Könnte verdammt eng werden mit der nächsten Maskerade-Runde, wenn nur noch Vampire Vampire spielen dürfen.
Obwohl - zumindest einen Spieler kenne ich, bei dem ...
Nee Spaß beiseite!
Überspitzt
Klar spielen wir (wir im Sinne von ich und die Mitspieler, der Runden, in denen ich spiele - nicht im Sinne einer Regel, die Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt) in unseren Runden Rollen, die wir im echten Leben so nicht spielen.
Einseitig, Voreingenommen, überzogen, klischeebehaftet und mit jeder Menge Vorurteile beladen.
Für mich persönlich gehört eine solche plakative (Danke
@Skar für den Begriff) Darstellung durchaus mit zum Rollenspiel dazu.
Ist sogar, ähnlich wie in Filmen, Büchern, etc., eher ein bewusst eingesetztes Stilmittel, als ein Fehler - merkwürdig, beschämend, oder was-auch-immer.
Das andere Geschlecht und weitere 'Monster'
Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Spielen von Vampiren, Ratten, KIs und was-auch-immer im Vergleich zu Charakteren des anderen Geschlechts, besteht in meinen Augen vor allem darin, dass man in der Regel anders als bei Samurais, Zwergen, etc., denen man im wesentlichen nur in Romanen, Filmen, etc. begegnet, tagtäglich Umgang mit Vertretern des jeweils anderen Geschlechts hat.
Direkte Vergleichsmöglichkeit mit Situationen des Alltags, eigene Erfahrungen, etc., scheinen mir im zweiten Fall beinahe zwangsläufig sehr viel konkretere Vorstellungen und vorgefasste Meinungen zu begünstigen, mit denen die spielerische Darstellung von Charakteren abgeglichen und betrachtet werden kann.
Oder anders formuliert den "große Konsens" beim Spielen von Samurais, den
@Niedertracht in seinem Beispiel nennt, sehe ich vor allem in der Unbestimmtheit des Rollenverständnisses eines Samurai, die Otto-Normal-Spieler mit einem solchen Charakter verbindet.
Sprich: Selbst durch geschichtliche Quellen belegbare Unstimmigkeiten, die dem Japanologen mit fünfjährigem Master-Studiengang in der Fachrichtung "Samurai" sofort ins Auge springen, können in einer Rollenspiel-Runde ohne solchen Experten sehr leicht umfassende Akzeptanz aller Beteiligten herbeiführen.
Komplett umgekehrt sieht es bei der Geschlechtsumwandlungs-Geschichte aus.
Selbst ganz und gar ohne in irgendeine Form belegbarer Daten, besteht hier beständig die Gefahr, mit fest vorgefassten Vorstellungen, Vorurteilen, etc. zumindest eines Beteiligten in Konflikt zu geraten.
Verbieten verboten!
Ein Verbot Charaktere des anderen Geschlechts zu spielen, gab es in meinem Fall bisher in keiner Runde, in der ich mitgespielt habe.
Im Gegenteil es wurde sogar recht häufig in beide Richtungen (Spielerin spielt männlichen Charakter / Spieler spielt weiblichen Charakter) Gebrauch davon gemacht.
In Settings, in denen die Spielwelt gesellschaftliche Verhältnisse vorgibt, unter denen eines der beiden Geschlecht unterdrückt wird, wäre ein solches Verbot meiner Ansicht nach auch recht unfair gewesen.
Mit dem Novadi-Krieger einer Spielerin in unserer Khom-Wüsten Kampagne (DSA) wäre es mit einem solchen Verbot nichts geworden und auch die Amazone eines unserer Spieler in anderer Kampagne (ebenfalls DSA), hätte sich wohl kaum als männliches Exemplar spielen lassen.
Erfahrungen
So sehr sich meine Vorrede im wesentlichen auf die in Vorposts genannten Punkte einzuschießen scheint, an dieser Stelle zumindest ein aber, wenn es um die Frage nach eigenen Erfahrungen geht.
Meiner Erfahrung nach lassen sich in Sachen Herangehensweise und rollenspielerischer Umsetzung bei Spielern hin und wieder schon Unterschiede zwischen Charakteren des gleichen und solchen des anderen Geschlechts feststellen.
Zumindest zwei konkrete Beispiele fallen mir hierzu ein.
Darüber, ob sie in die Kategorie merkwürdig und skurril fallen, oder bloß in die Kategorie anders, wage ich kein Urteil.
Beispiel 1
Beispiel Nummer eins stammt aus der Spielwelt Das Swarze Auge.
Das selbst gezeichnete Ganzkörper-Portrait der Elfe eines Spielers war in der Art und Weise zweilagig gefertigt, dass die Bekleidung nach Lösen dafür vorgesehener Laschen abgenommen werden konnte.
Anders als bei Boticelli's "Geburt der Venus" konnten nach dieser Operation dank abweichender Körperhaltung und kreativ gestalteter Intimrasur neben den sekundären auch die primären Geschlechtsmerkmale einer genauen Inspektion unterzogen werden.
Keines der Portraits männlicher Charaktere, darunter auch Elfen, des selben Spielers war mit dem selben Aufwand gefertigt und der selben Funktionalität ausgestattet.
Zumindest mein persönlicher Eindruck war der, dass hier vor allem die "Besonderheit" des Merkmals Geschlecht und weniger die der Spezies Elf Ausschlag für den an den Tag gelegten Arbeitseifer gab.
Beispiel 2
Das zweite Beispiel stammt aus dem Shadowrun Universum.
Hier gab es unter den Runnern unserer recht kleinen drei-Mann Runde ein gleichgeschlechtliches Paar "geschlechtsumgewandelter" Charaktere.
Spieler Nummer eins spielte die Straßenschamanin vom Typ schüchternes Schulmädchen. Spieler Nummer zwei das SimSinn Sternchen aus der Porno-Sparte, das ihre Partnerin im ausgespielten Teil nicht nur in das komplette Arsenal vorhandener Spielzeuge einführte, sondern selbige auch in jedwede Körperöffnung.
Das ganze in einer epischen Breite und Länge, dass ich - seinerzeit beruflich im 3-schicht Betrieb und daher immer ein wenig übermüdet - als SL untätig regelmäßig bei diesen Episoden eingeschlafen bin.
Auch hier fielen meiner Beobachtung nach Szenen nicht-geschlechtsumgewandelter Charaktere der beiden Spieler deutlich kürzer - um nicht zu sagen komplett - aus.
Fazit
Unterschiede bei der Darstellung von Charakteren gleichen bzw. anderen Geschlechts sind meiner Beobachtung nach im Einzelfall zwar durchaus feststellbar.
An einer Spielrunde mit generellem Verbot würde ich dennoch auch ohne die Absicht selbst einen solchen Charakter zu spielen, meiner Freiheitsliebe wegen nicht teilnehmen wollen.