. Antitribu, die sich gegen die Hauptströumg ihres Clans entschieden hatten, gab es auf beiden Seiten und dann gab es noch die, die ihren Weg abseits der großen Sekten suchten und dennoch nicht zu den unabhängigen Clans gehörten. Anna wusste nicht, welcher Generation der Koldune angehört hatte, nahm aber an, dass diese so niedrig war, dass das Kind nicht dünnblütig geboren worden war und keine clansspezifischen Merkmale auf wies. Anna indes hatte nicht den Verdacht, dass die Hüterin bei ihrer Musterung ausgerechnet an ihrer Intelligenz wegen ihrer Frage zweifelte. "Ist bekannt, ob es sich ursprünglich um einen Mann oder eine Frau gehandelt hat und gibt es einen Namen zu dem möglichen Kind?"
 
"Ich denke, das sollte hier auch der Fall sein", meinte Helena. "Schreibst du mir noch eine Adresse für den Vertrag auf, du willst bestimmt nicht, daß die Post ans Gildehaus kommt."
Daß Anna wie die meisten Menschen Inrelligenz mit Verstand gleichsetzte, konnte die Hüterin nicht wissen, allerdings gab es genug überintelligente Personen, deren Verstand mehr als unterentwickelt war und denen alle Intelligenz kaum da bei halt, ihren Fernseher einzuschalten.

"Ich denke es war ein Mann, aber ganz sicher bin ich mir nicht und ich denke auch, er sollte uns Macht mässig überlegen sein, so daß kein Einzelner gegen ihn vorgehen sollte. Aber erst müssen wir mal einen Namen haben, dann können wir weiterforschen."
 
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